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Geschrieben von fiammetta am 19.01.2012, 14:17 Uhr

Pflegeheim bezahlen

Hi,

grundsätzlich sucht sich in den wenigsten Fällen ein Mensch selbst sein Pflegeheim rechtzeitig aus. Ich selbst kenne - und ich kenne berufsbedingt wahrlich sehr viele Menschen unterschiedlichster Alterklassen - genau eine einzige betagte Dame, die mit 86 freiwillig ins Pflegeheim ist, weil sie in Ermangelung von Verwandten rechtzeitig vorsorgen wollte. Mitunter sucht sich jemand ein Seniorenheim selbst heraus, aber verdrängt dabei letztlich doch, dass er irgendwann so richtig mau beinander sein könnte.

Wer jemals als Besucher in einem Pflegeheim war, weiß, dass das aller Bemühungen des Personals zum Trotz nicht wirklich ein Hort der Hoffnung, Zukunft und Heiterkeit ist. Folglich ist das für viele Familien die letzte Lösung, weil sie nicht mehr mit dem Pflegebedürftigen physisch und psychisch fertig wird. Somit wählt also im Allgemeinen entweder die Familie selbst oder der sozialpsychiatrische Dienst eines Kh das Pflegeheim aus. Wer jemals die Preise der umliegenden Pflegeheime eingeholt hat, der weiß, wie stark unterschiedlich sie sind. Kann man das bezahlen, dann ist es gut. Wenn nicht, geht erst der gesamte eigene Besitz dafür sehr schnell drauf, dann kommen die Schenkungen innerhalb der letzten zehn Jahre dran und dann das Einkommen / Vermögen der direkten Angehörigen. Es gibt schon Argumentationswege, um z.B. das eigene Haus nicht verkloppen zu müssen, damit Mutti gepflegt werden kann. Dafür braucht man aber mitunter einen guten RA.

Was die meisten vergessen, ist, dass letztlich die gesamte Familie für die Großeltern aufkommt. Bsp.: Vatis Mutter ist im Heim. Vati verdient die Kohle, Mutti arbeitet TZ. Dann darf zwar Mutti ihr Einkommen behalten, aber Vati bekommt weggerechnet, wieviel Unterhalt er seiner Frau und seinen Kindern gegenüber schuldig ist. Das wird mit ihrem Einkommen verrechnet und von dem, was übrigbleibt, holt sich das Sozialamt das Geld für das Pflegeheim. Wollen dann dessen Kinder z.B. ins Landschulheim mitfahren, wird`s finanziell gewaltig knapp.

Was meinst Du, für wie viele Familien es sich mehr rechnet, auf das eigene Zusatzeinkommen zu verzichten, um das Pflegeheim nicht bezahlen zu müssen?

Der Witz ist halt, dass die heute Alten bei ihren eigenen Verwandten selbst nie wirklich erlebt haben, was altersbedingtes Siechtum über sehr viele Jahre hinweg nicht nur für einen selbst, sondern auch für ihre Kinder UND deren Familien bedeutet. Innerhalb einer Familie gibt es aber immer genau EINEN Deppen, der die Pflege und die damit verbundenen Kosten aufgebürdert bekommt. Die anderen latzen sich, reißen das Maul auf und machen einen auf ach so betroffen, wenn Publikum in der Nähe ist. Die führen das lässige, von nichts belastete Leben, werden aber vom Pflegebedürtigen in den Himmel gehoben. Das sind auch die, die hinterher erben. Die anderen, die mit Anstand, Charakter, Fleiß und Moral, verlieren nach und nach immer mehr ihr eigenes Leben und ihre Träume, sind auch für den Pflegebedürftigen der immer verfügbare Depp und zahlen eine ganz böse Zeche dafür. Ausgleichende Gerechtigkeit gibt es nur im Märchen. Hart, aber wahr.

Ich bin davon überzeugt, dass unsere Generation, die eben mit der x-fach-Belastung durch Kinder-eigenes Leben-Pflege über viele Jahre konfrontiert ist, in 20-40 Jahren eine beträchtliche Selbstmordwelle erleben wird, weil uns klar sein wird, was unsere Pflegebedürftigkeit v.a. für unsere Nachkommen bedeutet.

LG

Fiammetta

 
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