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Geschrieben von Häsle am 23.07.2022, 22:10 Uhr

An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Anlassbezogen möchte ich euch mal ein paar positive, hoffentlich Mut machende, Geschichten erzählen.

Mein Neffe hat sehr spät angefangen zu sprechen. Nach der 4. Klasse hat er es gerade so auf die Realschule geschafft. Mathe war bis zur 7. Klasse ganz furchtbar, dann flutschte es plötzlich, und er war dann mittelmäßig. Er hat die Mittlere Reife mit 1er Schnitt gemacht, und jetzt sein Fachabitur auf der FOS ebenfalls mit 1er-Schnitt. Mal schauen, wie nächstes Jahr dann die Allgemeine Hochschulreife läuft.

Die Tochter meines Kollegen hat es auf der Realschule immer gerade so geschafft nicht durchzufallen (genau wie meine Tochter). In Mathe und BWR hatte sie bis zum Schluss 5er. Mittlere Reife geschafft. Nach einem FSJ in einer Schule wollte sie Lehrerin werden. Sie hat auf der FOS Allgemeine Hochschulreife gemacht und studiert jetzt dann tatsächlich Grundschullehramt.

Die ehemalige beste Freundin meiner Tochter hatte auch richtige Probleme mit Mathe und war auch sonst bestenfalls mittelmäßig. In den letzten zwei Jahren hat sie richtig angezogen und war jetzt beim Realschulabschluss die Schulbeste.

Das hätte man bei allen drei niemals nur zu hoffen gewagt. Mich freut das wahnsinnig.

Bei meiner Tochter blieb es bis zum Schluss bei mittelmäßigen bis schlechten Noten, allerdings bei wirklich minimalem Aufwand. Aber ein 3er-Schnitt beim Abschluss reicht auch. Weiß ich aus eigener Erfahrung

 
35 Antworten:

Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von lilly1211 am 23.07.2022, 23:18 Uhr

Sehr schön!

Ich war auch nie gut in der Schule, auch am Schluss nicht. 3,0 Abi.

Meine Tochter dagegen ist sehr gut.

Mein Sohn überhaupt nicht, der tut absolut nichts und ist mit 3er und 4er zufrieden, kassiert auch mal 5er.

Bei uns hat das absolut nicht die Priorität wie in vielen anderen Familien. Wenn ich hier oft lese welchen Druck Eltern aufbauen wegen Noten, grauenvoll. Kürzlich eine Mutter 'aus dem Fenster springen'.

Im Moment bekommt doch eh jeder eine Lehrstelle der motiviert und seriös ist und ein sympathisches Auftreten hat, Noten sind noch weniger wichtig als früher.

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von Häsle am 23.07.2022, 23:27 Uhr

Genau so ist es.

Der Freundin meiner Tochter wurde von den Eltern direkt nach der Zeugnisverleihung vorgeworfen, wegen ihrer Faulheit nur eine 2 in Physik zu haben. Sonst hätte sie auch unter den zehn Besten auf der Bühne stehen können.
Ich habe ihnen gesagt, sie sollten sich mit ihr über ihren guten Abschluss freuen, und habe beide Mädels nochmal fest umarmt. Unmöglich, solche Eltern. Und kein Wunder, dass das Mädel damals vier Wochen bei uns gewohnt hat und schon ordentlich verkorkst ist.

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von Pamo am 24.07.2022, 9:02 Uhr

Danke für den Bericht, das ist total interessant.

Besonders interessant finde ich, wie viele sich in Mathe schwer tun. Ich habe nämlich die Theorie, dass gerade Mathe auf unterschiedlichen Wegen gelehrt und gelernt werden kann und muss - deine Schilderung bestätigt die Theorie.

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Viele entwickeln sich schulisch positiv

Antwort von Tai am 24.07.2022, 11:22 Uhr

Nach drei vollendeten Schullaufbahnen und vielen Mitschülern und Freunden kann ich feststellen:
Es gibt nicht wenige Kinder, deren Schullaufbahn sich viel besser entwickelt als es anfangs oder zwischendrin schien.
Ich glaube sogar, viel mehr Kinder entwickeln sich schulisch positiv als andersrum.

Schlechte Grundschüler teils mit Wiederholen machen ein gutes Abitur. Kinder, bei denen in der Mittelstufe die Gymnasiallaufbahn beendet schien, studieren Jura oder Medizin. Manche gingen nicht geradlinig durch, manche überraschend doch.

Ein konkretes Beispiel ist ein Neffe. Er fing erst mit knapp drei an zu sprechen, und tat sich auch sonst schwer. Gerade noch Realschulempfehlung, schaffte er dann doch die Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe. Auf einem Wirtschaftsgymnasium machte er ein gutes Abitur und studierte Unternehmensjura. Das reichte ihm nicht, und es folgte das zweite juristische Staatsexamen. Nun ist er im juristischen Referendariat.

Bei meinen Kindern gab es schulisch keine Überraschungen.
Oder doch, ein Spitzengrundschulzeugnis heißt noch lange nicht Spitzenabitur….

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von dhana am 24.07.2022, 12:23 Uhr

Hallo,

wobei man ja schon drüber reden kann, ob ein Kind das es auf die Realschule überhaupt geschafft hat zu den nicht so guten Schülern gehört....


Aber ich hab auch da tolle Beispiele.
Mein Sohn hat es nach der 4. Klasse auf die Hauptschule (Mittelschule) geschafft. Ist dort endlich aufgeblüht und konnte mal zeigen, das er auch was kann - nachdem er jahrelang für die Lehrer nur der etwas dümmere war. (ja - war eine Aussage von seinem Lehrer in der 2. Klasse)
Nach der 6. Klasse wechsel auf den M-Zweig der Mittelschule, nach der 8. Klasse Wechsel auf eine Wirtschaftsschule - hat dort seine Mittlere Reife gemacht.
Und inzwischen eine Ausbildung zum Fachinformatiker abgeschlossen.

