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Geschrieben von Erdbeere81 am 12.12.2019, 9:58 Uhr

Kinder vergöttern

Wir haben 3 Kinder (15,11,4). Sie sind unterschiedlich, haben unterschiedliche Probleme.
Ich war schon immer ein Familienmensch, wollte unbedingt Kinder. Mich haben schon sehr früh Themen Pädagogik, Bindung, Erziehung, Psyche der Kinder total interessiert.

Ich selber bin erst mit 9 Jahren nach Deutschland gekommen und erst im Erwachsenalter habe ich gemerkt, wie sehr mich doch dieser Neustart in einem anderen Land beeinflusst hat.
Meine Eltern hatten null Zeit für uns, weil sie selber hier sich orientieren mussten und schauen mussten wie sie für uns Essen und Wohnen organisieren.
Das prägt.

Ich wollte und will mit aller Kraft eine gute Mutter sein. Ich will so gerne, dass meine Kinder eine glückliche Kindheit haben und sie zu selbstbewussten, glücklichen Menschen heran wachsen.

Ständig fühle ich mich dafür verantwortlich, weil ich soviel sehe was man als Eltern machen kann für die Kinder und was meine Eltern alles nicht machen konnten.

Aber ich merke gleichzeitig, es frisst mich auf.

Ich bin so sehr dabei, meine Bedürfnisse hinten dran zu stellen. Hauptsache die Kinder sind glücklich und ihnen geht es gut.

Und doch sehe ich, dass sie nicht glücklich sind. Jeder auf seine Weise hat Kämpfe auszufechten und Sachen auszuhalten.

Und ich bin traurig darüber, mein Mamaherz blutet. Ich frage mich ständig, welche Weichen ich korrigieren muss, damit es bei ihnen besser wird. Was ich tun kann.

Ich habe echt gemerkt, dass ich mein persönliches Glück an das meiner Kinder gekoppelt habe.

Ich will dass sie mich in meiner Mamarolle super finden und merke doch, dass genau dieser Gedanke zum Verwöhnen führt, dass den Kindern schadet.

Mir fiel auf, wieviel ich unseren 4jährigen bereits am morgen schon frage. Diese Hose oder die andere? Milch? Wasser? Willst du Weintrauben in die Dose? usw.
Das sind mind. 20 Entscheidungen dich ich von mir auf ihn übertrage.
Was wäre so schlimm, wenn ich ihm Weintrauben einpacke und er sie halt ungegessen wieder bringt?

Aber da beginnt schon das prägen "Mama ist es wichtig, dass du zufrieden bist"
Und er wird automatisch weiterfordern, weil ein Kind nun mal zuerst seine Bedürfnisse sieht.

Die 15jährige mit der ich darüber sprach, dass sie zu wenig schläft und ich es an ihrer Empfindlichkeit am Nachmittag merke. Dass sie am Wochenende mit mehr Schlaf bei selben Situationen nicht so schnell in Tränen ausbricht.
Da meinte sie, sie sei mittags so genervt weil die Schule anstrengend sei und sie hungrig nach Hause komme und oft das Essen nicht fertig sei, dass sie ja auch verstehe dass es nicht immer fertig ist (ich arbeite und komme 40 Min. vor ihr nach Hause) aber da komme halt alles zusammen und deshalb sei sie so mies drauf und nicht wegen Schlafmangel.

Es ist kein direkter Vorwurf an mich, sie packt es ja auch in Verständnis und trotzdem steckt da drin "Du hast es in der Hand. Koch pünktlicher wenn du mich mit besserer Laune sehen willst."

Es sind oft die unausgesprochenen Sachen, die aber eine Einstellung deutlich machen.
Ich bin nicht sauer auf sie.
Nur mir wird klar, wie sehr ich alles immer in meiner Verantwortung sehe und die Kinder so erziehe.

Nur irgendwann werden sie auch an die anderen Menschen diese Erwartungen richten.

Hmmm, nur wie kommt man aus diesem Teufelskreislauf wieder raus?

 
18 Antworten:

Re: Kinder vergöttern

Antwort von Regina87 am 12.12.2019, 10:14 Uhr

Du hast dir eine sehr große Last aufgetragen. Dass man für seine Kinder nur das Beste möchte, ist klar. Aber das Beste ist nicht zwangsläufig auch immer das, was die Kinder wollen.

