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Geschrieben von Korya am 30.09.2020, 13:07 Uhr

Das Asiatische Jahrhundert

Für alle, die das Thema interessiert, stellt der Nikkei Asia heute kostenlos eine Analyse verschiedener Asienexperten ein, die zusammenfassen, wo sie Asien in Zukunft sehen - und warum ein "asiatisches Jahrhundert" für die Entwicklung der Weltgemeinschaft insgesamt positiv zu sehen sei.
(Leider nur auf Englisch).

"This is the Asian Century: Seven reasons to be optimistic about it"
https://asia.nikkei.com/Spotlight/The-Big-Story/This-is-the-Asian-Century-Seven-reasons-to-be-optimistic-about-it

 
7 Antworten:

Re: Das Asiatische Jahrhundert

Antwort von Silvia3 am 01.10.2020, 8:11 Uhr

Sie schreiben Asien und meinen China. Wer außer China sollte die führende Rolle in Asien übernehmen?

Japan ist ja schon lange der große, kranke Mann Asiens, auch nach mehr als zwei Jahrzehnten haben sie den Turnaround nicht geschafft. Dazu ist das Land komplett auf den militärischen Schutz der USA angewiesen.
Südkorea ist wirtschaftlich und militärisch sicher stark, aber alleine zu klein, um China die Stirn zu bieten. Ich habe mich nie wirklich mit Südkorea beschäftigt, aber politisch scheint man sich dort eher zurückzuhalten. Zu viel Angst vor China, das ja über Nordkorea praktisch im Hinterhof steht? Dazu kommt die historische Feindschaft mit Japan.

Tja, und der Rest: Philippinen - werden von einem Trumpesquen Psychopathen regiert und stehen sich damit selbst im Wege. Außerdem ethnische Konflikte und aufgrund der geographischen Struktur des Landes schwer demokratisch regiertbar. Singapur ist wirtschaftlich stark, aber eben nur ein Stadtstaat. Thailand ist mit sich selbst beschäftigt. Malaysia und Indonesien sind weitestgehend muslimische Staaten und größtenteils damit beschäftigt, Allah zu gefallen und die eigene Bevölkerung im Zaume zu halten, statt sich auf ihre wirtschaftlichen Kompetenzen zu konzentrieren.

Myanmar, Kambodscha, Laos usw. sind Entwicklungsländer, Myanmar mit erheblichen innenpolitischen Problemen. Vietnam könnte sich machen, ist aber noch zu früh.

Dann hätten wir noch Indien, Pakistan, das unselige Afghanistan. Indien ist sicherlich durch seine schiere Größe und Bevölkerungszahl ein Faktor, mit dem man rechnen muss. Aber aufgrund der ethnischen und religiösen Vielfalt und Konkurrenz sowie überholter staatlicher Strukturen auf absehbare Zeit nicht in der Lage, sich wirtschaftlich in die 1. Liga zu katapultieren. Antidemokratische Tendenzen, religiös dominiertes Denken, ethnische Konflikte sowie der Konflikt mit Pakistan tun ein Übriges.

Einigkeit ist in Asien noch weniger als in Europa zu erwarten. Ich sehe niemanden außer China, der in Asien eine Führungsrolle übernehmen und dem Westen die Stirn bieten könnte. Eine Staatengemeinschaft mit gleichberechtigten Partnern à la EU wird es in Asien nicht geben und wirtschaftlich werden es viele Staaten dort nicht schaffen, weil ihnen die entsprechenden Strukturen fehlen.

Silvia

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Re: Das Asiatische Jahrhundert

Antwort von Korya am 01.10.2020, 16:38 Uhr

Aber es geht in dem Artikel doch gar nicht hauptsächlich darum, ob und wer eventuell einmal die geopolitische Führung übernehmen könnte? (Wobei - zugegebenermaßen- die immer noch bestehende Stückhaftigkeit bei vielen Problemen nicht hilft.) Von einer Staatengemeinschaft à la EU ist ebenfalls nicht die Rede.

Und warum auch? Asien war schon immer multipolar, damit kommen sie klar. China ist unter einigen Gesichtspunkten schon heute nicht nur in Asien, sondern in der Welt führend. Unter vielen anderen, das zeigt sich ja auch hier, eben nicht. Und von Asiens 5 Milliarden Einwohnern sind 3,5 Milliarden KEINE Chinesen und haben mit China auch nicht viel am Hut. Andersherum hat China ebenso wenig Interesse, den Rest Asiens politisch oder gesellschaftlich zu unterjochen oder gar die Weltherrschaft zu erlangen - ihnen geht es allein um wirtschaftliche Interessen.

