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Geschrieben von AndreaZ am 23.05.2023, 8:48 Uhr

Zu viele Kompromisse (?)

Hallo,
wie handhabt ihr das Thema „Durchsetzen“ bzw. Konsequenz und Entscheidungen? Mein Mann und ich verfolgen grundsätzlich einen Erziehungsstil auf Augenhöhe (respektvoller Umgang mit dem Kind, Gefühle anerkennen, Dinge erklären, wo möglich kreative Kooperation und Spaß statt Drohen & Erpressen). Und wir haben beide die Tendenz uns „unsere Schlachten auszusuchen“. Wenn uns ein Thema also wichtig ist (z.B. alles rund um die Sicherheit des Kindes) , bleiben wir hart aber wenn uns etwas eher egal ist (z.B. ob die Kleidung farblich zusammen passt oder wir Weg A und Weg B nach Hause spazieren)
lassen wir auch gerne den Willen unseres Sohnes durchgehen bzw ihn entscheiden.

Gerade macht der Kleine einen Entwicklungsschub und ist recht sensibel, oft schnell emotional und z.B. weniger leicht abzulenken oder von Alternativen zu begeistern. Dadurch arbeiten wir häufig (mehr als sonst) mit Kompromissen: wir machen klar warum Option A nicht geht, halten Protest aus und schlagen dann eine sehr ähnliche Variante Option B vor. Diese ist oft auch für uns wirklich ein Kompromiss, also nicht unsere idealvorstellung (z.B. weil B auch länger dauert als erhofft oder auch nicht wirklich zuckerfrei o.ä. Ist), aber funktioniert dadurch oft. Ich frage mich aber gerade ob das eurer Meinung nach in dem Alter „ok“ und trotzdem irgendwie konsequent genug ist, oder ob das Kind dadurch am Ende eher nur den Eindruck bekommt dass Quengeln ein gutes Mittel ist uns zu überreden (was ja auch irgendwie wahr ist…)

Was meint ihr? Wie handhabt ihr diese Themen?
P.S.: Vielleicht ist es wichtig zu wissen dass bei uns Kind Nr. 2 auf dem Weg ist. Das Baby kommt im September und unser Sohn freut sich sehr. Trotzdem trägt dieser besondere Umstand vlt zusätzlich dazu bei dass er aktuell evtl sensibler /willensstärker / Aufmerksamkeitsforderndet ist als sonst.

 
8 Antworten:

Re: Zu viele Kompromisse (?)

Antwort von Cpt_Elli am 23.05.2023, 9:56 Uhr

Du hast glaube ich nicht geschrieben, wie alt dein Sohn ist - oder ich habe es übersehen.

Meine Töchter sind 4 und bald 6. K1 ist von Trotzphase gefühlt nahtlos in die frühe Phase der Wackelzahnpubertät übergegangen. K2 ist ohnehin sehr willensstark und energiegeladen. Ich habe mir so ein paar Regeln für den Alltag zurecht gelegt. Vielleicht klingt das altmodisch, aber wir fahren gut damit.

- Sicherheit: Klares nein. Da wird auch schon mal gebrüllt, wenn das Kind auf die Straße zusteuert oder die Nähe zu Gewässern unterschätzt. Bei Straßen funktioniert das Gott sei Dank zu 100% bei beiden. Da hat das laute "Stopp", das die halbe Nachbarschaft gehört hat, wohl etwas gebracht ;-).
- Sachzwänge: Ich muss in einen Termin / zur Arbeit, also müssen beide pünktlich in den Kiga. Lieblingspulli ist in der Wäsche - dann kann er nicht angezogen werden.
- Minimum an Selbstfürsorge: Ich dusche, sitze auf der Toilette oder schlafe noch, mir geht es nicht so gut usw.. Da kann ein Kinderwunsch auch mal 5 Minuten warten. Ich bin auch noch Mensch.
- Essen: Gegessen wird am Tisch. Wer fertig ist, darf gehen, stört aber die noch Essenden nicht.

Es gibt natürlich außerdem viele liebgewonnene Rituale und Abläufe.

Alles andere ist mir egal. Gerade nach dem Kindergarten gebe ich dem Quengeln schon mal nach. Da ist Freizeit. Da gehen wir halt zum weiter weg gelegenen Spielplatz oder kaufen ein Eis, wenn wir die Bude passieren.

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Re: Zu viele Kompromisse (?)

Antwort von TankGirl am 23.05.2023, 10:28 Uhr

Ich sag dir jetzt einfach mal etwas, was ich früher gerne gewusst hätte.
Ich habe drei Kinder in drei Jahrzehnten, also mit recht großem Abstand. Das heißt, die Fehler, die ich in der Erziehung bei meiner großen Tochter gemacht habe, sind mir schon um die Ohren geflogen und bei meiner zweiten fangen sie langsam an zu fliegen.
Wenn ich also eins gelernt hab, dann, dass es einfach egal ist, wie du es machst, am Ende wird es sowieso irgendwie verkehrt sein.
Jedes Kind ist anders, daher muss auch die Erziehung eigentlich immer etwas variieren. Was aber am Ende für das Kind der richtige Weg ist, das wirst du erst mit der Zeit sehen. Daher nimm dir den Druck raus, mach es so, wie du es im moment als richtig für euch empfindest und schau dir die Entwicklung an. Erziehung ist ja nicht in Stein gemeißelt, wenn du also merkst, dass eine Methode nicht funktioniert oder nicht den gewünschten Effekt hat, dann kannst du daran ja schrauben. Halte an den Regeln fest, die dir wichtig sind und bei den weniger essentiellen Punkten, probier einfach aus!
Liebe Grüße

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Re: Zu viele Kompromisse (?)

