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von Marko2409  am 30.05.2016, 23:45 Uhr

Geburtstrauma brauche Hilfe

Hallo mein Name ist Marko B.
ich habe ein echt goßes Problem ;-(
Meine Partnerin hat bei der Geburt unserer Tochter vo 9 Monaten eine echt schlimme Traumatisierung erlebt....
Ich als Mann kann da Wahrscheinlich gefühlstechnisch nicht alles verstehen,
das mir jetzt auch die Beziehung regelrecht ruinert...
Ich hatte immer versucht ihr alles schön zu reden und jegliche versuche das Krankenhaus anzufechten oder über das Internet Informationen sich zu holen ausgeredet, weil ich gedacht habe das Sie immer weiter in diesen Strudel der Gefühle entgleist....
Genau dies wird mir jetzt zur Last das ich da nicht diese Unterstützung gegeben habe....aber Ihr das jetzt zu erklären das ich einfach nur Angst hatte das Sie sich da in etwas verrennt wo es keinen Sinn macht kann ich vergessen...
Wir haben auch einen Brief geschrieben wo Unser Erlebnis der Geburt mit allen fasseten niedergeschrieben ist....

Hier unsere Geschichte:

Wenn man sich als werdende Mutter zur Geburt in ein Krankenhaus begibt, sollte man ja im Allgemeinen glauben, dass man dort bei geschultem Fachpersonal in guten Händen sei. Was mir jedoch in einer Klinik zugestoßen ist, hat die Geburt meiner Tochter für mich zu einem traumatischen Erlebnis werden lassen, das ich bis heute seelisch nicht verarbeiten konnte. Ob Ignoranz oder Fahrlässigkeit der Grund dafür war, dass ich mich letztendlich nach der Geburt halsabwärts gelähmt wiederfand, kann ich nicht beurteilen. Dass jedoch Klinikpersonal, das grobe fachliche Fehler begeht, ohne jegliche Konsequenzen einfach weiter seinem Beruf nachgehen kann, ist mir unbegreiflich.

Schon der Umstand, dass ich zwei Tage vor der Geburt unter heftigen Schmerzen im Krankenhaus verbrachte, bevor wirklich etwas unternommen wurde, war alles andere als glücklich. Nachdem meine Tochter dann nach anfänglichen Schwierigkeiten doch noch komplikationslos und gesund geboren wurde, hätte alles gut werden können - wenn nicht die Hebamme etwas getan hätte, was ich bis heute nicht nachvollziehen kann: Da die Plazenta nicht sofort nachkam, zog und zerrte sie derart grob an der Nabelschnur, dass die Plazenta abriss und eine sofortige Operation erforderlich wurde. Bei dieser Operation, die als "kleiner Routineeingriff, der in 20 Minuten vorbei ist" angekündigt wurde, kam es zu Komplikationen. Statt 20 Minuten dauerte die Operation knapp 2 1/2 Stunden, während der mein inzwischen völlig verzweifelter Partner nicht über den Grund der Verzögerung und meinen Zustand informiert wurde. Aus dem OP geschoben wurde ich schließlich mit einer halsabwärtigen Lähmung, von der mir niemand sagen konnte, ob sie sich jemals wieder aufheben würde.

Abgesehen von der Aussicht, möglicherweise ein lebenslanger Pflegefall zu bleiben, konnte ich meine Tochter weder in der Arm nehmen noch stillen, was mein sehnlichster Wunsch gewesen wäre. Das Stillen wurde mir zunächst durch die Medikamentengabe unmöglich - und dann durch das eigenmächtige Handeln der Hebamme, die unserer Tochter die Flasche gab, anstatt sie von meinem Partner mit einem Löffel oder einer Spritze füttern zu lassen. Durch die Flaschenfütterung ist bei meiner Tochter eine sogenannte Saugverwirrung ausgelöst worden, so dass sie die Brust nicht mehr annahm, als ich sie hätte stillen dürfen. Dass wir im Krankenhaus auch keinerlei Stillberatung bekamen, sei im Übrigen nur am Rande erwähnt.