Gleichzeitig wachsen die wirtschaftlichen Verknüpfungen unter den asiatischen Staaten rasant. Die Wirtschaftskrise 2008 war schon keine Weltwirtschaftskrise mehr, sondern nur eine westliche. Der asiatische Binnenmarkt (sofern man von einem Markt, der vom Roten Meer bis zum Pazifik reicht, überhaupt von einem Binnenmarkt sprechen kann) war vor 12 Jahren schon stabil genug, nicht in den Sog gerissen zu werden.

Die Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) ist sowohl im Handelsvolumen als auch nach GDP die größte Freihandelszone der Welt. Auch strategisch arbeiten die asiatischen Länder immer stärker zusammen, über alle politischen Unterschiede hinweg.

Warum sollte das Jahrhundert also nicht wieder unter dem asiatischen Stern stehen? Es geht ja vielmehr um die Impulse, was Europa sich davon abschauen könnte (etwa Stichwort alternde Gesellschaften) und bei welchen Themen (z.B. im Abschnitt übers Klima etc) der Rest der Welt von Asiens Erfolg abhängig ist.

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Re: Das Asiatische Jahrhundert

Antwort von Silvia3 am 01.10.2020, 19:47 Uhr

Mich stört der Begriff "asiatisches Jahrhundert". Es wird ein chinesisches Jahrhundert, weil die anderen nicht viel zu melden/dagegenzusetzen haben.

Die RCEP ist geplant, aber meines Wissens noch nicht ratifiziert. Was die von dir genannten Volumina angeht, stellt sich die Frage, wie groß der Anteil Chinas daran ist (ich habe die Zahlen jetzt nicht im Kopf und auch keine Lust zu suchen). Wahrscheinlich dürfte ein überdurchschnittlicher Teil des Volumens auf den Handel mit China entfallen, was ein weiteres Indiz für ein chinesisches Jahrhundert wäre.

"Andersherum hat China ebenso wenig Interesse, den Rest Asiens politisch oder gesellschaftlich zu unterjochen oder gar die Weltherrschaft zu erlangen - ihnen geht es allein um wirtschaftliche Interessen. "

Diese Aussage halte ich für äußerst gewagt. Die Weltherrschaft werden sie zwar nicht gleich anstreben, aber sie machen sich andere Länder gefügig, um ihre wirtschaftlichen Ziele ungehemmt verfolgen zu können. Dass Chinesen es dabei mit den Menschenrechten nicht so genau nehmen, ist ja aus der Geschichte hinreichend bekannt.

Der Personenkult um Präsident Xi ist ein weiteres deutliches Zeichen, dass es nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, sondern um die Befriedigung von Machtgelüsten geht.

Aber ich würde mich freuen, wenn Asien auch in Zukunft erfolgreich ist, denn ich liebe diesen Kontinent und seine Menschen sehr.

Silvia

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Re: Das Asiatische Jahrhundert

Antwort von luna8 am 02.10.2020, 0:41 Uhr

'Warum sollte das Jahrhundert also nicht wieder unter dem asiatischen Stern stehen?'

- nee, bitte nicht. ich will nicht sagen,die Asiaten sind Schuld an der Pandemie, aber ein bisschen mehr Transparenz und zugeben eigener Fehler täte nicht schlecht.

- Demokratie Fehlanzeige keine Besserung in Sicht.

- zuviele Plagiate...

ja, reicht mir erstmal, um die Asiaten ( Chinesen) nicht als weltführend sehen zu wollen ;)

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Re: Das Asiatische Jahrhundert

Antwort von Korya am 02.10.2020, 5:53 Uhr

Kann sein, dass ich da ein bisschen zu sehr meine nicht-chinesische rosa Brille aufhabe, aber ich finde es gibt in Südostasien gerade wieder viel Bewegung im Markt. Vietnam ist am Kommen, auch die Chinesen outsourcen viel dahin. Und auch die ausländischen Unternehmen, die sich wegen des Handelskrieges aus China zurück ziehen, hüpfen alle nur einmal kurz über die Grenze nach Vietnam. Wir schätzen sie, weil sie die letzten Jahrzehnte ganz bewusst viel in Bildungsprogramme investiert haben, und etliche junge, gut ausgebildete Leute mit fließend Japanisch und Englisch trumpfen.

Thailand wird für Firmen langsam zu teuer, andererseits toppen sie nach wie vor als Hub mit guter Infrastruktur. Gleichzeitig können viele mit der relativen soliden finanziellen Situation nicht umgehen, Konsum und Marken bestimmen alleinig das Leben, am besten alles auf Pump und mit Kreditkarte, man lebt nur einmal. Die Privatverschuldung schießt derweil jenseuts von gut und Böse.

