Schwanger - wer noch?

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Geschrieben von Britta.lili, 38. SSW am 22.06.2022, 19:54 Uhr

Einleitung meiner Geburt. Schwangerschaftsvergiftung 37+5

Soooo.

Jetzt bin ich dran!
Meine Erfahrung mit der Einleitung der Geburt meiner ersten Tochter :) Es war für mich eine Positive Erfahrung und ich glaube es wurde alles richtig gemacht.
Achtung lang.

Ich (23 Jahre) wurde bei 37+0 wegen Gestrose Verdacht von meinem Frauenarzt ins Krankenhaus Überwiesen. Mein Blutdruck war plötzlich erhöht (ich hatte 9 Monate immer einen Blutdruck von 110/120 zu 70/80). Plötzlich war er bei 147/95, 4 Kilo Wassereinlagerungen innerhalb von zwei Wochen und Eiweiß im Urin.
Im Krankenhaus hat sich mein Zustand nicht verbessert sondern ist gaanz leicht über zwei Tage schlechter geworden. (Blutwerte waren gut)
Mir hat jeder Arzt gesagt, wenn die Werte schlechter werden ist eine Einleitung sinnvoll um einen Kaiserschnitt zu verhindern.
Sonntag Abend habe ich mich dann (gegen ärztlichen Rat, bitte NUR machen wenn du ganz genau weiß was du tust. Ich bin Krankenschwester und habe ich meinem können die Situation einzuschätzen vertraut!!) aus dem Krankenhaus entlassen um Zuhause nochmal alles zu packen und eine letzte Nacht Zuhause zu schlafen.
Denn am nächsten Tag hatte ich bereits in der Ambulanz des Krankenhauses einen Termin zur Einleitung der Geburt gemacht. Die Ärzte auf Station haben mir nicht das Gefühl gegeben sie würden handeln wollen, sondern abwarten bis es schlimmer wird und zu einem wirklichen Notfall. Da ich eine selbstbestimmte Geburt haben wollte und auf ein schnell schnell verzichten konnte, habe ich das selbst in die Hand genommen.
Meine Hebamme zum Glück hat total verstanden warum ich so gehandelt habe.
Die Ärzte in der Ambulanz haben unserem Plan, zu Handeln bevor es schlimmer wird voll und ganz zugestimmt, besonders da so eine Einleitung bis zu einer Woche dauern kann. Wer weiß wie meine Werte dann gewesen wären.
Also wurde ich wieder Stationär aufgenommen (aber diesmal habe ich die Station gewählt bei der ich Zuzahlen muss, ich empfehle es jedem der ein bisschen Geld über hat! Man fühlt sich einfach wohler.)
Am selben Abend habe ich in Nelkenöl getränkte Tampons bekommen welche ich über Nacht angewendet habe. Ich habe ein warmes ziehen im Rücken gespürt. Diese wurden verwendet um meinen Muttermund etwas aufzuweichen.
Am nächsten Tag habe ich mir morgens gegen 8 bei ziemlich Geburtsunreifen befund (Muttermund war ganz leicht Fingerkuppen durchlässig) einen Ballonkatheter legen lassen. Für mich war das legen kein Problem (JEDER macht andere Erfahrungen, hatte schon immer eine sehr starke Periode und bin deswegen etwas mehr gewohnt denke ich) es war unangenehm aber nicht schlimm wenn ich mich entspannt habe. Der Ballonkatheter bleibt 24 Stunden wenn er nicht von selbst rausfällt. (Bei manchen Menschen löst er schon die Geburt aus aber nicht bei meinen Umständen, dass war mir klar) Ca. Zwei Stunden nach dem legen hatte ich ein wehen Höhepunkt der mich zum weinen brachte. Ich bekam ein buscupan Zäpfchen und legte mich hin und zwang mich zu entspannen. Mir war klar dass der Ballon nur soviel bringen wird um meinen Muttermund etwas aufzudehnen und vorzubereiten. Meiner Meinung war es gut und notwendig.
Den Rest des Tages hatte ich ein ziehen in Unterleib, dass in den Rücken ging. Ich konnte trotzdem schlafen.
Am nächsten Tag wurde dieser Ballonkatheter gezogen und mit dem ziehen kam auch wie erwartet mein Schleimpfropf. Durch den Ballonkatheter hat sich mein Muttermund auf 1cm geöffnet.
Als nächstes habe ich ein Einleitungsgel vor dem Muttermund gespritzt bekommen (09:30). Danach musste ich eine Stunde am ctg liegen bleiben. Ich spürte das Gel leicht, konnte aber noch essen bevor ich die ersten leichten wehen spürte. 12:30 war meine nächste Kontrolle. Nach einer halben Stunde am ctg kam eine Hebamme und meinte sie würde mir jetzt die zweite Dosis von dem Gel spritzen. Das verwirrte mich da mir gesagt wurde dass dieses Erst um 15:30 wieder gemacht wird. Ich ließ es zu da ich nicht weiter drüber nachgedacht habe. Sie massierte meinen Muttermund mit dem Gel ein (das war unschön) und hing mich wieder kurz an das ctg. Plötzlich kam sie wieder reingestürzt und meinte sie hätte einen Fehler gemacht und dass wir jetzt versuchen das Gel wieder raus zu holen. Sie entschuldige sich und ich wurde ausgespült und mit dem Finger ausgewischt. (Das war auch wirklich unschön) Ich kann aber sagen dass es bereits gewirkt hatte. Nach der Situation war ich verständlicherweise ziemlich genervt, da ich mir beim spritzen schon gedacht habe dass da was nicht stimmt. Wehen wurden stärker aber immer noch erträglich, ähnlich wie meine mittelschweren Perioden schmerzen, nur in Wellen. 15 Uhr nächste Ctg Kontrolle. Dort wurde das Gel erstmal nicht wieder angewendet. Im laufe der Zeit haben die wehen dann wieder nachgelassen.
17:40 sollte ich wieder zur Kontrolle kommen. Dort habe ich dann das Gel "das zweite Mal" bekommen. Es fing auch sehr schnell an zu wirken und ich bekam mehr wehen und ein Paracetamol Tropf. Mein Muttermund war immer noch bei 1cm und ich ging nicht davon aus dass die Geburt noch am selben Tag passieren wird. Ich dachte das Gel wird nach ca. 2 Stunden seine Wirkung wieder verlieren. Gegen 19:10 wurden die Wehen wirklich stark und ich musste mich sehr darauf konzentrieren sie zu veratem. Dass ging dann so weiter.
