Stillen

Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von luisa07 am 04.03.2008, 19:07 Uhr

Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

hallo,
habe in meinem Bekanntenkreis jetzt öfter zu hören bekommen das stillen mit 8 Monaten nicht mehr die Regel ist und wohl erzieherisch nicht mehr sinnvoll ist. Ich fühle mich aber sehr gut dabei und meine Kleine freut sich auch wenn wieder Stillzeit ist. Eine Bekannte meinte das Stillen in dem Alter nur noch der Mutter zugute kommt und das Kind das nioht mehr braucht. Das das Stillen dann nur noch auf Wunsch der Mutter geschieht. Meine Mutter hat auch Bedenken ein Kind zu stillen das schon laufen kann. Wie kann ich erkennen wann die Kleine wirklich keine Lust mehr hat? Ich bin es langsam leid mich rechtfertigen zu müssen, die machen mich alle total unsicher:-)
LG Kerstin

 
18 Antworten:

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von fracla am 04.03.2008, 19:18 Uhr

oh je, wie ist denn deine umwelt drauf? lasst euch dasstillen nicht vermiesen. die who empfiehlt: 6 monate voll stillen und bis zum 2. geburtstag teilzustillen oder darüber hinaus, wenn mutter und kind das wollen.
such doch mal bei der stillberatung nach langzeitstillen, da findest du bestimmt viele argumente. 8 monate sind nicht lang. meine großen hab ich jeweils gute 2 jahre gestillt. und die kleine (7 mon) darf auch so lange sie will.

claudia

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von fracla am 04.03.2008, 19:26 Uhr

Hab mal für dich gesucht und eine lange Antwort von Kristina gefunden. Hab den Text nicht ganz durchgelesen, aber ich denke, du wirst antworten und argumente finden:

Gruß
Claudia

Betreff: Re: Hören sie irgendwann wirklich von selber auf? Gerne an alle!



Liebe Gruna,

um es einmal krass auszudrücken: Deine Umgebung hat keine Ahnung.

Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus.Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden.

Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen.

Vielleicht noch als erstaunliche Feststellung:
In älteren Schriften aus Österreich findet sich der Spruch „drei Karfreitag soll das Kind ziehen", was ebenfalls auf eine mindestens zweijährige Stillzeit hinaus läuft.

Wenn das längere Stillen tatsächlich negativ wäre, würden kaum renommierte Organisationen wie WHO und AAP dazu raten.

Statistisch gesehen stillen sich die Mehrzahl der Kinder, denen der Zeitpunkt des Abstillens selbst überlassen wird irgendwann zwischen den zweiten und vierten Geburtstag ab, wobei es Abweichungen nach unten wie nach oben gibt.

Wenn es dir und deinem Kind beim Stillen gut geht, dann gibt es keinen Grund, dass Du jetzt abstillst. Du schadest damit weder dem Kind noch dir, im Gegenteil es gibt eine ganze Reihe von gut dokumentierten Vorteilen sowohl für dich als auch dein Kind, die sich aus einer längeren Stillzeit ergeben.

Ich zitiere dir hier auch einmal aus dem Text „Wundertrank oder Giftcocktail? Schadstoffe in der Muttermilch ein Überblick" von Gabi Eugster aus „Laktation und Stillen" 1/2002:

„Kein Zweifel, Muttermilch ist die beste Nahrung für ein Baby. Doch seit einigen Jahren wird die Freude am Stillen durch regelmäßige Berichte über Umweltgifte in der Muttermilch getrübt. Die zentrale Frage lautet: Überwiegen die Vorteile des Stillens die Nachteile der Schadstoffbelastung? Fachleute, Gesundheitsbehörden und WHO sind sich einig: Stillen ist und bleibt im ersten Lebenshalbjahr die beste Nahrung für ein Baby.

In regelmäßsigen Abständen geht ein Aufheulen durch die Presse: Muttermilch enthalte Schadstoffe, heißt es jeweils. In den Achtzigerjahren waren es die PCBs und Dioxine, Mitte der Neunzigerjahre die synthetischen Moschusduftstoffe, Ende der Neunzigerjahre die UV Filter in Sonnenschutzmitteln und zur Zeit sind es in den USA die Flammschutzmittel. Das Thema wird in absehbarer Zeit wohl auch Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen. Je nach Einstellung des Blattes wird eine Beschränkung der Stilldauer gefordert und mit Expertenstimmen untermauert, oder das Stillen wird trotz allem empfohlen. Immer jedoch geht es um die Frage, ob denn Mütter ihren Kindern etwas Gutes tun, wenn sie diese stillen. Jedesmal werden Frauen massiv verunsichert und suchen Halt und Informationen in der Stillberatung. Sie werden von Zweifeln geplagt, ob sie ihr Kind noch guten Gewissens stillen dürfen, wie lange Stillen gut ist und ob sie ihre Muttermilch untersuchen lassen sollen. In der Stillzeit sind Mütter sensibel und das Vertrauen in ihre Stillfähigkeit kann leicht unterwandert werden."

Hier noch ein weiterer Ausschnitt aus dem Artikel:

