Spontane Geburt bei 39+2 am 30.01.

Hallo zusammen,

wie bereits in einem anderen Thema erwähnt, bin ich schon länger stille Mitleserin. Da ich an vielen Erfahrungen von euch teil hatte, möchte ich nun auch mein Geburtserlebnis mit euch teilen.

Kurz vorab: Dies war meine zweite Schwangerschaft. Mein Sohn kam im September 2019 bei ET+10 spontan zur Welt nach gut 24 Stunden zwischen erster und letzter Wehe. Nachdem ich schon seit Wochen ein häufiges Ziehen im Bauch hatte, habe immer schon zu meinem Mann gesagt, dass ich dieses Mal gerne einen Blasensprung hätte, dann wüsste ich wenigstens, wann es wirklich los geht...

Am letzten Donnerstag war ich noch beim FA: das Baby lag in SL im Becken, aber noch abschiebbar, Muttermund weich, aber weit hinten und verschlossen. Ich bin also davon ausgegangen, dass das vor ET am 04.02. nichts wird, und für den Tag sollte noch über eine Einleitung entschieden werden, da das Baby wie sein Bruder sehr groß und schwer geschätzt wurde. Eine Verlaufskontrolle war für Montag im KH angesetzt.
In der Nacht auf Montag (39+2) bin ich gegen 00:30 Uhr aufgewacht, da ich eine nasse Hose hatte. Mein Mann hat meine Bewegung mitbekommen und ich habe ihm kurz gesagt, dass ich glaube, die Fruchtblase sei geplatzt. Ich also ins Bad und da habe ich dann erst das ganze Ausmaß sehen können: im Grunde schwamm ich im Fruchtwasser, welches auch gelblich-grün verfärbt war. Daraufhin habe ich im Kreissaal angerufen, weil ich dachte, nach Blasensprung könnte ich ganz gemütlich machen, mir aber wegen der Farbe unsicher war. Die nette Hebamme am Telefon meinte zu mir, dass ich auch bei Blasensprung am besten sofort kommen sollte. Also habe ich meine Schwester aus dem Bett geklingelt, da sie auf den Großen aufpassen sollte. Mein Mann hat schnell die Sachen für uns alle fertig gepackt. Ich war in der Zeit vollkommen nutzlos und habe zitternd auf dem Klo gesessen... irgendwie war ich einfach überrumpelt und mein Kreislauf nicht richtig da... 40 Minuten später war meine Schwester bei uns und ich hatte auch schon Wehen... Sie waren noch nicht schmerzhaft, kamen aber in kurzen Abständen (3-4 Minuten), haben aber auch nur 20-30 Sekunden angehalten. Mein Sohn hat sich dann noch ganz kurz von mir verabschiedet bevor er ohne Probleme mit zu meiner Schwester gefahren ist. Anschließend sind wir auch direkt los zum KH und haben die ganze Schweinerei einfach liegen lassen für einen anderen Tag. Ca. 25 Minuten später waren wir am Kreissaal. Mein Mann musste erstmal draußen warten während ich ans CTG angeschlossen wurde und lauter Fragen zur Aufnahme beantworten musste. Als ich mir dann die Informationen zum Datenschutz etc. durchlesen sollte, waren die Wehen schon einigermaßen schmerzhaft und kamen aus der Rücken- / Becken-Region. Die Hebamme meinte dann, dass es der Kleinen gut geht, aber die Wehen ja noch nicht so wild aussehen... Ich war da natürlich anderer Meinung, wurde aber rausgeschickt, damit ich mit meinem Mann zusammen die Unterlagen ausfüllen konnte (wegen Familienzimmer).

