Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Nina677 am 21.12.2021, 15:37 Uhr

Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Hallo zusammen,

vorweg:
Ich bin ein großer Freund und Befürworter von bedürfnis- und bedarfsorientierter Erziehung, finde Äußerungen wie "solange du die Füße unter meinen Tisch stellst... " ganz schrecklich und ich bin froh, dass sich entwicklungspsychologisch und in Puncto Erziehung in den letzten Jahren/Jahrzehnten so viel getan hat.

Aber dennoch habe ich mich in den letzten Wochen und Monaten öfters mal gefragt: War denn früher wirklich alles so schlimm?

Auslöser meine Frage sind zwei WhatsApp-Gruppen; einmal eine ehemalige PEKIP-Gruppe (12 Mamas), d. h. hier kommen schon seit nunmehr fast drei Jahren "Wie-macht-ihr-das-denn?" Fragen und eine Kita-Gruppe (acht Mamas). In beiden Gruppen werden so Fragen gestellt wie:

-Mein(e) Kleine(r) schubst, haut, beißt, kratzt, etc... was macht ihr? (ich sage in so einer Situation z. B.: Wenn du beißt, schubst, haust, beißt... dann gehen wir leider nach Hause"
-Mein(e) Kleine(r) macht X oder Y nicht... was macht ihr? (ich sage in so einer Situation
z. B.: wenn du keine Zähneputzen möchtest, dann können wir leider nicht in die Kita gehen / leider keine Schokolade mehr essen, ect...)
- Mein(e) Kleine(r) spielt mit /während dem Essen.. was macht ihr? (ich sage in so einer Situation z. B. : Wenn du fertig bist mit dem Essen, dann kannst du gerne aufstehen und X oder Y machen, ansonsten kommt der Teller weg - und der kam dann auch schon weg, weil ich das ständige Aufstehen und weglaufen während dem gemeinsamen Essen nicht mag...)

Ich bin für diese wenn-dann-Sätze, Teller-weg-nehmen schon fast gesteinigt worden... deshalb die Frage? Echt? Ist das wirklich so schlimm? Andere Mama´s haben dann z. B. geantwortet, dass man ja niemals wenn-dann Sätze sagen darf... ja aber warum denn eigentlich nicht?

Kurz zur Erklärung:
Ich sage wenn-dann Sätze nie mit einer Drohung (z. B. wenn du nicht lieb bist, nimmt der Nikolaus alle Geschenke wieder mit), sondern vielmehr mit einer (zumindest für mich) logischen Konsequenz:

- Wenn du keine Zähne putzt, können wir leider nicht in die Kita gehen (weil ich halt mit ungeputzten Zähnen nicht aus dem Haus gehe)

- Wenn du andere Kinder schubst, dann müssen wir leider nach Hause gehen, weil es nicht schön ist, andere Kinder zu schubsen

etc.

Im Erwachsenen-Leben ist es doch nichts anderes: Mich zwingt niemand zu arbeiten, aber wenn ich nicht arbeite, dann verdiene ich auch kein Geld (kann mir dann nur wenig leisten, etc...)

Versteht ihr was ich meine?

Und noch kurz zum Abschluss: was ich ganz schlimm finde (und das diskutiere ich tatsächlich auch oft mit meinem Mann und meiner SchwieMu ) sind Sätze wie : Wenn du x oder y machst / nicht machst, ist der Papa / die Oma ganz traurig / hat dich nicht mehr lieb.... oder auch: Wenn du x oder y haben möchtest , dann musst du den Papa / die Oma erstmal ganz fest drücken... solche Sätze sage ich nicht und solche Sätze möchte ich auch nicht hören.

Aber ansonsten: Wie handhabt ihr denn das mit den "Wenn-dann"Sätzen...

bin gespannt auf Eure Antworten ;-)


liebe Grüße

 
15 Antworten:

Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von Reh77 am 21.12.2021, 18:51 Uhr

Ich nutze "wenn dann" Sätze nur sehr selten und wenn dann sehr gezielt.