„Muttermilch als Indikator
Die vielfältigen Folgen und die weite Verbreitung der Schadstoffe zeigen, dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch nur ein kleiner Aspekt eines globalen Problems ist. Denn ein Kind ist den Schadstoffen ausgesetzt, insbesondere auch pränatal, ob die Mutter stillt oder die Flasche gibt.
Auch Flaschenmilchnahrung ist mit Schadstoffen belastet, wenn auch weniger stark als Muttermilch. Dabei darf aber das Wasser für die Zubereitung der Flasche nicht vergessen werden, denn dieses enthält meist ebenfalls Schadstoffe. Studien haben ergeben, dass sich gestillte Baby selbst in einer stark schadstoffbelasteten Gegend besser entwickeln, als Flaschenkinder. Stillen stärkt das Immunsystem und es wird heute angenommen, dass gestillte Kinder besser mit der Schadstoffbelastung fertig werden, dass Muttermilch die Babys gegen die Umweltgifte schützt. [26]
Dass die Schadstoffbelastung der Muttermilch immer wieder ins Gespräch kommt, hat einen einfachen Grund: In der Muttermilch lässt sich die Belastung mit Umweltgiften beim Menschen einfach messen, ebenso der Verlauf der Giftbelastung über die Jahre. Muttermilchproben sind einfach zu gewinnen und spiegeln die Belastung der Mutter im Fettgewebe wieder.
Für die Interpretation der Auswirkungen belasteter Muttermilch aufs Baby müssen zwei gegensätzliche Einflüsse beachtet werden: Auf der einen Seite ist das Baby besonders empfindlich auf Schadstoffe, sein Immunsystem ist noch nicht ausgereift, seine Darmwand noch durchlässiger. Auf der anderen Seite ist die Stillzeit verglichen mit einem ganzen Leben eine relativ kurze Zeit. Aufs ganze Leben betrachtet, ist die zusätzliche Schadstoffmenge, die durchs Stillen aufgenommen wird, verschwindend klein. Zwar wird der ADI Wert (duldbare Tagesdosis) von Dioxinen und auch synthetischen Moschusduftstoffen kurzfristig überschritten, diese Werte wurden jedoch so berechnet, dass ein Mensch ein Leben lang diesen Dosen ausgesetzt wird.
Untersuchungen über die Auswirkungen der Muttermilch sind uneinheitlich. Die einen zeigen, dass die Schadstoffmenge im Fettgewebe von gestillten Säuglingen höher ist, als jene der Flaschenkinder, dass diese Unterschiede aber bereits zehn Wochen nach Abstillen nicht mehr nachweisbar sind [3]. Eine andere Studie zeigte bei mit stark PCB belasteter Muttermilch gestillten Kindern auch noch im Alter von 42 Monaten Defizite in der Entwicklung auf. Die Autoren relativieren jedoch diese Ergebnisse gleich selbst und stellen fest, dass emotionale und verbale Zuwendung durch die Mutter die Defizite durch PCB ausgleichen. Stillen fördert jedoch genau diese positive Beziehung zwischen Mutter und Baby. [28]
WHO und Unicef empfehlen ausschliessliches Stillen für Säuglinge während der ersten sechs Lebensmonate aus ernährungsphysiologischen, immunologischen, psychologischen und ökonomischen Gründen. Diese Empfehlung ist auch in Anbetracht der untersuchten Schadstoffmengen in den westlichen Ländern uneingeschränkt gültig. Selbst in den Entwicklungsländern, in denen die aufgenommene Menge von DDT durch gestillte Babys um ein vielfaches über dem ADI liegt, wird Stillen mangels einer Alternative von der WHO weiterhin empfohlen. Es wurden auch in diesen Ländern bis heute keine Erkrankungen festgestellt, die alleine auf die erhöhte Aufnahme während der Stillperiode zurück geführt werden können. [29]"

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Belastung der Muttermilch mit Schadstoffen rückläufig ist und zu einem gewissen Teil, kann jede Frau darauf Einfluss nehmen, indem sie auf bestimmte Dinge verzichtet (z.B. Kosmetika und Waschmittel mit Moschuverbindungen) und sich bewusst ernährt.

Für dich zur Rückenstärkung und Information hänge ich dir noch einen Text an, der sich mit dem Langzeitstillen beschäftigt.

Herzlichen Gruß
Kristina



„Was Du stillst noch?“ Stillen des „älteren“ Säuglings

Elizabeth Hormann, IBCLC

Vortrag, gehalten am Berlin Brandenburgischen Stillseminar, Berlin, 25. Oktober 1997

Wenn wir die Abstillkurven von 64 Gesellschaften (nicht USA und Europa) vergleichen, zu einer Zeit, als wenig kommerzielle und westliche Einflüsse das traditionelle Ernährungsmuster störten, so machen wir interessante Feststellungen: So gut wie keine dieser Gesellschaften hat ihre Kinder vor einem Jahr abgestillt. Bis 2 Jahre war es ein relativ kleiner Prozentsatz der Kinder, der keine Muttermilch mehr bekam. Dies stieg im nächsten halben Jahr rapid an. Bis zum dritten Geburtstag wurden immer noch über ein Viertel der Kleinkinder gestillt; die Restlichen stillten sich zum größten Teil im nächsten Jahr ab; einige wenige haben erst im fünften Lebensjahr die Stillbeziehung ganz beendet.
Auch in den USA gab es immer langzeit gestillte Kinder, aber die Proportionen sind ganz anders. Die überwiegende Mehrheit ist in den frühen Lebensmonaten ganz abgestillt worden; bis zum ersten Geburtstag gingen 90% nicht mehr an die Mutterbrust.
Die Beantwortung der Frage, wie es dazu gekommen ist, dass Kinder in Industrieländern im Vergleich zu denen in anderen Länder auf der Welt und im Vergleich zu den meisten Kindern im Laufe der Geschichte der Menschheit so früh abgestillt werden, würde den Rahmen dieses Referats sprengen. Sie besteht aus einer Kombination von geschichtlichen, kulturellen und kommerziellen Faktoren.
Was ich hier darlegen möchte, sind die wissenschaftlichen Begründungen für die Fortsetzung des Stillens nach den ersten Lebensmonaten, in denen die Vorteile des Stillens mehr oder weniger unbestritten sind.