Du nimmst Aussagen persönlich, da du meinst, etwas falsch oder nicht gut genug gemacht zu haben. Das setzt unter Druck und macht auf Dauer unzufrieden.
Man kann nicht immer alles richtig machen und man kann auch nicht immer alle, einschließlich sich selber, zufrieden Stellen.
Das musst du lernen zu akzeptieren und auch deinen Kindern so vorleben.

Als Bsp. Ein Kind fällt und wird vom Schmerz, der sich durch weinen bemerkbar macht, abgelenkt. Es lernt nicht, dass es weh tut aber auch wieder vorbei geht. Als Erwachsener wird es evtl eine geringe Frustrationstolleranz haben.
Verstehst du, was ich damit sagen will?
Man will dem Kind Leid ersparen aber manches Leid muss man erleben um zu lernen.

Aus welchem Land seit ihr gekommen???
Das hat ja auch oft Einfluss darauf wie wir Erziehen und Erleben.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von nachbarn am 12.12.2019, 10:25 Uhr

du kannst es nicht allen Recht machen. Du darfst auch den Kindern überlassen was sie mit nehmen wollen zur Schule. Gib es ab an die Kinder, meine haben beide mit 10 Jahren
die Pausenbrote selbst geschmiert. Oder dann nur Äpfel und Brezel mitgenommen.

Wo ist der Vater dein Mann? esst Ihr Abends auch nochmals warm?
Mittagessen muss das warm sein? kannst du nicht nur Abends warm kochen?
Suppe am Abend vorkochen , was dann Mittgas gibt
. Du machst viel für die Kinder
du darfst auch einige Arbeiten abgeben. Tisch decken wenn das Kind kommt
Küche sauber machen alle zusammen.
pass auf Dich auf, du musst nicht nur Funktionieren, zuwenig schlaf kann schon auch schlechte Laune geben, aber mit 15 kannst du deine Tochter nicht zwingen schlafen zu gehen.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von Hase67 am 12.12.2019, 10:32 Uhr

"Aber da beginnt schon das prägen "Mama ist es wichtig, dass du zufrieden bist"
Und er wird automatisch weiterfordern, weil ein Kind nun mal zuerst seine Bedürfnisse sieht."

Diese Einschätzung halte ich für falsch - also dass du dir verzogene Blagen heranziehst, weil du viel für sie tust. Kinder haben meistens sehr feine Antennen auch über das optisch Sichtbare hinaus.

Aber genau da liegt für mich der Hase im Pfeffer: Du überforderst deine Kinder im Prinzip dadurch, dass du an ihnen überkompensierst, was dir als Kind gefehlt hat. Das Kind, dem du eine schöne Kindheit bescheren möchtest, bist eigentlich du selbst. Deshalb finde ich es in allererster Linie mal wichtig, dass du zu akzeptieren lernst, dass deine Kindheit so, wie sie verlaufen ist, ihren Sinn hatte. Dass deine Eltern in der Situation, so wie sie war, ihr Bestes getan haben, aber dass Eltern eben auch Menschen mit Schwächen sind. Dass du ihnen verzeihst und deine Kindheit annimmst so, wie sie war. Und dass du lernst, mit dem Kind, das du mal warst und dass sich oft alleingelassen fühlte, Mitgefühl zu haben. Daraus erwächst dann nämlich automatisch ein besseres Gespür für die eigenen aktuellen Bedürfnisse.

Kinder wollen natürlich zugewandte Eltern haben, die sich gut um sie kümmern. Kinder brauchen aber auch Luft und Raum, um sich zu entfalten, dazu gehören auch Kummer und negative Erfahrungen. Sie brauchen niemanden, der alles um sie herum abfedert, sondern jemanden der da ist, zuhört, mitfühlt, wenn sie traurig oder wütend sind, aber jemanden, der eine eigene Stabilität, ein eigenes Standing hat. Sonst gibst du den Altruismus, den du an dir selbst bemängelst, weiter an die Generation deiner Kinder. Mindestens eins deiner Kinder (womöglich das weibliche, aber vielleicht auch einfach das empathischste oder das älteste) wird diese übergroße Verantwortung für andere übernehmen und lernen, dass es richtig ist, sich für andere aufzuopfern und darüber sich selbst zu vergessen.