Mein Neffe ist ebenfalls auf die Mittelschule - nachdem ihm reines Lernen sehr schwer fällt hat er sich auch nicht für die M-Zweig qualifiziert, sondern ist nach der 9. Klasse mit dem Quali abgegangen. Macht heute eine Ausbildung als Anlagemechaniker für Heizung-, Sanitär- und Klimatechnik. Dem gehts damit auch richtig gut und er wird von seinem Chef und den Kollegen sehr geschätzt, weil er wirklich weiß wie er hinlagen muss.

Beide waren nie die Besten, haben auch keine Motivation für höhere Schulabschlüsse - aber ich bin mir sicher, sie werden ihren Weg gehen und damit sicher nicht schlechter sein als "Studierte"

Gruß Dhana

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Schöner Thread!!!

Antwort von DK-Ursel am 24.07.2022, 14:16 Uhr

Danke!!!
Hier in DK sind die meisten Eltern, aber auch das System ja (noch) entspannter als in Dtld., und man geht vor allem in Elternkreisen sehr darin auf, daß die Zeit es richtet.
Wer auf dem Gymnasium in z.B. Mathe den weg des geringsten Widerstands ging und dann nach dem Abi seine Liebe zum zahnarztstudium entdeckt, hängt ein Sabbatjahr mit hartem Job dran und holt die Mathenoten abends nach…hart, aber motiviert geht das!
Wer schon auf der folkeskole plötzlich von sehr guten Noten runterrutscht und Probleme hat und macht, entdeckt nach der harten, orientierungslosennZeit, daß es für Medizin nicht reicht, aber für eine spezielle Tierwärterausbildung oder anderes. Abschluß jeweils mit Bestnote.
Auch da wird Abi ggf. nachgeholt oder eben eine andere Lebensplanung gefunden, die dann auch konsequent verfolgt wird.
Und als Beweis, daß dies nicht nur hier und heute möglich ist: eine meine nachhilfeschülerinnen mußte erst vom Gymnasium, dann sogar von der Realschule abgehen.
Auf der Hauptschule war sie dann so gut, daß sie die 10. Kl. dranhängte (Erfolgserlebnisse motivieren auch!) und eine Ausbildung zur damals Sekretärin machte. Mein letzter Wissensstand war, daß sie eine flotte junge Frau in chefsekretärinnenposition geworden ist und ihr Leben wohl im Griff hatte.
Schulische Noten sind nicht alles. Viel wichtiger ist, daß sie sich da, wo sie landen, wohlfühlen und kraft zum Leben und für neue Herausforderungen finden!

Danke für diesen wunderbaren Thread, der das ja belegt!
Druck bringt wenig, macht alle unglücklich und Ist oft kontraproduktiv.
Vertrauen und gelassenheit und die guten Dinge sehen, Motivation und Zeit helfen viel mehr!

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von LeLuFe21 am 24.07.2022, 15:54 Uhr

Auch ich kenne Kinder, die anfangs in der Schule große Probleme hatten.
Ein Mädel, Grundschule seit Notenbeginn immer eine 5 und mehrere 4er.
Weiterführende Schule, blieb nur die Hauptschule. Auch dort jedes Jahr gerade so in die nächste Klasse gerutscht, immer durch Ausgleich einer 5.
Dann in der 9.Klasse plötzlich bessere Noten.
Ausbildung gemacht mit sehr gut bestanden und Freude am lernen gefunden.
Hat dann auf dem Abendgymnasium das Abitur mit 1,2 gemacht. Und sehr erfolgreich Ingenieurwissenschaft studiert.

Ein Bub, in der Grundschule einer der schlechtesten der Klasse, Gesamtschule in den ersten Jahren kaum mitgekommen, ein Jahr wiederholt kaum eine Notenverbesserung.
Sah so aus, als würde er nie einen Schulabschluss schaffen. Doch auch hier in der 9. Klasse eine deutliche Verbesserung. 10. drangehängt super Abschluss gemacht.
Anschließend Koch gelernt. Dann neben der Arbeit noch ans Abendgymnasium und Abitur gemacht. Heute ist er Ausbilder und ein wirklich guter Koch, beliebter Chef.

Meine Meinung, es wird deutlich zu früh "aussortiert" manche Kinder brauchen einfach mehr Zeit, brauchen etwas länger.
Unser Schulsystem gehört dringend verändert und verbessert.
Mehr Freiheiten in der Schule, mehr Kurssysteme, in denen man auch springen kann.
Leider fehlt dafür Geld und motivierte Lehrer.

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von Birgit 2 am 24.07.2022, 20:31 Uhr

Diese und ähnliche Erfahrungen habe ich auch bei Freunden gemacht, aber auch gelernt, dass Noten immer relativ sind und stark vom Lehrer aber auch von der Schule abhängen. Meine Töchter haben unterschiedliche Gymnasien besucht und da waren teilweise recht große Unterschiede, auch im Schwierigkeitsgrad.

Meine Schwester, die Lehrerin an einem Berufskolleg ist, bestätigte das auch noch, dass Lehrer sich oftmals auch von Eltern unter Druck setzen lassen, was die Benotung ihrer Sprösslinge angeht...

Meine Freundin arbeitet in der Schulbetreuung an einer Gesamtschule und bei der Benotung ihres Sohnes muss sie auch oft schmunzeln. In Sport eine 1, obwohl er nicht besonders sportlich ist, aber der Lehrer meint, alle, die immer das Sportzeug dabei haben, bekommen eine 2 und die, die dazu noch regelmäßig mitmachen, eine 1. In Technik bekam er eine 2, obwohl er zwei linke Hände hat, aber der Lehrer meint, ihr Sohn sei so lieb und würde sich ja bemühen...sie freut es, ihr Sohn freut sich auch, was will man mehr ...ob es dann natürlich das 1er Abi wird, wird man sehen...

