Es wird alles so bleiben, wie es ist

Hallo,

schau Dir mal die Eltern von Deinem Freund genauer an: Ganz sicher ist die Rollenverteilung dort, als Dein Mann kleine war, ebenso gewesen, wie bei Euch. Der Vater hat sich null um sein Kind gekümmert, an der (unzufriedenen) Mutter ist alles hängengeblieben. Jede Wette. Leider wiederholen Menschen oft die Muster, die sie zu Hause erlebt haben. Auch Dein Freund hat sich in diesem Rollending eingerichtet: Er geht arbeiten, Du bist die Hausfrau. So weit, so gut. Für ihn stimmt alles.

Du dagegen bist unzufrieden, was man total verstehen kann. Andererseits arbeitet Dein Freund zehn Stunden und ist der Ansicht, da Du gar nicht berufstätig bist, kannst Du zu Hause alles übernehmen. Sooo falsch liegt er damit nicht. Auch wenn er sich natürlich für Dich, für sein Kind und seinen Stiefsohn Zeit nehmen sollte.

Ich denke nicht, dass Dein Freund eine Depression hat. Viele Männer erwarten nicht mehr vom Leben als einen Job und ihr Feierabend-Bier. Das Ganze muss nicht heißen, dass er Dich nicht mehr liebt. Er tut bloß nichts mehr für Eure Beziehung. Auch das ist leider immer noch typisch für viele Männer.

Dir reicht das nicht, und damit hast Du völlig recht. Bloß: Er wird sich nicht ändern. Deshalb musst Du ehrlich überlegen, ob Dir das für die nächsten Jahrzehnte reicht. Eine Psychotherapie wird das Problem auch nicht abstellen, sondern das könnte nur eine Paar-Therapie. Denn wenn eine Beziehung nicht stimmt, reicht es natürlich nicht, wenn sich nur einer helfen lässt.
Die Psychotherapie machst Du aber sicher noch aus einem anderen Grund, und nicht nur wegen Eurer Beziehung. Denn falls das so wäre, würde sie nicht helfen, solange Dein Freund nicht mitkommt.

Letztlich ist es eine Entscheidung. Dein Freund wird exakt so bleiben, wie er jetzt ist. Nichts wird sich ändern, rede Dir da nichts ein. Dein Partner möchte auch nichts zu einer Verbesserung beitragen, das hat er ja mehrfach klar signalisiert. Die einzige Frage ist, ob Dir das reicht oder nicht.

Warten wird keine Verbesserung bringen, das muss Dir klar sein. Entweder akzeptierst Du Eure Beziehung, wie sie ist, oder Du machst Dich auf die Socken, gehst wieder arbeiten (mehr Unabhängigkeit), gibst Deinen Sohn in eine Krippe und wagst einen neuen Start. Das braucht etwas Mut, aber das Glück gibt‘s nicht von selbst.

LG und alles Gute!