Zu unserer großen Erleichterung hob sich meine Lähmung wieder auf, so dass ich nach einigen Tagen nach weiteren Komplikationen das Krankenhaus verlassen konnte. Ich verließ es jedoch nicht nur als glückliche Mutter, sondern vor allem als traumatisierte Frau, die auf Grund der dramatischen Ereignisse bis heute in psychologischer Behandlung ist.

Auf Grund des mir nicht nachvollziehbaren Handelns der Hebamme, durch das es zum Abriss der Plazenta gekommen ist, habe ich erhebliche Schäden der körperlichen und seelischen Gesundheit erlitten. Ich musste befürchten, eine dauerhafte Lähmung davonzutragen und mein Partner musste um das Leben und die Gesundheit der Mutter seines Kindes fürchten. Wegen des fehlenden Hautkontaktes ist die Bindung zwischen mir und meinem Kind gestört und ich habe mein Kind entgegen meines sehnlichen Wunsches nicht stillen können. Und dass das traumatische Erlebnis der Geburt meinem weiteren Kinderwunsch entgegensteht, dürfte auch niemanden verwundern.

Dass das betreffende Klinikpersonal völlig unbehelligt weiter seinen Tätigkeiten nachgeht und möglicherweise anderen werdenden Eltern ähnliches antut, finden wir einfach nur schockierend. Das für uns völlig unverständliche Handeln des Klinikpersonals hat in unserer kleinen Familie viele Dinge kaputtgemacht, die sich nie wieder gut machen lassen. Damit müssen wir nun leben - das Klinikpersonal nicht.

Wir können nur hoffen, dass sich andere werdende Eltern bei der Wahl der Geburtsklinik sehr genau informieren, damit nicht noch mehr Menschen in unsere Lage geraten.

Hat jemand ein ähnliches Erlebnis gehabt und kann mir Helfen??
Was kann ich tun? Krankenhaus anfechten??? Macht das Sinn? haben wir eine Chance?Soll ich an die Öffentlichkeit??
LG Marko

 
12 Antworten:

Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von FrauStorch am 31.05.2016, 9:14 Uhr

Ich hätte da auch was unternommen! Ich bin weder Arzt noch Jurist aber wäre sofort zum Rechtsanwalt gegangen.

Wenn ihr von Traumatisierung sprecht dann geht es ganz viel um Hilflosigkeit. Die klingt für mich da auch überall durch. Dann etwas zu unternehmen kann auch für die Psyche hilfreich sein!

Ansonsten ist es natürlich aus der Ferne schwer zu sagen ob da wirklich ein Behandlungsfehler vorlag oder nicht. Aber sich da fachlichen Rat einzuholen kann gut tun, man unternimmt was und ist nicht nur ausgeliefert. Wenn deine Freundin das braucht, würde ich sie unterstützen. Ob es dann wirklich zu einer Klage kommt können euch die Experten sagen, aber informieren könnt ihr euch ja.

Was sagt denn der Therapeut/die Therapeutin?

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von MayasMama am 31.05.2016, 11:52 Uhr

Die Geschichte deiner Frau hat mich zu Tränen gerührt. Der schrecklichste Alptraum jeder Mutter, nach der Geburt kein Bonding, sich die ersten Tage nicht um ihr Baby kümmern zu können, das Stillen verwehrt und stattdessen die Schreckensvision, ein Leben lang schwerstbehindert zu sein. Mir fehlen die Worte.

Seit Jahren setze ich mich gegen die Missstände in der deutschen Geburtshilfe ein. Im Jahre 2016 sollte es überall auf der Welt ein No-Go sein, zur Plazentalösung an der Nabelschnur zu zerren. Stattdessen wird den Hebammen gelehrt, das Baby möglichst erfolgreich zum Stillen zu bekommen und eventuell den Bauch von aussen zu massieren, sollte die Plazenta sich verspäten. Ebenso kann man - gerade im Krankenhaus - auch erst mal gefahrlos abwarten. Bei Hausgeburten und erfahrenen Hebammen "darf" die Plazenta lange auf sich warten lassen ohne dass jemand davon Schaden trägt. Aber im Krankenhaus muss es flott gehen. Kreissaal wird benötigt, Hebamme will die Geburt und ihre Schicht beenden, Berichte wollen geschrieben werden und die Versicherung sieht lieber eine OP als ein Risiko.

