Nochmal wegen Begriff "Behinderung"

Nicht nur die Behinderung wird behindert

Antwort von Franz Josef Neffe am 21.04.2010, 19:29 Uhr

Wir hätten also ganz klar nicht eine Rechtschreibreform gebraucht sondern eine SPRACHBESINNUNG, wo wir alle lernen, was die Worte, die wir gebrauchen überhaupt bedeuten und warum.
In der Regel ist zu beobachten, dass die allermeisten Worte einfach entsprechend der damit gemachten Erfahrungen gebrauchen. Da wir weit überzählige schlechte Erfahrungen beschert bekommen, wird dadurch auch unsere Sprache sehr einseitig und manche Erlebensbereiche verschwinden in der Folge einfach mangels Schreib- und Denksprache, ohne dass es bewusst wird. Ich merke das in der Praxis sehr deutlich, wenn ich als Ich-kann-Schule-Lehrer zum Zwecke von Problemlösung die verdrängten und verlorenen Möglichkeiten wieder ins Bewusstsein hebe.
Gerade die Schule ist hier ein Spitzenvernichter von Möglichkeiten, da sie stur nur ihre Papierkonzepte weiterperfektioniert und da sie sich nicht an den Kräften und Talenten des Menschen orientiert sondern an den Defekten.
Nehmen wir nur ein konkretes Beispiel, um zu zeigen, wie vernichtend sich päd. Sturheit auswirken kann:
Seit dem KMK-beschluss vom April 1978 wird in Deutschland "Legasthenie" gefördert. Das Wort kommt von griech. "legein = lesen" und "asthenaes = schwach" und bedeutet demnach "Leseschwäche". Das konkrete Ergebnis der "Förderung der Leseschwäche" ist, dass wir heute doppelt soviele rechtschreibfehler schreiben wie zuvor. Ein wahrhaft stolzes Ergebnis!
Es kommt aber noch viel schlimmer: das Fachwort für LeseSCHWÄCHE - die dank unserer Pädagogik wächst wie verrückt - heißt "Legasthenie". Wie aber, so meine IKS-Frage, lautet das Fachwort für das, was wir durch diese Pädagogik so übererfolgreich heruntergewortschaftet haben? Wie lautet das Fachwort für die LeseSTÄRKE (die in der IKS die Hauptrolle spielt)?
Ihr findet es nicht? Es gibt keins! Weltweit! So groß ist unser konkretes Interesse an einem der wichtigsten Talente des Menschen: an der LeseSTÄRKE.
Wenn wir es nur konkret untersuchen, lässt sich nicht übersehen, dass sich die päd. Dummheit und Ignoranz nicht nur auf Worte wie "Legasthenie" oder "Behinderung" beschränkt. Die meisten Worte, die mit Schule zu tun haben, kennzeichnen heute ziemlich genau das Gegenteil dessen, was das Wort bedeutet, und dass dies so ist, ist nicht von selbst so gekommen. Es war viel, sehr viel Unterricht nötig, soviele Probleme so groß machen.
Wenn wir wieder wie in der IKS anfingen, statt des angelernten den eigenen Verstand zu benutzen und alles zu prüfen, kämen wir hinter die Fehler und könnten den Augiasstall ausmisten. Wenn wir den weiter so lassen, wird er uns ganz sicher stinken.
Da kann ich nur viel Vergnügen wünschen.
Franz Josef Neffe

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