Manches davon kann nach hinten losgehen.
Bei einem deiner Sätze ist Vorsicht geboten.
Kind will nicht in den Kindergarten. Also braucht es bei dir nur keine Zähne putzen und kann nicht gehen.
Schlecht, wenn du arbeiten/weg musst.
Noch schlechter, wenn sich dein Kind daran gewöhnt und Schulkind ist.

Zähne putzen und Schokolade habe ich noch nie verstanden.
Denn jedes Essen verursacht, bei auf Dauer ungeputzten Zähnen, einen Schaden.
Und nach dem Zähneputzen wird erst einmal nichts gegessen, also morgens.
Und abends gar nicht mehr.

Hält man selbst angekündigte Konsequenzen nicht ein, kann das zum Problem werden.
Denn das Kind/die Kinder merken, was Mama sagt macht sie nicht.
Oder macht sie nur selten und das führt zu Unsicherheit.

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von Nina677 am 21.12.2021, 21:03 Uhr

Lieben Dank für deine Antwort.

Ja stimmt, so herum hab ich´s tatsächlich noch nicht betrachtet. Die Situation Zähneputzen-kein Kindergarten läuft bei uns so ab, dass sie schon beim Frühstück fragt, können wir jetzt endlich fahren, ich sage dann: Ja, da müssen wir uns aber erst noch anziehen und die Zähne putzen, sie sagt: nein, ich mag aber keine Zähne putzen und ich sag dann: Ok, dann können wir aber auch leider nicht in den Kindergarten fahren. Sie will ja unbedingt gehen, aber klar, irgendwann kapiert sie, dass das natürlich auch andersherum funktioniert.

Mir ist es in den letzten paar Wochen einfach extrem aufgefallen, dass eine Frage in den WA-Gruppen gestellt wurde, jemand hat geantwortet (und eben oft auch so, wie ich antworten oder handeln würde) und dann sind gleich zig Antworten mit dem imaginär erhobenen Zeigefinder "Nein-um-Gottes-Willen-so-darfst-du-nicht-mit-deinem-Kind-reden" zurückgekommen...

Danke dir jedenfalls für deine Sichtweise und deine Antwort

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von Babyborn18 am 21.12.2021, 22:06 Uhr

Man muss sicher vorsichtig mit solchen Sätzen sein bzw. darauf achten, dass man die Konsequenzen auch durchziehen kann oder sie einem nicht zum Nachteil ausgelegt werden können ;)
Aber Mal "unter uns": mich interessiert nicht, was andere Mamas denken oder was Erziehungsratgeber sagen. Wir erziehen so, wie wir es für richtig halten und bei uns fallen ständig wenn-dann-Sätze.
Erziehung ist doch auch ein stetiger Lernprozess für einen selbst, bei dem es aber kein pauschales richtig oder falsch gibt. Sondern meist nur ein individuelles.

Und was mir extrem auffällt: es sind fast ausschließlich nur Frauen / Mütter die sich immer so "battlen" müssen und jede weiß es besser. Von daher tausche ich mich gerne aus, wenn ich der Meinung bin, ich brauche Rat oder Empfehlungen. Aber ansonsten rechtfertige ich mich nicht für meinen Erziehungsstil und mache es so, wie ich es für richtig halte. Und WENN mein Sohn beim Essen wiederholt Faxen macht, DANN ist das Essen eben weg. Mir egal, wie ändere das finden ;)

LG

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von wolfsfrau am 22.12.2021, 7:51 Uhr

Du siehst ja an dem Beispiel mit dem Zähneputzen, dass es eben für euch passt, für andere ganz und gar nicht.
Einer meiner Söhne wäre spielen gegangen und damit zufrieden gewesen, nur das ich eben zur Arbeit musste.

Ich tausche mich gerne aus. Austausch im Sinne von Meinungen und Erfahrungen hören und sagen dürfen und das für mich passende herausfinden.
Leider haben viele Mütter das Gefühl, "gewinnen" zu müssen im Sinne von Recht haben.
Da bin ich dann raus, auch wenn es nicht um Kinder geht.
Ich mag nicht missionieren und nicht missionieren werden.

