Rund ums Kleinkind - Forum

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Geschrieben von sunnydani am 23.01.2020, 14:07 Uhr

Umgang mit Autonomiephase

Also ich mache schon auch sehr viel mit Ablenkung. Aber wenn es nicht geht, dann setze ich mich eben auch durch. Meistens klappt aber alles mit irgendwelchen Tricks.

Wickeln geht bei uns immer noch am besten am Wickeltisch. Da hängt ein Mobile oberhalb und das schaut er gerne an. Da bleibt er dann auch liegen. Am Boden rollt er sich auch gleich weg und will nicht oder wenn wir unterwegs sind. Aber am Wickeltisch hab ich ein eigenes Spielzeug, dass er gerne hat und nur beim Wickeln bekommt (mit dem klappt es manchmal auch am Boden) und eben das Mobile. Und dann lenke ich seine Aufmerksamkeit schon darauf und sage eben schon: Oh, schau mal, wie der Stern da fliegt. Boah und was gibt es da noch alles? Und so erzähle ich ihm halt, was er alles sieht und er schaut hin.
Oder was auch oft gut klappt, singen. Beim Nägel schneiden z.Bsp. singe ich immer: Schnipp und schnapp und der Nagel ist ab. In Dauerschleife.
Und das bei jedem Nagel, da schaut er dann zu und hört zu und es geht ganz ratzfatz.
Beim Zähne putzen haben wir auch ein Zahnputzlied. Beim Waschen singe ich auch oft was vor.

Beim Anziehen frage ich den Kleinen oft: Und wo gehört der Schuh hin? Wo gehört die Haube hin? Und schau mal, was da auf der Jacke ist, so ein toller Stern.
Da schaut er dann. Wenn das nicht geht, dann versuche ich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, z.Bsp. auf unsere Katze, das geht auch oft gut. Wenn die gerade da ist, dann rede ich von der Katze, oder vom großen Bruder, was der gerade macht. Das geht natürlich nicht, wenn man ein Einzelkind hat. Aber keine Ahnung, irgendwas rede ich halt immer und dabei mache ich schnell. So passieren manche Dinge einfach nebenbei und er ist so konzentriert, auf das, was ich rede, dass er gar nicht mitbekommt, dass wir in der Zwischenzeit angezogen sind.

Der Kleine ist da aber auch noch etwas einfacher, der Große hat auch mehr Theater beim Anziehen gemacht. Bei ihm hab ich dann auch noch oft Wetten gemacht, in dem Alter dann, wenn er sich schon alleine anziehen wollte. Wer hat die Schuhe schneller an? Du oder die Mama? Oder ich habe gezählt, wie lange wir brauchen, bis die Kleidung angezogen ist. Oder ich habe schon von draußen geredet, was wir draußen alles machen werden. Z.Bsp. jetzt gehen wir dann gleich das Pferd besuchen, dem kannst du wieder eine Stück trockenes Brot geben. Oder wir gehen zum Wald, was denkst du, was wir dort alles für Blumen finden werden?
Einfach kreativ sein. Bei mir hat das immer am besten geklappt. Sich den Mund fusslig reden, mit allem möglichem Zeug, dass die Kinder von dem, was man eigentlich gerade macht, ablenkt, wenn sie sich mit der Tätigkeit selbst, nicht beeindrucken ließen.

Und wenn das alles nicht geholfen hat, dann hab ich das gemacht, was ich unten schon geschrieben habe. Dann hab ich gesagt, wenn er sich nicht anziehen lässt, dann muss er drinnen bleiben und ich gehe alleine hinaus. Und dann hat er oft getobt, gebrüllt, weil er ja schauen wollte, ob ich das echt so mache und ich habe es gemacht. Ich bin kurz vor die Tür und dann noch mal rein. Hab ihn gefragt, ob es jetzt geht und er sich anziehen lässt oder gesagt, ich hab gerade etwas Tolles draußen gesehen, ob er nicht mal schnell schauen mag und wenn nicht, bin ich noch mal raus und er musste noch mal drinnen warten.
Das musste ich auch nicht oft machen, denn meistens hat er spätestens dann, wenn ich gesagt habe, ich gehe gleich und er muss drinnen bleiben, aufgehört, weil er eben gewusst hat, ich mache es wirklich und alleine drinnen bleiben, wollte er ja auch wieder nicht.

