1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von choizz am 26.03.2022, 9:28 Uhr

Immer wieder neue Verdachtsdiagnosen

Hallo und Hi zusammen,
Ich würde gerne Ideen oder eure Anregungen, Erfahrungen und Meinungen hören.
Es geht um meinen Sohn, 7 Jahre alt.
Einschulung im August 2020 in die 1 Klasse einer "normalen" Grundschule, Rückstufung aus Klasse 2 in Klasse 1 im Januar 2022.

Nach einem ersten Schuljahr unter Corona Bedingungen mit wenig Präsenz Unterricht, ohne bisherige Auffälligkeiten oder Gespräche bestehender oder aufgefallener Probleme seitens der Schule fand im April 2021 auf meine Bitte ein Gespräch mit der Klassenlehrerin statt.
In diesem Gespräch offenbarte mir die Lehrerin etliche Defizite die ihr an einem Sohn aufgefallen sind, wie zb starke Konzentrationsprobleme, Wahrnehmungsprobleme (Lehrerin sprach von einer Vermuteten Wahrnehmungsstörung, deutliche Anzeichen von ADHS, und große Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Sozialverhalten sehr gut und unauffällig.
Wir haben daraufhin mit den Erziehern der OGS gesprochen, die ein anderes Bild von meinem Sohn wiedergegeben haben. Trotzdem sind wir mit der Thematik zu unserem Kinderarzt gegangen. Wir kamen zu dem Entschluss dass unser Sohn eine Ergotherapie macht um von einer Therapeutin eine Einschätzung zu bekommen. Gesagt getan, nach 10 Stunden Ergo kam sie zu dem Entschluss dass aus ihrer Sicht kein ADHS vorliegt, sie sieht eher ein relativ geringes Selbstbewusstsein, sagte aber dass sie keine Diagnose stellen kann, das könne nur ein Kinderpsychologe.
Die Lehrerin sagte im Gespräch im Herbst 2021 das die schulischen Leistungen eher auffällig sind und wir besprachen eine mögliche Rückstufung nach den Winterferien, dazu gab es einen Termin im Dezember. Bis dahin übten wir mit unserem Sohn lesen und schreiben sind sahen eigentlich auch gute Fortschritte. Jedoch äußerte unser Sohn immer wieder dass er keine Lust mehr auf die Schule hat, er das Gefühl habe dumm zu sein. Daraufhin haben wir die Rückstufung im Dezember mit der Lehrerin und der Schulleitung beschlossen. In diesem Gespräch sagte die Lehrerin dann, dass unser Sohn in Mathe dem Klassendurchschnitt entspricht, jedoch vor allem beim Lesen und Schreiben noch größere Probleme hat.
In der neuen Klasse ab Januar hatte unser Sohn Startschwierigkeiten. Ich musste zeitgleich für 8 Tage ins Krankenhaus, was ihn emotional schon sehr mitgenommen hatte.
Er ist mittlerweile gut integriert, es wird immer besser. Jedoch sagte die neue Lehrerin dass sie findet das unser Sohn in der Schule immer sehr traurig wirkt.
Wir hatten im Februar ein weiteres Gespräch mit dem Kinderarzt und haben mit ihm besprochen dass wir als erstes eine Lese-Rechtschreib Schwäche testen lassen und ggf wenn da nichts bei rauskommt 5 Stunden bei einem Psychologen machen um eine weitere Meinung zu bekommen.
Dies hat mein Mann telefonisch mit der neuen Lehrerin besprochen, die sagte dass sie diesen LRS Test unbedingt empfehlen würde. Wir wollten ein Eltern Gespräch aber noch vor der Testung(findet diese Woche statt). Sie schrieb daraufhin eine Email, dass sie eigentlich wenig neues sagen könnte und es aus ihrer Sicht ausreichend wäre, wenn wir das Gespräch im Mai machen würden (da is Elternsprechtag), wir könnten aber mal telefonieren.
Gestern hatte ich ein Telefonat mit der Lehrerin um mal nachzufragen wie sie die ersten Monate und die Entwicklung sieht und auch nochmal ihre Meinung, etwas ausführlicher zum Thema Lesen und Schreiben zu hören.
In dem Telefonat sagte sie, dass sie keine wirkliche Notwendigkeit für diesen Test sieht, ADHS ist auch nichts was sie sehen würde... Sie findet ihr sehr dünn und blass, wir sollten eine Untersuchung hinsichtlich von unverträglichkeiten veranlassen (Schwester ist auch eher dünn und zierlich, aber kerngesund wie unser Sohn auch, hat nie Bauchweh oder Durchfall), Konzentration ist schwankend aber nicht auffällig gegenüber seinen Schulkameraden, ABER unser Sohn massiv in den Pausen auffällt, dass er andere Kinder bedroht. Sie würde dringend raten dahingehend mit einem Psychologen zu sprechen. Bis gestern haben wir noch nie von irgendeinem Problem gehört dass in diese Richtung geht.
Konkret vorgefallen sei folgendes.
Situation 1... Ein Junge, aus der Parallelklasse äußerte bei der Schulleitung dass er Angst hat in die Schule zu gehen weil unser Sohn in ihm er ärgert. Daraufhin fand ein Gespräch mit der Leitung und den beiden Kindern statt (ohne Info an uns). Mein Sohn schwört dass sie sich bisher einmal gestritten hätten, aber mehr nicht. Bisher nannte er diesen Jungen auch immer als einen seiner Freunde in der Schule. Gestern erzählte mein Sohn dann dass ihm dieser Junge beleidigt hatte mit Aussagen wie : du bist richtig scheiße und der schlechteste Fußball (spielen zusammen im Fußballverein).

