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Geschrieben von Sinfonie am 30.12.2008, 15:25 Uhr

Meine Tochter

Hallo ihr Lieben!

Hab' mich mal ein bißchen reingelesen bei Euch und finde es schön, wie erfahren und kompetent so manche Antwort daherkommt!

Deswegen wende ich mich mit meinem Problem mal an Euch, habe auch schon bei Dr. Posth geschrieben, aber Eure Meinung ist mir auch sehr wichtig.

Ich frage mich momentan, was mit meiner Tochter los ist. Sie wird im April 09 drei Jahre alt.

Gegenüber Erwachsenen ist sie sehr scheu, vermeidet oft Blickkontakt und spricht auch wenig bis gar nichts mit ihnen. Sie geht seit vier Monaten in eine Kleinkindgruppe (dreimal die Woche a drei Stunden). Dort wurde das Problem auch schon am mich herangetragen. Die Erzieherinnen wollten mir erst nicht recht glauben, dass sie daheim wie ein Wasserfall spricht, weil sie bei ihnen den Mund nicht aufkriegt. Ich habe auch den Eindruck, dass sie dort nicht gerade das Lieblingskind ist, denn sie kommt halt nicht zum Kuscheln zu den Erzieherinnen oder redet viel mit denen. Auf der einen Seite kann ich das ein Stück weit nachvollziehen, da sie halt nicht gerade sehr zutraulich ist. Auf der anderen Seite finde ich es schlimm, dass es schon in einer Kleinkindgruppe Sympathie und Antipathie gibt - aber das ist wohl das Leben.

Während sie bei Erwachsenen sehr schüchtern ist, geht sie mit Kindern nicht gerade zimperlich um. Sie fängt dann aus heiterem Himmel an Kinder zu schubsen. Wenn die z.B. vor ihr laufen und es ihr nicht schnell genug geht, werden diese geschubst (wurde mir auch von den Erzieherinnen berichtet). Verteidigt momentan sehr ihr Eigentum. Sind z.B. andere Kinder zu Besuch, kann sie es nicht ertragen, wenn diese mit ihrem Spielzeug spielen. Sie nimmt es ihnen weg, schubst auch mal oder haut. Von Schüchternheit keine Spur. Auch wenn wir bei Freunden zu Besuch sind, die selbst eine fast vierjährige Tochter haben, fällt es ihr nicht schwer, sich gegen diese durchzusetzen. Ich finde das Verhalten sehr widersprüchlich. Auf der einen Seite ist sie sehr temperamentvoll, auf der anderen Seite so schüchtern. Sobald ich sie aus der Kleinkindgruppe abhole, dreht sie auf ohne Ende und mir ist das immer sehr peinlich. Andere Kinder laufen freudestrahlend in die Arme ihrer Mütter und mein Kind stellt dann plötzlich an auf Teufel komm raus. Manchmal frage ich mich, ob wir was falsch gemacht haben?

Ich will halt auch vermeiden, dass sie von Erzieherinnen ständig unterschätzt wird. In ihr steckt so Vieles, sie macht sich schon so viele Gedanken, seit sie sprechen und sich mitteilen kann, wird einem das erst mal bewußt, wie es in ihr "arbeitet".

Was kann ich tun, dass ihre Scheu gegenüber Erwachsenen etwas abnimmt? Kann ich überhaupt etwas tun? Oder könnten hier die Erzieherinnen auf sie einwirken? Bin momentan etwas ratlos.

Ich danke Euch fürs Lesen und wünsche Euch an dieser Stelle schon mal einen guten Rutsch ins 2009!

LG

 
3 Antworten:

Re: Nicht unnötig problematisieren, meine war in diesem Alter genauso... (Achtung, lang)

Antwort von Hexhex am 31.12.2008, 11:47 Uhr

Hallo,

für viele zurückhaltende und schüchterne Kinder ist es ja ganz typisch, dass sie sich nur woanders so verhalten. Dort aber, wo sie sich sicher fühlen, sind sie entspannt und geben sich natürlich und durchaus auch frech und selbstbewusst. Das ist kein Widerspruch in meinen Augen, ich kenne einige Kinder, die so sind - unter anderem meine eigene Tochter (inzwischen 9).

Sie war in den Spielgruppen und später im Kiga extrem still. Obwohl sie recht gern hinging, sprach sie nie von sich aus mit den Erzieherinnen und antwortete auch nur knapp. Das galt auch für andere Erwachsene. Auch gegenüber den anderen Kindern im Kiga war sie zurückhaltend und recht scheu. Zu Hause und bei ihren engsten Nachbarsfreundinnen war und ist sie aber völlig anders: Relativ frech, selbstbewusst, übernimmt gern die Leitung und ist auch manchmal arg ungnädig gegenüber ihren Spielgefährten, wenn die nicht so wollen wie sie möchte - also generell ganz das Gegenteil von unsicher. Zum Teil ist das sicher auch eine Kompensation für ihre Zurückhaltung woanders.