Die ersten 6 Monate
Muttermilch hat alles, was ein Baby braucht, um sich optimal körperlich und geistig zu entwickeln. Es geht vor allem um die Entwicklung des Gehirns und nicht darum, das möglichst größte Baby in kürzester Zeit zu produzieren.
Der niedrige Eiweissgehalt der Muttermilch ist unter anderem dafür ein Vorteil. Aus der Erfahrung mit künstlicher Babynahrung mit hohem Eiweissgehalt wurde festgestellt, dass solche Nahrung nicht nur zum schnellen Körperwachstum das erstrebte Ziel führte, sondern auch zu hohen Aminosäurewerten im Blut, die eine permanent negative Auswirkung auf das Zentralnervensystem haben könnten (Cunningham 253).
DHA (Docosa Hexanoic Acid), eine langkettige Aminosäure, einzigartig in der Muttermilch, sammelt sich im Gehirn (und in der Retina) und ist für deren strukturelle Entwicklung wichtig (Cunningham 254).
Diese und sämtliche anderen wissenschaftlichen Entdeckungen sind die Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus?
Stillende Mütter haben immer geglaubt, dass ihre Kinder deswegen klüger seien als die Nachbarskinder, die künstliche Babynahrung bekamen. Jetzt gibt es Forschungen, die diese Behauptung zu bestätigen scheinen. Frühgeborene, die in den ersten Lebenswochen die Milch der eigenen Mutter durch Sonde bekommen hatten, hatten nach 8 Jahren durchschnittlich 10 Punkte mehr auf der 10 Skala als die Kinder die künstlich ernährt worden waren (Cunningham 254). Weil diese Studie nur die Muttermilchernährung ohne das Stillen an der Brust erfasst hat, hat sie effektiv die Interaktionen zwischen Mutter und Kind als Faktor in der intellektuellen Entwicklung ausgeklammert und dabei die Vermutung bestätigt, dass Muttermilch per se das Wachstum des Gehirns und Zentralnervensystems positiv beeinflusst.

Das gestillte Kind hat nicht nur ein ganz anderes Gehirn und Zentralnervensystem; auch seine Körperentwicklung verläuft anders. Gestillte Kinder haben eine Tendenz, etwas weniger zu wiegen als künstlich ernährte Kinder. Das Fettpolster ist anders aufgebaut und durch den natürlichen Sättigungsmechanismus lernen sie, ihren Appetit zu steuern.
Haut und Muskulatur fühlen sich bei Stillkindern anders an (Stuart Macadam 20). Unterschiede im Blutbild und in der Darmflora sind messbar.
Nicht nur dank den nutritiven Komponenten, sondern auch wegen der bioaktiven Zusammensetzung Immunfaktoren, Enzyme, Wachstumsfaktoren und Hormonen, die in der Muttermilch einzigartig sind hat das Stillkind lebenslänglich einen anderen Körper als seine nicht gestillte Kohorte, also flaschenernährte Kinder.
Um nur einen Faktor unter die Lupe zu nehmen: Die Rolle der Immunfaktoren ist auch in Industrieländern nicht unerheblich. Kurzfristig und langfristig stimuliert das Stillen den Aufbau und die Steuerung des Immunsystems des Kindes und bietet Schutz gegen die Entwicklung sowohl von Autoimmun und Herzkranzarterienkrankheiten als auch vor Allergien.
All dies sind mehr als genug Gründe, ein Kind 6 Monate voll zu stillen. Aber welche Vorteile hat es, das Stillen danach fortzusetzen?

Stillen bis ca. ein Jahr
Ab Mitte des ersten Lebensjahrs zeigt das Kind großes Interesse an dem, was seine Mitmenschen essen. Wird es ihm nicht angeboten, drückt es sein Missfallen ganz deutlich aus ein intellektueller Sprung, aber auch eine Reaktion auf Körpersignale, dass die Zeit gekommen ist, seinen gastronomischen Horizont etwas zu erweitern. Das heißt aber nicht, dass Muttermilch plötzlich nicht mehr wertvoll ist. Sie bleibt während dem ersten Lebensjahr und oft darüber hinaus das wichtigste Nahrungsmittel, nach wie vor eine Quelle von hochwertigen Kalorien, Eiweiss, Vitaminen und Mineralien. Die nächsten sechs Monate oder länger sind eine Kennenlernzeit, in der feste Nahrung Muttermilch ergänzt, aber nicht ersetzt.
Auch der Immunschutz und die Entwicklung des Zentralnervensystems wird im zweiten Halbjahr fortgesetzt. Hier gilt das Prinzip von dosisbezogener Auswirkung. Bei der o.g. Studie mit Frühgeborenen war ein Verhältnis ganz eindeutig. Je mehr Muttermilch, desto höher der IQ Wert (Stuart Macadam 18).
Die Verbindung zwischen Muttermilchdosis und der Wahrscheinlichkeit der Entwicklung bestimmter Krankheitsbilder ist noch klarer.

• Allergien Kinder, die 6 Monate oder länger gestillt wurden, haben weniger Allergien (5%) als die, die weniger als 6 Monate gestillt wurden (36%) (Strimas JH, Chi OS, 1988).
• Haemophilus Influenza Typ B Stillen länger als sechs Monate schützt gegen diese Krankheit (Takala, AK et al 1989).
• Otitis media Stillen länger als sechs Monate reduziert Otitis media drei bis fünffach bis zum Alter von 27 Monaten (Teei, DW, Klein, JO, Rosner, B, 1980).
• Malocclusion Als die Stilldauer von 12 auf 3 Monate reduziert wurde, stieg die Prävalenz von Malocclusion von 3% auf 16% (Labbok, MH und Hendershot, GE, 1987).
• Lymphoma in der Kindheit Für Kinder unter 15 Jahren ist das Risiko fünf bis achtfach höher, wenn sie weniger als 6 Monate (oder gar nicht) gestillt wurden (Davis MK, Savitz, DA und Graubord, BI, 1988).
• Diabetes Wenn Kinder 12 Monate oder länger gestillt wurden, ist die odds ratio für die Entwicklung dieser Krankheit 0.54 im Vergleich zu nicht gestillten Kindern.
• Multiple Sklerose Ein zwei bis dreifach erhöhtes Risiko für Multiple Sklerose entsteht, wenn ein Kind weniger als 7 Monate oder gar nicht gestillt wurde.