Ich kann deine Frau so furchtbar gut verstehen. Ihr wurde essenzielles genommen, die ersten Stunden und Tage mit Baby, das Stillen. Sie musste um ihr Leben bangen. Ich wäre am Boden zerstört.

Auch muss ich dir ehrlich sagen, dass mein Vertrauen in meinen Mann zutiefst erschüttert wäre, wenn er mir in einer solchen Hölle nicht bedingungslos beigestanden und meinen Wunsch etwas dagegen zu unternehmen nicht berücksichtigt hätte.

Ich rate euch folgendes:

- ein spezialisierter Patientenanwalt. Er soll prüfen ob Chancen bestehen gegen diese Behandlung vorzugehen und dies dann auch tun.

- eine Geburtsnachstellung (Google mal Bonding-Bad) für deine Frau und dein Baby, geleitet von einer erfahrenen Hebamme, das kann evtl. auch nach neun Monaten noch heilend wirken.

- eine Traumatherapie für deine Frau

- eine Paartherapie für euch beide

Dir (NICHT deiner Frau) möchte ich noch die Literatur von Michel Odent ans Herzen legen:"Es ist nicht egal wie wir geboren werden"
Um zu verstehen wie wichtig die Geburt und die Zeit danach für Mutter und Kind sind und "worum" deine Frau nun trauert.

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Nachtrag Kinderwunsch

Antwort von MayasMama am 31.05.2016, 12:05 Uhr

Solltet ihr/deine Frau sich doch irgendwann für ein zweites Kind entscheiden, kann ich euch eine Hausgeburt oder Geburtshausgeburt nur empfehlen, wo ihr auch die Möglichkeit habt eure Geburtshebamme bereits am Anfang der Schwangerschaft kennen zu lernen und mit ihr ganz intensiv über die traumatische Geburt zu sprechen und einen Plan zu erstellen, was deine Frau sich für die nächste Geburt wünscht und was unbedingt vermieden werden muss. Auch eine schöne Geburt knn das Trauma heilen (was natürlich weder heißen soll, dass ihr aus diesem Grund ein zweites Kind bekommen sollt, noch eine 100%ige Garantie für eine komplikationsfreie Geburt darstellt).

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von Marko2409 am 31.05.2016, 12:35 Uhr

Vielen dank für eure schnelle Antwort .
Ich habe halt nur das Gefühl ich drehe mich im Kreis :-/
Ich will helfen weiß aber nie wie ich es ansprechen soll...meistens ist es so das ich keinen geeigneten Zeitpunkt erwische entweder ist jemand im Haus oder sie hat etwas schlechte Laune und da will ich definitiv nicht damit anfangen oder sie super gelaunt und da möchte ich ja die gute Laune auch nicht verderben. ....sie gibt ja auch mir irgendwo die schuld das es mit dem stillen nicht geklappt hat....ich hätte mehr dafür tun sollen damit es funktioniert und nicht sofort die Flasche machen......ich War ja auch zum ersten mal Papa geworden und wollte nicht das unsere Tochter Hunger hat also habe ich die Flasche gemacht. ...dies wird mir jetzt auch zum Vorwurf gemacht..... ach ich weiß auch nicht so richtig was oder wie ich reagieren soll

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von Annieke am 31.05.2016, 18:24 Uhr

Hallo,

ich möchte an dieser Stelle mal nicht auf die rechtlichen Aspekte eingehen.

In jedem Fall möchte ich deiner Feau dazu raten sich möglichst schnell einen ambulanten Psychotherapeuten zu suchen. Das muss ja quasi gerade das reinste Gefühlschaos sein... Sowohl hormonell, dann bedingt durch das Trauma und auch noch unerfüllter Stillwunsch etc.