Meine Kinder hatten bzw werden auch keine 1 vor dem Komma haben, aber wissen genau, was sie wollen und Kind 1 ist bereits sehr erfolgreich im Beruf ... ein gutes Abitur öffnet vielleicht Türen schneller, aber allen anderen sind sie auch nicht ewig verschlossen...

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von Jacky010477 am 24.07.2022, 21:02 Uhr

Unserer hatte in der GS echt Probleme, vor allem in Deutsch. So arg, das sogar LRS im Raum stand, Logopädie haben wir auch durch. Er war auch ein später Sprecher. Nach einem Schulwechsel wegen eines Umzugs musste er die 4. Klasse wiederholen und ab da ging es bergauf.
Jetzt auf dem Zeugnis der 7. Klasse steht er in allen Hauptfächern (auch Deutsch) und IT auf einer 2. Er möchte die mittlere Reife machen, weiß also selber, das er in den Nebenfächern noch etwas Gas geben muss.
Druck haben wir ihm nie gemacht, aber unterstützt wenn er es brauchte.

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die Wirtschaft gibt die Angst vor

Antwort von Caot am 25.07.2022, 7:15 Uhr

….. aktuell müssen wir, ja wir , uns mit dem Thema „Beruf“ beschäftigen und was ich da für Anforderungen an schulische Noten so lese, lässt mich oftmals kopfschüttelnd davor sitzen. Sehr oft lese ich gerade, „du hast sehr gute!!! Noten in …..“ und hier geht es um‘s Abitur. Da denke ich dann nur, wer hat überall 1er?

Da wundert es einen dann nicht, wenn Druck auf die Kinder übertragen wird. Was will ich denn nur, das Beste für‘s Kind. Und schon ist man selbst gefangen.

Auch ich saß nicht immer entspannt daneben. Entspannt bin ich bis heute nicht, auch wenn mein Einfluss doch nur noch gering ist. Wenn ich also gerade die Bewerbungsvoraussetzungen so lese, ja, da komme ich durchaus ins schwitzen.

Das Lebensläufe auch anders verlaufen können, weiß ich. Ich kenne aber leider nicht allzuoft solche Erfolgsgeschichten. Freunde von uns sind Hauptschullehrer. Die erzählen zu 90% von sich klassisch wiederholenden „Karrieren“. Und unsere Gymnasiallehrerfreunde auch.

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Re: die Wirtschaft gibt die Angst vor

Antwort von Maxikid am 25.07.2022, 8:57 Uhr

Solche Geschichten kennen ich auch. Aus vielen, ist etwas tolles geworden.

Schon alleine meine Große, was war sie in der GS Zeit schlecht. Und jetzt kommst sie auf die Oberstufe des Gyms, mit einem guten Zeugnis (bis auf Mathe).

Aber auch ich, kenne genug, die niemals einen Schulabschluss gemacht haben geschweige denn eine Ausbildung. Und in D sind das insgesamt nicht gerade wenige. Das finde ich pers. eigentlich sehr sehr schade für D.

LG maxikid

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Re: Ok - aber was hat denn dazu geführt, dass "der Knoten platze"?

Antwort von cube am 25.07.2022, 10:01 Uhr

Einfach nur die Zeit idR doch eher nicht.
Meistens wurde doch eben etwas dafür getan, dass es sich positiv entwickelt.
Bei dem einen Kind ist es vielleicht einfach Geduld und 1 Jahr mehr Zeit in der GS, weil Kind bei Einschulung einfach noch zu jung war. Aber selbst hier braucht es dann einen Lehrer (und Eltern), der genau dies auch erkennt und eben nicht unnötigen Druck macht, aber an den richtigen Stellen helfen/motivieren.
Auch auf der Weiterführenden - egal, welche Schulform - kommt es dann doch auch wieder darauf an, wie unterstützt wird.
Einfach so, ohne das irgendjemand etwas dazu beiträgt - das glaube ich nicht. So wird aus jemandem, der seit Jahren in Fach/Fächern xy schlecht ist und offenbar den Stoff eben nicht beherrscht, plötzlich der gute Schüler, der ganz alleine alles aufholt.

Natürlich gibt es Menschen, denen liegt das Lernen nicht - die brauchen Aufgaben, Hand-Arbeit sozusagen. Und die werden dann eben erst glücklich, wenn die Schule vorbei ist und sie eine Ausbildung beginnen, bei der sie richtig arbeiten dürfen.
Und auch hier richtet es doch nicht einfach die Zeit - sondern genau die Erkenntnis, dass da jemand andere Talente als stundenlanges lernen hat, die es zu fördern gilt.

Also einfach mal cool bleiben und abwarten, weil es schon von selbst werden wird, ist es meiner Meinung nach nicht.

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Re: Nachtrag eigene Erfahrung:

Antwort von cube am 25.07.2022, 10:10 Uhr

Unser Kind gehört auch zu denen, die eine Weile brauchten, bis der Knoten platze.
Mehr Zeit im Sinne von 1 Jahr länger in der Schuleingangsphase war es dann.
Aber das alleine hätte überhaupt nichts bewirkt!
Dazu gehörte eine KL, die sich sehr viel Mühe gegeben hat, ihn überhaupt dahin zu bringen, nicht aufzugeben/zu verweigern. Dazu hat auch gehört, dass wir zu Hause etwas getan haben, um echte Lücken nicht entstehen zu lassen. Nicht im Sinne von Druck und jeden Tag explizit üben - sondern im Alltag Dinge einflechten, Eigenverantwortung fördern und gleichzeitig vermitteln, dass wir an ihn glauben usw.
Und ganz wichtig auch, ihm zu vermitteln, dass dieses zusätzliche Jahr kein Zeichen für Dummheit ist - aber eben auch nicht heißt, er braucht nur abwarten, dann wird schon alles.
Am Ende des Tages geht es doch darum, dass Kind versteht, dass es alle Hilfe der Welt bekommen kann - es aber selber! wollen muss und das ja, auch manchmal anstrengend ist und doch nicht sofort zum Erfolg führt und man nochmal und nochmal dran bleiben muss. Wenn man denn will. Sprich: Kind oder auch Teen muss durch irgendwen so weit gebracht werden, dass es ein Ziel findet, für das es sich selber! auch anstrengen will.

