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Geschrieben von Cathi am 26.01.2005, 9:13 Uhr

Nur noch mal zur Klarstellung

Ich möchte nur noch mal anmerken, dass ich zur Zeit nicht mehr so verzweifelt wie am ANfang bin. Das morgendliche Spuken ist zur Zeit so gut wie weg, die Herz- und Magenschmerzen auch. Ich bekomme keine hysterischen Anfälle mehr, Tränen gibt es nur noch ganz selten. Ich unternehme auch viel und komme soweit ganz gut klar.
Es ist zur Zeit nur dieses Grübeln, weil ich mir über meine und seine Gefühle nicht im klaren bin.
LG

 
7 Antworten:

Re: Nur noch mal zur Klarstellung

Antwort von hase67 am 26.01.2005, 12:32 Uhr

Hallo Nicole,

schön, dass es dir wieder besser geht. Ich denke, das zeigt, wie gut dir der Beistand hier tut und dass du auf dem richtigen Weg bist. Aber mach jetzt bitte nicht den Fehler zu glauben, dass du jetzt, wo es dir besser geht, wieder stark genug bist, um dich ihm zu stellen.

Ich erzähle dir jetzt mal etwas von mir, wozu ich ziemlich lange ausholen muss. Ich tue das, weil ich mich in manchen deiner Verhaltensweisen wiederfinde und dir zeigen will, warum du Abstand gewinnen sollst und wieviel dir das bringen wird.

Vor sieben Jahren war ich in einer ganz ähnlichen Situation wie du. Ich stand am Ende einer Beziehung, die ebenfalls neun Jahre gedauert hatte. Ich war am Anfang sehr verliebt in diesen Mann gewesen und übersah deshalb viele Warnschilder und rote Ampeln, die mir zeigten, was eigentlich alles nicht stimmte. Wo unsere Probleme genau lagen, führe ich hier nicht näher aus, das tut auch nichts zur Sache. Nur so viel: Ich hielt so entschlossen an dieser Beziehung fest, als hinge mein Leben davon ab. Um mein Verhalten zu rechtfertigen, redete ich mir vieles schön, machte mir vor, dass wir füreinander bestimmt seien, und so weiter, und so fort. Irgendwann hatte ich nur noch Freunde, die ich über ihn kennen gelernt hatte, zog in seine Stadt und hatte auch fast nur noch Kontakt zu seiner Familie, nicht mehr zu meiner eigenen. Ein eigenes Leben, das nichts mit ihm zu tun hatte, gab es für mich nicht mehr.

Die letzten zwei Jahre der Beziehung waren die Hölle, aber noch immer glaubte ich, sie aufrecht erhalten zu müssen - weil wir ja schließlich schon so viel Zeit miteinander verbracht hatten und ich das nicht so einfach "kampflos" aufgeben wollte, und auch weil ich den Ehrgeiz hatte, mit dieser Beziehung nicht zu scheitern - gegen jede Vernunft. Dabei wurde ich immer unglücklicher, weil es längst nicht mehr um mich ging und darum, wie ich mich fühlte, sondern nur noch darum, am Altbewährten festzuhalten. Ich hatte ganz einfach Angst, Angst vor dem Neuen und Unbekannten, Angst vor der Freiheit, mit der ich nie umzugehen gelernt hatte. Lieber blieb ich unglücklich, aber in der vermeintlichen "Sicherheit" des altbewährten Zustands.

Doch dann bekam ich eines Tages körperliche Symptome, so wie du: Mein Herz fing an zu rasen, ich kippte öfter scheinbar ohne Grund um, ich bekam Panikattacken... Erst da wurde mir klar, dass dringend etwas passieren musste. Ich beendete die Beziehung, brach den Kontakt ab und suchte mir eine Verhaltenstherapeutin. Das war mein Befreiungsschlag, es war die beste Entscheidung meines Lebens.

Das erste halbe Jahr nach der Trennung war zugegebenermaßen noch grässlicher als die Beziehungshölle, weil ich förmlich vor Angst schlotterte - ich fühlte mich furchtbar einsam, da ich ja auch keine eigenen Freunde hatte, mit denen ich hätte reden können, ohne dass diese gleich zwischen den Stühlen saßen, weil sie meinen Exfreund auch kannten.

Meine Therapeutin war mein Rettungsanker. Sie schenkte mir ein offenes Ohr, war auch außerhalb der Sitzungen telefonisch für mich da und ermutigte mich, nicht vor dem Berg stehen zu bleiben und zu sagen "Ja, ich weiß, ich MÜSSTE da jetzt rauf", sondern Schrittchen für Schrittchen vorwärts zu gehen, immer ein Stückchen weiter. Was mir in dieser Zeit auch geholfen hat, waren ein Buch von Chuck Spezzano mit dem Titel "Glücklichsein ist die beste Vergeltung" und einige Zeilen aus dem wunderbaren Gedicht "Stufen" von Hermann Hesse, die ich heute noch auswendig kann:

"Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns heben, will uns weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

So mag auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden.
Der Ruf der Welt an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde."

