Hartes Terrain

Turnen auf Wettkampfniveau ist kein Ponyhof. Die Mädchen dort sind sehr leistungsorientiert hart und gegen sich selbst als auch hart gegenüber anderen. Sie wollen ein hohes Trainingsniveau aufrecht erhalten und bei Mannschaftswettkämpfen ist natürlich immer die Angst der Gruppe da, dass die Neue die Gesamtwertung der Mannschaft runterzieht.

Die Neue hat es daher natürlich erst mal schwer, sich in die Gruppe zu integrieren - erst recht, wenn man, wie deine Tochter, so extrem spät - erst mit 13 - mit dem Leistungsturnen angefangen hat. Wenn sie vorher noch nie in einer Wettkampfgruppe geturnt hat, dann KANN sie gar nicht so schnell aufgeholt haben, dass sie nach nur wenigen Wochen besser turnt als diejenigen, die schon Jahre dabei sind. Sei doch da bitte mal realistisch und überleg mal, ob deine Tochter die Dinge (nämlich, sie könne irgendetwas besser als die anderen und die anderen können irgendetwas gar nicht) vielleicht ein klein wenig anders wahrgenommen hat, als sie tatsächlich der Fall waren.

Den Vorfall mit dem Rad am Balken würde ich daher so nicht als ganz wahr abkaufen. Ich nehme an, du warst nicht dabei und deine Tochter hat dir das so berichtet. Sicher hat die Trainerin sie gelobt, aber sicher nicht für eine absolut und objektiv gesehen hervorragende Leistung, sondern für eine ihren Verhältnissen entsprechend relativ gute Leistung - als gute Trainerin lobt sie auch die weniger fortgeschrittenen Turner, wenn die sich (im Vergleich zu vorher) verbessert haben. Ein guter Trainer lobt eigentlich generell jede Verbesserung, die man sich durch Übung erkämpft hat, also so gesehen braucht man nun nicht zu denken, deine Tochter sei jetzt plötzlich besser als die anderen, nur weil sie sich etwas verbessert hat und dafür gelobt wurde. Aber wenn das bei ihr so angekommen ist und das ihr Selbstbewusstsein stärkt, dann lass sie ruhig in dem Glauben.

Zu den Lästereien und dem Matte-wegziehen - nun ja. Typischer Zickenkrieg eben. Solange das nur von einer Zicke ausgeht, würde ich das noch nicht als Mobbing bezeichnen, sondern als Antipathie auf gleicher Augenhöhe. Es herrscht ja kein Kräfte-Ungleichgewicht, solange es Einer gegen Einen ist. Da muss deine Tochter eben mal den Mund aufmachen und kräftig Kontra geben - ein einziges Mal reicht unter Umständen - und dann ist Ruhe im Karton. Erst wenn die Zicke alle anderen Mädchen auf ihre Seite zieht und alle gegen deine Tochter agieren, intrigieren und sich verschwören, dann wird's fies, erst dann ist es Mobbing. Aber ich denke, davon ist eure Situation weit entfernt.