20:50 Ich lehnte mich auf allen 4ren auf mein Bett um die nächste Wehe zu überstehen und plötzlich platze meine Fruchtblase (oder riss ein bisschen).
Auf dem Weg in den Kreißsaal habe ich erstmal meine Nerven verloren und weinte ganz fürchterlich zu jeder immer stärker werdende Wehe ca. Alle zwei/drei Minuten.(Die Situation hatte mich dann doch etwas überrumpelt) Der Rest meiner Fruchtblase platze als ich im Kreißsaal auf die Toilette ging.
Ich wurde am Ctg angehängt und musste noch kurz auf den Nachtdienst warten, da Gerade Übergabe gemacht wurde. Über das ctg haben sie gesehen dass die Herztöne meiner Maus bei jeder Wehe stark in den Keller gegangen sind. Ich sollte mich auf die Seite legen, was wirklich schmerzhaft war. Jede wehe wurde immer stärker.
Die Hebamme vom Nachtdienste karm und fragte mich ob es denn sicher die Fruchtblase war. Sie untersuchte mich und sagte "oh Wie schnell! sagen sie ihrem Mann er kann kommen, sie sind schon bei 4 cm".
Ich konnte Grade so die Nachricht noch abschicken, danach war ich zu mehr nicht mehr in der Lage. Ich versuchte mich auf die Hebamme zu konzentrieren und zu tun was sie sagt, es hat auch geholfen aber ich habe es nicht lange hinbekommen ihre Anweisungen durchzuführen. Die Hebamme rief eine Ärztin wegen den niedrigen Herztönen meiner Maus.
Die Hebamme und die Ärztin Unterhielten sich während sie sich um mich kümmerten. Ich hörte immer wieder "ja das geht zu schnell, wir müssen den Druck nehmen" mir wurde etwas Wehenblocker, eine Paracetamol-buscupan Mischung und noch irgendwas gespritzt. Ich sollte mich in den Vierfüßler stand auf die Wiege lagern. Diese Position sollte den Druck auf den Kopf meiner Maus nehmen.
Mittlerweile war ich gar nicht mehr in der lage die wehen zu veratmen. Sie waren wirklich schmerzhaft. Wenn ich daran zurück denke einer der krassesten Erfahrungen die ich bisher gemacht habe.
Ganz leicht wurde das Ctg besser aber ihre Werte waren trotzdem noch sehr niedrig.
Zweimal dachte ich mir zwischen durch dass ich nicht mehr kann/will und hatte Angst zusammenzubrechen. Ich dachte mir ich hör jetzt einfach auf. Ich merkte wie mich bei diesen Gedanken der Mut und alles gute verließ. Direkt schüttelte ich meinen Kopf und dachte mir Nein. Du schaffst das. Es gibt kein zurück. Ich schaffe das! Ich war immernoch auf allen Vieren und nach ein paar weiteren wehen spürte ich dass ich Druck auf dem Darm hatte und sagt dass ich das Gefühl habe Stuhl zu müssen. Die Hebamme sagt nur "das geht ja wirklich schnell, der Druck auf dem Darm ist schon da". Die Hebamme gab ihr bestes um mich durch die wehen zu begleiten und plötzlich hatte ich den drang zu pressen. Die Hebamme und die Ärztin gaben mir das Go und ich hatte meine erste Presswehe.
Sie baten mich die Position zu wechseln damit sie mich besser untersuchen können. (Ich habe mir immer gedacht dass ich nicht auf dem Rücken gebären werde, da es ja nicht "die beste" Position ist, doch in dem Moment hätte ich mir eine andere Position einfach nicht vorstellen können.) Mittlerweile waren meine Gedanken nur noch bei meinem Kind und der Sorge dass es für sie zu schnell ging. Aber ich spürte dass es kein Zurück mehr gab. Ich hatte ca. 9 oder 10 Presswehen insgesamt.
Mein Mann ist in den Kreißsaal gekommen da hat man den Kopf von unsere Maus schon gesehen. Es war gut dass er so spät erst gekommen ist, er hätte die Situation so garnicht bewältigen können und er hätte mir auch nicht helfen können.
Die Hebamme sagte ihm wie gut ich das mache und dass es eine super schnelle Geburt sei.
Ich spürte wie der Druck immer höher wurde und leider auch wie ich an den Schamlippen nach oben hin riss. Es gibt kein schönreden das tat sehr weh. Ich brüllte bei jeder wehe so laut wie noch nie. (Rückblickend eine unglaublich gute Erfahrung, einfach Mal alles raus zu lassen ^^) Die Hebamme erklärte mir wie ich Atmen sollte, dann kam die Befreiung und der erlösende schrei.
Die kleine Maus war da. 1 Stunde 20 min. Lag ich im Kreißsaal. Die Hebamme zeigte jedem ihrer Kollegen mein Ctg und bewundere wie schnell es ging (das war wirklich süß und schön von jedem zu hören wie gut ich das gemacht habe!). Sie war wirklich Klasse! Eine unglaublich nette und erfahrene Frau!
Jeder Moment bleibt mir in Erinnerung. Es war, kurz und intensiv. Wenn ich zurück gucke bin ich soo froh dass es so schnell ging. Genau so habe ich mir die schmerzen einer Geburt vorstellt, ich kann nicht sagen ob sie schlimmer durch die Einleitung waren oder nicht. Ich war so stolz auf mich. Ich bin es noch!
Im Nachhinein sagte mir die Hebamme dass die Herztöne von unserer Maus mit jeder wehe so niedrig waren, weil die Nabelschnur um ihren Hals lag (ist ja eigentlich der größten Sorgen) doch es ging alles gut. Ich wurde genäht habe Schmerzmittel bekommen und wir wurden auf das Zimmer gebracht. Ich rate jedem ein Familienzimmer falls möglich! Es ist einfach schön die ersten paar Tage so verbringen zu können.
Ich denke wirklich gerne an die Geburt meiner Maus zurück! Man durchlebt so viele Gefühle. Liebe, Vorfreude, Angst, Hass, Stolz , Überforderung, Schmerz, Erlösung die Liste endet nicht.

