Geburt bei ET+12

Seit Freitag, dem 26.2., sind wir die stolzen Eltern von unserem Ü-Ei, Amélie.
Der Bericht unten ist seeeeehr lang, aber falls sich jemand interessiert... Ich habe die Geburtsberichte immer sehr gerne gelesen.

Die Schwangerschaft verlief völlig reibungslos, ich war körperlich fit und hatte keine Beschwerden. Da ich Rhesus negativ bin und mein Mann positiv ist, machten wir eine
fetale Rhesus-Bestimmung aus meinem Blut. Nun wussten wir, dass unser Kind auch Rhesus negativ ist und ich keine Anti-D-Prophylaxe brauchte.
Ich konnte bis zum ET arbeiten (muss man in der CH, sonst brauchts ein Arztzeugnis), und dann waren wir bereit für die Geburt. Aber unser Kleines liess sich Zeit. Anfangs war das ok, aber bei ET+7 schob ich Krise. Nicht planen können, viel Zuhause sein, kein Skifahren, das Gefühl, die Schulferien zu verschwenden... Mein Mann nahm mich mit auf einen Ausflug, danach war die Welt wieder in Ordnung.
Bei ET+9 waren wir wieder bei der Kontrolle im Geburtshaus. Wie schon am ET war alles geburtsreif und weich, GMH auf 0.5cm. Die Hebamme besprach mit uns, ob wir eine Eipollösung machen wollten. Warum auch nicht? Also löste sie die Fruchtblase manuell vom Gebärmutterhals. Es tat überhaupt nicht weh.
Am Abend setzten Wehen im 4-7-min-Takt ein. Sie waren nicht sehr schmerzhaft, aber im Vergleich zu vorherigen Wehen konnte ich klar sagen, wann sie begannen und wann sie endeten. Ich konnte nicht schlafen, lag etwas herum, ging herum, badete. Die Wehen verschwanden nicht. Am nächsten Morgen waren die Wehen sehr unregelmässig, teilweise ganz weg, und ich konnte nachschlafen.
Am Abend (ET+10) kamen sie wieder, diesmal stärker, im 8-10-min-Takt. Wieder eine schlaflose Nacht, und wieder waren sie am nächsten Morgen unregelmässig, teilweise weg, und ich versuchte, mich zu erholen. Ich fühlte nach dem Muttermund, doch dort tat sich meines Erachten nichts. Mir graute vor der nächsten Nacht, und so machten wir am Nachmittag einen Termin im Geburtshaus aus. Um 19:00, eine Std vor dem Termin, platzte nach dem Duschen meine Fruchtblase. "Oh, dann kommen wir wohl nicht mehr alleine nach Hause!", meinte ich. Stefan packte unsere Taschen, meine Wehen musste ich bereits veratmen. Ein Freund fuhr Stefan und mich ins Geburtshaus.
Bei der Kontrolle kam aus, dass der Mm schon 4cm offen ist, auf dem CTG waren deutliche Wehen erkennbar. Wir kamen noch eine Stunde in unser Familienzimmer, während die Hebammen das grosse Geburtszimmer reinigten. Dann gings los. Ich konnte bald in die Wanne. Die Wehen musste ich bald vertönen, war aber völlig ok. Irgendwann (sicher nach Mitternacht) veränderten sich die Wehen, ich wollte pressen. Leider war ein Säumchen des Muttermundes vor dem Köpfchen, sodass es nicht vorbeikonnte. Die Hebamme versuchte später, das Bändchen während der Wehe wegzuschieben, doch es gelang nicht. Sie rief einer weiteren Hebamme, doch als diese fühlte, war es nicht mehr da. Ich freute mich, es ging also doch vorwärts! Nun kam das Köpfchen bei jeder weiteren Presswehe etwas weiter nach unten, bald war es zu sehen. Ich konnte viele verschiedene Positionen ausprobieren: Sprossenwand, Tuch, Wanne, Bett, Mayahocker... Die