Stillen im zweiten Lebensjahr und danach
Was spricht für das weitere Stillen nach dem ersten Geburtstag? Überraschend viel: Ernährung, z. B.:
Zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat beträgt die Muttermilchmenge rund 500 ml täglich. Sie kann also einen großen Teil der Kalorien, die ein Kind in diesem Alter braucht, liefern. Im Notfall kann die Milchmenge gesteigert werden und auch ein Kind, das normalerweise Beikost isst, kann wieder ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden.
Muttermilch liefert 70 Kilokalorien pro 100 ml zweimal die Energiedichte eines Abstillbreis. Kinder im zweiten Lebensjahr können ihren Energiebedarf zu 31% durch Muttermilch decken. Stillkinder im Alter von 13 18 Monaten erhalten bei gleicher Nahrungsmenge 25% mehr Energie als nicht gestillte; ältere Kinder erhalten 17% mehr. Je nach Studie gibt es auch Hinweise darauf, dass Muttermilch noch mehr Energie im zweiten Lebensjahr liefern könnte. Eine Studie aus Uganda machte deutlich, dass dort die Energiebedürfnisse in dieser Lebensphase durch Muttermilch zu 53% gedeckt wurden. Wenn man daran denkt. wie wenig viele Kinder im zweiten Lebensjahr essen sie haben einfach keine Zeit; die Welt ist dafür viel zu interessant sind diese Ergebnisse nur logisch. Wenn ein Kind vor dem zweiten Geburtstag abgestillt wird, braucht es selbstverständlich viel mehr feste Nahrung als vorher laut einer Studie wurden die anderen Nahrungsmittel um 60% erhöht und auch das reicht nicht immer aus. Unter Umständen kann ein abgestilltes Kind unter einem Energiedefizit leiden einem 28%igen Defizit laut einer Studie von 1982.
Eine andere Studie zeigte, daß nicht gestillte Kinder nur 84% der vorgeschlagenen Kalorieneinnahme hatten, während noch gestillte Kinder 108% der optimalen täglichen Kalorien zu sich nahmen.

Bioverfügbarkeit, Vitamine und Mineralien
Die Kalorien der Muttermilch sind keine leeren Kalorien. „Muttermilch bleibt auch die wichtigste Quelle an hochqualitativem Eiweiss, Vitaminen und anderen Nährstoffen" (Helsing und King, 1982). Hochqualitativ und gut bioverfügbar. Wieviel eines Nährstoffes in der Milch ist, ist nicht die interessante Frage. Wir müssen danach fragen, wie bioverfügbar er ist. Es nutzt also nichts, wenn der Nährstoff nur da ist und das Kind nicht darüber verfügen kann.

• Eiweiss wird in der Muttermilch besonders gut absorbiert. Im zweiten Lebensjahr deckt Muttermilch die Eiweissbedürfnisse zu 38%.
Und die Ergebnisse bei den Vitaminen und Mineralien sind noch eindrücklicher:
• Vitamin A wird im zweiten Lebensjahr 100%ig durch Muttermilch gedeckt. In Entwicklungsländern kann dies besonders wichtig sein. Es wurde da festgestellt, dass nicht gestillte Kinder einem sechs bis achtfach höheren Risiko an Xerophthalmie (einer Vitamin A MangelErkrankung des Auges) zu erkranken ausgesetzt sind als gestillte Kinder. Der Schutz bleibt auch nach dem Abstillen erhalten.
• Eine tägliche Einnahme von 500 ml Muttermilch liefert 19 mg Vitamin C, 95% der Menge, die Kinder im zweiten Lebensjahr brauchen (Armstrong, 1987). Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist die Vitamin CKonzentration der Muttermilch 3,3 mal höher als im Blutplasma der Mutter. Selbst wenn die Mutter erniedrigte Vitamin C Werte hat, wird es in der Milch bis zu 6 12fach angereichert. Stillkinder erhalten so höhere Konzentrationen an Vitamin C als Kinder, die mit Vitamin C angereicherter künstlicher Babynahrung, Gemüse und Früchten ernährt werden.
• Eisen ist zu 50% in der Muttermilch im zweiten Lebensjahr erhalten, Kalzium zu 44%, Niacin zu 41 %, Folsäurezu 26% und Riboflavin zu 21%.