Ich meine das, was ich hier geschrieben habe, übrigens gar nicht vorwurfsvoll, ich kenne diese Problematik selbst, mir ist es ähnlich ergangen. Gut ist schon mal, dass du merkst, dass du zu viel zurücksteckst und dass dieses Verhalten langfristig eine Belastung sowohl für dich als auch für deine Kinder ist und negative Folgen hat. Wenn du allein nicht weiterkommst, kann dir auch ein Coach oder ein Therapeut mit dieser Problematik weiterhelfen, die übrigens gar nicht so selten ist.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von Nuritouri am 12.12.2019, 10:37 Uhr

Genau so sehe ich das auch!

Deine Tochter muss die Erfahrung selbst machen und dein kleiner auch. Frage einmal und diese Entscheidung gilt dann, die Erfahrung bzw Konsequenz der Entscheidung müssen deine Kinder selber machen.

Ich habe mit 15 meine Wäsche schon selbst gewaschen und auch schon gekocht - mit im Haushalt geholfen und ich war bzw bin ein Einzelkind! Das hat mir auch nicht geschadet - im Gegenteil - deine Kinder müssen das ja irgendwann allein schaffen.

Wenn du deine Kinder wirklich liebst, dann traue ihnen mehr zu. Selbstbewusstsein erlangt man nur über Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Auch wenn ihnen das erstmal nicht schmeckt, das ist ein Prozess.

Ich meine das wirklich nicht böse, aber du machst dich zur Sklavin deiner Kinder.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von aeonflux am 12.12.2019, 10:38 Uhr

Hallo!
Du hast dich toll reflektiert und mit vielem auch recht.
Habe nun nicht viel Zeit, aber bin über eine Sache gestolpert, wo ich dir eine Rückmeldung geben möchte. Sieh es nicht als Vorwurf, dass das Essen nicht fertig ist. Gib ihr die Verantwortung zurück. Biete ihr Alternativen. „Dann nimm dir doch einen Apfel oder eine Mandarine. Oder nimm dir was mit, dann ist die Zeit bis zum Mittagessen nicht so lange.“
Meinem Sohn 11, schlägt Hunger extrem aufs Gemüt, aber ich kann nicht hexen, deshalb müssen praktische Lösungen her.
Du machst gute Ansätze, arbeite weiter daran, es wird dir damit besser gehen und den Kindern nicht schlechter

Alles Gute
Aeonflux

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von uriah am 12.12.2019, 10:50 Uhr

Du strebst nach der perfekten Mutter, perfekten Familie und Kindheit. Streben nach Perfektionismus ist immer sehr anstrengend und es führt letztlich zum Scheitern, weil niemand perfekt sein kann.

Einen 4jährigen kann man morgens sicher nicht mit so vielen Entscheidungen konfrontieren. Ich würde die empfehlen, die Kleidung passend zum Wetter schon abends bereit zu legen und einfach selber entscheiden, was dran ist. Und das Vesper kannst du selber zusammenstellen, sofern das Kind nicht konkrete Wünsche äußert.

Eine 15jährige kann dagegen selber dafür sorgen, dass sie in der Schule genug gesundes Essen dabei hat um nicht heißhungrig nach Hause zu kommen. Andererseits könnte sie dir auch zur Hand gehen, und den Tisch decken, Salat anmischen. Dann geht es schneller. Auch kann man sich unter der Woche Gerichte überlegen, die einfach und trotzdem gesund sind und in 30 min auf dem Tisch stehen. Bedenke mal, deine Tochter ist in gut 2 Jahren erwachsen!! Dann muss sie auf eigenen Beinen stehen können. Laß sie rechtzeitig in die Eigenverantwortung!

Notfalls kannst du dir auch psychotherapeutische Unterstützung holen. Weil dein anstrengendes Leben aus einer Mangelerfahrung deiner Kindheit resultiert. Das sollte man aufarbeiten. Sonst sehe ich einige Schwierigkeiten auf dich zukommen: ein riesiges Loch, wenn die ersten Kinder bald das Haus verlassen und dein Lebensinhalt wegbricht und zudem auch negative Auswirkungen des Verwöhnens auf die Einstellung der Kinder, und möglicherweise einen Burnout bei dir.

