Bekommt weniger mit als freunde

Eine Erklärung dafür kenne ich nicht, bin aber mit diesem Phänomen jetzt 65 Jahre lang gut durchs Leben gekommen.
So richtig bewusst wurde es mir aber erst bei folgender Geschichte:

Da ich in der Mittagspause nach Hause fahren konnte, bin ich die Strecke zum Büro täglich 4x gefahren. Die Straße führte überwiegend zwischen Feldern rechts und links hindurch. Dass irgendwann auf einer Seite ein Haus gebaut wurde, habe ich am Tage des Richtfestes entdeckt... Wie gesagt, freie Felder rechts und links. Ich konnte mir das nicht erklären, aber danach ist es mir mehr und mehr aufgefallen, dass ich sehr vieles gar nicht "sehe". Selbst wenn ich hinschaue.


Mein Mann hat mal ein Schmuckkästchen mit einer Kette in den Geschirrschrank gestellt und nach fast einem halben Jahr genervt gefragt, ob ich eigentlich blind bin.
Oder ich sehe ein großes Paket nicht, das mein Mann angenommen und in die Küche gestellt hat.

Kürzlich hatte ich gesagt, dass ich viel Milka kaufen muss und jeweils die Kassenbons dazu brauche (für ein Gewinnspiel, hab dann auch gewonnen... ). Als ich am nächsten Morgen aufstand, habe ich zwar einen Brief auf der Arbeitsplatte neben dem Herd gesehen. Dass aber das gesamte Cerankochfeld voller Milkas und Kassenbons war, in max. 20cm Entfernung vom Brief, habe ich nicht gesehen!

Meist lachen wir über solche Geschichten, aber manchmal macht es mich auch fassungslos, wie sowas passieren kann.

Am Seltsamsten finde ich aber, dass ich trotz dieses "selektiven Sehens" seit 47 Jahren unfallfrei Auto fahre. Wie geht das denn?

Ich weiß nicht, ob es dieselbe Ursache hat, aber ich krieg auch immer nur einen Teil dessen mit, was mir erzählt wird. Selbst wenn ich z.B. meinen Mann etwas frage, was mir wichtig ist oder mich sehr interessiert, weiß ich einen Moment später nicht, was er geantwortet hat. Frag ich dann nochmal, bleibt es meistens hängen. Das ist ziemlich nervig für ihn, ich kann es aber nicht ändern.

Bin mal gespannt, ob andere dasselbe berichten können...