Entwicklung im 1. Lebensjahr

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Geschrieben von funkahobbes am 04.06.2016, 15:07 Uhr

Geburtstrauma brauche Hilfe

Hallo Marko!

Die ganze Geschichte liest sich wirklich hart, dennoch möchte als Aussenstehende 2 Dinge rauspicken, die ihr klären solltet.
Ich habe selber in einem größeren Krankenhaus gearbeitet (nicht GYN/ Geburtshilfe) und sehe manche Dinge durch meine eigenen Erfahrung vielleicht etwas anders....

Erstmal finde ich es gut, dass deine Frau schon in psychologischer Betreuung ist.

Wie schon meine Vorrednerinnen angemerkt haben, ist das einzig wirklich anfechtbare bzw. der einzig wirkliche Fehler der Zug an der Nabelschnur.
Alles andere waren nur Reaktionen darauf, die in der Regel komplikationslos in 20min erledigt sind aber eben alle auch Nebenwirkungen haben können. In eurem Fall war keine Zeit für Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen, wie es z.b. vor geplanten Eingriffen gemacht wird. Und da dann noch eben Komplikationen aufgetreten sind ist das umso schlimmer, weil ihr nicht über deren Möglichkeit informiert wart. Das ist der Notfallsituation zuzuschreiben.
Hier wäre es wünschenswert gewesen, im Nachhinein über die Vorkommnisse aufgeklärt zu werden. Ich weiß nicht, was mit euch danach besprochen wurde. Wie lange mit euch gesprochen wurde. Wer oder wieviele mit euch gesprochen haben (jeder erzählte ja bisschen anders - das macht es meist noch verwirrender)
Hier möchte ich aus meiner Erfahrung als Stationsärztin anmerken, dass sich Patienten und Angehörige nur 10% von dem merken, was gesprochen wurde. Das ist in Studien bewiesen. Aus diesem Grund dokumentiere ich als Ärztin jedes Gespräch. Und führe jedes Gespräch mehrmals. Es macht mich oft fassungslos, wie oft ich mich vor denselben Angehörigen und Patienten wiederholen muss. Dann muss ich mir die Studie mit den 10% wieder vor Augen rufen und schiebe die Fassungslosigkeit beiseite, und ich erkläre nochmal alles zum zweiten, dritten und vierten Mal.
Hier wäre mein Rat an dich vielleicht in dem Krankenhaus bei den betreuenden Ärzten nachzufragen, ob du mit ihnen den Verlauf nochmal durchsprechen darfst, weil ihr damit aktuell immer noch nicht klar kommt. Garnicht mit dem Hintergedanken zu klagen oder ähnliches, einfach zum Verständnis. Wenn du Glück hast, nimmt sich einer von damals die Zeit und erklärt dir/ euch (falls deine Frau dafür psychisch stabil genug ist) nochmal, wieso was gemacht worden ist. Sollte es dafür die Möglichkeit geben von mir der Tipp, Fragen und Ungereimtheiten DAVOR aufzuschreiben und ggf. denen schon zu geben, dass sie gezielt das in der Krankenakte nachlesen können und euch besser beantworten können. Leider haben viele Ärzte, Chefs und Krankenhäuser Angst vor Klagen und reagieren auf solche Anfragen sehr zugeknöpft. Hier wäre noch die Alternative den Hausarzt oder Arzt des Vertrauens zu bitten, den Arztbrief anzufordern und mit den behandelnden von damals zu sprechen und dann euch nochmal alles zu erklären.
Es wird nichts daran ändern, wie ihr es damals erlebt habt, aber vielleicht könnt ihr und besonders deine Frau im Nachhinein mit einigen Details Frieden schließen.