Ich habe in der Therapie und in meinem Leben danach gelernt, vor allem mich selbst und meine Gefühle ernst zu nehmen und diese nicht zugunsten von Beziehungen mit anderen Menschen, die eher Verstrickungen glichen, zu unterdrücken.

Ich hoffe, dass auch du lernst, dass du hier in einem System feststeckst, das dir nicht gut tut. Es ist nicht nur die Beziehung zu deinem (Ex-)Freund, die dich knebelt, sondern auch die Abhängigkeit von seiner Familie. Umso wichtiger ist es für dich zu lernen, dass du auch auf eigenen Füßen stehen kannst.

Sieh dir doch nur mal an, auf wieviel Resonanz du in diesem Forum stößt. Das allein zeigt doch schon, dass du nicht allein auf weiter Flur bist, wenn du Abstand von der Familie deines Freundes nimmst. Und ich bin mir sicher, dass du in der Kur weitere Menschen kennen lernen wirst, die dir bei deinem Weg zur Seite stehen werden.

Vielleicht wäre es für dich ein erster Schritt über deinen persönlichen Berg, bei der Krankenkasse darum zu bitten, dass sie deine Kur in ein anderes Zentrum verlegen? Nur mal so als Anregung, denn du fühlst dich ja offensichtlich nicht wohl bei dem Gedanken, so nah bei der Familie deines Ex zu sein. Und auch deinen Schwiegereltern solltest du klar sagen, dass du Abstand willst. Cathleen können sie zu einem späteren Zeitpunkt gern wieder besuchen, aber nicht während deiner Kur. Sei ruhig ein bisschen mutiger, auch wenn du damit vorerst auf Unverständnis und enttäuschte Reaktionen stößt... Dein eigenes Seelenheil ist es allemal wert!

LG

Nicole

P.S.: Ich lebe heute in meiner dritten Beziehung nach diesem Mann, und obwohl ich mich vom Vater meines ersten Kindes getrennt habe, war diese Beziehung um Längen besser und glücklicher als die Abhängigkeit, die ich vorher erlebt hatte. Ich habe dort das erste Mal erlebt, was es heißt, mit jemandem zusammen und trotzdem ein eigenständiger Mensch zu sein. Und in meiner jetzigen Partnerschaft geht es mir so gut, dass ich mir auf meine alten Tage (bin fast 38) sogar überlege, noch zu heiraten... Du siehst also, es gibt ein "Leben danach"...

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Re: Nur noch mal zur Klarstellung

Antwort von Cathi am 26.01.2005, 12:56 Uhr

Vielen Dank, dein Posting ist sehr schön und enthält sehr viel wahres über das ich auch schon nachgedacht habe.

Aber ich entnehme deinem Schreiben auch, dass dieser Weg sehr langwierig und schwierig ist. Zur Zeit komme ich mir vor als hätte ich von einem Tag auf den anderen jeden Lebensinhalt verloren (und habe dabei ein schlechtes Gewissen, denn ich sollte ja eigentlich mein Kind als Lebensinhalt sehen, oder?). Ich stehe morgens auf (nach schlechten Nächten mit schlechten Träumen), bringe mein Kind in den Kiga, bringe irgendwie meine Arbeit hinter mich (aber ohne die Lust, die ich früher daran hatte). Dann hole ich Cathleen wieder ab und versuche irgendwie den Abend in einer Wohnung rumzukriegen, in der ich mich nicht wohl fühle (mein Zuhause empfinde ich als woanders).
Gut, diese Verzweiflung ist nicht mehr so groß und ich schaffe es so langsam das eine oder andere in Angriff zu nehmen oder etwas zu unternehmen. Aber die Jahreszeit und eine langweilige Kleinstadt macht es einem da auch nicht leicht.
Aber ich denke halt auch, dass diese ENtwicklung Kraft und Zeit braucht und nicht wie manche es hier erwarten von einem Tag auf den anderen von statten geht.
Vielen Dank Nicole

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Re: Nur noch mal zur Klarstellung

Antwort von Schwoba-Papa am 26.01.2005, 13:09 Uhr

ich denke Nicole (Hase67) meinte auch Loslassen können. Aber das ist schwierig, weil kein Mensch sich gerne ins Ungewisse schickt, sondern lieber tauscht.
Auch fehlen Dir noch viele Antworten auf noch mehr Fragen. Manche beantwortet aber auch die Zeit.

Und Nicole, keiner erwartet das von dir
von heut auf morgen. Aber dein Handeln wird von Stimmungen bestimmt, die von Außen verursacht werden und nicht ausschließlich vom Denken. So wirst Du selbst nie Herr der Lage.

Grüßle

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ich glaube nicht, daß du IHN noch liebst...

Antwort von marit am 26.01.2005, 13:11 Uhr

...nach allem, was ich hier von dir lese, glaube ich eher, daß du halt deinen Lebenstraum von der heilen Familie liebst - und nicht ihn als Person. Und selbst was das angeht, glaube ich nicht, daß du dein Leben wieder so haben möchtest, wie es war, sondern so, wie du es dir immer erträumt hast. doch wenn das selbst vor diesem Bruch nicht funktioniert hat, wieso soll es dann auf einmal DANACH funktionieren?