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Re: Ok - aber was hat denn dazu geführt, dass "der Knoten platze"?

Antwort von Häsle am 25.07.2022, 11:35 Uhr

Bei meinem Neffen waren es zwei Mathe-Förderstunden bei einem anderen Lehrer in der 7. Klasse, die den Mathe-Knoten platzen ließen. Ein Thema richtig gecheckt, und plötzlich lief es. Ich glaube, da war es wirklich eine psychische Sache. Er dachte, er kann Mathe nicht und hat zugemacht. Und dann wurde er plötzlich von alleine extrem ehrgeizig. Ohne Nachhilfe oder Eltern im Genick. Er ist aber auch eher ein "Stubenhocker" und lässt sich nicht wie andere Teenies durch Partys und Mädels ablenken ;-)

Die Tochter des Kollegen war (trotz jahrelangem, teurem Nachhilfeunterricht) bis zum Schluss Matheversagerin, auch in der FOS noch. Das konnte sie aber durch gute Noten in den anderen Fächern ausgleichen. Der Schnitt war und ist dadurch nicht top, reicht aber. Der Ehrgeiz kam mit dem Berufswunsch, und plötzlich saß sie dann eben auch stundenlang über ihren Schulbüchern statt am Reitstall oder in der Stadt abzuhängen.

Die Freundin meiner Tochter hat auch durch eine gute Mathelehrerin in der 7. Klasse wieder Mut gefasst. Seit Corona hat sie sich sehr auf die Schule konzentriert, weil sie wegen ihres gefährdeten Vaters ihr Sozialleben quasi gecancelt hatte. Sie sagt, sie hatte ja eh nix anderes zu tun.

Bei den Nichten meines Mannes sah es richtig duster aus.
Die Große wechselte nach der zweiten Runde 9. Klasse Realschule auf die Mittelschule. Das Versprechen einer Shisha zu Weihnachten, wenn sie bis dahin Klassenbeste wäre, hat gewirkt. Sie hat das dann weiter durchgezogen, eine gute Mittelschul- Mittlere Reife gemacht, und dann die Ausbildung als Bürokauffrau sehr gut abgeschlossen.
Die Kleine war auf der Mittelschule und hat einen mittelmäßigen Quali gemacht. Danach hat sie innerhalb eines Jahres zwei Lehren abgebrochen. Im Jahr darauf war sie an der Wirtschaftsschule und hat Mittlere Reife gemacht. Jetzt hat sie eine Lehrstelle, die sie liebt, und macht sich dort richtig gut.

Einige Klassenkameraden und Freunde meiner Tochter haben (auch weil die meisten ihrer Lehrer während Corona versagt hatten) die Realschule während oder nach der 9. Klasse verlassen. Manche haben externen Quali gemacht, einer hat den Quali auf der Mittelschule gemacht, ein paar haben nichts weiter gemacht und damit eben den Mittelschulabschluss.
Alle sind irgendwo untergekommen, in handwerklichen oder kaufmännischen Ausbildungen.

Der frühere beste Freund meiner Tochter hatte in der Grundschule nur 1er und 2er. Die zweite Fremdsprache auf dem Gymnasium hat ihn gezwungen, auf die Realschule zu wechseln. Er hat's halt nicht mit Sprachen. Auch dort war er unter den Schlechteren. In der 9. runter auf die Mittelschule, Quali, jetzt eine Ausbildung zum Maurer und glücklich.

Natürlich richtet es sich nicht bei jedem von alleine, und vor allem in sehr vielen Fällen nicht "rechtzeitig". Man muss schauen, ob das Kind Förderung braucht (und auch annimmt). Aber man muss nicht gleich verzweifeln, wenn das Kind in einem oder zwei Fächern schlechte Noten hat. Es kann sich ändern, mit oder ohne Druck von den Eltern. Und wenn nicht, dann gibt's halt kein Studium, sondern eine Lehre. Und ggf. spätere Qualifizierungen, schulisch oder beruflich.

Meine kleine Nichte, deren Noten vor allem in Mathe schlecht sind, braucht solche Erfolgsgeschichten. Hier in der Gegend erntet man entweder mitleidige, besorgte oder abschätzige Blicke, wenn das Kind nicht aufs Gymnasium geht. Sowas bekommen die "schlechteren" (und schlecht fängt hier bei 3ern an, absoluter Wahnsinn) Kinder schon sehr früh mit. Die glauben noch nicht, dass auch ihnen alle Wege offen stehen könnten. Da redet man als Eltern gegen eine Wand. Gute Lehrer auf der weiterführenden Schule können da helfen, aber die sind ja leider Glückssache.

Aktuell kann hier wirklich jeder eine Ausbildungsstelle finden. Auch mit normalem Mittelschulabschluss. Und dann schaut man halt weiter. Es ist nunmal nicht jeder für das System Schule gemacht. Aber das kann man eben nicht schon wegen einer Mathe-5 im Zwischenzeugnis der 5. Klasse sagen. Da kann sich noch viel tun. Und wenn nicht, wurschtelt das Kind sich halt durch die Schule und macht kein Abitur, Mittlere Reife oder Quali. Es wird in Deutschland nicht verhungern, und wenn das Geld später für die Luxuswünsche nicht reicht, zeigt sich bei vielen, dass doch noch was geht.