Eisen ist eines der wichtigen Beispiele der Bioverfügbarkeit. Es ist zwar niedriger in der Muttermilch als in der Kuhmilch, nur wird es aus der Muttermilch zu rund 70% absorbiert (vgl. 10% in Kuhmilch), so dass ein Stillkind besser mit Eisen versorgt ist als ein nichtgestilltes Kind.
Immunfaktoren
Immunfaktoren sind auch noch wichtig. Früher wurde angenommen, dass nur im Kolostrum sehr hohe Anteile bereitstünden, die sich im Verlauf der Laktation zurückbildeten und nach sechs Monaten nur noch von geringer Bedeutung seien. Heute ist bekannt, dass die Immunglobulinmengen nach dem sechsten Monat steigen, offensichtlich als Reaktion auf die absinkende Milchmenge. Mit 20 Monaten entspricht der Spiegel von IgA und IgG der Höhe, die nach einer Laktationsdauer von zwei Wochen gemessen wurde. Wenn wir darüber nachdenken, ist es auch ganz logisch, dass einige Schutzfaktoren in dieser Zeit steigen, weil Kinder ab sechs Monaten sehr mobil werden; sie kommen überall hin und stecken die unmöglichsten Dinge in den Mund. Sie brauchen viel Schutz. Dieser Schutz erfolgt durch verschiedene Immunfaktoren in der Muttermilch, darunter: Lysozym, ein unspezifischer antimikrobieller Faktor wird in Muttermilch angereichert und erreicht in einigen Fällen nach 12 Monaten die gleiche Menge wie im Kolostrum. Nach neueren Untersuchungen weiss man, dass es bis zum 25. Lebensmonat des Kindes'
ansteigt und erst dann abfällt. 1 ml Muttermilch enthält rund 4000 lebende Zellen (überwiegend Lymphozyten und Makrophagen) , die das Wachstum von Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten hemmen.
Der Bifidusfaktor in der Muttermilch fördert nach wie vor das Wachstum des Lactobazillus bifidus im kindlichen Darm, so dass sich Staphylokokken gar nicht erst ausbreiten können. Interferon, ein antiviraler Faktor, und Laktoferrin, das durch seine Eisenbindung ein Wachstum von E. coli, Staphylokokkus aureus und einigen Candidapilzen verhindert, sind ebenfalls in der Muttermilch enthalten. Laktoferrin zeigt kontinuierlich ansteigende Werte.
Wie wichtig ist dieser immunologische Aspekt für das ältere Stillkind? Diesbezüglich ist die Studie von Chandra aus Kanada sehr interessant, weil seine Studienobjekte gesunde Kinder der Mittelklasse in einem gut entwickelten Industrieland waren. 60 Kinder wurden über einen Zeitraum von 24 Monaten untersucht. Im Hinblick auf drei übliche Erkrankungen fand er erhebliche Unterschiede bei deren Auftreten bei gestillten und künstlich ernährten Kindern :
Atemwegserkrankungen auf 10 gestillte Kinder kommen 23 Flaschenkinder
Durchfall auf 10 gestillte Kinder kommen 35 Flaschenkinder
Mittelohrentzündungen auf 10 gestillte Kinder kommen 95 Flaschenkinder
Nach der Einführung fester Nahrung, sind Stillkinder besonders in Entwicklungsländern für Durchfall anfällig. In Bangladesch wurden noch gestillte Kinder und nichtgestillte Kinder zwischen 6 und 35 Monaten bezüglich Durchfallerkrankung verglichen. Die Energieaufnahme bei nicht gestillten Kindern fiel um 40%; bei gestillten Kindern blieb sie fast unverändert. Die Stillkinder bekamen auch 2,5 mal soviel Eiweiss wie die nicht gestillten. Bei Durchfall ist ein Appetitverlust häufig auch in Industrieländern. Doch viele Stillkinder trinken sehr gerne, auch wenn sie sonst keinen Appetit haben. Es wird vermutet, dass das hochqualitative Eiweiss in der Muttermilch dazu führt, dass ein krankes Kind wieder Appetit auf Kohlenhydrate hat, die für die Gewichtszunahme so wichtig sind (Armstrong, 1987) und dies ist bei unseren Kindern auch nicht unwichtig.

Das „natürliche" Abstillalter
Aus dem bisher Gesagten ist klar geworden, dass Muttermilch ihre Nahrungs und immunologischen Werte behält, so lange sie produziert wird. Trotzdem muss die Stillbeziehung irgendwann zur Ende kommen aber wann?
Die Anthropologin Katherina Dettwyler hat versucht, durch kulturvergleichende Studien und durch Vergleiche der Säugetiere untereinander diese Frage in etwa zu beantworten. Ich werde hier auf die Vergleiche der Säugetiere verzichten obwohl sie hoch interessant und überzeugend sind, und nur kulturenvergleichende Studien berücksichtigen. Auf ihrer Suche nach einem "hominiden Entwurf" (hominide blueprint) für das „natürliche" Abstillalter hat sie verschiedene Kriterien angeschaut:

• Alter, in dem das Kind das Geburtsgewicht vervierfacht hat
• Alter, in dem das Kind ein Drittel des durchschnittlichen Erwachsenengewichts erreicht hat
• Bezug auf das Gewicht einer erwachsenen Frau (Abstillalter in Tagen = 2,71 mal das Gewicht einer erwachsenen Frau in Gramm)
• Vergleich zu Schwangerschaftswochen (6 x Schwangerschaftswochen auf vergleichenden Primatendaten basiert.
• Alter beim Durchbrechen der ersten Backenzähne.
Nach keinem der Kriterien würde ein Kind unter 2,3 Jahren abgestillt und die Grenzen reichen bis 6 Jahre für Mädchen und 7 Jahre für Jungen. Sechs Jahre übrigens ist der Zeitpunkt, wann das eigene Immunsystem des Kindes reif und eigenständig wird. Bis zu diesem Punkt, schreibt Dr. Dettwyler, können die Lymphokine in der Muttermilch die aktive Immunantwort sowohl im Serum als auch sekretorisch steigern (Dettwyler, 56).
Ist die Idee, dass Muttermilch eine positive Auswirkung auf das Immunsystem des Kindes bis zu 6 Jahren haben könnte, so weit hergeholt? Ganz und gar nicht. Gespendete Muttermilch als Behandlung für verschiedene Krankheitsbilder ist mittlerweile weit verbreitet:
• Marinkovich (1988) behandelt IgA lnsuffizienz mit 100ml frischer Frauenmilch täglich
• Asquith berichtet über den Einsatz von Frauenmilch bei der Therapie für Leukämie oder Knochenmarktransplantation
• Erichson (1990) berichtet, dass verbrannte Kinder Frauenmilch besser vertragen als die übliche hypermolekulare Nahrung und
• Wright benutzt mit Erfolg frische Frauenmilch für Erwachsene in den ersten Tagen nach Lebertransplantation (Springer, persönliche Kommunikation, 1996).


Ist es so schwierig zu glauben, dass die Milch der eigenen Mutter lange Zeit. bis ins Schulkindalter als effektiver Stimulus für das kindeseigene Immunsystem dienen kann?
Sollten wir unsere Abstillvorschläge so hoch setzen? Nicht unbedingt. Die Vorschläge bleiben nach wie vor die Gleichen: „Im Idealfall wird die Still beziehung fortgesetzt, bis das Kind ihr entwachsen ist" (Grundsatz 6, La Leche Liga).

