Rund um die Erziehung

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Geschrieben von astrosternle am 17.01.2008, 10:14 Uhr

Nicht hören bei 6-jährigem - Phase?

Hallo!

Habe schon längere Zeit Probleme mit meinem Großen. Es fing an extremer zu werden, als er so ca. 5 Jahre alt wurde.

Nun konnte ich auch z.b. im Kiga bei anderen beobachten, daß diese sich auch so extrem verhalten. Das äußert sich in unmöglichem Ton, Anschreien, Widersprechen, Nichthören und Nichteinsichtigsein, Patzige Antworten geben, bockig sein auch mit umsichschlagen.

Auf der einen Seite tröstete es mich ein wenig, weil auch andere das gleiche Problem haben. Ist es wirklich so, daß es eine Art "Phase" dieses Alters ist (denke so 5-6 Jahre)?

Wie geht Ihr damit um, wenn Ihr diese Phase auch kennt?

Bei uns gibt es die Probleme beim Aufräumen, morgens Anziehen, kommen, wenn man etwas möchte, ständige Diskussionen usw.

Ich bin oft an meinen Grenzen angelangt, weiß nicht was ich machen soll bzw. wie ich mich angemessen verhalten kann. Leider lasse ich mich nur zu leicht in Machtkämpfe ein und schaffe es nicht, ihm die Verantwortung für sein Tun zu überlassen, weil ich mich dann einmischen muß und meine Meinung dazu sagen muß (artet dann eher in Predigen aus).
Ich suche Möglichkeiten der logischen Folgen, aber irgendwie finde ich keine, mein Kopf ist dann einfach leer oder ich ärgere mich zu sehr, als daß mir etwas sinnvolles einfallen könnte
Ich möchte es vermeiden, Strafen zu verhängen, er soll Wahlmöglichkeiten haben, aber auch sich an die Rgeln halten.
Oft habe ich das Gefühl, er nimmt mich nicht ernst, er hört mich gar nicht, meine Aussage kommt bei ihm nicht an.
Auf der anderen Seite braucht er Nähe und Aufmerksamkeit. Jedoch bekommt er die grade eher negativer Art, was das Problem ja eher noch verschlimmert als bessert.

Wer hat ähnliche Erfahrungen und kann mir hilfreiche Tips geben? Wie schaffe ich es in bestimmten Konfliktsituationen außen vor zu bleiben? Wie viele Regeln sollte es geben? Woher weiß ich welche Regeln wirklich wichtig sind?

Sorry, aber manchmal weiß ich einfach nicht mehr weiter.

LG Claudia

 
4 Antworten:

Re: Nicht hören bei 6-jährigem - Phase?

Antwort von heike-su am 17.01.2008, 13:08 Uhr

Hallo Claudia,
ich habe eine 6-jährige und eine gerade 4-jährige Tochter. Die verhalten sich ähnlich. Vielleicht etwas gemäßigter.
In der KiTa, oder auch auf Kindergeburtstagen, wo mehrere gleichaltrige Jungs zusammenkommen, da beobachte ich das auch. Es sind bei ihnen untereinander Machtkämpfe, sie testen ihre Kräfte. In der KiTa und untereinander ist das ja auch o.k. Zu Hause nicht - ganz klar. Da bist Du der Chef und er hat auf den Chef zu hören.
Vielleicht wäre das ein Ansatz. Du setzt Dich mit Deinem Sohnemann mal ganz ruhig hin, erklärst ihm zuvor, dass Du mit ihm sprechen musst. Und zwar allein, ohne Störung durch dritte, ohne Spielzeug und auf Augenhöhe (das ist wichtig, Du musst auf seine Augenhöhe runterkommen). Dann erklärst Du ihm, dass sein Verhalten Dir weh tut (und zwar in der Ich-Form "MIR tut Dein verhalten weh"), dass Du das nicht möchtest ("ICH möchte das nicht. ICH möchte nicht ständig mit Dir streiten") und das Du der Chef bist ("ICH bin hier der Chef. Und der Chef sagt, wo es lang geht.").
Und mehr erst mal nicht. Dann dürfte seine Aufmerksamkeitskapazität erschöpft sein. Drück ihn zum Schluß, mach ihm deutlich, dass er Dein Großer ist und Du ihn gern hast.