Wo ist eigentlich in all dem dein Mann?

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von wolfsfrau am 12.12.2019, 11:17 Uhr

"Und doch sehe ich, dass sie nicht glücklich sind. Jeder auf seine Weise hat Kämpfe auszufechten und Sachen auszuhalten."

Warum glaubst du, das sie nicht glücklich sind?
Glücklich sein bedeutet nicht automatisch, das man keine Kämpfe ausfechten muss und nichts aushalten muss.

Auch solche Dinge muss man lernen im Leben.
Irgendwann sind deine Kinder auf sich allein gestellt. Und dann sollten sie wissen, wie sie damit umgehen, wenn sie mal Gegenwind bekommen oder etwas nicht so ist, wie sie es wollen.

Zu deiner großen Tochter: trau ihr mehr zu. Trau ihr zu, dass sie es aushalten kann, wenn das Essen nicht auf dem Tisch steht.
Sie kann, wie schon vorgeschlagen, einen Apfel essen oder den Tisch decken. Oder einen Tag in der Woche das kochen übernehmen.
Auch du kommst von der Arbeit, bist hungrig, müde oder mal genervt.
Mein Sohn hat in dem Alter angefangen, sich kleine Gerichte selber zu kochen. Ich bin allerdings mittags auch nicht da.
Er mochte dann manchmal "nichts aufgewärmtes". Ja, nun, dann muss man halt selber ran.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von Patti1977 am 12.12.2019, 11:49 Uhr

Eine 15 jährige kann durchaus sich selbst was machen bzw aufwärmen. Du bist die Mama, nicht die magd.

Es ist lobenswert, dass du es anders machen willst aber du siehst, es ist auch nicht perfekt für dich als Person. Du bist nicht nur Mama und Kinder werden immer kritisieren, da sie einen eigenen Blickwinkel haben. Löse dich. Was ist schlimm, wenn die Tochter sich zwischendurch eine Schnitte macht oder Pizza für euch beide in Ofen schiebt? Wo ist das Problem, wenn die Trauben wieder heim kommen. Wo, welche Hose er dreckig macht? Mach es dir leichter.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von schneeziege08 am 12.12.2019, 12:21 Uhr

Das Problem kenne ich : Meine Mutter war auch so. Mein Bruder und ich haben völlig unterschiedlich reagiert. Er ist "verwöhnt" und unselbstständig geworden und ein glücklicher Mensch ist er nicht.
Ich habe die Art meiner Mutter unbewusst übernommen - wie es oben schon jemand andeutete. Es hat sehr lange gedauert, bis ich das erkennen konnte; ich habe mich wirklich an den Rand des Komplettzusammenbruchs gebracht mit dem Glauben, dass ich für alle ihr Leben besser machen muss und meines eben solange zurückstecken muss, bis das alles erledigt ist. Dieser Moment wird aber ja niemals kommen...
Mir haben einige Sitzungen Verhaltenstherapie sehr geholfen, mich jetzt besser abzugrenzen, aber das "Erbe" wird wohl dennoch nie ganz verschwinden...

Was dir vielleicht helfen könnte, die geplante Veränderung positiver zu sehen: Als Kind habe ich es nie als tollen Service meiner Mutter empfunden. Im Gegenteil: Ich fühlte mich total unter Druck, nun im Gegenzug für sie auch alles zu geben. Ich durfte keine Fehler machen, da ich ja nicht wollte, dass sie wegen MIR unglücklich sein muss, wo sie sich doch so für uns aufopfert.
Das war ein sehr großes Paket auf meinem Rücken und ich hätte mir sehr gewünscht diese Last nicht tragen zu müssen...

Lass deine Kinder "frei". Sei für sie da, wenn Sie dich brauchen, aber erdrücke sie nicht mit deiner aufopfernden Perfektion.