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von AKAM am 22.12.2021, 11:26 Uhr

Hallo,

ich finde wenn-dann-Sätze nicht unbedingt schlimm, solange sie nur dazu dienen, dem Kind die Situation zu erklären. Das ist wie "wenn du hier auf den Schalter drückst, dann geht die Lampe an der Decke an" oder Ähliches. Natürlich muss man immer sehen, dass man die Konsequenz auch wirklich umsetzen kann. Mich würde interessieren, was die anderen Mütter denn vorgeschlagen haben in so einem Fall: Kind beißt/schubst/haut ...??
Es ist ja egal, wie man es formuliert, das Endergebnis (dass man nach Hause geht, wenn das Kind andere Kinder haut) bleibt ja dasselbe.

LG
Anja

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von Nina677 am 22.12.2021, 12:34 Uhr

Lieben Dank für eure Antworten ;-)

Ich bin echt auch sehr für einen Austausch und absolut auch offen für "neue Wege" (im Sinne von: Probier doch mal bei Situation X Antwort / Reaktion Y aus, das hat bei uns geholfen... )

Gerade beim Thema Schubsen wäre ich froh und dankbar, wenn es auch noch einen anderen Weg gäbe, als nach Hause zu gehen (wobei ich das Ganze jetzt etwas relativieren mussen, das Schubsen nimmt hier jetzt keine Ausmaße an, die Erzieherinnen haben gesagt, dass sie das in der Kita überhaupt nicht macht, sie aber an meiner Reaktion natürlich merkt, dass mich das triggert und das tut es tatsächlich. Es ist eine Phase und die wird ja hoffentlich bald wieder vorbei sein ;-))

Was ich eben auch nicht mag ist das Gefühl von belehrt werden und so hab ich die letzten paar Antworten in den Chat-Gruppen eben empfunden (Wir sind halt nicht alles Sozialpädagogen und / oder Lehrerinnen in der Gruppe ;-))

Zum Schubsen / Hauen wurde z. B. gesagt, dass man dem Kind erklären soll, warum man das nicht macht - ja schön, dass habe/tue ich permanent, aber mit knapp drei Jahren ist das Verständnis halt leider noch nicht so vorhanden... und wenn sie nach dem zweiten oder dritten Mal sagen immer noch schubst, dann ist für mich die einzige Lösung, sie aus der Situation herauszunehmen.

Ein Thema war z. B. noch das Kind spielt mit / während dem Essen: Da wurde dann z. B. gesagt, dass man die Kinder einfach machen lassen soll, ggf. mitmachen... ja, das ist absolut ok, wenn sie das erste Mal anfangen, vom Tisch mit zu essen, aber wie sollen Kinder denn wissen/lernen, dass Lebensmittel kostbar sind (auch wenn wir alles im Überfluss haben) und man das nicht bis zur aller Unkenntlichkeit vermantscht um es dann hinterher wegzuschmeißen, weils dann niemand mehr essen kann/mag? Und hier geht es nicht um Kartoffelpüree-Berge bauen...

Ich versuche ja mit den Wenn-Dann-Sätzen auch eine Art Erklärung / Konsequenz zu bewirken, aber ja, der Schuß kann auch nach hinten losgehen

liebe Grüße

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von Muschelnudel am 22.12.2021, 19:11 Uhr

Hmm .. .
Ich sehe es ähnlich wie du.

Wer hier keine Zähne putzt, der isst auch nichts süßes.
Wer kein Mittag isst, bekommt kein Eis. Natürlich muss niemand mittag essen, aber dann gibt's halt auch kein Eis.
Wenn nur Gemeckert wird auf dem Spielplatz, dann habe ich keine Lust mehr, dann geht's nach Hause. Das sage ich auch so, klar formuliert. Mein Kind braucht eine starke Struktur. Sicher benötigt nicht jedes Kind solche Ansagen, aber meines orientiert sich daran.