Du hast geschrieben, dass er Aufmerksamkeit braucht, er sie aber in Form von negativer Aufmerksamkeit bekommt. Da scheint eine Wurzel zu liegen. Könnte es sein, dass er über Tisch und Bänke geht, weil er Deine Aufmerksamkeit sonst nicht erweckt? Lobst Du ihn denn? Förderst Du positives, erwünschtes Verhalten?
Grenzen müssen sein. Ganz klar, das weis er auch. Schließlich testen Kinder ständig Grenzen aus. Welche Grenzen es gibt, das bestimmst Du als Chef. Das, was Dir wichtig ist, für ein harmonisches Zusammenleben. Sie sollten ihm aber Raum zur Entwicklung, Entfaltung geben. Und klar, es muss auch mal Ausnahmen geben. Die sollten aber als solche benannt werden.

Was das Aufräumen betrifft. Da habe ich eine ziemlich radikale Methode, die aber schon nach dem ersten Mal Wirkung gezeigt hat. Unsere beiden sollten Aufräumen, taten sie nicht. Ich habe sie einmal, zweimal, dreimal aufgefordert - nichts. Dann habe ich ihnen gedroht, "Wenn ich bis drei gezählt habe und ihr habt nicht angefangen aufzuräumen, dann kommt der blaue Sack! Eins, zwei - anfangen aufzuräumen (es tat sich nichts) drei!" Und die Sachen, die auf dem Boden lagen wanderten in einen blauen Müllsack und flogen die Kellertreppe runter. Ein Riesengeschrei und Geheul zum Steine erweichen. Aber es hat nichts geholfen, die Sachen waren weg (und das ein paar Wochen lang). Es hat Wunder gewirkt. Seitdem (und das war letzten Sommer) wird angefangen aufzuräumen, wenn wir sie dazu auffordern. Klar, ich helfe mit, sage, vor allem der Kleinen, was wohin gehört (Du räumst jetzt die Bücher ins Regal; usw.). Aber sie räumen auf. Auch gibt es Ausnahmen, da räume ich auf, weil die Zeit fehlte.
Soll Dein Großer eigenlich alles alleine aufräumen? Oder hilfst Du ihn dabei, indem Du ihm sagst, was wohin gehört? Vielleicht erwartest Du auch zu viel von ihm. Er spürt das und reagiert mit Ablehnung/Bockigkeit?

Ich mache in dieser Stelle lieber Schluß, es ist vielleicht schon viel zu viel...
LG und starke Nerven, versuche Dich nicht provozieren zu lassen, lobe ihn für erwünschtes Verhalten und drücke verbal Dein Mißfallen bei unerwünschtem Verhalten aus (alles in der "Ich"-Form - habe ich von unseren Erzieherinnen in der KiTa gelernt). Ich wünsche Dir alles Gute
Heike

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Re: Nicht hören bei 6-jährigem - Phase?

Antwort von astrosternle am 17.01.2008, 15:26 Uhr

Hallo!

Danke für Deine Antwort. Also das mit dem Müllsack hatten wir bereits vor 2 Wochen. Da hatte mein Mann seine "Aufräumzeit", d.h. unser Sohn bekam eine "Frist" gesetzt bis wann er aufräumen sollte, ansonsten räumt Papa auf, mit Sack und ab in Keller. Wir hatten zwischenzeitlich auch noch Sperrmüll und mein Mann hätte das wohl auch noch rausgeschmissen, so angenervt hat ihn das ganze. Es war wirklich so, daß es höchstens zwei Tage dauerte bis das Zimmer wie ne Müllhalde aussah. Er hat aber auch zuviele Sachen und nach der Aufräumphase meines Mannes haben wir auch aussortiert. Nun räume ich mit ihm zusammen jeden Abend das nötigste weg und ansonsten wird erst was anderes gemacht, wenn das Bespielte aufgeräumt wird.