Du hast ja alles selbst schon sehr gut reflektiert. Für die praktische Umsetzung würde ich, wie oben bereits erwähnt - zu Unterstützung raten. Man kann Gelerntes auch wieder verlernen / umlernen, aber einfach ist das nicht und ein Entschluss allein wird für die meisten Menschen eher nicht ausreichen, um diese eingefahrenen Spuren zu verlassen.

Alles Gute auf dem neuen Weg!

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von Mutti69 am 12.12.2019, 12:43 Uhr

Dein Verhalten hat seine Wurzeln in der Kindheit und nun ist ja auch schon einige Zeit ins Land gegangen und das hat sich verfestigt.

Man kann dir diesen oder jenen Tipp geben, aber du bist ja nicht dumm, du weißt ja, wie es eigentlich richtig wäre, kommst aber nicht aus deiner Haut.

Ich persönlich würde dir zu einer psychologischen Behandlung raten. Um dich Umzupolen.

Da eine Therapieplatz nicht auf den Bäumen wächst, würde ich parallel eine Mutter-Kind-Kur (mit der/dem 4 Jährigen) beantragen und versuchen wöchentlich einen Kurs (Yoga, Achtsamkeit...) zu belegen (damit der Kopf wieder etwas freier wird).

Deine Motivation soll und darf der Wunsch sein und bleiben, dass du glückliche Kinder willst. Du hast ja bereits erkannt, dass du das so, wie es im Moment läuft, aber nicht erreichst.

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Re: Guter Beitrag Schneeziege!

Antwort von uriah am 12.12.2019, 12:46 Uhr

Du hast es auf den Punkt gebracht: "Im Gegenteil: Ich fühlte mich total unter Druck, nun im Gegenzug für sie auch alles zu geben. Ich durfte keine Fehler machen, da ich ja nicht wollte, dass sie wegen MIR unglücklich sein muss, wo sie sich doch so für uns aufopfert.
Das war ein sehr großes Paket auf meinem Rücken und ich hätte mir sehr gewünscht diese Last nicht tragen zu müssen... "

Das ist die unausgesprochene Gegenforderung, die bei aufopfernden Müttern im Raum steht: Es muss alles so anscheinend perfekt laufen, und das setzt auch die Familie unter Druck. Man muss dankbar sein, man muss die Mutter dafür lieben und anerkennen, dass sie sich so sehr opfert. Und gleichzeitig verhindert es oft das selbstständig werden, weil ja Mama diese Aufgaben alle behält. Kochen für eine 15jährige, zum Beispiel, die dann meckert weil das Essen nicht fertig ist. Zu zweit wäre es evtl schneller geschafft.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von Astrid18 am 12.12.2019, 12:49 Uhr

Wie sollen die Kinder lernen für sich einzustehen, wenn Du nicht für Dich einstehen kannst? Du darfst/musst also egoistischer werden bzw. lernen, dass Du nicht für alles verantwortlich bist. Das große Kind hat Hunger, dann findet es schon etwas in der Küche. Das Risiko ist halt, dass sie dann keinen großen Appetit beim Mittagessen hat. Wenn sie etwas Gesundes gegessen hat, ist das dann auch ok. Vielleicht isst sie nichts, weil sie Dich nicht enttäuschen will (da Du ja mühevoll kochst)?

Bei den Schulbroten Frage ich auch, aber seit die Kinder morgens zu müde/abgelenkt/ sind um zu antworten, habe ich eine Ansage gemacht: Es gibt X für die Pause, und wenn Ihr das nicht mehr wollt, sagt Bescheid. Das klappt wunderbar, und manchmal sind die Äpfel aus, dann gibt es etwas anderes.

So ist der Morgen viel entspannter; davon haben alle etwas.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von Anna3Mama am 12.12.2019, 14:03 Uhr

Ich habe die anderen Antworten jetzt nur überflogen, ich hoffe ich wiederhole nicht viel, was schon da war.

Du lieferst die Erklärung für Dein Verhalten ja direkt mit. Vermutlich ist da auch etwas dran.

Ein Stück weit ist diese Erkenntnis, dass man nicht nur Mutter ist, sondern auch noch eine eigenständige Person, deren Glück in großem Maße aber nicht allein von den Kindern abhängt, auch im Alter der Kinder begründet. Der "Abnabelungsprozess" startet in der Pubertät und geht nicht nur allein vom Kind aus.

