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Geschrieben von Hexhex am 05.07.2022, 14:49 Uhr

Erzwingen von negativer Aufmerksamkeit…

Hallo,

nein, die Verletzungsgefahr dadurch ist nicht „sehr groß“. Viele Kinder tun das in diesem Alter, in dem sie ja ihren eigenen Willen entdecken. Manche schlagen auch absichtlich mit dem Kopf auf den Boden oder gegen eine Wand.

Ich weiß, Du wirst den Gedanken erstmal ungewohnt finden, aber die beste Reaktion ist eine Null-Reaktion. Denn Aufmerksamkeit verstärkt jedes Verhalten, Desinteresse dagegen schwächt es ab. Heißt: Wenn Du ein Verhalten aufrecht erhalten willst, musst Du dem Kind dafür Aufmerksamkeit geben, und das gilt auch für negative Aufmerksamkeit (wie Schimpfen etc.).

Wenn Du also hingehst und Deinem Sohn erklärst, wie schlecht das ist, was er macht, und dass er sich dann wehtun kann, oder wenn Du sogar mit ihm schimpfst, dann lernt Dein Sohn: Prima, ich habe ein todsicheres Mittel gefunden, Mamas und Papas Aufmerksamkeit zu erzwingen. Und dann wird er diesen Weg immer wieder wählen. Nicht weil er böse wäre, sondern einfach, weil er entdeckt hat, dass dieses Verhalten Euch zuverlässig aufscheucht und Ihr Euch ihm zuwendet.

Wenn Du dieses Verhalten aber beiläufig, gleichgültig und desinteressiert behandelst, dann wird es für Deinen Sohn uninteressant. Er sieht: Diese Verhalten hat keinen Effekt. Es löst bei Mama und Papa keine Aufmerksamkeit aus. Es ist sozusagen unökonomisch. Und ein Verhalten, dass keine Wirkung hat, wird vom Kind bald als ineffektiv aufgegeben. Es kann es loslassen.

Wichtig ist dabei zweierlei: dass Ihr zum einen auf das Hinwerfen möglichst gar nicht oder nur sehr gelangweilt reagiert. Wenn er das macht, geht ein paar Schritte weiter und schaut zu, bis er sich beruhigt. Redet gar nicht oder nur ruhig mit ihm. („Ist schon gut. Alles gut.“) Nicht hingehen, nicht aufheben, nicht trösten, nicht schimpfen, nicht drohen wegzugehen - nichts. Stehenbleiben, freundlich schauen. Warten, bis er fertig ist.

Ja, das kostet Nerven, ich weiß. Aber es ist das einzige, was dieses Verhalten nicht verstärkt und ungewollt belohnt (mit Aufmerksamkeit).

Das zweite ist: Schenkt Eurem Sohn viel Aufmerksamkeit für erwünschtes Verhalten: Lobt ihn bewusst sehr oft am Tag. Wenn er eine Handreichung macht. Wenn er eine kleine Bitte erfüllt. Wenn er bei etwas hilft. Wenn er etwas selbst schafft, das für ihn noch nicht leicht ist. Wenn er etwas Liebes zum Baby sagt. Usw.

Das Trotzalter, in dem Euer Sohn jetzt steckt, ist nämlich nicht leicht für ihn. Und die Eifersucht aufs kleine Geschwisterchen tut richtig weh. Auch wenn ältere Geschwister das Baby lieben oder sich die Eifersucht nicht direkt gegenüber dem Baby zeigt - sie ist immer da. Sie ist normal und unvermeidlich. Meist äußert sich sich durch anstrengendes Verhalten, mit dem das ältere Kind die Aufmerksamkeit der Eltern wieder mehr auf sich fokussieren will.

Das ist total nachvollziehbar. Deshalb ist es so wichtig, dass Euer Sohn nicht überwiegend negative Aufmerksamkeit bekommt, wie Schimpfen oder von ihm selbst erzwungene Zuwendung, weil er sich hinwirft. Sondern dass er viel freiwillige, fröhliche, lobende, ermutigende Aufmerksamkeit bekommt - aber eben nicht für unerwünschtes Verhalten.

LG

 
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