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von cm2507 am 22.12.2021, 21:21 Uhr

Auch wenn ich es manchmal anders besser finden würde, ich nutze auch oft wenn/dann - Sätze. Wenn du mit dem Essen spielst kommt es weg, wenn du nicht hilfst deine Spielsachen wegzuräumen kannst du nicht Fernsehen etc...
schöner wäre es wenn’s immer klappt mit: bitte räume noch auf, danach können wir den Fernseher anmachen. Klappt manchmal, aber halt nicht immer.

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von Aixoni am 23.12.2021, 12:25 Uhr

Ich sehe nichts falsches an den Sätzen, sofern man die Konsequenzen eben dann auch umsetzt und sie im kausalen Zusammenhang stehen. Deine Beispielsätze mit emotionaler Erpressung der Großeltern finde ich auch total daneben und kann mich da aus meiner Kindheit von meiner einen Oma noch gut dran erinnern. Ich hoffe, dass meine Eltern oder Schwiegermutter sowas nicht bringen, ansonsten würde ich sie wohl im Anschluss beiseite nehmen und drüber sprechen...

Bei meinen Kindern komme ich damit natürlich noch nicht weit, aber in den anfängen mache ich das ehrlich gesagt auch schon bei meiner Großen (19 Monate).

Ich sage ihr auch, dass ich ihren Teller wegnehme, wenn sie weiterhin alles auf den Boden schmeißt, da sie ja offensichtlich satt ist. (Matschen darf sie noch ein wenig)
Genauso sage ich ihr, dass sie erst eine Sache aufessen soll, bevor sie etwas anderes bekommt, zB: "Wenn du dein Brot aufgegessen hast, dann darfst du noch eine Banane haben." Voraussetzung ist da bei mir aber immer, dass sie sich auf das erste Essen selbst ausgesucht hat und es definitiv eigentlich mag. Wenn ich ihr etwas neues vorsetze und sie es dann nicht essen mag, finde ich es okay.

Und in den meisten anderen Situationen versteht sie mich halt einfach noch nicht da erkläre ich ihr zwar auch, warum etwas so ist wie es ist oder sie etwas nicht tun darf bzw etwas machen soll, aber richtige Konsequenzen gehen wahrscheinlich erst ab 2,5 oder so,wenn der Wortschatz ausreicht. Bis dahin nehme ich sie aber natürlich trotzdem aus Situationen raus die nicht gehen und sage ihr warum.

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Kleine Erpressungen…

Antwort von Hexhex am 23.12.2021, 15:17 Uhr

Wenn-Dann-Sätze benutzt ganz sicher jede Mutter, und zwar auch diejenigen, die es nicht zugeben. Selbst oft genug erlebt. Man sollte aber ehrlich sein: Wenn-Dann-Sätze SIND eine Form der Erpressung, die sich als “logische Folge” tarnt. Sie werden vom Kind auch so empfunden. Sie repräsentieren die Macht, die wir Eltern haben, und sie signalisieren dem Kind, dass wir bereit sind, diese Macht auch einzusetzen.

Außerdem vermitteln diese Sätze dem Kind die unwahre Botschaft, dass es selbst entscheiden kann, ob es sich verweigern (und dann die Konsequenz tragen) will oder nicht. In Wirklichkeit liegt die Entscheidung in vielen Alltagssituationen aber gar nicht beim Kind, weil das einfach nicht geht. Denn es ist mein Job als Mutter, dass ICH entscheide, dass jetzt zum Kiga aufgebrochen werden muss und dass bei 0 Grad eine Mütze und ein Halstuch getragen werden usw.

Ich selbst habe daher immer versucht, diese “Erpresser-Sätze” zu meiden, auch wenn sie mir bei Ärger oder Zeitdruck natürlich passiert sind. Ich habe stattdessen das Leierkasten-Prinzip angewendet. Ich habe Aufforderungen, ruhig, aber hartnäckig wiederholt, bis vom Kind das getan wurde, was nötig war. Ich habe das auch nicht mit quengelnder Säuselstimme gemacht, sondern durchaus nachdrücklich und energisch. Die Kinder haben gespürt, dass ich nicht nachgeben würde. Ich finde das ehrlicher, als Wenn-Dann-Sätze.