Aber auch Malaysien und Indonesien scharren mit den Hufen. Bei Malaysien bin ich mir nicht so sicher, aber Indonesien hat alleine wegen seiner Bevölkerung einen guten Ausgangspunkt. Und Singapore ist allen Lichtjahre voraus, nur fehlt ihnen halt die Masse an Land und Leuten.

Beim zentralen Vertrieb meiner Firma hatte man lange Jahre den Eindruck, Asien bestünde ja eigentlich nur aus China - es kam einem schon zu den Ohren wieder raus. Was haben wir gekämpft, um denen in Erinnerung zu rufen, dass es da mehr gibt. Jetzt auf einmal, Corona sei dank, merken alle auf einmal, dass zuviel Abhängigkeit vielleicht doch nicht immer das Gelbe vom Ei ist, und besinnen sich auf den Rest APAs.

Also - ich hoffe sehr, dass der Schub so bleibt, und wir bald ein mächtiges Miteinander vieler wirtschaftsstarker Staaten haben, die mit dem Westen auf Augenhöhe (oder drüber) agieren können.

Japan, da gebe ich dir auch wieder Recht, bleibt ein bisschen Sorgenkind der Region. Aber ich finde, gerade weil sie Deutschland in so vielem ähneln, sollte gerade Deutschland die Entwicklung Japans sehr genau beobachten und versuchen, Rückschlüsse auf die eigene Zukunft zu ziehen. Dieses zu lange sich auf alten Lorbeeren ausruhen, in verstarrten Strukturen und unflexibkem Regelwerk befangen zu bleiben, mit einer stark alternden Bevölkerung, die den Zenit des Alterswohlstands erreicht oder überschritten hat, Misstrauen gegenüber Veränderungen (digitale Schule), das Klammern an Qualität um jeden Preis, allgemein das zu langsame Umsetzen von Ideen, weil zu viele Barrieren dem im Weg zu stehen scheinen, die keiner für einen weg räumt... das alles bilde ich mir ein in Deutschland genauso zu oft und immer wieder zu sehen. Wir müssen aufpassen, dass uns die anderen nicht davon rennen.

LG Katia

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Re: Das Asiatische Jahrhundert

Antwort von Hase67 am 02.10.2020, 9:39 Uhr

Ich habe mich bisher nicht zu Wort gemeldet, weil ich von Asien einfach zu wenig Ahnung habe - live erlebt habe ich ja bisher auch nur Myanmar und kenne China nur aus dem kulturwissenschaftlichen Unterricht an der Uni (und der ist über 25 Jahre her).

Allerdings teile ich gerade aufgrund der Entwicklung in den letzten Jahren Silvias Bedenken bezüglich China: Auch wenn China vielleicht keine "ideologische" Weltherrschaft anstrebt, wie es die USA mit ihren Feldzügen gegen den Kommunismus oder islamische "Schurkenstaaten" getan haben, scheint mir China unter Xi doch von einem ganz erheblichen - moralischen, aber durchaus ethnischen - Dünkel getragen zu sein. Man hat sicher keinen richtig missionarischen Anspruch in Bezug auf die Länder, in die die Produktion verlagert wird, aber ein elitäres Bewusstsein gibt es sehr wohl, auch wenn es weniger großspurig daherkommt.

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Re: Das Asiatische Jahrhundert

Antwort von Korya am 02.10.2020, 10:26 Uhr

Ja, so kann ich's unterschreiben- missionarisch sicherlich nicht, das Gefühl, was besseres zu sein, bestimmt. Sie waren ja auch die letzten 3000 Jahre Zentrum des Universums, mit nur einem kleinen Knick in den letzten zwei Jahrhunderten - mit dem Anspruch oder Selbstverständnis treten sie nach wie vor auf.

Aber bei Xi denke ich, viel ist auch Show nach innen - da geifern etliche nach seinem Stuhl und lauern nur drauf, dass er einmal zu offensichtlich strauchelt. So lese ich z.B. auch das laute, arrogante Tamtam im Nachspiel vom Corona-Ausbruch, als sich Chinas Administration selbst auf die Schulter klopfte, wie toll sie im Handumdrehen die Krise gelöst haben - und überhaupt, wieviel besser sie als der Rest der Welt im Krisenmanagement sind... (und während der Rest der Welt busy ist, testen wir auch gleich mal die Reaktionsfähigkeit der anderen an den Grenzen Japans, Indiens, Pakistans, Taiwan sowieso...)

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