Akzeptiere diese Wendung im Leben, schau nicht zurück sondern nach vorne.
Ich kann einen Achtsamkeitskurs (MBSR) empfehlen oder Autogenes Training. Such Dir einen Sport, der Dir Spass macht, triff Dich regelmäßiger mit eigenen Freunden und nicht nur Eltern der Freunde der Kinder. Vielleicht singst Du gern? So ein Chor gibt ein gutes Gefühl, ein Gemeinschaftsgefühl das eben über die Familie hinaus geht.

Was mir anfangs schwer fiel (und auch heute noch nicht leicht fällt) ist, dass diese eigenen Termine genauso fix im Kalender sind wie die Sport/Hobby-Termine der Kinder.
Ein Kind ist krank, muss abgeholt werden... tja, schade. Du hast heute von 19-20 Uhr keine Zeit. Schwierig . Aber nötig um dranzubleiben.

Das spüren dann auch die Kinder irgendwann, dass Mutter eigene Bedürfnisse hat und sicher unterstützen sie dich darin. Zumindest die älteren.

Was bei so einem Prozess auch gut hilft, ist, auch andere Personen mehr einzubeziehen. Du gehst am Samstag noch shoppen, nicht nur Kindergeschenke sondern auch noch ein paar neue Schuhe für Dich? Lass den Papa Kinder hüten oder die Oma. Oder die 15-Jährige bekommt 'nen 10er für's aufpassen auf die Jüngste. Plan noch 45 Minuten Pause zum Kaffeetrinken in der Stadt ein. Allein oder mit einer Freundin.


Du bist das Wert!

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von Elchkäfer am 12.12.2019, 16:19 Uhr

Hallo 81,

du schreibst, deine eigenen Bedürfnisse stehen hintenan. Darf ich dich fragen, woran du das merkst, besser gesagt: was fehlt dir, was kommt zu kurz? Wonach sehnst du dich, stellst es aber hinten an?
Liebe Grüße!

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von EinTraumWirdWahr am 12.12.2019, 16:25 Uhr

Ich habe dir eine PN geschickt, leider etwas lang ;-)

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Re: woha, Hase, Danke

Antwort von Erdbeere81 am 12.12.2019, 17:47 Uhr

da ist vieles wertvolles in deinem Text drin. Da muss ich noch ein paar mal drüber lesen und nachdenken.

Jap, ich merke dass ich sie überfordere. Also emotional.
ich dachte eher mit meiner Schwäche, dass ich so wenig eine "feste Wand" für sie bin.

Dein Gedanke ist so anders und so richtig.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von Erdbeere81 am 12.12.2019, 17:59 Uhr

Darüber grübbel ich ja die letzten Tage...

Wenn ich ihr Notebook und Handy um 21 Uhr abnehme, anstatt nur das wlan abzuschalten, wird sie vielleicht eher schlafen gehen.

Wieviel kann ich beeinflussen und wie viel sollte ich überhaupt?

Mein Mann macht seit 2 Jahren sehr viel. Er kutschiert die Kinder zu den Terminen.
Wir setzen uns jeden Sonntag zusammen als Familie und besprechen die Woche. Da teilen wir auch Aufgaben auf, so dass ich nicht täglich aufpassen muss, wer wann wo was.
Da müssen die Kinder auch sagen, was sie in der Woche übernehmen.

Ich fühle mich auch nicht überlastet durch die viele Arbeit. Es ist ja für die Familie, für die Kinder die ich liebe. Dafür "opfere" ich mich gerne.

Und genau da ertappe ich mich, dass es falsch ist.

Irgendwann bin ich so verbitterte alte Frau die ihren Kinder sagt "Ich habe alles für euch getan und ihr besucht mich nicht mal"

Ich gehe auch mit Freundinnen raus und mache meinen Job gerne.

Aber z.B. wenn ich Lob auf der Arbeit bekam und glücklich nach Hause komme und mein Kind zu Hause traurig ist, weil es eine schlechte Note geschrieben hat, sie in Sport blamiert wurde, er wegen irgendwas ausgelacht wurde.
Dann überwiegt für mich sofort die Traurigkeit. Ich fühle dann sofort mit.
Mein eigenes schönes Erlebnis geht total unter, ich vergesse es dann sogar meinem Mann zu erzählen, weil ich mit dem Kind so mitleide.