Situation 2-
Ein Mädchen sagte der Klassenlehrerin dass unser Sohn sie auf einem Ausflug an die Scheide und den Po gefasst hatte. Auch dies wurde von der Lehrerin mit beiden Kindern besprochen. Version meines Sohnes : das Mädchen habe erst ihn auf den Po und unten rein geschlagen, daraufhin hat er das auch bei ihr gemacht.

Situation 3
Drei Mädchen aus der Parallelklasse sagten ihrer Klassenlehrerin dass sie sich von einer Jungen Gang bedroht fühlen würden. Sie würden immer geschlagen und gejagt. Auch hier Gespräch mit der Klassenlehrerin der Mädchen und Jungs.
OGS Mitarbeiterin mit der ich gestern Mittag zufällig ins Gespräch gekommen bin, war fassungslos und schildert die Situation ganz anders. Die Mädels wurden die jungen ärgern und hauen und sich dann beschweren wenn diese sie dann "zurück hauen oder jagen". Zitat: die drei Mädels provozieren die total und heulen dann rum wenn die sich wehren...
Mein Sohn erzählte die Situation genau so, ohne dass er das Gespräch mitbekommen hatte oder ich ihn fragte ob es so gewesen sei.. Zudem sagte er, dass die Lehrerin IM Gespräch sagte, dass sie schon oft gesehen hat wie die Mädchen die Jungs extra ärgern und provozieren.

Über alle drei Situationen die alle in dieser Woche stattfanden bekamen wir nie eine Info, erst gestern im Telefonat. Aus meiner Sicht müsste sowas doch direkt kommuniziert werden wenn es wirklich eine solch große Tragweite hätte... Oder seh ich das falsch?
Mir ist bewusst dass mein Sohn kein Lämmlein ist, aber ich sehe dir geschilderten Situationen als normal an

Ich bin wirklich ratlos gerade... Kommende Woche ist die Testung, die will ich machen. Psychologe möchte ich unabhängig von der Aussage der Lehrerin aufsuchen, um ehrlich zu sein erhoffe ich mir natürlich dadurch die Aussage dass eigentlich alles okay ist. Wenn nicht, ist das auch total okay. Ich würde nur gerne endlich wissen ob was falsch läuft oder eben nicht... Ständig neue Probleme und neue Themen die aufkommen.. Zum Wahnsinnig werden.

Wie schätzt ihr das alles ein..
Was soll ich machen?

Ich würde mich freuen wenn jemand dazu offen und ehrlich seine Meinung schreibt.

