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Geschrieben von NoraKind am 19.01.2022, 21:22 Uhr

Kitafreunde sind unzertrennlich

Hallo, ich würde euch gerne eine Situation beschreiben, für die mir das richtige Stichwort fehlt weil sie doch recht komplex ist. Meine Tochter wird im Mai 4 Jahre alt. Sie geht schon seit dem Krippenalter mit unserem gleichaltrigen Nachbarsjungen in die gleiche Kitagruppe. Die beiden sind unzertrennlich. Der Grund dafür ist vermutlich der, dass wir allesamt gut befreundet sind - wir verbringen Nachmittage zusammen, fahren auch mal gemeinsam in den Urlaub oder haben uns gegenseitig während der Lockdowns mit der Kinderbetreuung abgewechselt. Die Erzieherin der Gruppe hat uns Eltern schon häufig darauf angesprochen, dass die beiden in der Kita unzertrennlich sind - und dass dies nicht nur Vorteile mit sich bringt. Sie wollen ständig alles gemeinsam machen, schotten sich in der Gruppe ab und bekommen Wutanfälle wenn sie beispielsweise nicht nebeneinander sitzen können. Sie sind dann sehr willensstark und stur. Das führt soweit, dass meine Tochter, die eigentlich bereits trocken ist, in der Kita häufig in die Hose macht. Es wirkt, als wolle sie das Spiel nicht verlassen und alleine auf die Toilette gehen. Die Erzieherin der beiden ist der Meinung, dass sie sich sogar gegenseitig in ihrer Entwicklung hindern weil sie sich kaum mit dem Rest der Gruppe befassen und nicht lernen mit anderen Kindern auszukommen oder weil sie nicht selbst entscheiden ob die am Programmpunkt A oder B teilnehmen, sondern immer das machen was auch der andere macht. Ist mal einer der beiden nicht in er Kita, sind sie zwar zurückhaltend aber interessiert am restlichen Gruppengeschehen und gehen wunderbar alleine auf die Toilette. Das Thema scheint die Erzieherin sehr zu beschäftigen. Sie fühlt sich häufig hilflos und wirkt verzweifelt wenn sie es nicht schafft "zwischen" die beiden zu kommen und hat bereits erwähnt, dass eine Trennung der beiden möglicherweise Sinn macht. Wir Eltern sind sehr hin und her gerissen. Einerseits verstehen wir die Problematik der Situationen und machen uns Sorgen ob es tatsächliche negative Auswirkungen auf die Entwicklung der beiden gibt. Andererseits fragen wir uns warum die Kinder nicht einfach so "eng" bleiben sollten (und wir allesamt versuchen etwas Dramatik aus der Lage zu nehmen). Habt ihr einen Rat wie man mit solch einer verfahrenen Situation umgehen kann? Ich bin mittlerweile ziemlich verzweifelt.

 
5 Antworten:

Ich würde sie auf keinen Fall trennen

Antwort von Bonnie am 20.01.2022, 8:49 Uhr

Hallo,

ich muss ganz offen sagen, dass ich finde, dass hier ein künstliches Problem geschaffen wird, wo keines existiert. Beide Kinder sind glücklich und zufrieden, sie hängen sehr aneinander und es ist eine großartige Freundschaft. Sie scheinen sich gegenseitig ja auch nicht zu schaden (wie es manchmal bei falschen Freunden ist, die dominant-aggressiv sind), sondern sich einig zu sein.

Ich glaube, die echten Probleme werdet Ihr bekommen, wenn Ihr die beiden trennt. Ein bester Freund kann ein Grund sein, überhaupt gerne in den Kiga zu gehen. Fällt er weg, können Verweigerung, Ängste, Lustlosigkeit, Enttäuschung und Trauer entstehen, das ist sogar sehr wahrscheinlich. Rede Dir nicht ein, dass dann der Alltag einfach so weitergeht, es kann ein Riesenthema werden.

Meine Kinder hatten das Pech, im Kiga nie einen besten Freund zu haben, sondern eher oberflächliche Spielbekanntschaften, mit denen man sich nachmittags hier und da traf. Ich kann überhaupt nicht sagen, dass sie davon profitiert hätten, eher im Gegenteil. Mein Sohn hat sich z. B. explizit immer einen besten Freund gewünscht, wie einige andere Kinder ihn hatten. Und meine Tochter litt darunter, dass sie nie richtig engen Anschluss gefunden hat.