Ich habe mich oft geärgert über meine Tochter, wenn mal wieder wegen Faulheit und Desinteresse die Versetzung "stark gefährdet" war. Wer zwischendurch immer mal wieder 1er und 2er schreibt, ist offensichtlich nicht zu dumm. Gleichzeitig war und ist sie aber so ein glücklicher, patenter, sozialer Mensch, dass ich mir tatsächlich nie große Sorgen um ihre Zukunft gemacht habe, und das konnte ich ihr zum Glück gut vermitteln.
Die findet schon ihren Weg. Einfacher hätte sie es vermutlich mit Abitur, aber das hätte so viele Kämpfe erfordert, dass es uns beiden definitiv nicht so gut gegangen wäre. Ich habe Abitur, habe es aber nie gebraucht, und bin trotzdem rundum zufrieden mit meinem Leben.

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Re: Ok - aber was hat denn dazu geführt, dass "der Knoten platze"?

Antwort von Maxikid am 25.07.2022, 11:47 Uhr

Bei uns war es einfach der Schulwechsel. Meine Große, wurde ja 4 Jahre durchgehend in ihrer Klasse unterdrückt, fertig gemacht, ausgelacht. Sie ist in dieser Zeit zum Schluss auch nicht mehr gewachsen, immer moppeliger geworden. Wir wussten, wenn sie aus diesem ungesunden Umfeld heraus kommt, wird alles besser. Und so kam es auch. Neue Klasse, komplett nur fremde Kinder, neue Lehrer...und zack. Nach sehr kurzer Zeit meinten alle Lehrer, dass dieses Kind auf jeden Fall aufs Gym gehört. Sie ist in die Höhe geschossen, hat abgenommen. Direkt nach den ersten Herbstferien, war meine ein neues Kind. Und anstatt nur 4er und 5er war sie plötzlich einer der Besten in der Klasse.
Unsere Tochter, war auch die einzige in der Klasse, die nicht nach der 4. aufs Gym gegangen ist (Hamburg=Elternwahlrecht)

In der GS haben wir mit ihr geübt, es hat so gar nichts gebracht, sie fühlte sich einfach immer als Versagerin. Ab der 5. hat sie komplett alleine lernen wollen und wir haben sie gelassen.

LG maxikid

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Re: Nachtrag eigene Erfahrung:

Antwort von Häsle am 25.07.2022, 11:49 Uhr

Wenn es aber so ein Ziel nicht gibt?
Ich kenne das ja auch von mir. Ich könnte beruflich sehr viel höher stehen, aber wofür? Ich brauche weder mehr Geld, noch mehr Ansehen oder Macht, und mag die Arbeit auf meiner Ebene. Da brauche ich nicht mit Gewalt weiter nach oben zu streben.

Wenn ein Kind einen konkreten Berufswunsch hat, ist der Antrieb bestimmt größer. Aber nur, weil man ihm erklärt, dass die Auswahl dann irgendwann größer sein wird, das reicht nicht für jeden.

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Re: Nachtrag eigene Erfahrung:

Antwort von Maxikid am 25.07.2022, 11:52 Uhr

meine Lütte ist auch so. Wenn sie etwas nicht von sich aus möchte, kann man sich auf dem Kopf stellen. Das wird nichts. Da ist sie stur. Mein Mann ist genauso. Nur er war immer der beste der ganzen Schule, meine Tochter eher nicht. Aber, sie zu etwas zwingen bringt gar nichts. Die Große, ist da komplett anders.

LG

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Re: Nachtrag eigene Erfahrung:

Antwort von Häsle am 25.07.2022, 12:03 Uhr

Kenn ich. Auf den Kleinen (8) bin ich jetzt gespannt. Der ist übelst stur. Das könnte richtig in die Hose gehen oder traumhaft einfach werden. Bisher sieht er auch keinen Grund, mehr als unbedingt nötig zu tun. Schnell fertig werden hat Priorität.

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von Maca am 25.07.2022, 18:17 Uhr

Mir ging diese Notenfixierung ( vor allem in der Unterstufe, wo es eigentlich total egal war) am Gymnasium meiner Kinder immer tierisch auf den Keks.
In der Oberstufe wurde es richtig schlimm, aber da zählt halt alles ins Abi rein.
Mit nem 3er Abi sind die Optionen erstmal recht eingeschränkt.
Noten sind wie Geld und generieren mehr Freiheit. Beides sagt nichts darüber aus, ob man damit “verantwortungsvoll“ umgehen kann.

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sowas lese ich immer gern, dass es auch anders über Umwege zu einem guten Abschluss kommt

Antwort von sojamama am 25.07.2022, 21:24 Uhr

Das sind die Geschichten, die Mut machen für viele Schüler.
Man muss nicht immer DEN einen Weg, den geraden Weg gehen, manchmal kommt man auch über Umwege ans Ziel. Und Umwege bergen manchmal die tollsten und besten Erfahrungen habe ich festgestellt.

Unser Neffe hat einen ähnlichen Weg eingeschlagen.

Hauptschule mit Quali. Mit wirklich viel Glück, weil er so toll zeichnen kann, wurde er als technischer Zeichner bei einer Firma als Lehrling genommen.
Danach ist er auf die Technikerschule gegangen.
Dann hat er sich entschieden, Architektur zu studieren. Was auch geklappt hat, Bachelor und Master an der TH Aachen.

Er hat sich wirklich so angestrengt, war nie so richtig gut, hat länger gebraucht als manch anderer. Und dann so ein tolles Ziel erreicht. Wir waren uns sind da sehr stolz auf ihn.