Und das ist irgendwann nicht okay.
Da schade ich mir und den Kindern.

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Re: Kinder vergöttern

Antwort von sunnydani am 13.12.2019, 8:58 Uhr

Kindern geht es gut, wenn es auch der Mama gut geht. Irgendwie muss da schon ein Gleichgewicht herrschen. Sicher steckt man in vielen Dingen für Kinder zurück, aber man sollte selbst emotional stabil sein können, damit es den Kindern gut geht.

Du hast es schon super erkannt, wo es hakt. Das ist schon mal viel wert. Die Umsetzung ist dann oft das Schwierige. Das ständige Daran-Arbeiten. Vielleicht gibt es wirklich jemanden, der dich da bei der Umsetzung unterstützen kann, in Form von psychologischer Betreuung oder Coaching.

Kinder sollten lernen, dass jedes Gefühl in Ordnung ist. Manche Dinge kann man ihnen nicht abnehmen. Manche Dinge muss man mit ihnen ertragen, man muss ihnen zeigen, dass man für sie da ist, dass man ihnen zuhört, dass man ihnen tröstend zur Seite steht, aber dass man durch manche Traurigkeit oder Wut oder durch manchen Schmerz einfach durchmuss. Man kann den Kindern nicht alles abnehmen. Im Leben passieren nun mal auch schmerzvolle Dinge und wenn Kinder nicht lernen, wie sie damit umgehen können, dann können sie es als Erwachsener auch nicht.
Natürlich ist es nicht schön zu sehen, wenn das eigene Kind leidet, aber anstatt dem Kind sofort alles abzunehmen, könnte man doch zusammen überlegen, wie man es das nächste Mal besser machen könnte oder was das Kind beim nächsten Mal anders machen könnte, dass so eine Situation nicht noch einmal passiert oder was es machen könnte, um gerade diesen Schmerz jetzt besser auszuhalten.
Bei manchen Situationen kann man aber nichts anders machen. Wenn das Kind vom Baum fällt und sich verletzt, ist das so, es tut in diesem Moment weh und da kann man das Kind nur durchbegleiten und da sein. Natürlich lernt es vielleicht daraus beim nächsten Mal besser aufzupassen, aber in diesem Moment ist der Schmerz da und den kann man nicht abnehmen und er wird auch nicht weniger, wenn man selber total durch den Wind ist. Das verunsichert die Kinder dann nur und sie haben dann oft das Gefühl, für die Mama mit stark sein zu müssen und alles zurück geben zu müssen, weil Mama ja alles für sie macht.

Wenn Kinder aber auch sehen, dass sie auch unangenehme Situationen meistern können, dann gewinnen sie auch total viel Selbstvertrauen. Alles, was man selber schafft, auf das kann man stolz sein. Und das stärkt das Selbstbewusstsein. Wenn Mama mir aber alles Schwierige abnimmt, dann kann ich nicht selber versuchen über meinen Schatten zu springen und dann werde ich nie selbstständig. Und das willst du bestimmt nicht. Deshalb vielleicht auch jetzt schon üben altersgerecht natürlich Dinge zuzutrauen, aber nicht die Entscheidung komplett abzugeben, denn das überfordert. Kinder müssen morgens nicht tausend Dinge entscheiden, aber sie können es schaffen, gewisse Aufgaben selber zu erledigen.
Mein Großer (knapp 6 Jahre) macht in der Früh seine Rollo in seinem Zimmer selber auf, er zieht sich selber an (jedoch die Kleidung, die ich abends für ihn hingelegt habe), räumt seinen Pyjama in sein Bett, manchmal füttert auch er die Katze. In der Zwischenzeit richte ich ihm sein Frühstück bzw. seine Jause und mache den kleinen Bruder fertig. Zähne geputzt wird gemeinsam.
Er nimmt dann auch selber seine Kindergartentasche und packt seine Trinkflasche und seine Jausendose selber ein. Solche Dinge gehen schon lange, die sind schon automatisiert und er denkt selber dran und ist stolz, dass er das alles selber macht.