Als wir fertig waren, wurde ich kurz von einer Ärztin untersucht. Sie hat auch noch einen Streptokokken Abstrich gemacht, den meine FA entweder nicht gemacht oder nicht notiert hatte. Währenddessen waren die Wehen schon echt knackig und ich habe durch veratmen in verschiedenen Positionen versucht es erträglicher zu gestalten... Leider nur semi erfolgreich. Dann gab es noch einen kurzen Kontroll-US wegen der Größe und anschließend ging es in den Kreissaal ( MuMu bei 4-5 cm). Da gab es dann auch endlich ein Schmerzmittel und die nächsten Wehen waren etwas erträglicher, bis auf den jedes Mal absackenden Kreislauf und die Welle der Übelkeit (auf die Frage nach einer PDA habe ich blöderweise gesagt, mal sehen wie es sich entwickelt, basierend auf der Erfahrung meiner ersten Entbindung, bei der es über Stunden kein Stück vorwärts ging, hinterher habe ich es bereut...). Bald waren die Wehen aber fieser als vorher und bei jeder Wehe hatte ich das Gefühl, dass es mir das Becken zerreißt... wegen der Verfärbung des Fruchtwassers sollte ich zwischendurch noch mal ans CTG, aber das mochte meine Maus noch nie und es war auch jetzt nicht anders, so dass ich mich noch einmal hinlegen sollte... Vorher habe ich bei jeder Wehe gekniet und mich abgestützt und meinem Mann die Hand zerquetscht, so hat das CTG aber keine brauchbaren Werte geliefert, aber im Liegen waren die Wehen tatsächlich noch schlechter auszuhalten.
Um kurz vor 5 Uhr meinte die Hebamme noch, dass sie gerne bei Geburten dabei wäre, MuMu war aber "erst" bei 7cm, so dass es dieses Mal wohl leider nicht hinhauen würde. Meiner Bitte nach einer höheren Dosierung des Schmerzmittels wurde jetzt leider nicht mehr nachgekommen, das wäre zum Ende hin nicht so gut (vielleicht hätte ich trotzdem drauf bestehen sollen, aber hinterher ist man immer klüger). Um kurz vor 6 Uhr haben sich die Wehen irgendwie verändert und ich bat meinen Mann die Hebamme zu rufen. Nach einem kurzen Tasten des Muttermundes meinte sie dann auch, dass ich bei der nächsten Wehe kräftig mitpressen dürfe. Nach verschiedenen Positionen lag ich zum Schluss auf dem Rücken, damit die Ärztin auf Zuruf intervenieren könnte. Denn die Kleine ist zwar schön runter und durchs Becken gerutscht, der Kopf kam aber einfach nicht raus... Ca. 25 Minuten nach Beginn der Presswehen und einen kleinen Dammschnitt später war es dann doch geschafft (die Naht vom letzten Dammschnitt hat sich wohl nicht gedehnt und da ich keine ausreichenden Kraftreserven hatte, haben sie sich auch für den Dammschnitt zur Unterstützung entschieden). Der Rest vom Körper folgte mit der nächsten Wehe und ich bekam die schreiende Maus sofort auf den Bauch gelegt zum Kuscheln. Die Plazenta kam auch schon kurz danach. Für einen Moment haben sich die Ärztin und die Hebamme Sorgen wegen der starken Blutung gemacht, konnten aber keine Ursache erkennen. Dann wurde ich noch genäht und die Kleine kurz versorgt und gewogen. Während die Hebamme schnell Papierkram erledigt hat, durfte ich zum ersten Mal stillen, was auch auf Anhieb gut geklappt hat. Die liebe Hebamme, die uns die ganze Zeit begleitet hatte, konnte nun auch endlich Feierabend machen, aber sie hat die Überstunde mit Humor genommen. Danach ging es dann erst in ein Elternzimmer im Kreissaal und gegen 8:30 Uhr durften wir ein Familienzimmer auf der Station beziehen, kuscheln und uns erholen.

Daten vom Baby:
Geschlecht: w
Gewicht: 3795g
Größe: 52cm
Kopfumfang: 34,5cm
Uhrzeit: 6:24 Uhr

Mein Fazit zum Schluss:
- auf Blasensprung kann ich verzichten, ist doch eine ziemliche Sauerei, lag vielleicht aber auch nur an der Verfärbung... Und irgendwann hätte ich auch bei den Wehen gemerkt, dass sie anders sind
- sollte es noch einmal eine dritte Entbindung geben, werde ich von Anfang an sagen, dass ich gerne eine PDA hätte. Die Schmerzen bei den Presswehen ohne PDA fand ich persönlich viel hinderlicher als die Wehen nicht in Gänze zu spüren. Das Gefühl zu haben, dass wenn ich irgendwo noch ein bisschen mehr Kraft finden könnte, um stärker zu pressen, es mich einfach aufreißen würde, war für mich kein besonders motivierender Gedanke. Da war es bei meinem Sohn trotz höherem Gewicht und größerem Kopfumfang unter PDA irgendwie "einfacher" zu pressen. Andererseits war ich durchaus stolz auf mich, dass ich es dieses Mal fast komplett ohne Schmerzmittel geschafft habe.

Der große Bruder hat es auch ganz toll gemacht bei seiner Tante und später betreut von der Oma. Zu allem Überfluss haben wir kurz vor der Entlassung einen Anruf aus dem Kindergarten bekommen, dass unser Sohn ganz schlimm Durchfall hätte und schnellstmöglich abgeholt werden solle. Also musste die Oma noch einmal einspringen und wir sind mit der vagen Sorge nach Hause gefahren, dass dort bereits ein Magen-Darm-Virus auf uns wartet... War zum Glück aber wohl nur falscher Alarm und jetzt versuchen wir uns zu viert irgendwie einzuspielen.

Und irgendwie ist der Bericht jetzt auch noch viel länger geworden als gedacht.