Klar kann man sagen, unnötig Zeit vertan, aber das war es wert. Er war reifer und älter, hat genauer gewusst, was er will und wie er es erreicht.

Sohn von Bekannten war auch immer eher der schlechte Schüler, außerdem noch Problemkind, mit teilweise Anzeigen bei der Polizei etc..... also nicht einfach der Bub.
Hat nun seinen Einzelhandelskaufmann abgeschlossen mit bayr. Auszeichnung für besondere Leistungen, mit 1,0. Er ist richtig stolz. Es gefällt ihm gut, er macht nun weiter und möchte sein Abitur machen und studieren.

melli

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Es geht hier doch nicht um Notenfixierung

Antwort von Tai am 26.07.2022, 9:55 Uhr

Es geht hier doch nicht um die inflationären sehr guten Noten und immer mehr werdenden vielen Einser-Abiturienten samt damit angebender und ehrgeiziger Eltern.

Hier wurden mutmachende Geschichten von jungen Leuten erzählt, bei denen es so aussah, als würden sie nur mit viel Glück die Schule einigermaßen erfolgreich beenden und die ihren Eltern in der Hinsicht sicher viele Sorgen gemacht haben.

Dass dabei nun tatsächlich fast immer ein Abitur oder gar Studium am Ende stehen muss, ist eigentlich traurig.

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Re: Es geht hier doch nicht um Notenfixierung

Antwort von Häsle am 26.07.2022, 10:45 Uhr

Das ist halt, was immer noch suggeriert wird. Ohne Abitur wirst du nie gut leben können, und noch besser wäre ein Studium.
Dass das Käse ist, sehe ich in meinem, sehr bunten, Umfeld. Aber viele Leute, die eben nur in ihrer "Elite/Akademie"-Blase leben, sehen das offensichtlich ganz anders.

Fakt ist, dass man mit höherem Bildungsabschluss erstmal eine größere Auswahl an Berufen hat. Das, und dass die Kinder nicht im dümmsten Teeniealter sich schon für einen Beruf entscheiden und schuften müssen, sind für mich die Vorteile am Gymnasium. Aber es hat halt bei meinem Kind 1 nicht gepasst. Sollte Kind 2 sich leicht tun und strebsam genug sein, darf er es gerne probieren.

Hier machen viele Abiturienten trotzdem (erstmal) eine Lehre. Das war vor 25 Jahren so und ist jetzt nicht anders. Was aktuell anders ist, ist dass durch den Nachwuchsmangel auch die Branchen, die damals Abitur vorausgesetzt haben, sich weiter öffnen. Und ich höre von vielen Ausbildern, dass das eine gute Entwicklung ist.

Es gibt halt Berufe, für die man ein Studium braucht. Und wenn man die mit 16 in Betracht zieht, oder noch gar keine Ahnung hat, was man machen will, geht man bei entsprechender Eignung eben weiter zur Schule. Und die bringt einen zum (Fach -) Abitur. Ob man das dann tatsächlich für den Beruf braucht, stellt sich später erst raus. Die meisten meiner studierten Mitschüler arbeiten inzwischen in Berufen, für die sie ihr Studium nicht brauchen, und auf derselben Ebene mit Leuten, die andere Wege genommen haben.

Ich sehe das alles recht locker.

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Re: Es geht hier doch nicht um Notenfixierung

Antwort von Maca am 26.07.2022, 11:49 Uhr

“Es geht hier doch nicht um die inflationären sehr guten Noten und immer mehr werdenden vielen Einser-Abiturienten samt damit angebender und ehrgeiziger Eltern.“

Es ging um Eingangsbeitrag ebenfalls darum, dass Noten nicht so wichtig sind.
(Ein 3er Abschluss reicht auch).

Darauf bezog ich mich.
Der Weg zum individuellen Erfolg wird dann deutlich mühseliger.

Toll wer das dennoch schafft, die anderen haben es leichter.

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Re: Es geht hier doch nicht um Notenfixierung

Antwort von Häsle am 26.07.2022, 13:36 Uhr

Der individuelle Erfolg ist eben individuell.

Du definierst das für dich vermutlich anders als ich, und mein Nachbar ebenfalls. Unsere Ziele waren/sind nicht gleich. Ich bin schon sehr lange genau an dem Punkt angekommen, wo ich hin wollte und sehr glücklich damit. Mein beruflicher Status wäre/ist für viele nur ein Zwischenstopp, für mich kann's gerne so bleiben. Finanziell ebenso. Privat ginge es gar nicht besser
Dafür reicht mein 3er-Abi locker, und auch Mittlere Reife hätte gereicht. (Mein Mann ist mit 3er Mittlerer Reife und derselben Einstellung beruflich sogar noch ein Stückchen weiter oben).

Hätte ich ein "höheres" Ziel gehabt, hätte ich mich mehr angestrengt und wäre auch "höher" gekommen.
Ich kenne viele Leute auf unserer "Ebene," die rundum zufrieden sind. Und einige weiter "oben", die nie zufrieden sind oder einfach mal verschnaufen können.

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Zeit vertun

Antwort von DK-Ursel am 26.07.2022, 18:47 Uhr

gibt es bei mir nicht.
Ich habe an mir selbst, aber auch anderen erlebt, incl. meinen Kindern, daß Umwege manchmal richtig und wichtig und zielführender als der gerade Weg sind.
Weil man beim geraden Weg noch nicht motiviert genug, noch nicht reif genug, noch nicht fit genug, noch nicht ... war, um das Ziel, das man womöglich auch erst beim Umweg findet, zu erreichen.
Und immer kann man was mitnehmen auf diesem Weg - so wie man Blumen pflückt, so wie man Wolken betrachtet und Tiere beobachtet, wie man Verkehrsregeln übt, wie man Gegenden kennenlernt, die man sonst nie sähe, wenn immer nur Autobahn geradeaus führe.
Zeit verun - wie sol ldas gehen?
Das gibt es, wenn wirklich und überhaupt, dann wohl nur fürdie, die glauben, daß es sowas gibt und die darum nur gerade, begradigte wege gehen.
Die wissen gar nicht, was sie unterwegs verpassen!!!