Am meisten ärgere ich mich über mich selbst, weil ich mich auf Diskussionen und Machtkämpfe einlasse. Ich rege mich dann einfach so auf, daß ich nur noch losschreien könnte. Jetzt bin ich zwar ruhiger, aber manchmal da könnte ich echt die Wände hochgehen. Ich möchte ihm ja seine Freiheiten lassen, aber manche Dinge gibt es, die er akzeptieren sollte.

Grade heute, als ich ihn vom Kiga abholte, hat er auch gesponnen. Die Erzieherin geärgert (über die Tische gekrabbelt), in der Garderobe geschrien. Draußen hat er noch andere Kids geärgert und ich habe ihn schließlich ganz ruhig geschnappt (brauche schon Kraft bei dem Wildfang) und ihn ins Auto verfrachtet, angeschnallt und selber rein und nach Hause. Habe mich auf keine Diskussion eingelassen und siehe da, wieder wie ausgewechselt.

Zuhause habe ich noch mal mit ihm geredet, daß ich das nicht möchte. Auch habe ich versucht für mich die wichtigsten Regeln aufzustellen und versuche diese nun konsequent einzuhalten (fällt mir schwer).

Mal sehen ob es klappt. Weitere Tips nehme ich gerne entgegen.

LG Claudia

PS: Ach ja, ich lobe sein Großsein so oft es geht und ich es auch ernst meine, sonst kommt er sich ja auch vera... vor. Aber das Negative überwiegt einfach grade und ich höre mich fast nur Meckern (geht mir selber schon auf den Keks). Selbst wenn mal die kleine Schwester was macht, was sie nicht soll, rutscht mir schon mal sein Name raus. Das zeigt mir, daß ich so langsam sein negatives Verhalten verinnerliche und das will ich ja nicht, ich will ja neutral bleiben können und ihn nicht von vorneherein verurteilen. Echt schwer!

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Re: Nicht hören bei 6-jährigem - Phase?

Antwort von heike-su am 18.01.2008, 12:13 Uhr

Hallo Claudia,
wenn sein Zimmer immer wieder wie ein Schlachtfeld aussieht - hat er da vielleicht zu viel Spielzeug und weis einfach vor lauter Fülle nicht, mit was er sich beschäftigen soll?
Entrümpelt doch mal gemeinsam. Ihr geht gemeinsam das Spielzeug durch, Sachen, die er schon lange (d.h. einige Wochen) nicht mehr angesehen hat, die werden auf jeden Fall weggeräumt. Er sucht sich 4-5 Spielsachen aus (z.B.: 1=Lego; 2=Autos (aber nicht 20-30 Stück) usw.), die anderen Spielsachen machen "Urlaub". Und nach 2-3 Monaten wird getauscht. Da gehen andere Spielsachen in die "Ferien" (Spielzeug muss sich ja auch mal erholen...). Bücher und Puzzles sollten allerdings immer verfügbar sein.
Du schreibst, dass er "Aufräumzeit" hat, bis wann er aufgeräumt haben muss. Das kann er noch gar nicht überblicken, Dazu ist er noch zu klein. Ihm nur sagen, dass er bis x-Uhr aufgeräumt haben soll - das kann nicht funktionieren. Das kann er nicht. Du musst ihm kurze Fristen geben "Wir räumen jetzt zusammen auf" oder "Bis zum Abendessen ist der Fussboden freigeräumt/die Autos weggeräumt". Es müssen kurze, klare Anweisungen sein. Eine nach der anderen. Mehrere auf einmal kann er sich noch nicht merken. Bei uns hat jede Spielzeugart ihre eigene Kiste - Barbies in diese Kiste, Tiere in jene Kiste, Kochgeschirr dort hinein. Die Kinder kennen die Kisten. Und beim Aufräumen gibt es dann klare Ansagen: "Sarah Du räumst die Barbies in die Kiste, Stephanie Du die Bücher ins Regal." Wenn das erledigt ist, kommt die nächste Ansage.
Ein 5/6-jähriges Kind kann ein Zimmer noch nicht eigenständig vollständig aufräumen. Klar es gibt Ausnahmen. Diese Kinder haben aber ein angeborenen Ordnungssinn. Das ist aber eher selten. Oder sie sind sehr gut "gedrillt".

