Wellness in der Schwangerschaft- Vorstellung vs. Realität

Wellness in der Schwangerschaft... Reich gedeckter Frühstückstisch mit frisch gepresstem O-Saft, Obst, frischen Croissants, Müsli, ein Strauß Blümchen.
Dahinter eine strahlende wohlfrisierte Schwangere... blendend weiße Zähne, tolle Haut... rein und faltenfrei... ihr kennt das.

Danach springt die wohlfrisierte Schwangere immernoch selig grinsend in die mit wunderbar schäumendem Badezusatz und perfekt temperiertem Wasser gefüllte Wanne. Beine natürlich glatt rasiert und lässig heraushängend.
Um sie herum glitzert und blinkt es, nichts liegt rum, das Badezimmer die reinste Wellnessoase...

SZENENWECHSEL

Verquollen, picklig, faltig ä, mit Haaren wie ein Vogelnest und völlig übernächtigt tappst die leicht aus der Form gegangene Schwangere durch die Wohnung. Alle ausser ihr schlafen noch.
Der Kühlschrank: ein trauriger Anblick. Dank bereits vorhandener Kinder findet sie leere Tetrapacks von Milch und O-Saft, Banane und Apfel weisen mysteriöse Bissspuren auf, aus der Müslitüte rieselt nur ein trauriger Rest zerkrümelter vergessener Haferflocken und die Notfall-Croissants sind hart wie ein Bumerang.
In der Hoffnung auf eine weiterhin schlafende Meute hievt sich besagte Schwangere in die Badewanne.
Sie gönnt sich „rosa Prinzessinnen-Badeschaum mit Glitzer“ von ihrer Jüngsten und ignoriert das Poltern der laufenden Waschmaschine und den Wischeimer in der Ecke.
Die haarigen Beine (man ist halt nicht mehr so beweglich) versucht sie mangels Platz unter der Wasseroberfläche festzuklemmen.
Ein kratzen an der Tür- die beiden Katzenmänner kommen zu Besuch und starren die besagte Schwangere vorwurfsvoll vom Wannenrand aus an ( ach ja, Futter vergessen) bis die Tür in einem Schwung weiter auffliegt, Katzenmann 1 vor Schreck in die Wanne fällt, pitschnass durch die Wohnung flüchtet und Minimensch noch im Schlafanzug auch fordert mitbaden zu dürfen (Protest zwecklos).
Die Schwangere sitzt also etwas platzreduzierter in der Wanne (Waschmaschine mittlerweile beim Schleudergang angekommen), in Gesellschaft ihres jüngsten Sprosses und umgeben von Plastikschiffchen, Bechern, Gießkannen und Spritztierchen.
(Schwangeren drängt sich kurz der Vergleich eines Wals im verschmutzten Meer auf)

Nun gut.

Der nächste Höhepunkt ihres Wellness-Vorhabens kommt in Form des präpubertierenden Zweitgeborenen daher, der den Minimann zu dessen Verzückung mit Bübchen Babybad komplett blau einschlumpft. Fliesen, Wanne, Badvorleger und den Bauch der Schwangeren („ Kuck mal, das ist eine INSEL“) inklusive.

Die Schwangere denkt an die „blaue Lagune“ und ignoriert das auf der „Insel“
gestrandete Plastikschiffchen.

Als Kind 3 ebenfalls zerstrubbelt vor ihr steht und fragt ob sie auch mit in die Wanne darf beschließt die Schwangere dass Wellness völlig überbewertet wird und beendet ihre Auszeit.
Die Waschmaschine ist mittlerweile dann auch fertig. Passt also.

Den Rest des Vormittages verbringt sie damit die Spuren der nassen Katze und der „blauen Lagune“ im Badezimmer zu beseitigen.

Ihr kennt das