Dir würde ich raten ihr da einfach Zeit zu geben, dich dennoch weiterhin zurückzuhalten... und sie immer wieder in der nächsten Zeit zu fragen, was sie sich jetzt von dir wünscht, wie du ihr helfen kannst?! Aber auch selber ruhig mal zu sagen, dass dich das traurig macht, dass sie so leidet... oder dass es dir selber auch damit schlecht geht.
Zudem betone einfach immer wieder, dass du schon auch nachempfinden kannst, dass es ihr schlecht geht... (sicher nicht wie eine Mutter, aber immerhin bist du der Partner und Kindsvater und auch für dich ist es eine schlimme Zeit). Aber dass du sie sehr liebst sowie eurer Kind und möchtest, dass ihr das gemeinsam schafft.

Wenn Sie grob oder maulig zu dir ist, ich glaube dann musst du das aktuell "aushalten"... sie ist einfach furchtbar traurig, enttäuscht und frustriert und diejenigen, auf die sie wütend ist, sind quasi nicht zur Stelle sondern nur du...

Also bevor ihr eine Paartherapie sucht... Braucht sie eine vernünftige Psychotherapie und Zeit. Wenn Sie da profitiert, dann wird sich eure Beziehung auch wieder einrenken...

LG Steffie

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von Halluzinelle von Tichy am 31.05.2016, 21:43 Uhr

Du solltest Dich mit Deiner Krankenkasse in Verbindung setzen, die ja auch ein Interesse an der Aufklärung evtl. vorliegender Behandlungsfehler hat. Das wäre der einfachste Schritt, der aber auch ins Leere laufen kann.
Zudem würde ich Dir raten Dich von einem Fachanwalt für Medizinrecht beraten zu lassen. Das Krankenhaus ist in der Beweispflicht. Trotzdem ist es nicht so leicht, Behandlungsfehler einzuklagen. Ob das dann auch den gewünschten Erfolg bringt, ist die Frage. Schmerzensgeld bringt leider nicht das verlorene Wohlbefinden zurück, aber vielleicht ein bisschen das Gefühl von Gerechtigkeit und Würde als Mensch. Viel Glück. Bin Rechtsanwaltsfachangestellte und Krankenschwester.

Als Mutter kann ich Dir sagen, dass meine erste Geburt auch ein traumatisches Erlebnis war. Nicht so folgenschwer wie bei Dir und nicht wegen grober Fehler des Personals, aber wegen einem ungünstigen Geburtsverlauf und Personalmangel und überfordertem Personal. (Der Witz ist ja, dass ich selbst vor Jahren in dieser Klinik gearbeitet hatte und dann nicht zufrieden war.) Bei der zweiten Schwangerschaft hatte ich Panik bis zur Geburt. Die zweite Geburt verlief aber komplett anders. Natürlich auch, weil ich laufend gesagt habe, was ich will und das vom Personal dann auch gehört wurde. Beim Vorgespräch in der Klinik (nicht die gleiche) habe ich schon mal angetestet. Ich bin froh, dass ich das zweite Kind bekommen habe. Die Angst war danach weg. Nur so zum Mut machen!

Leider wurde in den letzten 20 Jahren massiv am Personal eingespart in den Kliniken. Für teure Geräte ist Geld da, aber nicht für Personal. Die eine Hebamme, die Dich betreut hat, hat vermutlich noch mehr Patienten betreut und hatte vieles nebenher im Kopf und war wahrscheinlich überfordert und vielleicht sogar unter Zeitdruck keine Überstunden zu machen. Aber war sie immer so? Kann sie es nicht besser? Oder hat sie der Dauerstress unfähig gemacht? Manchmal sind die Schreibtischtäter dahinter weit mehr verantwortlich. Das ist keine Entschuldigung für das, was Dir passiert ist. Ich meine nur, der Rahmen ist größer. Es ist kein Problem, das nur Dir passiert. Es ist ein gesundheitspolitisches Problem.