Ich schrieb es oben schon:
Die ist ein schöner Thread.
Denn er würdigt die,die Leistung erbringen - vielleicht "nur" mit einer Drei oder gar Vier, aber die dennoch beitragen dazu, daß alles rundläuft - das sind nämlich niemals nur die Einser, auf die alle so begeistert schauen.

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Re: Zeit vertun - sag ich doch, auf Umwegen

Antwort von sojamama am 26.07.2022, 21:32 Uhr

sieht man mehr und lernt mehr, bekommt Feinheiten mit, die andere nicht so mitbekommen.

Für MICH ist das nicht Zeit vertun, sondern lernen, erleben, erfahren.

Viele sehen das aber leider so, Zeit vertan, unnötig länger gebraucht, weil faul z.B. oder nicht schlau genug usw. Das hört man leider so oft.....

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Re: Zeit vertun - sag ich doch, auf Umwegen

Antwort von Maxikid am 27.07.2022, 9:10 Uhr

Nun ja, es gibt halt eben auch die, die ihr leben lang nichts schaffen und unglücklich sind. Weil sie z.B. dann auch evtl. immer vom Amt abhängig sind. Und das sind nicht wenige. Das sollte man auch nicht vergessen. Umwege sind gut und toll, aber man muss dann doch auch irgendwann mal die Kurve bekommen. Zumindest, wenn man noch gar keinen Abschluss in der Tasche hat. Danach ist es ja dann auch eher egaler. I
Was ich pers. schlimm finde, dass z.B. in meinem Umfeld, Urlaub wenn man Eltern trifft, Familie etc. immer nur vom Abi und Studium gesprochen wird. Wirklich so niemand nimmt das Wort "Ausbildung" auch nur in den Mund, kommt gar nicht in ihrem Lebensentwurf für die Kinder vor. Und schon gar nicht MSA und Ausbildung. Meine Lütte sehe eher auf diesen Weg. Ich bin gespannt, was man sich da dann so anhören muss.......LG maxikid

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Re: Zeit vertun - sag ich doch, auf Umwegen

Antwort von Jomol am 27.07.2022, 9:23 Uhr

Da hast Du völlig recht. Ich ziehe den Hut vor allen, die ein Abendabitur schaffen. Ich bin einfach weiter in die Schule und dann zum Studium gegangen und mußte mich sonst nur um meine eigene Unterhaltung kümmern. Das war vergleichsweise pillepalle. Freunde haben Abendabitur gemacht und das war hammerhart neben einem Vollzeitjob. Da haben viele aus deren Klasse das Handtuch geworfen...
Aus meiner Abiklasse hat höchstens ein Drittel studiert, mehrere nicht zu Ende. Dafür war der Banker-Anteil hoch. Manche haben wir alle aus den Augen verloren, bei zweien wissen wir, daß sie langzeitarbeitslos wurden, trotz Abi. Auch nach dem Abi gehört noch ein Wille dazu...
Grüße,
Jomol

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oh ja, Maxikid, mach dich auf was gefasst

Antwort von sojamama am 27.07.2022, 14:39 Uhr

Die Leute reden sehr gern abschätzig über einen Beruf und Ausbildung.
Studium ist das einzig wahre Lebensziel.

Ist in meinem Umfeld auch so.

Ich spürte da teils die Blicke, als ich sagte, meine Kinder besuchen die Realschule…. So mitleidige Blicke…

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Re: oh ja, Maxikid, mach dich auf was gefasst

Antwort von Maxikid am 27.07.2022, 15:02 Uhr

jupp, dass kannte ich schon, als ich erzählte, dass meine große auf die Stadtteilschule geht. Damals im Umfeld ein komplettes no go...dort sind nur die Restekinder. Alle anderen Kinder kamen nämlich gleich aufs Gym. Nur Gym war das einzig Wahre. Wir standen aber immer hinter unserer Entscheidung.

LG maxikid

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Re: Zeit vertun - sag ich doch, auf Umwegen

Antwort von Häsle am 27.07.2022, 15:05 Uhr

Alle Langzeitarbeitslosen, die ich kenne, haben gesundheitliche Probleme (physisch und/oder psychisch). Und da ist es egal, welchen Weg sie irgendwann mal eingeschlagen hatten.

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von Maroulein am 28.07.2022, 15:51 Uhr

Wir haben hier auch so ein Exemplar
In der Grundschule direkt die 1.klasse wiederholt weil der Lehrerin überhaupt nicht aufgefallen ist dass sie nicht mitkommt,darauf folgte komplette Schulverweigerung
Die Grundschule war sehr unschön mit viel Förderung,sie ging mit einer 5 in Mathe und einer Hauptschulempfehlung

Inzwischen ist sie in der Oberstufe und ist in einigen Fächern ein echter überflieger

Wir bestärken unsere Kinder immer in dem was sie können und trösten wenn es nicht so läuft(eine schlechte Note ist strefe genug),sie brauchen nie Angst zu haben und deshalb können sie entspannt zur Schule gehen

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Re: An die Eltern von nicht so guten Schülern:

Antwort von Nightfighterin am 12.08.2022, 13:54 Uhr

Vielen Dank für die aufmunternden Worte. Ich seh das zwar lockerer, aber es kommen Momente, da bin ich schon etwas unsicher.

Ich hätte es damals nach der 4. nie weiter geschafft. Hat erst in der 5. geschnackelt. Beim Neffen erst in der 6. Bei meinem Azubi-Kollegen erst in der Lehre. Der hatte aus seinem Quali einen Quabi gemacht, ging auf die BOS und wurde Brückenbauingenieur. Inzwischen ist er sogar Prüfer.