Das eine Kind wächst aus seinem Stillbedürfnis früher, das andere später hinaus. Weil das Stillen eine Partnerschaft ist, spielen auch die Bedürfnisse der Mutter eine Rolle. Wir möchten hier keine neue Vorschriften erstellen, sondern durch das Anschauen der wissenschaftlichen und anthropologischen Daten einen erweiterten Blick für das „normale" Abstillalter und eine grössere Toleranz für die Mütter, deren Stillpraktiken von der kulturellen Norm abweichen schaffen.
Ich hoffte, mit diesem Referat dazu beigetragen zu haben.

REFERENZEN

Bradley, J., Baldwin, S., Armstrong, H. Breastfeeding: a neglected household Ievel weaning food resource. in Alnwick D., Moses S., Schmidt OG. (eds.) Improving young child feeding in eastern and southern Africa' Household Ievel feod technology. International Development Research Centre. Ottawa, Canada IDRC 265e 1988

Chandra, RK. Prospective studies of the effect of breastfeeding on incidence of infection and allergy. Acta Paediatr Scand. 68 :691 694 1979

Cunningham, AS. Breastfeeding: adaptive behavior fot child health and longevity in Stuart Macadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding' Biocultural Perspectives New York: Aldine de Gruyter, 1995.

Davis MK., Savitz DA., Graubard BI. Infant feeding and childhood cancer I.an.cet 2: 365 3868 1988

Dettwyler KA. A time to wean: The hominid blueprint fot the natural age of weaning in modern human populations in StuartMacadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding' Biocultural Perspectives NewYork: Aldine de Gruyter, 1995.

Helsing E. and King FS.. Breastfeeding in practice Oxford University Press, Oxford, UK. 1982

Labbok MH., Hendershot GE. Does breastfeeding protect against malocclusion? An analysis of the 1981 child health supplement to the National Health Interview Survey Am J Prev Med 3: 227232 1987

Mayer EJ., Hamman RF., Savitz DA. et sI. Reduced risk of insulin dependent diabetes mellitus (lDDM) among breastfed children Diabetes 37: 1625 1632 1988
Pisacane AN., Impagliazzo M., Russo R. et sI. Breastfeeding and multiple sclerosis British Medical Journal 308: 1411 1412 1994

Strimas JH., Chi DS. Significance of IgE level in amniotic fluid and cord blood fot the prediction of allergy. Ann Allergy 61: 133 136 1988

Stuart Macadam P. Biocultural perspectives on breastfeeding in Stuart Macadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding: Biocultural perspectives. New York: Aldine de Gruyter, 1995
Takala AK., Eskola J., Palmbren J. et sI. Risk factors of invasive Haemophilus influenzae type b disease among children in Finland J.Pediatr. 115:694 701 1989

Teele DW, Kleine JO., Rosner B. Beneficial effects of breastfeeding on duration of middle ear effusion (MEE) after first episode of acute otitis media (AOM) Pediatr. Res. 14:494 1980

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von anouschka78 am 04.03.2008, 20:03 Uhr

MILCH IST DAS HAUPTNAHRUNGSMITTEL IM ERSTEN JAHR. Warum muss man denn Flaschenmilch geben wenns doch was viiiiiel besseres gibt? Und wegen der Erziehung? Was kann besser sein, als dem Baby das zu geben nach was es ihm von Natur aus verlangt? Und dazu noch ganz viel Liebe und Geborgenheit. Damit ist Muttermilch die beste Nahrung für Körper UND Seele.

Es macht mich immer wieder traurig dass es so viele komischen Meinungen über das Stillen gibt. Die Industrie und die Ansichten der 2. Hälfte des 20Jhd. (z.B. "Ich bin doch keine Kuh")haben bewirkt, dass wir immer wieder unsere Meinung vertreten müssen und oft alleine dastehen. Lass Dich nicht beirren und genießt weiter das Stillen.

Anouschka

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von SilkeJulia am 04.03.2008, 20:47 Uhr

Hallo Kerstin,

nicht mehr normal ist das Stillen, wenn man das Kind dadurch zu einem "Mamakind" macht und es sich nicht abnabeln lässt.
Das ist unabhängig vom Alter ;-)

In unserer Gesellschaft ist die Brust so dermaßen sexuell behaftet, dass das Stillen nur so lange ok ist, wie das Kind das "noch nicht mitkriegt", woran es da saugt.
Sobald es sich zu einem "vollen Menschen" entwickelt, also kein Baby mehr ist, ist Stillen abartig, ekelhaft, ja, sexueller Missbrauch.

Unsere Gesellschaft ist ja so aufgeklärt und abgebrüht - an jeder Bushaltestelle halbnackte Frauen auf Plakaten, FKK-Strände, die Sexbranche boomt und "F.U.C.K." von der Bloodhound Gang stürmte die Charts.
Aber wenn eine Frau ihre Brust auspackt, um zu stillen, ist das abartig.
Und das ist nicht die Meinung einer anderen Generation - es ist genau UNSERE Generation, nicht unsere Eltern oder Großeltern, die so draufsind.
Unsere Generation ist es, in der gesagt wird:
"Ich küsse meine Kinder nicht auf den Mund, denn Küsse auf den Mund sind meinem Mann vorbehalten."
Unsere Generation, die Mädchen und Jungen ab 4 Jahren schon nicht mehr zusammenschlafen lässt und unsere Generation, deren Kinder ihre Eltern noch nie nackt gesehen haben.


Ich kann nur sagen:
Da stimmt was in der Denke der Menschen nicht.
Haben wir solche Angst vor uns?
Vor unserem Körper?
Unserer Sexualität?
Ich finde das manchmal unglaublich...

Zurück zur Brust.
Die ist nicht dafür erschaffen worden, um den Herren der Schöpfung ein weiteres Spielzeug zu geben oder weil Gott irgendwie etwas Marterie über hatte.