Lobst Du ihn denn auch, wenn er etwas gut gemacht hat oder freiwillig. Das meinte ich mit "erwünschtes Verhalten stärken/loben".
Wenn ich unsere Mädels von der KiTa abhole und sie sind mit irgendetwas beschäftigt, dann sage ich ihnen, dass sie bitte zum Ende kommen sollen (oder mach das noch fertig und dann komm bitte). Nach einiger Zeit (sschließlich muss ich zwei abholen) schaue ich nach der ersten, diese sollte sich schon auf den Weg zur Garderobe gemacht haben. Wenn nicht, wird sie angetrieben. Wenn dann einer unserer beiden Mädels mal nicht kommen möchte, dann sage ich einfach "Ich gehe jetzt, und tschüss" - da müsstest Du sie mal sehen. Dann kommen sie aber angerannt. Allerdings wende ich mich auch wirkich zum gehen und gehe Richtung Ausgang. Und ich würde das Gelände auch ohne sie verlassen - ohne mich umzudrehen. Aber das war bislang nie erforderlich.
Wenn die Große dann mal schon vor dem 2. Nachsehen fix und fertig angezogen ist, dann lobe ich sie auch dafür.

Unternimmst Du eigentlich ab und zu etwas nur mit Deinem Sohn? Macht er Sport (Fussball, Judo, Schwimmen)?

Ich muss jetzt los, einkaufen und dann die Zwerge abholen.
Ich wünsche Dir ein weniger stressiges Wochenende. Vielleicht gehst Du ja mal nur mit Deinem Sohn auf den Bolzplatz Fussball spielen...
LG
Heike

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Re: Nicht hören bei 6-jährigem - Phase?

Antwort von astrosternle am 18.01.2008, 15:21 Uhr

Hallo Heike!

Danke für Deine worte. Das mit der Aufräumzeit hatte nur der Papa aus ner Streßsituation heraus verhängt. Ich handhabe es jetzt so, daß ich zusammen mit ihm aufräume, ähnlich wie Du es geschrieben hast, versuche ihn anzuleiten und helfe auch etwas mit. Ja, er hat zuviele Sachen und wir werden auch noch mal aussortieren müssen. Das mit dem "Urlaub" machen für Spielzeug ist ne lustige Idee.

Ich lobe ihn so oft es geht, wenn er etwas freiwillig gemacht hat (kommt ab und an auch vor) oder wenn etwas gut geklappt hat. Auch sage ich während einer Sache etwas, so nach dem Motto "jetzt haben wir/Du es bald geschafft" oder "das hat toll geklappt" usw.

Nun ist es leider grad so, daß er gegen alles geht. In den Kiga geht er nicht gerne, dort grenzt er sich auch durch sein extremes z.t. aggressives verhalten aus. Zur Zeit ist es schlimmer geworden. Er trägt seine wut mit sich und lädt sie da ab wo Platz ist. Auf das Bsp. mit dem Weggehen bezogen: Mein Sohn würde schreien wie ein Verrückter und mir sonstwas hinterherschreien, weinen und dann irgendwann kommen, aber nur unter einem enormen Aufstand, den Außenstehende nicht überhören könnten. Dadurch bekommt er seine Aufmerksamkeit aber halt negativ. Ich glaube fast schon, daß er sich einfach damit abgefunden hat, anzuecken.

Dabei hat er auch eine andere Seite, nur diese sehe ich grad selten.

Danke Claudia

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