Übertreibe ich?

Liebe Tanja, das tut mir wirklich, wirklich leid für dich. Und ich muss auch sagen: Ich bin fassungslos. Und mein Mann, dem ich das gerade vorgelesen habe, auch. Es wäre ja in seinem eigenen Interesse gewesen, dem Kind Mal was zu essen oder zu trinken anzubieten, wenn es quengelt. Denn dann hört es ja damit auf. Da kommt ja mein Vierjähriger schon drauf, dass die Schwester Hunger oder Durst haben könnte. Ich kann ganz ehrlich verstehen, wenn man mit so jemanden nicht mehr sein Leben teilen will. Ich kenne ihn jetzt natürlich nicht, aber das hört sich für mich nach jemandem an, der keine Verantwortung übernehmen will und kann. Und das Schlimmste ist, dass ihr ja in letzter Zeit immer wieder Gespräche geführt habt, weil es schlecht läuft. Und dann sowas. Das ist ja dann auch irgendwo ein Schlag ins Gesicht.

Und noch was: Kia-ora, ernsthaft jetzt? Ich kann mich wie ich meine dunkel an einen Post erinnern, in dem du dich nach der Geburt über das Verhalten deines Mannes beschwert hast. Und dazu ist dieses Forum ja auch da. Um sich auszutauschen, sich Rat zu holen und sich einfach Mal Luft zu machen. Wir sind hier nicht mehr im 18. Jahrhundert, wo die Frauen die gesamte Carearbeit leisten mussten. Ich danke echt Gott für meinen Mann, der in manchen Wochen 70 Stunden und länger auf der Intensivstation rödelt und dann heimkommt und ungefragt die Spülmaschine ausräumt, das Baby füttert oder wickelt. Nicht weil er es muss, sondern weil es seins ist. Und weil er weiß, wie kräftezehrend ein Tag mit zwei Kindern sein kann. Wir schreiben das Jahr 2022. Eine Mutter kann und muss auch Mal den Akku auftanken. Es ist keinem damit geholfen, wenn Tanja oder du in den Burnout rutschen, weil die Herren der Schöpfung sich dumm stellen und sich dann nicht ums Baby kümmern müssen.