Nein, die Brust wurde geschaffen, um Kinder zu ernähren und zu trösten.
Das ist ihr primärer Sinn und Zweck.

Und genau das kann und sollte man mit der Brust so lange tun, wie man selber und das Kind es will.


Es gibt doch auch keine Altersgrenze für Küsse, Umarmungen oder Streicheleinheiten.
Die Kinder setzen diese selber.
Irgendwann finden sie es "peinlich", wenn Mama sie umarmt. ;-)
Dann ist der Zeitpunkt gekommen, das sein zu lassen.

Irgendwann findet das Kind es uninteressant, an der Brust zu trinken.
Dann ist der Zeitpunkt gekommen, das Kind nicht mehr zu stillen.

LG,

Silke

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von Felis am 04.03.2008, 20:52 Uhr

Wir sind die einzigen Lebewesen auf der Erde, die das Stillen der eigenen Kinder in Frage stellt. Ich finde, da stimmt was ganz gewaltig nicht...

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von SilkeJulia am 04.03.2008, 20:56 Uhr

Naja, das kommt davon, wenn man so ein Riesengehirn hat.

Wir sind in vielerlei Hinsicht die einzigen Lebewesen, die etwas tun...

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von NeleMama am 04.03.2008, 21:08 Uhr

Also nicht mehr normal finde ich stillen wenn ich mein Kind zwangs ernähre mit MUMI. Und mal ehrlich welche Stillende Mutter tät das schon?
Und noch besser find ich das argument mit dem Selbstzweck der Mutter. Wer mich fragt dem müsste ich sagen, dass mein Kind schon lange festes essen kriegen sollte. Aber mein Mädel sieht das anders.
Mit 9 Monaten hab ich noch voll gestillt weil sie keinen brei haben wollte. seit einer woche (sie ist nun fast 10 Monate) schaffen wir hin und wieder etwas mehr brei.

Wenn ich meinem Kind die brust verweigern würde, würde die vermutlich verhungern. Obwohl meine Mutter vermutlich dazu sagen würde, dass sie dann schon zwangsläufig auf brei umsteigen würde, aber da bin ich mir nicht so sicher.

Genauso: "Gibt doch abends brei oder flasche, dann schläft sie auch durch!" ein Gerücht wie mir schon mehere bestetigen, aber hauptsache andere konnten ihren (Unqualifizierten) Senf dazu geben!

Rechtfertige uns nicht mehr sondern stille Schweigend mit stolz. Und wenn du dann ein gut erzogenes, weil geborgenes, rund um gesundes Kind hast: Fällt denen wohl auch nichts negatives mehr ein.

Alles Gute

Vanessa

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von Lisalu am 04.03.2008, 21:35 Uhr

zum Thema Selbstzweck:
mit 3 kids, die ich nach Belieben stillen konnte, wollte, durfte -wie und wann auch immer - kann ich sagen: kein kind lässt sich stillen, wenn es nicht mehr mag. Die Triebfeder ist immer das Kind, alles andere ist kalter Kaffee, kein Baby lässt sich über seinen Bedarf hinaus stillen, jede Mutter kann einfach stillen solange es passt - und fertig. Was die Gesellschaft einem aufdrückt und die Etikette verlangt...es gibt immer Vorgaben und Bedingungen nach denen wir handeln sollen in diesem Leben...in vielen Situationen sollte man sich klar machen, wie sinnvoll oder sinnlos diese sind !

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von supermami5 am 04.03.2008, 21:47 Uhr

ich stille meinen zwerg auch noch. er ist 9monate. und wenn ich unterwegs stille gucken alle leute nur doof. ich wurde auch schon öfters dann gefragt wie alt er sei. und dann kam. oh wie schön, das sie noch stillen können...!?!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: habe 3 jahre gestillt...

Antwort von nickys am 05.03.2008, 10:42 Uhr

...davon bestimmt die ersten 1,5-2 jahre auch in der öffentlichkeit (dann hat mein sohn nur noch ein bis zwei mal am tag getrunken, und das dann zuhause)! ich habe zum glück nie blöde kommentare bekommen.

etwas komisch fand ich selbst die letzten monate stillen schon, so kurz vor seinem dritten geburtstag, da mein sohn lief und sprach, also definitiv kein baby mehr war...

mein sohn ist kein muttersöhnchen dadurch geworden, im gegenteil, er ist sehr unabhängig und selbstständig, hat vor nichts und niemandem angst.

bis 2 jahre zu stillen ist doch völlig normal! dadrüber hinaus kann man sich vielleicht drüber streiten... aber es hat trotzdem nur positive auswirkungen auf das kind, vorausgesetzt - aber das wurde bereits erwähnt - die mutter zwingt es dem kind nicht auf, sondern es kommt vom kind.

also mit 9 monate zu stillen ist völlig ok! laß dich nicht verunsichern! mach weiter so!

LG, nicky

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: !!!

Antwort von Novi82 am 05.03.2008, 10:51 Uhr

Was für ein quatsch ist das denn???

Liest denn heutzutage keiner mehr Bücher/Zeitschriften/TV???
Da findet man immer nur pos. fürs stillen u. ich habe noch nirgends gelesen, dass stillen ab einem best. Alter schlecht ist od. so was.

Ich habe 8 Monate voll gestillt, ICH wollte es so; jetzt ist meine Tochter 12 Monate alt u. ich stille sie noch 3x/Tag.
Möchte sie auch noch mind. 4 Monate stillen, ohne, dass Allergie Risiko besteht!

Folgendes hat mir die Stillberaterin dazu gesagt, zum "langen" stillen, bzw. wie lange ...

