tieftraurig

Hallo Uli,

sei erstmal lieb gedrückt, das ist wirklich eine schwere Zeit für Dich! Ich muss aber auch wirklich mal knallhart sagen, dass es ein Unding ist, dass Deine Mutter und Dein Bruder sich so hängenlassen. Das geht nicht! Auch wenn es schwer ist, muss jeder etwas dazu beitragen, diese Last zu tragen. Vor allem Dein Bruder muss sich zusammenreißen und Dich unterstützen. Ich würde gnadenlos Aufgaben verteilen und delegieren. Wenn nötig, sehr energisch und im Befehlston. Es geht keinesfalls an, dass eine Schwangere mehr oder weniger allein für alles zuständig ist. Dein Bruder braucht bei aller Angst und Trauer wirklich mal einen symbolischen Tritt in den Allerwertesten. Erwachsen zu sein, heißt, Verantwortung zu übernehmen. Den Kopf bequem in den Sand stecken tun Kinder. Das muss er offenbar jetzt lernen.

Setz Dich durch und übernimm auf keinen Fall nun die Opferrolle der armen Frau, an der nun alles hängenbleibt, weil sonst niemand was gebacken kriegt. Wenn Du z.B. im Krankenhaus wärest oder so, müssten auch die anderen was geregelt kriegen.

Was Dein Baby angeht, sorge Dich nicht zu arg. Ungeborene bekommen keineswegs eins zu eins jedes Gefühl und jede Stimmung der Mutter mit. Sie sind sowohl räumlich (getrennt durch die dicke Plazenta, das Fruchtwasser und die dicke Gebärmutterwand) als auch biochemisch keineswegs eins mit der Mutter. Viele Stresshormone und Botenstoffe können die Plazenta gar nicht durchdringen. Und selbst wenn ein kleinerer Teil Deiner Seelenlage jetzt durchdringt: Babies "wissen" seit Jahrhunderttausenden, dass das Leben keineswegs immer ein Zuckerschlecken ist für ihre Mütter. Sie sind robust und können das wegstecken, ohne Schaden zu nehmen. Ganz ehrlich!

Alles Liebe,

Astrid