Ich glaube, daß du auf diesem Wege dich selbst dazu bringst, immer nur unglücklicher zu werden.

Wäre es nicht vielleicht an der Zeit, einfach nach einem neuen Traum Ausschau zu halten? Vielleicht einem, der besser zu dir paßt und den du dann auch wirklich leben kannst?

Statt immer nur an diese Klainfamilienimago zu denken: stell dir doch mal ganz fest dein Leben als toughe, schöne, selbständige Powerfrau mit süßer kleiner Tochter vor - die wieder herumflirtet, frei durchs Leben geht und bewundernde Blicke erntet. Ist das nicht auch ein sehr schönes Bild. vielleicht sogar ein bißchen schöner als das der immer Kompromisse eingehenden Familienmutti, die alles ihrem Kleinfamilienidyll unterstellt?

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Das mit der Krankenkasse...

Antwort von Murmeline am 26.01.2005, 14:17 Uhr

...ist ein SUPER Tipp, den ich auf jeden Fall beherzigen würde! Wenn man der Kasse die besondere Problematik (Nähe zur (Ex-?)Schwiegerfamilie) schildert, ist da garantiert noch was zu machen und Du kannst in ein weiter entferntes Sanatorium! Zum Beispiel dieses:

http://www.gutekunst-sanatorien.de/hoehle/hoehset.html

die helfen auch bei der "kassentechnischen Abwicklung".
Viel Glück!

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"Die beste Voraussage...

Antwort von Birgit32 am 26.01.2005, 14:52 Uhr

... fuer zukuenftiges Verhalten ist vergangenes Verhalten"

Das sagt ein Psychologe, den ich sehr schaetze.

Das gilt selbstverstaendlich nicht unbedingt ueber einen langen Zeitraum, denn schlussendlich kann sich doch jeder Mensch aendern (leider aendern allerdings die wenigsten Menschen schlechte "Angewohnheiten").
Aber auf diesen kurzen Zeitraum von 3 Monaten gilt das sicherlich.

Bevor du nicht auch alleine mit dir klarkommst, ist an eine neue glueckliche Beziehung fast nicht zu denken, zu vieles ist noch nicht verarbeitet.

Und zu deinem Satz "mein Kind als meinen Lebensinhalt sehen"... klingt zwar "bewundernswert aufopfernd", aber DAS bringt es nun auch wieder nicht. Dein Kind ist Teil von deinem Lebensinhalt, nicht weniger aber auch nicht mehr.
Daneben muss es auch DEIN Leben geben (Freunde, Hobbies, Arbeit, und irgendwann mal eine gute Partnerschaft), das du dir zugegebenermassen noch suchen und erarbeiten musst. ABER du wirst es schaffen, ganz bestimmt!

Sollte es ein Zurueck zu deinem "Ex" geben, dann nach deinen Vorstellungen. Und da du die jetzt noch nicht mal wirklich kennst, arbeite zuerst daran. Das ist zwar der schwerere Weg, aber der Weg, der dich schlussendlich gluecklich machen wird.... meiner Meinung nach zumindest ;o)

Liebe Gruesse,
Birgit

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Verhalten...

Antwort von hase67 am 26.01.2005, 21:15 Uhr

Dieser Satz von Birgit32 über das Verhalten ist Gold wert - den solltest du dir ausdrucken und hinter den Spiegel stecken!

Du machst nämlich auch den beliebten Fehler, Verhaltensweisen deines Ex zu analysieren und darauf zu hoffen, dass er sich dir zuliebe ändert. Es ist aber leider nun mal eine Tatsache, dass sich Menschen nur dann ändern, wenn sie es selbst für nötig halten - und nicht, wenn ihre Umwelt das von ihnen erwartet. Deshalb kannst du ihn nur so akzeptieren, wie er gerade ist, alle Hoffnungen und Spekulationen auf eine vielleicht bessere Zukunft sind im Grunde illusorisch.

Aber an deinem Verhalten kannst du eine Menge ändern! Und niemand hier (oder sonstwo) erwartet, dass das von einem Tag auf den nächsten passiert. Es hat sich doch offenbar schon viel getan, wenn es dir zumindest gesundheitlich besser geht und du nicht mehr so verzweifelt bist. Wenn es dir mit deiner momentanen Situation wunderbar ginge, wäre das ziemlich seltsam.

Und ich stimme Britta auch voll zu, was das mit dem "Lebensinhalt Kind" betrifft: Kinder sind ohne Frage was Tolles und sehr bereichernd, ein Lebensinhalt dürfen sie aber nicht sein. Das würde ja bedeuten, dass dein Leben überhaupt keinen Sinn mehr hätte, sobald deine Tochter flügge wird? Habe deshalb kein schlechtes Gewissen, wenn dich das Glück, eine Tochter zu haben, nicht ausfüllt. Diese Leere, die du so deutlich spürst, verlangt danach, gefüllt zu werden: Mit eigenem Leben, mit dem, was dir selbst wichtig ist. Und das kommt natürlich erst nach und nach.

LG

Nicole

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