Kinder einfach Kinder sein lassen. Also im Rahmen

GlG

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Na, dann gebe ich unsere Geschichte zum Besten

Antwort von wir6 am 18.08.2022, 8:08 Uhr

Tochter groß war noch nie gut in der Schule, hat in der Schule Schulangst entwickelt, hat bis heute extreme Prüfungsangst.
Sie war bei der Ergotherapie, bei der Psychotherapie, wir waren bei der Erziehungsberatung, Ärzten.
Ergebnis, visuelle Wahrnehmungsstörung.
Meine Tochter litt und hielt sich für dumm.

Ich habe alle Therapieen abgebrochen, was zeige ich meinem Kind dadurch? Das es nicht richtig ist wie es ist
Also versucht die Ergotherapie daheim weiter spielerisch umzusetzen und vor allem Druck rasuzunehmen.

Ich habe viel bei Hausaufgaben geholfen, ich habe mich viel mit Lehrern zusammengesetzt, da gab es sehr Gute und auch sehr Engstirnige ala "sie ist ja nicht die hellste Kerze auf der Torte"

Das hat mich alles emotional mitgenommen, was wird aus dem Kind?

Sie war schon immer sehr sozial und seit der Grundschule steht für sie fest, sie will Erzieherin werden.
Hier bei uns geht das nur mit Realschulabschluss, dann Ausbildung zur Sozialassistentin, dann Ausbildung zur Erzieherin.

Realschule war seit weg von ihren Möglichkeiten, also habe ich wieder Beratungstermine mit Lehrern , ob Hauptschule nach 9. oder 10. Klasse, wie viel Mehrwert der Abschluss nach der 10. Klasse hat.
Leider waren die Lehrer diesbezüglich völlig inkompetent.

Die Klassenlehrerin steuerte sogar dagegen.
In Naturwissenschafent musste sie eine mündliche Prüfung machen. Der Fachlehrer fand ihren Vortrag und die Beantwortung der Fragen gut, für ihn wäre es eine 2, meint er, sie war Beisitzende, fachfremd, "naaaaaa, für mich ist es eher eine 4". Alsohaben sie sich auf eine 3 geeinigt.

Den Abschluss hat sie sehr knapp geschafft.

Ich erkundige mich vorher, wie meine Tochter auf den 2. Bildungsweg ihr Ziel erreichen konnte und schrieb eine Bewerbung an die BBS für Pflegeassistenz.
Dort lief es etwas besser, aber trotzdem noch viel Hilfe bei den Hausaufgaben
Sie schaffte den Abschluss und die Prüfung, nicht mehr ganz so knapp.
Ich kommunizierte mit den Lehrern, dass dies nur Mittel zum Zweck ist und sie eigentlich Erzieherin werden will. Ob die Lehrer denn miteinander reden was für ein soziales, engagiertes Kind sie ist. Dann schrieb ich die Bewerbung auf der gleichen Schule für Sozialassistentin.

Wir haben gezittert, dieser Zweig ist total überlaufen und es gibt viele Absagen.

Sie hat aber ihren Platz bekommen, hat nun das 1. Jahr alleine, ohne meine Hilfe gemeistert und ist, zu Recht, sehr stolz auf sich. Die Hälfte der Klasse hat abgebrochen.

Wenn sie diese Ausbildung zu Ende gebracht hat, hat sie einen vergleichbaren qualifizierten Realschulabschluss.

Sie hat große Angst vor der Ausbildung als Erzieherin, aber sie möchte es versuchen.
Dann wäre es Fachabi.

Und wenn es nicht klappt, versuchen wir es in einem anderen Bundesland, dort sind die Regularien anders.

Sie wird ihren Weg gehen und ich bin stolz. Stolz, dass sie trotz extremer Prüfungsangst sich nicht beirren lässt

Vielleicht unnötig zu sagen, aber ihr praktische Note, um Kindergarten ist sehr gut. Sie wird schon als vollwertige Kraft eingesetzt und sie hat schon mehrere Angebot, die an unserer Tür , wann sie endlich fertig ist.

Der Kindergarten, in dem sie ihre praktische Ausbildung Macht, hat ihr schon suggeriert, dass sie auch als Sozialassistentin übernommen wird.

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Re: Na, dann gebe ich unsere Geschichte zum Besten

Antwort von Häsle am 18.08.2022, 9:45 Uhr

Danke
Ihr habt euch da beide richtig gut reingehängt! Respekt!

Ich hatte bei meiner Tochter schon arge Bedenken. Mehrere ihrer Freunde haben während Corona die Realschule verlassen (auf die Mittelschule oder komplett raus). Sie hat es ja bis zuletzt spannend gemacht, ob sie die Mittlere Reife bestehen würde. 5er und 6er waren bei ihr ja immer mal dabei. 1er und 2er auch. Ich weiß ehrlich nicht, ob sie das Jahr dann wiederholt hätte oder ohne Abschluss abgegangen wäre. Mittelschulabschluss hätte sie ja gehabt, aber das hätte für ihre Lehre nicht gereicht.
Mir war immer wichtig, dass sie nicht allzu ungerne zur Schule geht. Das ist echt ein großes Problem. Der Rest lässt sich schon irgendwie richten.

Meine Tochter ist auch in allem, was praktisch ist, sehr gut. Die Kita war nach dem Praktikum begeistert von ihr, und die Praxis hat sie nach der Probearbeit sofort unterschreiben lassen.

Alles Gute für deine Tochter. Die positive Haltung ihrer Kollegen kann Wunder bewirken. Die Tochter meines Kollegen hätte es sonst auch nie bis zum Lehramtsstudium gebracht.

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