Antwort von AndreaZ am 23.05.2023, 11:00 Uhr

Nachtrag: unser Sohn wird im Juli 3 Jahre alt.

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Re: Zu viele Kompromisse (?)

Antwort von AndreaZ am 23.05.2023, 11:03 Uhr

Danke dir! Ich denke gerade in Momenten der Unsicherheit sollte man sich das wirklich mehr zu Herzen nehmen.

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Re: Zu viele Kompromisse (?)

Antwort von AndreaZ am 23.05.2023, 11:10 Uhr

Dankeschön! Mein Kleiner wird im Juli 3 Jahre alt.

Deine Grundregeln decken sich mit einigen unserer Basics.
Womit wir uns grad besonders schwer tun sind die Themen bei denen es halt uneindeutig ist. z.B. Ernährung. Da ist er natürlich nicht sehr vernünftig, aber ich habe zumindest einen gewissen Anspruch dass er nicht nur Schrott isst. Das ist also ein klassisches Graustufen Thema Genau wie du sagst am Nachmittag mal ein Eis,…egal. Aber die Kekse kurz bevor das gesunde Essen fertig ist, halt lieber nicht. Ich vermute das ist gerade genau so eine „Findungsphase“ in der er austestet wir aber auch noch ausprobieren, weil wir es noch nicht gewöhnt sind (er kannte bis vor ein paar Monaten Zucker oder Schoko quasi noch nicht und hatte entsprechend auch kein Interesse dran)

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Re: Zu viele Kompromisse (?)

Antwort von TankGirl am 23.05.2023, 11:51 Uhr

Also da gibt es aber tatsächlich eine ganz einfache Lösung: entweder gar nicht erst zu Hause haben oder eben so, dass er es nicht sieht. Dann stellt sich die Frage meistens erst gar nicht. Was ich bei meinen Mädels (mein Sohn is ja noch zu klein, um was dazu zu sagen) aber festgestellt habe, je weniger Getöse man um Süßigkeiten macht, desto uninteressanter sind sie. Also, wenn was da is, dann darf es gegessen werden (natürlich mit Maß und Ziel). Meine Regeln dabei : es wird nicht einfach genommen, sondern vorher gefragt. Nicht zu viel auf einmal und die Zähne werden ordentlich geputzt. Ich muss gerade Weihnachts- und Osterschokolade häufig entsorgen, weil das Interesse einfach gar nicht so groß ist. Wenn sie sich mal explizit was wünschen, dann bekommen sie das auch. Aber ich hab auch nicht ständig süßkram zu Hause. Das spielt sich mit der Zeit ein.

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Jein … :-)

Antwort von Lillimax am 24.05.2023, 9:42 Uhr

Hallo,

ich denke, ihr seid prima Eltern. Und euer Weg der Kompromisse ist sicher absolut richtig, zumindest im Großen und Ganzen.

Ich würde aber vielleicht die Diskussionen um alles und jedes nicht zu sehr ausufern lassen. Wenn man über jeden „Pups“ des Kindes diskutiert und versucht, auch bei den kleinsten Dingen Kompromisse zu finden, dann verzettelt man sich. Und das Kind verliert ein wenig die Orientierung. Denn euer Job als Eltern ist es ja auch, eine Führungsrolle einzunehmen.

Wenn man sich im Kleinsten verliert und hier viel Energie und Zeit reinsteckt, nennen kluge Psychologen das „Mikro-Management“: viel Aufwand für wenig Ergebnis. Und das kostet alle Beteiligten (auch das Kind) so viel Energie, dass es nicht auf lange Sicht gutgeht. Spätestens wenn das zweite Kind da ist, wirst du für solche Dinge nicht mehr so viel Kraft haben.

Um dann nicht doch in ein gereiztes Verhalten zu rutschen, würde ich ruhig vorher schon etwas „straighter“ werden. Also nicht mehr alles ausdiskutieren, sondern auch mal klar sein. Das Ding ist sonst, dass die Verhandlungen immer häufiger werden. Dein Sohn merkt jetzt schon, dass er mit Gegenhalten sehr viel Aufmerksamkeit erzwingen kann. Resonanz verstärkt jedes Verhalten, auch unerwünschtes. Wenn er zuerst eine halbe Stunde diskutiert, ob er den rechten Schuh anzieht und dann nochmal eine halbe Stunde darüber verhandelt, ob er auch den linken anzieht, dann wird euer Alltag immer anstrengender werden.

Traut euch daher, den Ablauf des Alltags selbst zu bestimmen, euer Sohn ist zu klein, um diesen Job zu übernehmen. Das kann auch heißen, dass über manche Dinge nicht diskutiert wird, sondern dass sie einfach gemacht werden, damit es reibungslos vorangeht. Das passiert durch freundliche Nachdrücklichkeit (Aufforderung nach Leierkastenprinzip wiederholen, auf Diskussion nicht eingehen).

Überlegt, welche Punkte im Alltag tatsächlich „verhandlungswürdig“ sind, und wo ihr - wenn ihr ehrlich seid - gar nicht verhandeln möchtet. Dort müsst ihr das auch nicht.

LG

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Re: Jein … :-)

Antwort von AndreaZ am 24.05.2023, 11:42 Uhr

Cool danke! Das klingt sehr logisch und gute Tipps.

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