Sorry dass der Text so lang wurde…

 
3 Antworten:

Re: Immer wieder neue Verdachtsdiagnosen

Antwort von Bela66 am 26.03.2022, 11:19 Uhr

Hallo,

bin Lehrerin und hatte beim Lesen einige Gedanken dazu, die ich einfach mal aufschreibe.

Ich würde jetzt eines nach dem anderen machen. Lass Dich innerlich nicht von den Problemen überrollen, sondern sortiere Dich ein wenig. Macht zuerst den geplanten Termin mit der Testung. Dann ein Gespräch mit einem Kinder- und Jugendpsychologen. Hier ruhig jetzt schon einen Termin ausmachen, die Wartezeiten sind oft lang.

Was die Frauen von der OGS sagen, ist leider nicht sehr aussagekräftig, denn hier arbeiten erfahrungsgemäß oft völlig Ungelernte. Es gibt einen so großen Mangel an Erzieherinnen, dass meist nur die Leiterin der OGS gelernte Erzieherinnen sind. Die meisten Mitarbeiterinnen haben andere Berufe oder gar keine Ausbildung. Dafür kann die OGS nichts, der Markt ist einfach komplett leergefegt mit qualifizierten Leuten.

Auch eine Ergotherapeutin kann natürlich weder eine ADHS- noch überhaupt eine Diagnose stellen, dafür ist sie nicht ausgebildet. Sie kann eine persönliche Einschätzung abgeben, aber das ist auch schon alles. Ich hatte auch schonmal einen Jungen mit (diagnostiziertem) ADHS in der Klasse, der nicht dem typischen Bild von ADHS entsprach, das Laien oft haben. Ich würde da noch nichts vorwegnehmen, sondern ADHS und LRS testen (beides tritt sehr oft zusammen auf).

Weißt Du, bei den Begebenheiten, die Du am Schluss erzählst (wo es um Aggressivität Deines Sohnes geht), muss man drei Dinge sagen: Zum einen ist es so, dass KEIN Kind zugibt, dass es andere Kinder bedroht hat. Schon Erwachsene können Fehlverhalten oft nicht oder schwer zugeben, ein Kind in diesem Alter kann dies noch überhaupt nicht, es will die unangenehmen Folgen unbewusst vermeiden und erzählt daher eine andere Version. Das ist nicht schuldhaft, es liegt am Alter und ist normal.

Zum zweiten sind es nicht die Einzelereignisse, die bedenklich sind, sondern die Häufung und ihre Gesamtheit. Wenn es mehrere solcher Schilderungen gibt, dann gibt es auch ein Problem. Wenn ein Kind immer wieder in Konflikt mit anderen Kindern gerät und hier gelegentlich (sicher nicht immer) auch mal von sich aus aggressiv ist oder jüngere Kinder gar bedroht, ist das ein Warnsignal. Ich habe beobachtet, dass dies vor allem Kinder mit nicht so gutem Selbstwertgefühl tun, aber auch Kinder, wo es zu Hause Probleme zwischen den Eltern gibt, egal welcher Art.

Das Dritte ist, dass wir Mütter unser Kind instinktiv natürlich in Schutz nehmen und anderen nicht glauben, wenn sie es anders schildern, als wir selbst es erleben. Wir hören sehr, sehr ungern Negatives über unser Kind und neigen dann dazu, das als Unwahrheit hinzustellen, oder sein Verhalten kleinzureden, es für „doch ganz normal“ zu erklären. Auch dir passiert das ja, und das ist völlig menschlich.

Das Problem ist, dass man seinem Kind damit nicht hilft. Man nimmt ihm und sich selbst damit die Chance, sein Verhalten als das zu erkennen, was es ist: nämlich ein Hilferuf. Nur wenn man bereit ist zu akzeptieren, dass an den Schilderungen der Lehrerin etwas dran ist, kann man auch konstruktiv handeln. Eben z. B. mit einem Gang zum Psychologen, aber auch mit einer Erziehungsberatung. Parallel ist es wichtig, ehrlich zu schauen, ob in der eigenen Partnerschaft alles gut ist. Manchmal ist es ein sehr dominanter Mann und Vater, der bei Jungs zu auffälligem Verhalten führt. Muss natürlich nicht so sein, ist nur ein Anstoß.