Schlusswort an alle die eingeleitet werden müssen.
Man kann sich soviel Negative oder positive Berichte Durchlesen wie man will, keine Geburt wird gleich sein, jede Situation hat verschiedene Aspekte. Es ist einfach wichtig offen für alles zu sein, sich zu informieren und seinem Körper zu vertrauen. Geht nicht davon aus dass es sofort klappt, es ist wichtig mit einer realistischen Ansicht an die Dinge zu gehen.
Die Geburt ist ein Wunder! Und es ist ein Wunder wie viel die Medizin uns helfen kann. Seit mental auch auf einen Kaiserschnitt vorbeitet!
Ich wünsche jedem viel Glück und verliert nicht euren mut!

 
1 Antwort:

Re: Einleitung meiner Geburt. Schwangerschaftsvergiftung 37+5

Antwort von Ruto am 23.06.2022, 13:03 Uhr

Danke für den ausführlichen und klasse Bericht! Ich schließe mich an: Lasst euch nicht von den negativen Berichten abschrecken, manchmal MUSS die Einleitung sein, und oft genug folgen auf Einleitungen keine Horrorszenarien.
Auch die Geburt meiner Tochter war mithilfe einer Einleitung vor ET (zu wenig Fruchtwasser, geringes Geburtsgewicht), war auch schnell und fühlte sich selbstbestimmt an.
Eine schöne weitere Kennenlernzeit :)

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