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Geschrieben von Hexhex am 07.01.2006, 12:16 Uhr

Mein Kind kann sich nicht wehren (Achtung, lang)

Hallo Maike,

Du hast die Ursache für das Verhalten Deiner Kleinen ja schon glasklar selbst erkannt: Zuviel Strenge, zuviele "Neins" und Ermahnungen nagen sehr am Selbstwertgefühl eines Kindes. Vor allem, wenn es ein eher schüchternes Kind ist. Ein Kind muss auch mal erfolgreich SEINEN Kopf zu Hause durchsetzen dürfen (bei weniger wichtigen Dingen). Damit es die Erfahrung machen kann, dass es überhaupt möglich ist, sich im Leben auch mal erfolgreich zu behaupten. Es muss im Zank mit der Mutter auch mal "gewinnen" dürfen, Türen knallen dürfen etc.

Überlege bei jedem "Nein" Deinerseits, ob das jetzt wirklich, wirklich (!) nötig ist. Das muss man als Eltern manchmal regelrecht üben und sich immer wieder bewusst machen, das geht mir auch so. Kinder müssen gelegentlich böse, wütend und aggressiv sein dürfen, ab und zu Unordnung machen, ab und zu mal im Essen matschen, sich schmutzig machen und sich bei gewissen Dingen (Kleidung) auch mal durchsetzen.

Statt Strenge und Unnachgiegibkeit zu zeigen, könntest Du üben, mit Deiner Tochter Kompromisse auszuhandeln, auch wenn das anstrengender ist als ein Nein. Erlaube ihr alle Gefühle, vor allem negative, ohne sie gleich deswegen zu ermahnen - denn auch die gehören zum menschlichen Repertoire auch dazu und dürfen nicht unterdrückt werden.

Es ist schwer, eine Balance zu finden zwischen zuviel Grenzen-setzen und zu großer Nachgiebigkeit, ich weiß. Das ist eine tägliche Gratwanderung für uns geplagte Eltern ;-) Momentan schlägst Du aber offenbar zu einseitig in Richtung Strenge. Du kannst jetzt rasch die Notbremse ziehen. Die Psyche und Persönlichkeit eines Menschen wird in den ersten sechs Lebensjahren geprägt. Ob jemand sich durchsetzen kann, ein gutes Selbstwertgefühl hat etc. wird JETZT entschieden, später kommt man da kaum noch heran.

Was auch wichtig ist und hilft: Frage Dich selbst, WARUM Du eher streng bist. Wie waren Deine Eltern mit Dir? Waren sie eher liebevoll und geduldig, oder auch eher streng? Haben sie Dich geliebt, einfach weil Du da warst - oder war es wichtig, dass Du brav bist, gut funktionierst und gute Leistungen bringst? Wer war strenger, wer war geduldiger mit Dir? Hatte Deine Mutter eine starke Persönlichkeit und konnte sie sich gut gegen Deinen Vater behaupten, oder hat eher ER den Ton angegeben? Was hättest Du Dir anders gewünscht, wie hätten Deine Eltern sein sollen? Da wir oft die eigenen Kindheitsmuster fast zwanghaft wiederholen, können solche Fragen Dir helfen zu erkennen, wo bei Dir der Knackpunkt ist.

Ich persönlich finde, ein Mädchen sollte heutzutage lieber etwas zu frech und selbstbewusst sein, als zu lieb. Es muss sich ja z.B. nicht nur gegen Missbrauch durch Fremde oder Bekannte wehren können, es muss auch in dieser immer noch stark männlich geprägten Gesellschaft seinen Weg gehen. Nur mit Lieb-sein klappt das nicht. Und sie soll ja als Frau später einen Ehemann finden, der gut zu ihr ist. Mädchen, die als Kind zu streng behandelt wurden und keine starke Persönlichkeit entwickeln durften, suchen sich später meist Männer, die sie dominieren, an ihnen herumkritteln und ihnen ihr Leben vorschreiben wollen. Eine starke Frau, die sich selbst wertvoll fühlt, wird sich nie von einem Mann schikanieren, schlecht behandeln oder unterdrücken lassen. Auch deshalb ist es wichtig, dass Du jetzt etwas grundlegend veränderst.

Liebe Grüße,

Hexe

 
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