Mein Rat: Ziehe Deinen Plan durch, lasst Euch also beraten und helfen. Versuche, auch den Gedanken zu akzeptieren, dass am Verhalten Deines Sohnes etwas nicht in Ordnung ist, auch wenn nicht jede von der Lehrerin geschilderte Situation objektiv so gewesen sein muss. Es ist die Häufung, die auffällt und die eine Bedeutung hat, sieh hier nicht weg.

Konkret als Erste Hilfe empfehle ich ein allabendliches Bettkantengespräch: Besprich mit Deinem Sohn jeden Abend beim Insbettbringen, wie der Tag so war. Lasst alles Revue passieren: Zuerst war er in der Schule, später war dies, dann das, Ihr wart einkaufen, er hat gespielt usw. Dann fragst Du ihn beiläufig, was ihm heute am besten gefallen hat. Danach fragst Du, was heute besonders blöd war.

Egal, was er dann sagt, tröste es nicht reflexhaft weg, gib ihm keinen Rat, finde keine Lösung - höre nur zu. Das ist sehr wichtig. Kluge Psychologen haben beobachtet, dass Kinder oft selbst Strategien und Lösungen finden, wenn sie solche Dinge einfach nur erzählen dürfen. Das entlastet sie sehr, und der Aggressionspegel auch in der Schule sinkt dann merklich. Es hat mir auch bei meinen eigenen Kindern wahnsinnig geholfen.

Man muss aber am Ball bleiben. Die ersten Tage kommt oft wenig vom Kind bei diesen Gesprächen, es dauert eine Weile, bevor das Kind erzählt. Und dann kommt man oft aus dem Staunen nicht mehr heraus. Weil es nämlich Dinge beschäftigt oder belastet haben, von denen man das nie gedacht hätte bzw. die man selbst gar nicht auf dem Schirm hatte. Das ist sehr heilsam für Kinder.

LG

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Re: Immer wieder neue Verdachtsdiagnosen

Antwort von Streuselchen am 27.03.2022, 18:21 Uhr

Hallo,
ich habe beim Lesen nur gedacht "der arme Junge".

Was der Kleine schon alles an Untersuchungen und Therapien und Testungen hinter sich hat.*Kopfschüttel*
Ehrlich, da würde doch der Froemmste rebellisch!

Gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass dein Sohn an einer anderen Schule neu anfangen kann?
Das würde ich machen.

Es gab / gibt ja so viele verschiedene "Diagnosen", Anschuldigungen gegen deinen Sohn.
Irgendwie ist dein Sohn immer und überall an allem schuld. Mein Eindruck.
Und ihm wird jede mögliche "Diagnose" hingedrückt. Auch mein Eindruck.

Ich habe meinen Kindern immer geglaubt.
Sie wissen beide, dass es nicht nötig ist, zu lügen.
Du kennst deinen Sohn ja auch und kannst ihn einschätzen.

Richtig raten kann ich dir auch nichts.
Aber - mein Eindruck - an dieser Schule und diesen Lehrer*innen bekommt dein Sohn kein Bein (mehr) auf den Boden.

Alles Liebe

Streuselchen

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Re: Immer wieder neue Verdachtsdiagnosen

Antwort von miaandme am 27.03.2022, 21:15 Uhr

Außer 10 Std. Ergotherapie hat er doch noch keine Testungen und Therapien bekommen.

Es scheint Auffälligkeiten zu geben. Und weil die Mutter verunsichert ist, bat sie verschiedene Personen um Rat und Einschätzung. Wer viel fragt, bekommt viel Antwort.
Und das sind alles Leihenmeinungen, die dann unterschiedliche "Diagnosen" stellen. Sicher nicht aus bösem Willen, sondern eine Einschätzung nach Gefühl und weil sie eben danach gefragt wurden.
Ich habe nicht das Gefühl, dass man ihm absichtlich einen Stempel aufdrückt.
Aber irgendwas scheint in Argen zu sein und dem sollte man auch nachgehen. Und zwar professionell und nicht x Leute befragen, was sie denn so denken. Die Unsicherheit wird auch das Kind verunsichern und die Folgeprobleme mit sich bringen.

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