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Geschrieben von Astrid am 11.12.2023, 9:42 Uhr

Ab wann wurden bei euren Kindern Freunde (oder Me-Time) wichtiger als Eltern?

Belächeln würde ich deine Gefühle nicht, aber ein bissel bedenklich finde ich sie schon. Vielleicht musst du ein bisschen aufpassen. Manchmal müssen Kinder die emotionalen Bedürfnisse der Mutter erfüllen (anstatt umgekehrt), weil ihr Partner das zum Beispiel nicht ausreichend tut. Und solchen Müttern fällt das Loslassen dann sehr schwer.

Manchmal sind es gar nicht die Kinder, die mit sechs Jahren noch klammern, sondern die Mütter. Achte ein bisschen darauf, deine Kinder nicht „zwangszubekuscheln.“ Das passiert schneller als man denkt. Man glaubt dann, die Kinder seien es, die viel Nähe wollten, in Wirklichkeit ist man es selbst.

Vor kurzem war mal eine kleine Reportage im TV. Da ging es bloß um den Alltag einer Familie, nix Besonderes. Die Mutter genoss es auch, wie viel Nähe ihre Kinder wollten, sie machten nachmittags immer Kuschelzeit auf dem Sofa mit Vorlesen usw. Und dann sagte das Kamerateam ganz freundlich zu der kleinen Tochter: „Ihr kuschelt viel mit der Mama, oder?“ Und das Mädchen antwortete: „Ja, weil Mama das so gerne mag.“ Der Mutter fiel wirklich die Kinnlade runter. Das war extrem aufschlussreich.

So etwas passiert leicht. Die Kinder erfüllen Mamas Bedürfnisse, obwohl sie glaubt, es sei umgekehrt. Solche bedürftigen Mütter erlauben es den Kindern nur schwer, sich schrittweise von ihr abzulösen. Das passiert alles nicht absichtlich, es sind unterschwellige Signale, die die Kinder mitbekommen. Und Kinder tun alles, um uns zu gefallen – sogar wenn sie dafür ihre eigenen Bedürfnisse übergehen müssen.

Ich weiß, du liebst deine Kinder und genießt einfach bloß die Nähe, das tun wir alle, es ist auch okay. Man muss aber immer sehr darauf achten, dass nicht die Kinder für unsere emotionalen Bedürfnisse zuständig sind, sondern unser Partner. Es ist nicht die Aufgabe der Kinder, uns Nähe zu geben, damit wir uns gut fühlen.

Kinder müssen auch mal schroff, unfreundlich und „böse“ zu uns sein dürfen, ohne dass wir uns traurig zeigen und ihnen Schuldgefühle machen. Man nennt das Ablösung. Mütter, die die emotionale Zuwendung der Kinder sehr brauchen, tun sich mit solchen ablehnenden (aber normalen) Gefühlen oft schwer. Sie nehmen sie den Kindern übel, geben sich beleidigt, weinen manchmal sogar. Das ist schlimm, denn dann erlaubt man den Kinder nicht, sich schrittweise abzulösen.

Ich sage nicht, dass du das so machst. Aber es könnte eine gewisse Gefahr bestehen, wenn du der Typ Glucke bist. Ist einfach nur so ein Gedankenanstoß, damit du das Thema vielleicht ein wenig im Hinterkopf behältst.

Was deine konkrete Frage angeht: Deine Kinder werden sich während der gesamten Kindheit immer wieder stückchenweise von dir ablösen - wenn sie das dürfen. Dafür gibt es kein festes Alter, es passiert fließend und ständig. Die Ablösung äußert sich auch nicht darin, dass andere Kinder oder später auch Teens „wichtiger“ würden. Sondern sie äußert sich eher in Konflikten und im „Gegenhalten“ eines Kindes.

Dass andere wirklich wichtiger werden als die Eltern, ist dagegen oft erst in der späten Pubertät der Fall. Meine Tochter (24 und inzwischen ausgezogen) war auch noch gern bei mir und zu Hause, als sie mit 17 ihren ersten Freund hatte. Und mein Sohn (18) ist zwar viel mit Freunden unterwegs, hängt aber abends durchaus auch noch gern mit uns Eltern zu Hause ab. Wir kochen zusammen, manchmal sieht er mit uns fern, er erzählt uns fast alles, es ist noch sehr vertraut. Klar kann das auch anders sein, und auch das ist ja normal.

Achte darauf, auch eine Frau zu sein, nicht nur Mutter. Achte darauf, ein eigenes Leben zu haben. Deine Bedürfnisse nach Nähe und Zuwendung von deinem Partner, von Freundinnen und anderen Erwachsenen erfüllen zu lassen, nicht nur von den Kindern. Erlaube deinen Kindern, dich schrittchenweise hinter sich lassen zu dürfen im Laufe der Jahre, immer ein bisschen mehr. Erlaube ihnen Ablehnung und Konflikte und Abgrenzung. Dann darfst du auch die Nähe genießen.

LG

 
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