Ich finde es immer ein wenig ärmlich, wenn Erzieherinnen ein zurückhaltendes Kind problematisieren - und sich die armen Mütter (wie es Dir nun auch passiert ist) darauf einlassen und plötzlich ebenfalls ein Problem wittern, wo gar keines ist. In unserem ersten Kiga war das auch so, die Erzieherinnen konnten so gar nicht verstehen, warum ein Kind denn bei ihnen so schüchtern ist ("Du brauchst doch hier keine Angst zu haben!"). So etwas hilft einem stillen Kind null. Es ist so, wie es ist, und es kann nicht auf Aufforderung anders sein. Es spürt nur: Ich bin offenbar nicht in Ordnung, so wie ich bin. Die Großen und sogar meine eigene Mama möchten mich anders haben als ich bin. Im zweiten Kiga (nach Umzug) war es ganz anders: Die Erzieherinnen haben jedes Kind spüren lassen, dass es prima ist, genau so, wie es ist. Sie haben schüchternen Kindern außerdem kleine Aufgaben übertragen, die sie z.T. zusammen mit einem weiteren Kind erledigen konnten, so dass etwas Kontakt zustande kam und das Selbstbewusstsein gefördert wurde.

Ich habe zu Erwachsenen, die meine Tochter "zu schüchtern" fanden und hier gern ein Problem konstruieren wollten, immer gesagt: "Sie ist genau richtig, so wie sie ist. Manche Kinder sind Draufgänger, manche sind schüchtern, und das ist auch gut so." Meine Tochter hat das auch gehört, das war mir wichtig. Ich habe sie nie aufgefordert, doch mehr mit den Erzieherinnen oder anderen Kindern zu reden, denn so einer Aufforderung kann ein Kind nicht nachkommen. Mein Mann und ich haben ihr immer gezeigt, dass wir sie Klasse finden, exakt wie sie ist. Wir haben sie aber auch für jeden kleinen Schritt, den sie gewagt hat, sehr gelobt.

Das Ergebnis: Sie ist heute 9 und längst nicht mehr so zurückhaltend. Sie steht zu ihrer Schüchternheit, auch in der Schule. Sie hat wenige, aber sehr gute Freundinnen. Sie ist bei den Lehrern beliebt, meldet sich inzwischen auch viel von sich aus, ist ausgesprochen fröhlich und geht gern zur Schule. Sie ist noch nie - weder im Kiga noch in der Schule - je untergebuttert worden, nur weil sie zurückhaltend ist. Gerade weil sie spürte, dass ihre Veranlagung okay ist für uns, hat sie immer ein ruhiges Selbstbewusstsein ausgestrahlt, und das spüren andere Kinder. Selbstwertgefühl und Schüchternheit schließen sich nämlich keineswegs aus.

Und noch eine letzte Beruhigung: Kluge Untersuchungen haben längst ergeben, dass schüchterne und zurückhaltende Menschen es beruflich später genauso weit bringen, wie die selbstbewussten Draufgänger, sie ist also keinerlei Nachteil in dieser Hinsicht.

Langer Rede kurzer Sinn: Das Wichtigste ist, dass Du Deine Tochter akzeptierst, so wie sie ist. Verteidige ihre Veranlagung auch in ihrem Beisein gegenüber anderen, erläre, dass Du ihre Eigenschaften gut und in Ordnung findest. Sage (für sie hörbar), dass sie mit der Zeit schon das tun wird, was sie gern tun möchte. Dass es aber okay ist, wenn sie anfangs die anderen lieber beobachtet, statt gleich mitzumachen und Kontakt zu knüpfen. Frage die Erzieherinnen freundlich, aber ruhig offensiv und entschieden, was sie tun werden, um Deine Kleine gut zu integrieren und aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Es ist Aufgabe der Erzieherinnen, auch ein zurückhaltendes Kind einzugliedern - statt sich quengelnd an die Mutter zu wenden und anzudeuten, mit dem Kind stimme wohl etwas nicht.

Grüßle,

B.

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Re: Nicht unnötig problematisieren, meine war in diesem Alter genauso... (Achtung, lang)

Antwort von Sinfonie am 31.12.2008, 21:24 Uhr

Liebe B.,

vielen lieben Dank für Deine aufbauenden Worte! Das hast Du sehr schön geschrieben und ich werde mir jetzt wirklich nicht mehr so einen Kopf darum machen. Ich denke Du hast absolut Recht, wenn Du schreibst, dass man sein Kind akzeptieren sollte, so wie es ist. Das werde ich mir zu Herzen nehmen.

Vielen Dank nochmals und ein schönes, neues Jahr Dir und Deiner Familie!

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Re: Meine Tochter

Antwort von saarbaby am 03.01.2009, 19:31 Uhr

hallo! kenn das, meine war mit 1,5-ca. 3 jahren total forsch, und total ohne angst, grüßte jeden auf der strasse, ging mit jedem noch so furchteinflößenden menschen mit( wenn auch in meine richtung) so das ich mir schon total sorgen machte, wie es später mal sei wenn sie alleine unterwegs ist.
Doch das drehte sich urplötzlich, jetzt ist sie weinerlich( für jeden pups wird gleich geheult, wünsche mir so sehr sie würde mir lieber freche antworten an den kopf knallen statt dieser weinerei) und wo sie fremd ist, bekommt man lange kein wort von ihr zu hören.
Selbst bei ihrer ur-oma ist kein wort zu entlocken( naja, verstehe ich auch, alte frau, es stinkt bei ihr da inkontinent etc.) so das diese das total persönlich nimmt.
Auch ihr ganzes verhalten ist so total unsicher, ängstlich, kann gar nicht sagen wie, naja ich war genauso als kind.
Ihre kleine schwester, 2 1/2, ist z.zt. noch genau das gegenteil, frech, zugänglich und offen zu jedem und alles, und ich hoffe es bleibt auch so,obwohl halt die große in dem alter genauso war....

lg katja

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