Genauso hilft er beim Tischdecken oder Tisch abräumen, er trägt manchmal sogar schon den Müll raus. Das sind Aufgaben, die ihm schon auch Spaß machen und ich würde ihn jetzt nicht dazu zwingen, wenn er gerade gar nicht will, aber er lernt so schon, gewisse Dinge selber zu machen. Wenn er Schokolade isst, wirft er das Papier selbstständig in den Mülleimer und lässt es nicht irgendwo liegen. Er hängt auch seine Jacke selber auf die Garderobe, stellt seine Schuhe an den richtigen Platz und räumt seine Haube, Handschuhe, etc. selber weg.
Das hat auch alles gedauert, bis er das verinnerlicht hat. Ich habe ihn oft erinnern müssen, dass er seine Jacke nicht bloß auf den Boden wirft, sondern sie aufhängt. Das ging wochenlang, jeden Tag habe ich ihm gesagt, dass er sie aufhängen soll. Ich hätte es auch selber einfach immer machen können, wäre in dem Moment schneller gegangen, aber dann würde ich es heute noch machen und wenn er zehn ist, würde ich ihm seine Sachen vermutlich auch noch nachtragen und hinter ihm herräumen. Genauso mit dem Schokoladenpapier. Immer wieder musste ich ihn erinnern, dass er es selber machen soll und jetzt klappt es.

Es sind Kleinigkeiten, die unsere Kinder selbstständig werden lassen und an denen sie wachsen können. Andersherum gibt es eben Themen, die schwer für Kinder sind, die man ihnen aber ohnehin nicht abnehmen kann.
Mein Großer wurde z.Bsp. schon sehr früh mit dem Thema Tod und Sorgen konfrontiert, da seine Zwillingsbrüder viel zu früh zur Welt kamen und einer der beiden nach sechs Wochen gestorben ist. Zuvor war ich sehr lange im KH. Das hat ihn geprägt und das hat ihn mitgenommen, aber das kann ich ihm genauso nicht abnehmen. Ich kann ihn nur stärken, ihm zuhören, mir seine Sorgen anhören, versuchen Lösungen zu finden, wenn es denn Lösungen gibt, aber ich kann ihm den Schmerz nicht nehmen, dass er jetzt nur einen Bruder bei sich hat und der zweite nie mehr kommt. Wichtig dabei ist einfach, die Gefühle so anzunehmen, wie sie sind, sie nicht abzusprechen, sondern ihnen freie Bahn zu lassen, offen und ehrlich zu sein, kein Tabuthema daraus zu machen und da zu sein.

Ich gebe ihm auf alle Fragen eine Antwort, ich rede mit ihm über die Zeit, die ich im KH war, ich erkläre ihm alles, was er wissen will, ich versuche ihm die Sicherheit zu geben, dass ich wieder zurück komme, wenn ich irgendwohin gehe, aber ich kann ihm die Verlustängste nicht komplett nehmen. Ich kann nur immer wieder zeigen, dass es auch anders sein kann, dass ich nicht wochenlang weg bin, nur weil ich mal schnell eine Runde laufen gehe. Ich nehme ihn ernst und spreche mit ihm über seine Sorgen und beantworte ihm kindgerecht seine Fragen, aber ich kann ihn nicht vor seinen Ängsten beschützen oder sie ihm abnehmen.

So lange Rede, kurzer Sinn...
Kinder sind nicht glücklich, wenn ihnen alles abgenommen wird, sondern wenn sie eine authentische Mama haben, die auch auf sich selber schaut, die auch mal zugibt, gerade traurig oder wütend zu sein, die aber immer das Gefühl gibt, dass sie der sichere Hafen ist und der Halt, die da ist, wenn die Kinder traurig, wütend, enttäuscht sind, ihnen Verständnis zeigt, aber ihnen nicht das Gefühl gibt, dass das jetzt ein Weltuntergang ist, sondern die sie da durchbegleitet und sie nicht vor allem beschützt, sondern sie auch auf die rauen Seiten des Lebens vorbereitet.
Und keine Mama ist perfekt, und das schadet auch keinem Kind ;-)

Alles Gute!

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