... viele von uns haben ihre Stillzeit begonnen mit dem Vorsatz, 6 Monate zu stillen, weil es ja so gesund fürs Baby ist. Dann, wenn die Beikost-Zeit beginnt, erfahren wird, dass Muttermilch -natürlich- auch weiterhin gesund ist, und wir haben bereits die Erfahrung gemacht, dass Stillen viel mehr ist als "nur" eine Frage der Ernährung.
Also beschließen wir vielleicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, dass wir doch weiter stillen. Und weiter, und weiter, und weiter. Denn mit 13 Monaten ist die Milch auch nicht plötzlich "schlechter", mit 17 Monaten kann das Kind die kuschelige Nähe an Mamis Busen noch ebenso sehr brauchen und genießen wie früher, und -ganz unter uns- wenn dein Baby erst einmal 18 Monate alt ist (oder 16...), dann kommt es dir auch gar nicht mehr so "komisch" vor, dass sie vielleicht auch noch mit 2 Jahren stillen könnte.

WHO und Unicef empfehlen eine Stillzeit bis zum 2. Geburtstag und darüber hinaus, solange es Mutter und Kind möchten. Es ist weder "krank" noch "schlecht" oder gar "gefährlich", ein Kind länger zu stillen als es momentan der Standard ist. In Finnland sind 2 Jahre überhaupt nichts ungewöhnliches.

Was ist also das Problem: Das wir es hier in Deutschland nicht mehr gewöhnt sind, und dass man meist meint, dass man weit und breit die Einzige ist, die noch stillt. Auch hier empfiehlt sich der Kontakt zu einer Stillberaterin, denn es gibt immer wieder Stilltreffen speziell für Mütter mit älteren Stillkindern, und sobald man "Gleichgesinnte" gefunden hat, ist man nicht mehr so angreifbar.

Ich kann dir also nicht sagen, wie lang du deine Tochter stillen wirst. Nur ihr beide solltet das entscheiden. Es kann sein, dass sie selbst schon im Sommer aufs Stillen verzichten möchte, vielleicht werdet ihr aber auch zu den -gar nicht so wenigen- zählen, die doch auch über das 2. Jahr hinweg stillen und es genießen.

Also: still` solange DU/dein Kind das will, egal was andere sagen.
Ich habe genug Freundinnen, Eltern, ... die mich noch blöd anmachen, dass ich noch stille, die halten das nicht für wichtig, aber MIR ist das egal.
Solange ich/mein Kind das möchte, machen wir es auch.

LG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Hauptursache für blöde Kommentare: unbewusster Neid!

Antwort von Mijou am 05.03.2008, 12:05 Uhr

Hallo,

weil die meisten Frauen sich nicht die Mühe machen, die üblichen Anfangshürden beim Stillen zu überstehen (wunde Warzen, Wachstumsschübe etc.), sondern lieber frühzeitig aufgeben, sind sie natürlich unbewusst neidisch auf eine Frau, die lange erfolgreich stillt. Wer kriegt schon gern vorgeführt, wie prima andere das hinkriegen und wie innig deren Beziehung zu ihrem Kind ist.
Ich selbst habe 13 Monate gestillt und auch ähnliche Bemerkungen und Ratschläge bekommen.

Ich finde die "Bedenken" Deiner Bekannten und vor allem Deiner Mutter völlig uninteressant. Deine Mutter hatte IHRE Zeit und konnte entscheiden, wie sie ihre Kinder groß zieht. Nun ist DEINE Zeit, in der DU die Entscheidungen triffst. Gib Deiner Mutter freundlich, aber durchaus energisch zu verstehen, dass Du sie von Dir aus fragst, falls Du Rat haben möchtest - und an ungebeteten (total veralteten) Meinungsäußerungen nicht so arg interessiert bist. Sie wird's verkraften.

Stille, so lange Du und Dein Zwerg sich wohl dabei fühlen. Was für Dich gut und in Deinem Leben "normal" ist, bestimmen nicht die anderen, sondern Du selbst!

Grüßle,

Mimi

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@Mijou

Antwort von Felis am 05.03.2008, 13:22 Uhr

Klasse Beitrag!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von jule2006 am 05.03.2008, 16:35 Uhr

Nach den ganzen langen Beiträgen was kurzes von mir.

Vertrau Deinem Gefühl und mach es so, dass Ihr Euch beide dabei wohlfühlt.
Und schau nicht auf die Studien, die das eine oder andere beweisen wollen. Es geht nur um Dich und Dein Kind.

LG
Barbara

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Hauptursache für blöde Kommentare: unbewusster Neid!

Antwort von momworking am 05.03.2008, 19:42 Uhr

Ganz klasse Mimi,
und weil Frauen wie du sich nicht die Mühe machen, individuell eine Situation anzuschauen, sondern pauschal Nicht-Stillende als unfähig abstempeln schämen sich viele Frauen und ersticken in Selbstzweifeln, was dir in deiner unglaublichen Erhabenheit vermutlich schnurzegal ist.
Bäh, wie kann man nur so überheblich sein?

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Den Schuh hast du dir jetzt selbst angezogen, Momworking.

Antwort von SilkeJulia am 05.03.2008, 20:27 Uhr

Miri schrieb
"...die meisten Frauen..."
und nicht
"...alle Frauen, die nicht (so lange) gestillt haben..."

Sie hat mit keinem Wort alle nichtstillenden Frauen verurteilt.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Ab wann ist stillen nicht mehr normal?

Antwort von Muppet am 05.03.2008, 23:10 Uhr

Hallo,

wenn dein Kind 8 Monate alt ist, dann ist das definitiv noch nicht zu lange. Die WHO empfiehlt, 2 Jahre zu stillen und dann so lange es Mutter und Kind wünschen.

Das sage ich den Leuten, die fragen. Von der WHO !!! Das macht Eindruck.

In anderen Ländern ist es normal, so lange zu stillen. Mein Kind ist 22 Monate alt und es wird wohl noch dauern, bis wir abstillen.

Viele Grüße

Melanie

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Mijou

Antwort von Novi82 am 06.03.2008, 13:50 Uhr

Super Beitrag,
so denke ich auch!!!

;-)

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge im Forum Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.