Schwanger mit 35 plus

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Geschrieben von Sabse70, nix mehr. SSW am 23.09.2005, 23:42 Uhr

Thema geistige Behinderung

Hallo noch mal,

jetzt habe ich mich mal durch einige Beiträge geklickt und gesehen, dass es ja doch einige obskure Vorstellungen von Kindern mit geistiger Behinderung gibt...
Fakt ist, dass geistig behinderte Kinder genauso verschieden sind wie ihre normal entwickelten Altesgenossen. Es gibt behinderte Kinder, die vor Lebensfreude nur so strahlen und es gibt Behinderungen, die den Kindern alle Lebensfreude nehmen. Ich habe in den letzten Jahren sehr viele Varianten kennengelernt.
Unser Sohn fühlt sich mit seiner Behinderung nicht defizitär. Er weiß - glaub ich - gar nicht, dass er behindert ist, da er dieses Bewusstsein nicht hat.
Er kann mit seinen vier Jahren weder laufen noch sprechen, ist Windelträger, hat Epilepsie und Wahrnehmungsstörungen.
Wenn mir ein Arzt in der Schwangerschaft ein so schwer behindertes Kind prophezeit hätte, dann hätte ich wohl auch abgetrieben. Ich kann auch jede werdende Mutter verstehen, die ein schwer behindertes Baby lieber nicht bekommen will.
Wir sind in das Leben mit unserem Sohn hineingewachsen und haben gelernt, unser Leben mit ihm zu meistern. Natürlich bleibt immer eine gewisse Traurigkeit bestehen, denn auch wir haben uns ja damals auf ein gesundes Kind gefreut und es nicht bekommen. Es ist aber nun nicht so, dass wir mit unserem behinderten Sohn ein furchtbar trauriges Leben führen. Im Gegenteil! Vermutlich wird bei uns mehr gelacht als in Familien, in denen keine behinderten Kinder leben.
Sicher haben wir auch den Vorteil, dass wir als "besondere" Familie absolut immun gegenüber Oberflächlichkeiten und unwichtigen Äußerlichkeiten geworden sind. Unser Selbstbewusstsein ist durch unseren Sohn enorm gestiegen - man lässt sich einfach kein x mehr für ein u vormachen und steht den Widrigkeiten des Lebens gelassen gegenüber.
Unsere Freude war natürlich groß, als unser zweiter Sohn gesund zur Welt kam.
Wir sind - so denke ich - eine rundum glückliche Familie, die fest zusammenhält. Auch wenn bei uns vieles anders abläuft und wir auf einiges, was für andere Familien selbstverständlich ist, verzichten müssen, so kann ich für unsere Familie doch sagen, dass es uns gut geht und wir ganz gewiss kein schreckliches Leben führen.
Ich weiß aber auch von schwer behinderten Kindern, die ihre Eltern an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen - oft ist dann ein Leben innerhalb der Familie für diese Kinder gar nicht mehr möglich.
Fakt ist, dass es ganz unterschiedliche Formen von geistiger Behinderung gibt - für die Betroffenen selbst, ist die Behinderung meist kein Problem; eher für die Eltern, deren Leben sich meistens voll und ganz nach dem behinderten Kind ausrichten muss.

