Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von 4hamänner am 17.11.2009, 20:09 Uhr

Welche Schulform??? Ich bin mir sooo unsicher... lang

Hallo Steffi,

also wir hatten so nen "Eiertanz" letztes Jahr durch. Mein Sohn ist Mitte Juni 6 geworden und vor ca. 1 Jahr war für mich alles andere als absehbar, dass er bis August "schulreif" sein könnte. Nun ist er auf Grund seiner komplexen Behinderungen auch ganz schlecht testbar - aber auch weil er sich einfach nicht gern testen lässt.

Eigentlich ist er aus unserer Sicht nicht im eigentlichen Sinne geistig behindert. Aber er hat Behinderungen, die seine Entwicklung enorm beeinträchtigen und eben auch verzögern (Tetraparese, Epilepsie, verzögerte Entwicklung des Sehens wg. einer zentralen Sehbehinderung, verbale Entwicklungsdyspraxie = seine Sprache entwickelt sich sehr untypisch, spricht nur sehr wenig). Leider verstärken sich diese Behinderungen ja gegenseitig auch noch. Aber Sebastian war immer wach und neugierig (im Rahmen seiner Möglichkeiten und auch darüber hinaus, was das ganze dann stressig macht ).

Ich hatte mich damals noch gegen die Vorstellung gewährt, dass er in eine G-Klasse kommt und dann entsprechend abgestempelt ist. Ich wollte ihn zurückstellen lassen, so dass er bis zur Schule lernt, selbständig mit dem Rolli zu fahren und zu kommunizieren (evt. mit seinem Sprachcomputer).

Auf der anderen Seite war die Situation im KiGa: Er ging in einen sehr guten Heilpädagogischen KiGa, aber der Betreuungsschlüssel und die ganze Situation haben eine "Vorschule" nicht ermöglicht und "nur" KiGa fand ich war auch nicht mehr das Richtige (auch zum Bedauern der Erzieher nahm das Pflegen einen sehr großen Teil ein und der Rest kam leider etwas kurz).

Wir haben uns dann mit verschiedenen Schulen auseinandergesetzt und uns auch die Körperbehindertenschule angesehen. Da dort Kinder mit vorrangig motorischen Problemen sind, wird auch in den G-Klassen viel Wert auf das Erlernen der Kulturtechniken (Lesen, Schreiben ...) gelegt. Die Klassen sind aber klein und neben den Lehrern und Pädagogischen Hilfskräften gibt es Praktikantinnen und Zivis. Die Direktorin hat uns dann damit "geködert", dass Sebastian ja erstmal im Mehrfachbehindertenbereich (G-Klasse) eingeschult werden könnte und man dann nach einem Jahr eine Umschulung in die 1. Klasse des L-Bereichs (lernbehindert) der gleichen Schule in Betracht ziehen kann.

Was mich total erstaunt hat, war dass mein Sohn innerhalb eines halben Jahres (wir hatten uns den "Notausstieg" im Mai noch offen gelassen) sich wahnsinnig entwickelt hat. Er war jetzt viel mehr gruppentauglich (fühlte sich auch in der Gruppe angesprochen), machte bei der Selbständigkeit riesen Fortschritte (zu mindest für ihn - grins) und auch in Sachen Kommunikation hat sich einiges getan (wenn auch immernoch mit dem gleichen Mini-Wortschatz). Natürlich war er der Kleinste bei der Einschulung (sie sind 4 Kinder in der Klasse und die anderen sind alle mehr als ein halbes Jahr älter) und er war auch noch recht kleinkindhaft (er ist ja schließlich auch entwicklungsverzögert). Und dass ihn alle immer süß finden, ist auch nicht immer von Vorteil.

Aber mittlerweile macht er sich super. Er geht gerne in die Schule (mit dem Taxi!!!!) und das Lernen macht ihm Spaß. Die Lehrerin schätzt ihn inzwischen auch als ganz pfiffig ein und ich glaube wir sind auch mittlerweile ein paar Schritte weiter. Für mich ist es nicht mehr abwegig, dass er in einer solchen Klasse ist, und ob eine "Umschulung" für ihn gut wäre, bin ich mir nicht mehr sicher - schließlich MUSS er dann die Leistungen des Lehrplans in allen Fächern in der gegebnen Zeit erbringen und ob das bei allen Teilbereichen so möglich ist, weiß ich nicht (z.B. Heimat- und Sachkunde oder später dann Physik?).

Was deinen Sohn angeht, kann ich dir nur raten, dich bei den Erziehern und Therapeuten zu erkundigen, wie sie deinen Sohn sehen. Schafft er es, eine Therapie 45 min durchzuhalten oder vielleicht beschwert er sich auch mal am Ende, dass es schon vorbei ist? Oder haben sie eher Probleme, sich über die 45 min zu retten? Hat er die Therapien nach dem KiGa - Alltag? Oder musstet ihr sie auf zeitiger legen, weil er sonst zu "fertig" ist? Wenn eine Aufgabe "in die Gruppe" gegeben wird (also ohne individuelle Ansprache), macht er das dann? Wie ist seine emotionale Entwicklung? Wie reagiert er, wenn er nicht seinen Willen durchsetzen kann? Wie ist er im KiGa aufgehoben? Wird er gut gefördert und reicht das auch noch für nächstes Jahr? Diese Fragen sind für mich viel aussagekräftiger als der Test. Denn wenn für dich Teile des Tests nicht richtig verständlich sind, kann das verschiede Gründe haben (Motivation, Konzentration, Verständnis des Tests ...). Und dass er in den Teilen, in denen er therapiert wird gut abschneidet, zeigt, dass man durch Übung die Testergebnisse verbessern kann!

Schaut euch die Schulen gut an, die für euch in Frage kommen und stellt auch euer Kind dort vor. Wenn ihr aber das Gefühl habt, dass er in einer Förderschule besser aufgehoben ist als in einer integrativen Beschulung, dann macht euch doch auch dort kundig. Lasst euch nicht von der einen Aussage entmutigen, da gibt es noch mehr Stellen, die etwas zu sagen haben (bei uns gab es z.B. eine Diagnostikwoche in der Schule mit Probeunterricht).

Ich fand es total schwer, dass ich zu so einem frühen Zeitpunkt eine solch einschneidende Entscheidung treffen musste. Ich hoffe, ihr findet eine Lösung, die euch allen gefällt!

LG
Anja

 
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