Dann möchte ich nochmal aufs Stillen eingehen.
Stillen ist das beste für Kind und Mutter. Es ist gut für die Bindung. Es ist gesund. Aber es gibt Situationen, da geht es nicht. Ihr wart in einer Situation, in der es nur mit massivem Aufwand gelungen wäre, eine Stillbeziehung aufzubauen. Ja im Nachhinein hätte man vielleicht euer Kind deiner Frau regelmäßig auf die Brust legen können und Bonding ermöglichen - vorausgesetzt, sie war nicht auf einer Intensivstation. Da haben Neugeborene auch als "Besuch" nix verloren wegen Infektionsgefahr etc.
Falls sie nicht auf Intensiv war, wäre das nur mit massivem Aufwand möglich gewesen und war personell nicht möglich oder es hat keiner dran gedacht.
Im Krankenhaus erlebt man so oft, dass das Stillen aus irgendeinem Grund nicht klappt, dass es dort nicht so tragisch genommen wird, wenn das Kind die Flasche bekommt.
Deine Frau wird mir ins Gesicht springen, wenn ich ihr das so sage, aber es gibt schlimmeres als ein Flaschenkind.
Ja, Stillen ist das Beste. Aber in der ganzen Still-Propaganda wird die Flasche so verteufelt, dass eben so große Enttäuschungen, wie sie deine Frau durchlebt, erst möglich gemacht werden.
1. Ich nehme an, dass die Milch deiner Frau nicht verwendet werden konnte, weil sie Medikamente bekam. Anlegen wäre nicht möglich gewesen, weil sonst euer Kind die Medikamente über die Milch abbekommen hätte.
2. Somit hätte sie abpumpen müssen um den Milcheinschuss herbeizuführen. Ich hab das machen müssen weil mein Kind auf der Kinderintensiv lag. Es war anstrengend. Man fühlt sich wie eine Milchkuh und die ersten Tage passiert nix. Es frustriert einen ungemein, wenn man um jeden Tropfen Milch kämpfen muss. Diese zusätzliche Belastung wäre bei deiner Frau sicher undenkbar gewesen. Vom Hals ab gelähmt sein und dann alle zwei Stunden eine Milchpumpe angeschnallt bekommen? Wäre sie echt so hardcore gewesen? So wie sie an der ganzen Situation zu kämpfen hat, hätte sie das umsomehr traumatisiert!
3. Auch wenn man mit der Flasche füttert, kann man zu seinem Kind eine Verbindung dabei aufbauen. Du hast dein Kind doch gefüttert und kannst das sicher bestätigen. Alle Väter die ich kenne, die ihr Kind mit der Flasche füttern durften/ mussten, saßen selig mit ihren Neugeborenen im Arm da und haben es gefüttert und Bäuerchen machen lassen etc. Wenn deine Frau natürlich so gepolt war, dass Flasche böse war und das auch jedesmal beim Füttern wieder hochkommen hat lassen verstehe ich, dass es für sie ein "Fütterungsakt" ist, der ihr jedes Mal nur vor Augen führt, dass sie beim Stillen versagt hat.
Das ist denke ich der große Knackpunkt. Sie muss diese Vorwürfe gegen sich und das Personal ablegen. Nur weil sie nicht Stillen konnte, ist nicht alles den Bach runter gegangen. Da verrennt sich sich echt total.


Ihr werdet eure Erlebnisse nicht wegwischen können, aber ich hoffe, dass ihr zumindest einige Dinge aufarbeiten könnt.
Es wird sicher schwierig für dich sein, den richtigen Moment mit deiner Frau abzupassen um das nochmal durchzugehen. Aber versuch es in kleine Portionen zu besprechen, vielleicht willst du davor für dich schon einige Infos einholen, damit du vorbereitet bist. Hast du schonmal dran gedacht, dass vielleicht immer so viele Leute um euch rum sind, damit ihr nicht in die Situation kommen könnt, euch zu zweit damit zu konfrontieren? Manchmal macht man sowas unbewusst.
Warte nicht immer ab, sondern fordere mal klar ein Zeitfenster zum Reden ein. Oder schreib ihr einen Brief.

Alles Gute!

 
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