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von grunz am 03.06.2016, 19:44 Uhr

Hmm ich bin nicht sicher ob ihr genug habt um gegen das Krankenhaus vorzugehen. Die Frage ist dann ja auch immer ob sich der Aufwand lohnt.
Wenn ich die Punkte so durchgeh bleibt als einziger der Zug an der Nabelschnur. Ob der gerechtfertigt war oder ob es sowieso zur op gekommen wäre weil sich die plazenta nicht gelöst hat ist halt die Frage. Alles andere bonding, stillen, Nebenwirkungen der Narkose sind ja eigentlich keine Behandlungsfehler...
Was mich stutzig macht ist der Absatz zur gestörten Bindung. Ich kenne viele deren Kinder nach der Geburt direkt auf die neo mussten aber gestörte Bindung hatten die nicht. Als Vater hat man ja auch kein bonding und trotzdem eine Bindung zum Kind. Für mich klingt das eher nach einer postpartalen depression...
Hier gibt's dazu mehr Infos:
http://www.schatten-und-licht.de/index.php/de/

Ich hoffe für euch das sich die Lage bald normalisiert. Ob Bonding, Stillen oder Flasche das ist doch eigentlich Nebensache. Ihr habt ein gesundes Kind und es wär schade wenn die Babyzeit vorbei geht ohne das ihr euch richtig darüber freuen könnt.

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von funkahobbes am 04.06.2016, 15:07 Uhr

Hallo Marko!

Die ganze Geschichte liest sich wirklich hart, dennoch möchte als Aussenstehende 2 Dinge rauspicken, die ihr klären solltet.
Ich habe selber in einem größeren Krankenhaus gearbeitet (nicht GYN/ Geburtshilfe) und sehe manche Dinge durch meine eigenen Erfahrung vielleicht etwas anders....

Erstmal finde ich es gut, dass deine Frau schon in psychologischer Betreuung ist.

Wie schon meine Vorrednerinnen angemerkt haben, ist das einzig wirklich anfechtbare bzw. der einzig wirkliche Fehler der Zug an der Nabelschnur.
Alles andere waren nur Reaktionen darauf, die in der Regel komplikationslos in 20min erledigt sind aber eben alle auch Nebenwirkungen haben können. In eurem Fall war keine Zeit für Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen, wie es z.b. vor geplanten Eingriffen gemacht wird. Und da dann noch eben Komplikationen aufgetreten sind ist das umso schlimmer, weil ihr nicht über deren Möglichkeit informiert wart. Das ist der Notfallsituation zuzuschreiben.
Hier wäre es wünschenswert gewesen, im Nachhinein über die Vorkommnisse aufgeklärt zu werden. Ich weiß nicht, was mit euch danach besprochen wurde. Wie lange mit euch gesprochen wurde. Wer oder wieviele mit euch gesprochen haben (jeder erzählte ja bisschen anders - das macht es meist noch verwirrender)
Hier möchte ich aus meiner Erfahrung als Stationsärztin anmerken, dass sich Patienten und Angehörige nur 10% von dem merken, was gesprochen wurde. Das ist in Studien bewiesen. Aus diesem Grund dokumentiere ich als Ärztin jedes Gespräch. Und führe jedes Gespräch mehrmals. Es macht mich oft fassungslos, wie oft ich mich vor denselben Angehörigen und Patienten wiederholen muss. Dann muss ich mir die Studie mit den 10% wieder vor Augen rufen und schiebe die Fassungslosigkeit beiseite, und ich erkläre nochmal alles zum zweiten, dritten und vierten Mal.
Hier wäre mein Rat an dich vielleicht in dem Krankenhaus bei den betreuenden Ärzten nachzufragen, ob du mit ihnen den Verlauf nochmal durchsprechen darfst, weil ihr damit aktuell immer noch nicht klar kommt. Garnicht mit dem Hintergedanken zu klagen oder ähnliches, einfach zum Verständnis. Wenn du Glück hast, nimmt sich einer von damals die Zeit und erklärt dir/ euch (falls deine Frau dafür psychisch stabil genug ist) nochmal, wieso was gemacht worden ist. Sollte es dafür die Möglichkeit geben von mir der Tipp, Fragen und Ungereimtheiten DAVOR aufzuschreiben und ggf. denen schon zu geben, dass sie gezielt das in der Krankenakte nachlesen können und euch besser beantworten können. Leider haben viele Ärzte, Chefs und Krankenhäuser Angst vor Klagen und reagieren auf solche Anfragen sehr zugeknöpft. Hier wäre noch die Alternative den Hausarzt oder Arzt des Vertrauens zu bitten, den Arztbrief anzufordern und mit den behandelnden von damals zu sprechen und dann euch nochmal alles zu erklären.
Es wird nichts daran ändern, wie ihr es damals erlebt habt, aber vielleicht könnt ihr und besonders deine Frau im Nachhinein mit einigen Details Frieden schließen.

