zurück| Geschrieben von Nomadin1974 am 24.10.2010, 21:58 Uhr |
Leiden auf unterschiedlichen Stufen
Ich bin sehr froh, ist das Forum unterteilt in "1. Kinderwunsch" und "noch ein Baby bitte". Wenn ich lese, dass Frauen mit zwei, drei oder sogar vier Kindern traurig sind, weil sie nicht nochmals schwanger werden koennen - da moechte ich am liebsten den Kopf schuetteln und mir &@$% denken - aber eben, wir alle leiden - einfach auf unterschiedlichen Stufen.
Und genauso moechte ich manchmal den Kopf ueber mich schuetteln, wenn ich traurig bin, dass ich in der 11.SSW eine "leere Fruchthoehle" verloren habe und andere muessen ihr Baby, das sie vielleicht sogar schon in sich gespuert haben, gehen lassen.
Oder die Frau mit Mann, Haus, drei Kinder und trotzdem nicht gluecklich...
Hach, die Antwort ist halt wirklich: jeder leidet auf der Stufe, auf der er sich gerade befindet...
Beitrag beantwortenRe: Hm, sehe ich nicht ganz so...
Antwort von Hexhex am 25.10.2010, 12:14 Uhr
Hallo,
wenn man es rein mit dem Kopf und vernunftmäßig betrachtet, hast Du sicher Recht. Aber die Vernunft ist nicht alles, und gerade bei Gefühlen wie Leid hat sie eigentlich kaum etwas Zuverlässiges zu sagen und kann auch nicht trösten. Ich finde nicht, dass man Leid in "Stufen" unterteilen kann. Unzufriedenheit und Unglück sind immer etwas vollkommen Subjektives und sehr Persönliches. Ich finde es nicht gut, wenn Außenstehende bewerten oder entscheiden möchten, welches Leid bei Anderen gerechtfertigt und angemessen ist, und welches nicht. Es gibt sicher auch viele Menschen, die weitaus Schlimmeres erlebt haben als Du, und die Dein Leid - objektiv betrachtet - überhaupt nicht ernst nehmen könnten. Trotzdem fühlst Du es aber - und das ist auch Dein gutes Recht.
Wollte Dir außerdem noch etwas Mut machen: Viele Frauen müssen ja Einiges hinter sich bringen, bis sie zum Kind kommen, das ist nichts Seltenes. Jede zweite Frau mit Kindern hat überdies statistisch gesehen auch schon eine FG hinter sich. Ich selbst habe in meiner ersten SS auch eine Missed Abortion gehabt (hatte zuvor zwei Jahre auf diese SS warten müssen). Ich habe für die weiteren zwei Schwangerschaften einmal ein Jahr und einmal vier Jahre warten müssen. Ich brauchte mehrere OPs und eine Kinderwunschbehandlung, damit es klappen konnte. Insgesamt habe ich - meine zwei Kaiserschnitte eingerechnet - schon 7 gynäkologische Operationen überstanden. Ich finde aber trotzdem, dass sich der Einsatz gelohnt hat, auch wenn andere Frauen völlig problemlos schwanger werden. Ich vergleiche da nicht und sehe auch keine "Stufen". Ich kenne im Bekanntenkreis mehrere Frauen, die wirklich Schlimmes hinter sich haben (z. B. Totgeburt), und die trotzdem nicht klagen.
Andererseits ist es okay, wenn man klagt - da gibt es eben keine Regel und kein "richtig" oder "falsch". Auch jemand, der aufs zweite Kind wartet, kann einen großen Leidensdruck haben. Das hängt vom Lebensentwurf ab. Ich selbst war auch beim zweiten Kinderwunsch noch sehr traurig, dass es jahrelang nicht klappte trotz großen Einsatzes meinerseits (Luna-Yoga, alternative Heilmethoden, Homöopathie, Schulmedizin, OPs, Hormonbehandlung).
Ich wünsche Dir, dass es bald mit dem Schwangerwerden klappt! Bis dahin sei ein wenig gnädiger mit denen, die ihre Enttäuschung, dass es beim zweiten Kind nicht klappt, nicht unterdrücken können nur wegen ein paar guter Argumente, die dagegen sprechen, hu? 
LG
Aber genau dahin fuehren mich ja meine Ueberlegungen...
Antwort von Nomadin1974 am 25.10.2010, 16:05 Uhr
.... dass eben jede Frau ihre individuellen Gruende hat, warum sie leidet und dass ich durch meine Ueberlegungen nun auch Frauen besser verstehen kann, die schon Kinder haben, aber trotzdem traurig sind, weil ein naechstes noch nicht gekommen ist.
Insofern koennte ich meinen ersten Satz aendern, dass wir naemlich doch alle ins gleiche "Gefaess" gehoeren koennten.
Ich wuensche uns allen, allen, allen mit Kinderwuenschen eine baldige Erfuellung!
P.S. Danke fuer deine Geschichte - die macht zwar Angst, aber auch Mut.