Ich verstehe durchaus, was Du meinst. Dir ist das alles etwas zu eng und „too much“. Aber ich denke, dass eine enge Freundschaft sehr wertvoll ist und eine große Stabilität und Sicherheit vermittelt. Und das brauchen manche Kinder, um sich in der großen, lauten und unübersichtlichen Kiga-Gruppe wohlzufühlen. Zu zweit sind sie stark, fühlen sich geborgen und müssen nicht ständig mit anderen Kindern ausfechten, welchen Stand sie in der Gruppe haben.

Offenbar entspricht diese Freundschaft momentan genau den Bedürfnissen, die beide Kinder haben. Und ich finde es falsch, wenn Erwachsene ihre Macht nutzen, um den Kindern zu signalisieren, dass sie es mal wieder besser wissen, was fürs Kind gut ist, als das Kind selbst es weiß. Das wäre für mich ein sehr ungutes Signal.

Wenn die Erzieherinnen zu der Sache Rat geben, ist das ihr gutes Recht. Aber Du musst bedenken: Erzieherinnen sind keine Fachleute in Sachen Kinderentwicklung oder -psychologie. Das kommt in ihrer Ausbildung nicht vor. Ihre Meinung ist daher eine rein persönliche, so wie jeder irgendeine Meinung zu allem möglichen hat. Sie muss nicht richtig sein. Wenn ich auf die Kiga-Zeit meiner eigenen Kinder zurücksehe, haben uns die Erzieherinnen (obwohl sie sehr nett und lieb waren) doch unterm Strich viel Unsinn erzählt.

Sieh Deine Tochter nicht zu statisch. Diese enge Freundschaft ist jetzt gerade sehr wichtig, das muss aber nicht so bleiben. Ich würde sie aber selbst die Erfahrung machen lassen, dass auch eine Freundschaft sich verändert, sich lockert, durch andere Kinder ergänzt wird (selbst wenn das erst im Vorschul- oder Schulalter passiert), anstatt ihr diese wichtige Erfahrung wegzunehmen.

LG

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Re: Kitafreunde sind unzertrennlich

Antwort von HSVMarie am 20.01.2022, 10:02 Uhr

Ich finde das recht schwierig zu beurteilen.

Dass die Kinder einen Wutanfall bekommen und in die Hose machen, nur weil sie nicht zusammen sitzen dürfen, finde ich schon etwas bedenklich.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob beide unabhängig voneinander bei der Frage Programm A oder B zu wählen, B wählen würden, weil sie sich so ähnlich sind, oder nur weil der eine eben doch der "Entscheider" ist und sich der andere immer nur fügt. Das würde ich durchaus beobachten.

Ich würde mir auch Gedanken um die Zukunft machen. Werden die beiden nach der Kita auf die gleiche Grundschule kommen? Was wenn sie dann da nicht in eine Klasse kommen? Was wenn einer dann eigentlich aufs Gymnasium gehen könnte und der andere nicht? Wird es mit zunehmendem Alter schwieriger die Kinder zu trennen oder wäre doch besser, das jetzt zu tun? Wenn die Kinder eh auf verschiedene Grundschulen kommen, würde ich sie in der Kita in einer Gruppe lassen. Und wenn es die gleiche Grundschule wird, bei der Anmeldung darum bitten, dass sie nicht in eine Klasse kommen.

Ich denke, ich würde mal eine Weile private Treffen reduzieren und für den Nachmittag auch mal andere Kinder zum Spielen einladen. Die Kinder ermutigen sich auch mit anderen Kindern anzufreunden. Noch sind eure Kinder ja recht klein.

Jedes Kind ist natürlich anders, aber meine Große hatte nie eine beste Freundin. Sie hat sich aber immer mit allen Kindern ganz gut verstanden. Sie weiß was sie will und ordnet sich nicht gerne unter. Also sie kann durchaus Kompromisse schließen, wenn sie Besuch hat und der Besuch was anderes machen möchte als sie. Aber in der Gruppe entscheidet sie nicht nach "Kind a macht das, darum mache ich das auch", sondern entscheidet nach "oh, das ist interessant/macht Spaß, dann mache ich da mit"

In den Kitas, die ich so kenne, ist es üblich, dass Geschwisterkinder nicht in eine Gruppe kommen. Auch Zwillinge nicht. Weil es eben meist einen Entscheider gibt. In der Krippe geht das noch. Da kann es besonders am Anfang eine Hilfe sein. Auch auf der Grundschule werden Geschwister nie in die gleiche Klasse gesteckt.