Hebamme riet, tiefe Töne zu machen, ganz mutig zu drücken, zeigte mir, in Welche Richtung ich drücken sollte (wusste vorher nicht, dass ich das beeinflussen konnte) und ermutigte mich, indem sie mir sagte, wenn es bei einer Wehe wieder sehr gut vorwärts ging. Die Herztöne des Kindes waren die ganze Zeit über sehr gut. Ich hatte keinen Appetit, sie gaben mir Isostar zu trinken, mit Strohalm :) Mein Körper zitterte teilweise vor Anstrengung, ich hatte keine Kontrolle darüber. Stefan kühlte mir mit einem Lappen die Stirn und wischte meinen Schweiss ab, die Hebamme wärmte und stützte den Damm. Um 8:00 war Schichtwechsel der Hebammen - war schade, aber mir schlussendlich ziemlich egal. Das Köpfchen rutschte immer wieder etwas zurück, und ich war voll motiviert, es bei der nächsten Wehe weiter rauszudrücken als vorher. Mir waren die Pausen zwischen den Wehen etwas zu lang, ich wollte einfach weitermachen. Schliesslich erreichte ich den Punkt, wo das Köpfchen stecken blieb und nicht mehr zurückrutschte. Eine weitere Hebamme wurde gerufen, eine Praktikantin kam auch noch mit. Ich sass auf dem Mayahocker, mein Mann hinter mir,ein grosser Spiegel vor mir. Zuerst war mir der Spiegel völlig egal, doch dann sah ich, wie der Kopf immer weiter rauskam, und mit der vorletzten Presswehe ganz rauskam. Sooooo beeindruckend!!! Mit der Presswehe darauf kam der ganze Körper, ebenso ein grosser Schwall Fruchtwasser und etwas Blut. Der Spiegel war richtig verspritzt :)
Ich bekam das Baby direkt in die Arme, sollte nochmals pressen für die Plazenta (richtig nervig, aber das war schnell erledigt), und dann gings ein paar Schritte zum Bett und wir drei konnten kuscheln. Einfach unglaublich!
Sie zeigten mir die Plazenta und packten sie gut ein, dann wurde sie wie ein Wärmekissen auf meinen Bauch gelegt. Alle verliessen den Raum und wir hatten Zeit für uns. Wir schauten erst nach etwa 30', welches Geschlecht unser Kind hat und freuten uns sehr über unser kleines Mädchen. Später wurde ich auf Geburtsverletzungen untersucht, doch die zwei kleinen Risse an den Labien mussten nicht genäht werden. Stefan durchtrennte die auspulsierte Nabelschnur, Amélie wurde untersucht und war kerngesund, 3240g schwer, 50cm lang und hatte einen Kopfumfang von 35cm. Sie wurde am Freitag, 26.2., um 8:24 geboren.

Bis Montag blieben wir im Geburtshaus, dann gings nach Hause. Amélie hatte immer relativ kühl, und wurde schnell gelb. Durch das gute Wärmen wurde es bald besser. Sie war von Anfang an mehrere Stunden wach, guckte viel umher, und mit dem Stillen klappte es auch bald. Nun, nach 10 Tagen, ist sie 3500g schwer und hat ihre Wachphasen nun tagsüber, wodurch wir in der Nacht wieder zu mehr Schlaf kommen. Ich bin einfach happy, ich habe die Geburt und die Betreuung durch die Hebammen extrem gut erlebt. Sie sagten, es wäre nicht die einfachste Geburt gewesen, aber für mich hat einfach alles gestimmt. Halleluja!

Das Warten hat sich gelohnt, und Amélie war richtig bereit, auf die Welt zu kommen. Ich bin so froh, dass wir ihr ihre Zeit lassen konnten, auch wenn sich die letzten Tage gezogen haben. Nun geniessen wir die Zeit als kleine Familie.