Dann möchte ich nochmal aufs Stillen eingehen.
Stillen ist das beste für Kind und Mutter. Es ist gut für die Bindung. Es ist gesund. Aber es gibt Situationen, da geht es nicht. Ihr wart in einer Situation, in der es nur mit massivem Aufwand gelungen wäre, eine Stillbeziehung aufzubauen. Ja im Nachhinein hätte man vielleicht euer Kind deiner Frau regelmäßig auf die Brust legen können und Bonding ermöglichen - vorausgesetzt, sie war nicht auf einer Intensivstation. Da haben Neugeborene auch als "Besuch" nix verloren wegen Infektionsgefahr etc.
Falls sie nicht auf Intensiv war, wäre das nur mit massivem Aufwand möglich gewesen und war personell nicht möglich oder es hat keiner dran gedacht.
Im Krankenhaus erlebt man so oft, dass das Stillen aus irgendeinem Grund nicht klappt, dass es dort nicht so tragisch genommen wird, wenn das Kind die Flasche bekommt.
Deine Frau wird mir ins Gesicht springen, wenn ich ihr das so sage, aber es gibt schlimmeres als ein Flaschenkind.
Ja, Stillen ist das Beste. Aber in der ganzen Still-Propaganda wird die Flasche so verteufelt, dass eben so große Enttäuschungen, wie sie deine Frau durchlebt, erst möglich gemacht werden.
1. Ich nehme an, dass die Milch deiner Frau nicht verwendet werden konnte, weil sie Medikamente bekam. Anlegen wäre nicht möglich gewesen, weil sonst euer Kind die Medikamente über die Milch abbekommen hätte.
2. Somit hätte sie abpumpen müssen um den Milcheinschuss herbeizuführen. Ich hab das machen müssen weil mein Kind auf der Kinderintensiv lag. Es war anstrengend. Man fühlt sich wie eine Milchkuh und die ersten Tage passiert nix. Es frustriert einen ungemein, wenn man um jeden Tropfen Milch kämpfen muss. Diese zusätzliche Belastung wäre bei deiner Frau sicher undenkbar gewesen. Vom Hals ab gelähmt sein und dann alle zwei Stunden eine Milchpumpe angeschnallt bekommen? Wäre sie echt so hardcore gewesen? So wie sie an der ganzen Situation zu kämpfen hat, hätte sie das umsomehr traumatisiert!
3. Auch wenn man mit der Flasche füttert, kann man zu seinem Kind eine Verbindung dabei aufbauen. Du hast dein Kind doch gefüttert und kannst das sicher bestätigen. Alle Väter die ich kenne, die ihr Kind mit der Flasche füttern durften/ mussten, saßen selig mit ihren Neugeborenen im Arm da und haben es gefüttert und Bäuerchen machen lassen etc. Wenn deine Frau natürlich so gepolt war, dass Flasche böse war und das auch jedesmal beim Füttern wieder hochkommen hat lassen verstehe ich, dass es für sie ein "Fütterungsakt" ist, der ihr jedes Mal nur vor Augen führt, dass sie beim Stillen versagt hat.
Das ist denke ich der große Knackpunkt. Sie muss diese Vorwürfe gegen sich und das Personal ablegen. Nur weil sie nicht Stillen konnte, ist nicht alles den Bach runter gegangen. Da verrennt sich sich echt total.