So ähnlich mache ich es überall und fahre eigentlich ganz gut damit. Sicher gab es trotzdem oft genug Trotzanfälle, aber ich will den Kindern klar zeigen, was auch meine Grenzen sind und ich habe keine Lust eine Stunde lang zu brauchen, um vor die Tür zu kommen. Das geht ganz oft gar nicht und das will ich auch nicht. Und deshalb setze ich mich da durch, wenn alles andere nicht klappt. Und ich denke, diese Haltung spüren sie dann ganz einfach auch, sie wissen ganz einfach, wann es mir wirklich ernst ist und wissen, dass ich alles, was ich androhe, auch durchziehe (der Große zumindest weiß es schon, beim Kleinen hab ich das alles noch vor mir).

Ich glaube aber, es ist auch ganz schwer, was zu raten, weil halt jeder seinen eigenen Weg hat und jedes Kind auch für andere Dinge zugänglich ist.
Ich versuche eben halt klare Regeln und Struktur zu haben und da wachsen die Kinder hinein. Ich finde, man tut seinem Kind nichts Gutes, wenn es nie Grenzen gibt, denn Grenzen geben Sicherheit und man braucht sie auch fürs spätere Leben, um eben in einer Gesellschaft seinen Platz zu finden.

Gewalt hab ich nie angewendet, ich habe meine Kinder kein einziges Mal geschlagen, oder am Arm gepackt oder grob festgehalten. Wenn sie nur mehr toben oder gar nichts mehr geht, dann gehe ich weg oder sage eben, sie müssen drinnen bleiben oder eben im Bad oder Zimmer bleiben, egal was, aber ich nehme mich dann aus der Situation und warte, bis die Kinder sich etwas beruhigen und dann wieder zugänglich für Lösungsmöglichkeiten sind.

Beim Großen frage ich dann auch schon mal nach, was ihn jetzt so wütend macht oder ich sage: Ich verstehe, dass dich das jetzt ärgert und ich sehe, dass dich das total wütend macht, aber es geht jetzt trotzdem nicht.
So ist sein Gefühl benannt, er fühlt sich ernst genommen, aber er weiß, mein Standpunkt ist eben ein anderer und das, was er gerade will, geht eben nicht.
Bei einem kleinen Kind funktioniert das natürlich noch nicht, das habe ich auch erst gemacht, als er etwas älter wurde.
Aber er kann mittlerweile mit seinen knapp 6 Jahren seine Gefühle oft schon selber gut benennen und kann genau sagen, warum er gerade traurig oder wütend ist. Ich habe auch immer zugelassen, dass er wütend sein darf, er darf nur nichts kaputt machen und niemandem weh tun, aber die Wut muss hinaus.
Mittlerweile kann er sich auch schon sehr gut selber regulieren, es war nach meinem Gefühl also nicht so verkehrt, wie ich es gemacht habe. Und beim Kleinen versuche ich es jetzt eben auch so ähnlich zu machen.

Selber muss man einfach wissen, was man will und klar sein. Sobald man selber unsicher ist, spüren die Kinder das. Sicher geht das nicht immer und manchmal überlegt man eben selber hin und her, soll ich ihm das jetzt kaufen oder doch nicht? Aber ich merke genau, dann bettelt er immer mehr und ich sage meistens, wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob ja oder nein, dass er mir kurz ein paar Minuten geben muss und ich überlege es mir. Und wenn ich dann eine Antwort gebe, dann ist die so und er weiß, betteln, brüllen, etc. hilft nicht, weil ich dabei bleibe.

So lange Rede, kurzer Sinn:
Es ist nicht immer ganz einfach und jeder hat eben seine eigenen Sichtweisen und Prioritäten, zu jedem passen auch einfach andere Methoden. Wichtig ist, dass man seinen Weg findet, mit dem man sich identifizieren kann und der zu seinen Kindern passt. Und irgendwas wird es immer geben, was man verkehrt macht, aber das macht uns menschlich und das ist auch gut so.
Mir ist eine klare Linie wichtig, auch wenn es ab und zu ein paar Abweichungen gibt, aber im Großen und Ganzen passt das so einfach am besten zu uns.
Und man lernt nie aus, es wird immer wieder Situationen geben, in denen wir wieder neu überlegen müssen und an denen wir wieder weiter wachsen. Das Leben mit Kindern ist eben auch eine Herausforderung, an der wir viel lernen können.

Alles Gute!

 
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