Lieben Gruß,
Sabse

 
2 Antworten:

Re: Thema geistige Behinderung

Antwort von mamafürvier, nix. SSW am 24.09.2005, 11:15 Uhr

Hallo Sabse!
Obskur? Wie kann man etwas wissen, was man nicht bzw. kaum kennt. Wir sehen kranke Menschen im TV und auf der Straße aber woher solten wir wissen, wie es ist so zu leben, diese Verantwortung zu tragen udn wie könnten wir die Tragweite verstehen?
Wir, die gesunde Kinder haben können uns natürlich nur schwer hineinversetzen, was es bedeutet ein schwerst behindertes Kind zu haben.
Ich habe 4 Kinder und in den SS mit den letzten beiden hatte ich eine Fruchtwasseruntersuchung. Ein Kind mit Downsyndrom hätte ich behalten wollen, weil ich selbst Menschen mit Downsyndrom kenne und nicht finde, daß das ein schönes Leben sein kann. Wer kennt schon Krankheiten wie Trisomie 18? Ich wußte, daß es das gibt aber das ganze schreckliche Ausmaß kann man höchstens im Internet nachlesen aber nie verstehen. Leider gibt es aber auch so schwere Beginderungen, die schon in der Prognose kaum lebensfähig sind und nach der Geburt zum Sterben verurteilt sind. So etwas finde ich grausam. Ich finde es grausam für die Mutter. Sie läßt das Baby unter ihrem Herzen heranwachsen, liebt es und weiß genau, daß sie es gleich gehen lassen muß. Schlimm auch für das Baby, welches nie ein Leben haben darf wofür es eigentlich in der Mama heranwachsen sollte.
Ich ziehe den Hut vor den Familie, die es gut schaffen mit einem behinderten Kind. Ich stelle mir vor, daß man an seine Grenzen kommt, die familiere und partnerschaftliche Situation angespannt ist und die Verantwortung 24h am Tag ein leben lang für einen Menschen tragen, der das nie alleine tun könnte stell ich mir sehr sehr schwer vor. Unsere gesunden Kinder begleiten wir auf dem Weg bis sie selbstständig sind um sie dann beruhigt gehen lassen zu können.
Ich bin froh, daß ich noch nie vor die Entscheidung gestellt wurde mich für oder gegen ein Leben zu enstcheiden - Leben ist es immer und das muß man bedenken. Jedem Menschen wünscht man ein schönes Leben in Gesundheit aber leider ist das nicht immer so.
Ich bin nicht gläubig aber wenn ich es wäre hätte ich aufgehört zu glauben... an einen, der zuläßt, daß solches Leid über Kinder kommt und über die Familien, die es lieben.

Liebe Grüße an dich und deine Familie,
Kerstin.

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Re: Thema geistige Behinderung

Antwort von Sabse70 am 24.09.2005, 11:43 Uhr

Hallo Kerstin,

ich sehe das ähnlich wie du.
Wir werden öfter gerade von Kindern angesprochen, die völlig verwundert sind, dass ein Vierjähriger nicht laufen und sprechen können. Die bestaunen unser Kind wie ein achtes Weltwunder. Und es sind durchaus auch Kinder im Grundschulalter dabei, die noch nie ein behindertes Kind gesehen haben! Das finde ich schon sehr schlimm. Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass das Thema Behinderung im Deutschunterricht behandelt werden sollte. Meine Schwägerin ist Redakteurin und in ihrem Verlag ist jetzt endlich ein Sachbuch erschienen, das auch das Thema Behinderung aufgreift. Es kann nicht sein, dass 10jährige Grundschulkinder noch nie etwas über geistige Behinderung gehört oder gelesen haben. So entstehen dann ja auch Vorurteile und Unwissen! Da besteht einfach dringend Handlungsbedarf.
Für meine Nichte (5) ist die Behinderung unseres Sohnes zum Beispiel gar kein Thema. Es gibt eben Kinder, die nicht laufen und sprechen lernen können - das ist halt so und das weiß sie auch. Diese Kinder brauchen halt mehr Hilfe und sie gewährt diese Hilfe dann auch. Schön, wenn alle Kinder so vorurteilsfrei aufwachsen könnten... Dazu darf das Thema Behinderung vor Kindern aber auch nicht länger tabuisiert werden. Aus toleranten, informierten Kindern werden schließlich auch tolerante und informierte Erwachsene.
Natürlich muss sich eine werdende Mutter selbst entscheiden, ob sie ein behindertes Kind bekommen möchte oder nicht. Es ist gut, wenn sie diese Entscheidung überhaupt selbst treffen darf - wir hatten keine Wahl, weil wir erst von der Behinderung unseres Kindes erfahren haben als er schon ein Jahr alt war.
Ich kann gut verstehen, wenn sich Eltern im Falle eines Falles für einen Abbruch entscheiden. Wahrscheinlich hätte ich selbst genauso gehandelt.
Diese Entscheidung hat aber nichts mit der Tatsache zu tun, dass eben hier wie wonanders auch, seltsame Vorstellungen über Kinder mit geistiger Behinderung kursieren. Darauf hat ja auch schon SAM hingewiesen und entsprechend korrigierend einen Beitrag geschrieben.
An dieser Stelle noch mal DANKE!

Lieben Gruß,
Sabse

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