Ihr werdet eure Erlebnisse nicht wegwischen können, aber ich hoffe, dass ihr zumindest einige Dinge aufarbeiten könnt.
Es wird sicher schwierig für dich sein, den richtigen Moment mit deiner Frau abzupassen um das nochmal durchzugehen. Aber versuch es in kleine Portionen zu besprechen, vielleicht willst du davor für dich schon einige Infos einholen, damit du vorbereitet bist. Hast du schonmal dran gedacht, dass vielleicht immer so viele Leute um euch rum sind, damit ihr nicht in die Situation kommen könnt, euch zu zweit damit zu konfrontieren? Manchmal macht man sowas unbewusst.
Warte nicht immer ab, sondern fordere mal klar ein Zeitfenster zum Reden ein. Oder schreib ihr einen Brief.

Alles Gute!

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von grunz am 06.06.2016, 8:04 Uhr

Das stillproblem hast du echt gut zusammengefasst. Von 'stillen ist das beste fürs baby' ist es leider nicht weit zur Ideologie 'jede gute Mutter stillt ihr Kind'. Davon muss man sich wirklich frei machen. Klar hat stillen viele Vorteile aber vieles was in den letzten Jahren behauptet wurde wie z.b. stillen erhöht den IQ hat sich hinterher als falsch erwiesen. Von daher sollte man da echt auf dem Teppich bleiben und darf sich nicht fertig machen.

Ähnliches gibt's beim Thema Kaiserschnitt. Ich hab Freundinnen erlebt die monatelang mit dem Kaiserschnitt gehadert haben aus ähnlichen Gründen...

Ganz ehrlich wie ein Kind geboren und gefüttert wurde ist doch Nebensache. Da kräht später kein Hahn mehr danach. Wichtig ist das man sein Kind liebt und es sich geborgen fühlt.

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von Brischi am 08.06.2016, 15:01 Uhr

Da denke ich anders drüber!wie ein mensch geboren wird und ernährt wird,sind die grundlagen fürs leben!

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Re: Geburtstrauma brauche Hilfe

Antwort von funkahobbes am 10.06.2016, 8:36 Uhr

Und trotzdem gibts Situationen, in denen "das Beste" nicht möglich ist.
Z.b. ein Notkaiserschnitt wenn man eine natürliche Geburt wollte (ja ich weiß, es gibt solche und solche Indikationen), oder eben medizinische Komplikationen, die ein Stillen anfangs nicht möglich machen und wo dann die späteren Stillversuche scheitern.
Nur deshalb ist man keine schlechte Mutter oder kann keine tiefe Bindung zu seinem Kind aufbauen. Klar sind manche Dinge anders, aber alles nur aufs Stillen und eine natürliche Geburt zu reduzieren ist für mich auch ein bisschen Scheuklappen-denken.
Es ist immer ratsam, sich auch im Vorhinein mit der Alternative bekannt zu machen, sonst ist die Enttäuschung groß und der Kummer sitzt tief (so wie es wohl bei Markos Frau der Fall ist). Sollte auch in jedem Geburtsvorbereitungskurs so behandelt und angesprochen werden. Gute Aufklärung und Information bewahrt vor "Geburtstraumata"

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Vergiss es.....

Antwort von Glückling am 01.07.2016, 12:01 Uhr

.... Mit der Anmeldung zur Geburt und dem unterschrieben aufklärungsbogen sichern sich die Kliniken ab...
Zudem kommt es bei der Wahl eines guten Anwalts gegen grössere Kliniken zu Interessenkonflikten. Was übrig bleibt sind Anwälte mit geringen Erfolgsaussichten. Wenn es überhaupt zu einer Klage kommt, dann kannst du erstmal (trotz rechtschutz) in vorkasse treten. Da kommen sehr schnell hunderte euros zusammen.

Es tut mir leid das ihr alle bis heute leidet und hoffentlich schafft ihr es einestages den Schmerz und die Trauer über alles zu verarbeiten. Daher alles liebe

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