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Re: Kitafreunde sind unzertrennlich

Antwort von Moosweibchen am 21.01.2022, 19:51 Uhr

Also, zum einen lernen Erzieher:innen durchaus sehr viel über Entwicklungspsychologie in der Grundausbildung. Dieser Irrglaube, man hätte es mit Leuten zu tun, die Windeln wechseln und singen gelernt haben, scheint sich hartnäckig zu halten. Deren Einschätzung ist also durchaus ernst zu nehmen. Dass es der Entwicklung schadet, wenn die Kinder phasenweise ein recht beschränktes soziales Umfeld haben, das sie sich selbst gewählt haben, glaube ich jedoch nicht. Das soziale Umfeld ist sehr dynamisch und es kann von heute auf morgen passieren, dass die zwei Abstand voneinander brsuchen und den werden sie sich auch nehmen. Das würde ich ihnen auch zutrauen. Bis es soweit ist, würde ich vielleicht wirklich ab und zu nachmittags andere sozialkontakte fördern, aber nicht trennen oder erzwingen. Dass Kinder sich phasenweise wieder einnässen ist auch völlig im Rahmen des normalen (was anderes ist eben gerade spannender) und daraus sollte man auf keinen Fall ein großes Ding machen.
Ber ich kann die Situation nicht gut beurteilen, da ich nicht dabei bin. Fakt ist aber, es muss nicht immer jeder mit jedem spielen und klar kommen und Dynamiken ändern sich ständig.

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Re: Kitafreunde sind unzertrennlich

Antwort von pepperle am 21.01.2022, 19:59 Uhr

Ich bin weder in der Situation noch pädagogisch ausgebildet. Aber als Mutti fände ich es schade die beiden zu trennen. Ich hatte selbst eine beste Freundin über Jahre und bis heute gehalten. Ich persönlich habe diese Freundschaft sehr gebraucht und für mich wäre eine Welt zusammen gebrochen bei Trennung. Ich glaube das hätte mir nicht gut getan.
Wir haben uns allerdings nicht komplett von den anderen abgeschottet. Könnt ihr evtl probieren, besonders wenn ihr euch Erwachsene auch gut versteht, die Kinder einzeln zu einem Hobby zu schicken, wo sie auf andere Kinder treffen? Sozusagen als Ergänzung?

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Re: Kitafreunde sind unzertrennlich

Antwort von DK-Ursel am 25.01.2022, 11:20 Uhr

Hej!

Ich kenne das von meinen Kindern auch, und es war nie eine leichte Sitaution in einem Land, wo Gruppen bevorzugt gern gesehen werden.
ABER:
Im KIGA hattenw ir eine tolle Pädagogin, die auf meine damalige Sorge, weils ich meine Tochter an ein Mädchen sehr heftete und ohne sie fast nicht im KIGA bleibenwollte, mal zu mir sagte:
"Wir haben darauf ein Auge, und hin und wieder sind die Kinder ja auch getrennt, ABER wenn es das ist, was Deine Tochter jetzt gerade braucht, dann ist das so."
Dieser Satz ist toll!!!
Das hat mich gelehrt, späteren, durchaus ehrlich gemeinten Sorgen der Pädagogen und Lehrer beider 2. Tochter anders entgegenzutreten.
Und da ich ja eigentlich auch selbst weiß, daß meine kinder eher Individualisten und keine Herdentiere als Eltern haben, fiel der Apfel eben nicht weit vom Stamm und die Kinder waren ähnlich.
Ja, es birgt natürlich Gefahren, und es ist gut, daß die Pädagogen ein Auge drauf haben.
ABER man kann Freundschaften nicht erzwingen.
Du kannst Angebote machen und andere Kinder versuchen einzuladen - mit wem Dein Kind spielt oder mit wem ich ins Kino gehe, das bestimmt immer der einzelne selbst, nicht wahr?
Und WENN die Freundschaft nicht friedlich ausläuft, spondern einseitig gekündigt wird und das Kind leidet, nun ja, dann ist immer noch Zeit zu handeln. Auch damit fertigwerden ist ein Lernprozeß,der wichtig ist und den viele heute gar nicht meh rschaffen.
Aber das Thema behandele ich erst, wenn es da ist.

Solange kannst Du eben andere inladen und auch darauf achten,daß Dein Kind ansonsten freundlich, höflich und en Ausklommen mit den anderen hat.
Hier waren dann manche Erwachsene erstaunt, daß meine Kinder trotz der "Einseitigkeit" und des Individualismus, trotz der Einzelgängerei, doch sozial agierten und auch in Gruppen später gern gesehen waren - sie bestimmten nur selbst, in welchem Ausmaß sie sie ertrugen.

Gruß Ursel, DK

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