Partner verstaendnisslos, ich lustlos

Klar kann man jetzt auf den Mann schimpfen und ihn egoistisch nennen, aber ich denke das hilft weder Erdbeerkuchen noch der Beziehung.

Was du schriebst klingt für mich so, als steckt da mehr hinter. Sex scheint bei ihm auch eine wichtige Funktion zu sein was Spannungsabbau und Emotionsregulation angeht. Auch der damit verbundene Belohnungseffekt durch die Dopaminausschüttung sollte nicht unterschätzt werden.
So Sätze wie: "Er braucht es richtig, wenn er es morgens nicht bekommt ist er den ganzen Tag hineblig oder nervt mich damit " lassen einen schon hellhörig werden. Denn hier bedeutet Sex nicht nur Intimität in der Partnerschaft. Wenn Sex für solche Zwecke benötigt wird, sind die Probleme vorprogrammiert. In gewisser Hinsicht kann man es schon mit dem Konsum von z.B. Alkohol vergleichen, der beispielsweise abendlich zur Stressreduktion und zum Spannungsabbau getrunken wird. Ich möchte das Wort Sucht jetzt hier nicht in die Hand nehmen, aber aber es findet schon ein Gebrauch von Sex statt, der über das übliche Maß hinaus geht. Und damit benutzt dein Partner dich auch ein Stück weit, wenn auch bestimmt nicht mit diesem Bewusstsein.
Am Ende wird er lernen müssen, diesen Dingen mit Alternativen zu begegnen um Sex nicht dauerhaft als Kompensationsmittel gebrauchen zu müssen. Denn es kann auch ein Fass ohne Boden werden, die Häufigkeiten können sich steigern und er wird mehr und mehr brauchen. Es gibt Menschen, die am Ende teilweise stundenlang mit Mastubationen verbringen bis die Genitalien rot und wund werden. Da steckt auch echt Leidensdruck hinter. Spätestens da ist professionelle Hilfe notwendig. Gerade wenn du sowas schreibst "Er ist bald berufsbedingt nicht zu Hause ausser an Wochenenden, spaetestens dann wird er mehrmals am Tag drauf bestehen weil in der Woche geht ja nicht.. " zeigt ja, dass es ihm nicht um den Sex mit dir geht sondern um eine Regulation anderer Bedürfnisse. Und dass es dir zuviel ist und du dafür nicht herhalten möchtest.

Aus diesem Grund würde ich an deiner Stelle nochmals das Gespräch mit ihm suchen, allerdings nicht nur auf der Grundlage von "was will ich und was willst du" sondern auch nochmal mit der Fragen, wofür Sex da eigentlich steht und was los ist, wenn es nicht verfügbar ist.
DENN: es ist bereits ein Problem in der Beziehung. Er gebraucht die bereits für seine Bedürfnisbefriedung und benutzt dich damit auch ein Stück weit und du fühlst dich unter Druck. Spätestens im Wochenbett und mit Baby wird das Problem größer. Und was er sagt im Sinne von "nur jetzt will er prophylaktisch Das noch mitnehmen was geht kommt dann." ist ja totaler Quatsch, denn die Menge die ihr jetzt schon praktiziert führt in keinster weise dazu dass er sich mehr befriedigt fühlt sondern lediglich dazu, dass er NOCH MEHR will. Und glaub mir, nach der Geburt wirst du dich eine ganze Weile nicht mehr danach fühlen. Und auch so klingt euer Intimleben nicht so als sei es für euch beide ok.

Ich würde dir aber auch raten nochmal deine Haltung zum Thema Selbstbefriedigung zu überdenken. Ehrlich gesagt finde ich deine absolutistische Haltung "Dann kann eh jeder machen was er will und wir koennten genauso gut nur Freunde sein oder Bekannte" etwas altbacken und frauenklischeemäßig. Selbstbefriedigung ist ein natürlicher Teil der eigenen Sexualtität und darf innerhalb und außerhalb von Beziehungen existieren. Es ist ein Teil, der nur deinem Partner selber gehört (und nicht dir) und über den kein anderer Mensch als man selber zu bestimmen hat. Und da ein schwarz-weiß draus zu machen (entweder alles nur mit mir oder gar nix) ist doch auch albern und hat was kontrollierendes und besitzergreifendes, wenn nicht sogar übergriffiges. Zumal es aktuell zumindest kurzfristig den Druck bei euch raus nehmen kann. Also hättest du auch was davon. Und Pornos? Da darf man ja Haltungen zu haben wie man möchte, aber am Ende hilft es weder dir noch deinem Partner weiter wenn du sie verteufelst.
Vielleicht findet ihr ja auch eine Zwischenlösung. Man kann Pornos auch zusammen gucken (es gibt soviele verschiedene, nicht alle sind abartig eklig und frauenverachtend) oder du bist dabei wenn dein Partner das macht (wenn das für beide ok ist). Da ist der Phantasie ja keine Grenzen gesetzt.

Insgesamt würde ich an eurer Stelle mal eine Beratung aufsuchen. Gerne als Paar zusammen, er muss ja nicht alleine dahin. Denn egal wie man es dreht und wendet: Sex hat hier einen Stellenwert, der über das übliche hinaus geht. Und das kann schnell ungesund werden, für euch als Paar und auch für ihn selber.