zurück| Geschrieben von Nina985 am 25.01.2023, 10:12 Uhr |
Rat wegen Verhalten Freund (Trauer)
Hallo ihr Lieben
Ich bin momentan traurig und verletzte vom Verhalten meines Freundes.
Zum Hintergrund: Ich hatte im letzten April einen Spätabort in der 18. SSW nach lange anhaltenden Blutungen und einem vorzeitigen Blasensprung. Diese Schwangerschaft war psychisch sehr belastend für mich/uns, ich musste viel liegen, hatte ständig Angst unsere Tochter zu verlieren... Die Zeit war sehr schlimm, insbesondere für mich. Mein Freund war sehr gefasst und hat damals nicht geweint... Er hat einfach normal weiter gemacht. Er ist generell ein sehr rationaler Mensch und kann nicht so gut Gefühle zeigen. Daher hatte ich das Thema für mich abgehakt, auch wenn mich seine "fehlende" Trauer sehr verletzt hat.
Nun ist gestern die Katze seiner Schwester gestorben. Und da hatte er Tränen in den Augen, war sehr traurig und hat geweint. Ich verstehe ja die Trauer um ein Tier, das einem sehr nahe ist (sie wuchs zeitweise auch bei ihm auf).
Aber ich war so geschockt und verletzt, dass er ja offenbar doch Gefühle zeigen kann. Beim Tod einer 15 Jahre alten Katze, nicht aber beim Verlust unseres Kindes.
Er meinte gestern, dass er bei unserem Verlust auch erleichtert war, weil er mehr Angst um mich hatte.. davor dass ich die Situation nicht überstehe. Die Schwangerschaft damals war nicht lebensgefährlich für mich, aber mir ging es damals psychisch sehr schlecht. Zudem meinte er, dass er erst eine Beziehung zu einem Lebewesen aufbauen muss, um eine Bindung und somit Trauer empfinden zu können...das hatte er bei unserer Tochter damals noch nicht.
Ich verstehe das natürlich, aber trotzdem finde ich sein Verhalten unverhältnismäßig. Er trauert mehr um eine Katze als um unser verstorbenes Kind...
Ich bin inzwischen wieder schwanger (22. SSW) und hoffe sehr, dass diesmal alles gut ausgeht. Seit gestern frage ich mich, ob er diesmal emotional wieder nicht voll dabei ist...zumindest bis zur Geburt...
Ich bin sehr verletzt und weiß nicht, wie ich das einordnen soll.
Wie seht ihr die Situation? Übertreibe ich?
Danke für eure Hilfe
Nina
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Re: Rat wegen Verhalten Freund (Trauer)
Antwort von Mörchen17 am 25.01.2023, 18:21 Uhr
Hallo Nina,
vor bald sechs Jahren habe ich auch Zwillinge in der 18. Woche ziehen lassen müssen, die Schwangerschaft war nach langem unerfülltem Kinderwunsch hart erkämpft (ICSI) und für mich lag die gesamte Welt in Trümmern, als ich das erlebt habe. Für meinen Mann nicht - ihm ging es schlecht, weil es mir so miserabel ging, aber das mit dem Verlust der Kinder fand er zwar bedauerlich, mehr aber eigentlich nicht.
Zwei Jahre später durften wir endlich ein lebendiges Kind begrüßen und er ist seit dem ersten Atemzug unseres Sohnes der tollste und stolzeste Vater, den man sich denken kann, und ich glaube, da hat er erst kapiert, was wir zwei Jahre zuvor verloren haben.
Für viele Männer, zumal wenn sie noch keine Kinder haben, ist so ein Baby, solange es noch nicht geboren ist, viel zu abstrakt, als dass sie schon einen besonderen Bezug dazu hätten. Das sagt aber, wie ich selbst festgestellt habe, nichts über ihre Vaterqualitäten aus, wenn ein Kind dann erstmal da ist. Und eigentlich ist es ja ganz "beruhigend", wenn Dein Freund eine emotionale Bindung zu einer Katze aufbauen konnte und über deren Verlust traurig ist. Dann findet er hoffentlich auch so ein kleines knuddeliges Baby süß und wird ihm ebenfalls ein guter Vater werden.
Alles Gute für Deine weitere Schwangerschaft und ein tolles, niedliches Baby wünsche ich Dir!
Re: Rat wegen Verhalten Freund (Trauer)
Antwort von L_990 am 26.01.2023, 10:02 Uhr
Hallo Nina985,
erst einmal mein Beileid zu deinem Verlust.
Ich finde nicht das du übertreibst. So fühlst du nunmal... Das kann ich sehr gut verstehen.
Ich hatte im Dezember eine früh Abort, was mir den Boden unter den Füßen gezogen hat. Auch wenn es noch sehr früh war, war es für mich ein großer Verlust. Die Freude über den positiven Test war rießig, bei mir uns meinen Mann.
Ich habe das ganze Wochenende geweint. Mein Mann meinte daraufhin zu mir, er hätte dafür kein Verständnis. WTF!?!?!?
Das hat mich nur noch trauriger gemacht. Ich habe über 1 Tag meine Wut und Trauer runtergeschluckt... Da sich das aber absolut nicht gut angefühlt hat und ich auch trauern wollte habe ich ihn darauf angesprochen, warum er so reagiert. Seine Antwort war, dass er so mich nicht kennt, weil ich sonst immer die positive bin und er damit nicht klar kam. Wir haben lange gesprochen, vorallem über unsere Gefühle.
Danach ging es uns wirklich viel besser und konnten die Reaktionen besser einordnen.
Was ich damit sagen will, sprecht darüber. Man weiß nie, was der andere denkt. Jeder geht mit Trauer anders um. Wie oft hat man schon geweint, ohne das andere es mitbekommen haben?
Vielleicht setzt ihr euch nochmal zusammen und sprecht über deine und auch seine Gefühle.
Liebe Grüße 
Re: Rat wegen Verhalten Freund (Trauer)
Antwort von TanteSandri am 26.01.2023, 13:25 Uhr
Ich konnte es bei meinem Mann damals auch nicht verstehen, während ich nur heulend im Bett lag, war er schon eher genervt von meinem rumgeheule.
Irgendwann haben wir uns so sehr gestritten und meine ganze Wut über sein Verhalten kam hoch und dann haben wir endlich geredet.
Er meinte auch nur dass er das Baby nicht kennengelernt hat und daher zwar traurig ist aber nicht unendlich. Für uns Mädels ist es halt einfach viel näher. Mir tat es auch sehr weh und als unser Hund starb hat er rotz und Wasser geheult. Jetzt sind wir Eltern einer kleinen Tochter und einfach nur unendlich glücklich und er ist ein toller Papa.
Es liegt also nicht nur an deinem Freund.
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