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Geschrieben von Nikas am 09.09.2019, 14:42 Uhr

Frage Wohnungsnot

Das Grundproblem ist, dass Wohnen zum Spekulationsobjekt geworden ist.

Sollen also alle, die in einer Stadt wohnen, den Reichen Platz machen, wenn sie es sich nicht mehr leisten können? Weg von ihrem angestammten Leben, weg aus ihrem Viertel, in dem sie in ihren gewachsenen, vernetzten Gemeinschaften seit Jahrzehnten leben?

Schön, wenn jemand gerne in einem Haus auf dem Land lebt. Aber nicht jeder Mensch will und kann das. Ich persönlich bin sogar auf dem Land, quasi mitten im Wald, aufgewachsen. Aber ich finde mittlerweile ein ständiges Leben dort (inzwischen keine Bäcker und kleinen Läden mehr, keine Ärzte, keine Jobs, kein Internet, kein öffentliches Verkehrsnetz, politisches Vorsichhindumpfen etcetcetc....) und selbst in den stinklangweiligen, seelenlosen Vorstädten unerträglich.


Tja, wie sähe eine Stadt nur für die Reichen denn dann nun aus? Wer hält sie denn in Schuss? Die Putzfee der Loftwohnung mit Blick auf die Alpen fährt jeden Tag 1 Stunde aus ihrem Vorort an, ebenso der Straßenreiniger, die vielen Menschen, die alle für ein Leben notwendigen Dienstleistungen anbieten. Die Nachtschwester, die die Notfälle der Reichen mit betreut, schläft am besten gleich in ihrem Auto in der Klinik-Tiefgarage; und die Küchenhilfe im 5-Sterne-Lokal pennt hinterm Küchenherd, zusammen mit dem Bedienpersonal; etcetcetcetcetc..........und bez. Studentenleben: Dazu gehört auch das Leben vor und nach den Vorlesungen inkl. Szenekneipen - das gäbs dann auch nicht mehr, wenn alle in ihre einsame Vorstadtbude zurückfahren müssen.

Das Flair und die Kultur von Großstädten, das unterschiedlichste Menschen über die ganzen Zeiten hinweg geprägt haben, wäre mit der Zeit im Arsch. Ganz zu schweigen u.a. von wegweisender, alternativer, revolutionärer Kunst und Kultur und Politik, die in zersiedelten, verschlafenen Vorstädten oder auf dem flachen Land eher nicht entstehen.

Am Ende würden auch die meisten Reichen selbst nicht mehr in einer solchen nicht mehr angesagten, toten Stadt leben wollen und gleich ausschließlich in ihrer Villa am Starnberger oder Comer See bleiben.


Deine Idee vom Ausweichen auf das Umland (die am Ende die Favelas für die Städte wären; und wieso sollen Menschen vor den Reichen weichen) verkennt die Marktmechanismen komplett. Wenn die Menschen dann auf diese stadtnahen, neu zu bauenden Wohnungen (die zudem Unmengen von Land versiegeln würden) angewiesen sind, werden auch diese schnell unerschwinglich. Die Mietpreisproblematik wird nicht gelöst, sondern nur verschoben.
Das lässt sich alles seit Jahrzehnten (seit den 70ern im letzten Jh. wird der Bau von Sozialwohnungen zurückgefahren) schon bestens beobachten. Beispielsweise in München inklusive sog. Speckgürtel. Diese Stadt tendiert zu einem Reichenghetto, mit allen entsprechenden Folgen, und wird dementsprechend von Tag zu Tag v.a. menschlich und kulturell gesehen öder und langweiliger. Familien müssen wegziehen, spätestens dann, wenn das zweite Kind unterwegs ist; es gibt immer mehr Single-Wohnungen (die sich aber auch nur die leisten können, die einen bestimmten Job haben) etcetcetc.



Nein, wir überlassen die Städte NICHT nur den Reichen. Das wäre gesellschaftlich, politisch, kulturell sehr fatal.

 
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