verzögerte visuelle wahrnehmung

Re: verzögerte visuelle wahrnehmung

Antwort von marie74 am 20.07.2011, 11:18 Uhr

Sehen muss man genauso lernen, wie alles andere (Sprechen, Bewegen...). Bei der Entwicklung des Sehens können Probleme auftauchen und diese Entwicklung kann z.B. bei einigen Kindern genau wie die Sprachentwicklung auch verzögert sein.

Zum Sehen gehören die folgende Fähigkeiten:
1. Augenbewegungen (gleitende Augenfolgebewegungen, sowie exakte Blicksprünge, sind insbesondere beim Lese-Schreib-Lernprozess von enormer Bedeutung)
2. Vergenzen (die Fähigkeit gezielt bestimmte Objekte auch auf verschiedene Entfernungen fixieren zu können, Erkennen eines ist weiter weg als das andere und trotzdem nimmt man sie entsprechend wahr ebenso die Entfernungen)
3. Akkommodationen (scharf stellen auf ein Objekt, wie der Focus bei einem Fotoapparat das kann)
4. Visualisation (die Fähigkeit sich ein Bild von etwas zu machen, eine bildliche Vorstellung von etwas haben...)

Es gibt die Teilbereiche:
1. Visuelle Konzentration (auch Farb- und Formenunterscheidung)
2. Visuelle Gliederung: ein Ganzes muss in Beziehung zu seinen Teilen gesehen werden (wichtig fürs Abschreiben, die Wörterkonstanz, Schriften in verschiedenen Formen wiedererkennen )
3. Visuelle Serialität: Reihenfolgen richtig wiedergeben, z.B. Bildgeschichten, Muster oder Zahlenreihen fortsetzen können
4. Visuelles Gedächtnis: Merken von Farben, Formen, Bildern, Mustern, Buchstaben, Gegenständen

Marianne Frostig hat das Sehen wiederum in bestimmte Teilbereiche aufgegliedert:

1. Visuomotorische Koordination (beispielsweise Auge-Hand-Koordination z.B. beim Schneiden, Ausmalen, ... bei allem, wo die Finger etwas ausführen müssen, das genau gesehen wird oder beim Sport wichtig, um Bewegungen richtig auszuführen)
2. Figur-Grund-Wahrnehmung (eine bestimmte Figur gezielt aus anderen rausfiltern können, z.B. aus einer Kiste mit Legosteinen einen roten 4-er Stein rausfinden können)
3. Wahrnehmungskonstanz (das Auge erkennt bestimmte Formen aufgrund der Erfahrung als gleich, z.B. einen Apfel als Apfel, ein Viereck als Viereck...)
4. Wahrnehmung der Raum-Lage (z.B. wie ein Gegenstand im Bezug zum eingenen Körper liegt: Der Ball liegt hinter/neben... mir.)
5. Wahrnehmung der räumlichen Beziehungen (mehrere Dinge in ihrem räumlichen Verhältnis zueinander wahrnehmen)

Lies mal hier nach: www.ergo-stuelp.de/index.phtml?gT1=67


Da ist das alles kurz erklärt. Zum Üben: Du müsstest schon wissen, welche Dinge dem Arzt aufgefallen sind, um zu wissen, was du gezielt üben solltest. Ruf doch nochmal dort an und bitte um genauere Angaben für dich oder ggf. den Kinderarzt. Falls das Üben zu Hause nicht reicht, kann man das z.B. in einer Ergotherapie auch vertiefen.

Davon unabhängig: Wart ihr schon zum Sehtest beim Augenarzt? Ist da alles in Ordnung? Eine schlechte Sehleistung beeinflusst natürlich die visuelle Entwicklung ungünstig.

Mein Sohn hat z.B. keinerlei räumliches Sehen, da kann er bestimmte Dinge wie Würfelbilder nicht räumlich/dreidimensional sehen. Das brauchen wir nicht zu üben, es kann nicht klappen ;-) und 3-D-Filme können wir uns ebenfalls schenken ;-) , dagegen können andere Dinge im Bereich der räumlichen Wahrnehmung durch mehr Erfahrungswerte und Übung "ausgeglichen" werden wie Bälle fangen.

Generell sind alle Spiele und Tätigkeiten für die visuelle Wahrnehmung förderlich, bei der genau geguckt werden muss, also da gibt es jede Menge Auswahl: Puzzle, Memory, Perlen auffädeln, Spiele bei denen Farben/Formen vorkommen (Quips etc.), Ausmalen, Lük-Kasten, Schau genaum mit Lego bauen, Bügelperlen stecken, Hämmerchen spiel, mit Bausteinen Sachen nachbauen ... Besser wäre sicherlich gezielt zu üben.

Schlecht für die Augen ist natürlich viel Fernsehen/PC/Nintendo... und schlechte Beleuchtung beim Basteln/Malen/Puzzlen/Bauen...

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