Ich muss aber sagen, ich glaube, eine gute, liebevolle Kindererziehung hängt letztlich nicht an Formulierungen. Man sollte das nicht überschätzen. Wichtig finde ich, dass man die Kinder überall dort mitentscheiden lässt, wo das möglich ist. Dass man aber, wo es nicht möglich ist, auch die Führungsrolle übernimmt, die zum Elternjob dazugehört. Eltern überfordern ihre Kinder, wenn sie ihnen im Alltag die Führung zu oft überlassen.

LG

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von JakobsMutti am 23.12.2021, 19:23 Uhr

Wie alt ist denn dein Kind?

Kausales Denken funktioniert erst ab dem 4. Lebensjahr, also sind diese, wenn das Sätze nicht so effektiv!

Konsequent sollte man sicher dennoch sein.

Ich biete einfach Alternativen an - klappt ausgezeichnet, außer beim Zähneputzen.

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von Felica am 27.12.2021, 9:59 Uhr

Doch das sind Drohungen. Zumal ein grosser Teil deiner angedroht Strafen nichts mit der Ausgangssituation zu tun haben. Warum darf das Kind nicht in den KiGa wenn es die Zähne nicht putzt? Nur ein Beispiel. Direkte Konsequenzen - ja das macht Sinn. Irgendwelche andere Strafen dagegen nicht.

Meine Sache erreicht dein Erziehungsstil nicht. Jedenfalls nicht in dem krassen Stil. Ich arbeite lieber mit positivem bestärken. Angedroht Strafen sind eher die Ausnahme.

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von charty am 27.12.2021, 11:10 Uhr

Wenn-Dann-Sätze verwenden oder haben wir, denke ich, alle verwendet. Es kommt nur darauf an, wann und wie sie angewendet werden.

Ich kann jetzt hier nur sagen, wie ich es die letzten 18 Jahre gehandhabt habe und ich denke, meine Tochter ist damit nicht schlecht gefahren. Auch wenn mich mein Erziehungsstil teilweise viel Zeit gekostet hat.

Wenn ich diese Sätze verwendet habe, dann habe ich das "Dann" meist auch begründet, so dass sie verstehen konnte, warum ich es gesagt habe. Mein Erziehungsstil basierte hauptsächlich auf Erklärungen und Begründungen. Ob das funktioniert ist wahrscheinlich auch Kindabhängig.

Beispiel Zähneputzen: Wenn sie nicht putzen wollte, habe ich ihr gesagt, dass die Zähne irgendwann Löcher bekommen und das tut weh. Etwa so weh, wie wenn sie hinfallen und sich das Knie aufschlagen würde. Das hat meist funktioniert.

Beispiel Schubsen, Haare ziehen, auch bei unseren Katzen: Erklärung, dass das dem anderen Weh tut, so wie ihr das weh tut, wenn ein anderer sie schubst und sie hinfällt. Bei unserem einen Kater, der ein gutmütiger Kerl war, hat sie trotzdem nicht aufgehört am Fell zu ziehen, bis ich ihr einmal - das mag vielleicht nicht richtig gewesen sein, aber es hat geholfen - nach der gefühlt 1.000sten Erklärung angedroht habe, dass ich ihr gleich zeigen werde, wie es für den Kater ist. Dann habe ich sie leicht an den Haaren gezogen und sie fand es nicht lustig. Aber danach war Schluß. Solche Drohungen brauchte es jedoch selten.

Beispiel Essen: Herumlaufen gab es bei mir auch nicht und in der Regel hatte sie so lange am Tisch zu bleiben, bis ich auch fertig gewesen bin. Wenn sie dennoch einfach aufstehen wollte, dann habe ich ihr klar gesagt, dass ich davon ausgehe, dass sie fertig gegessen hat und, dass es aber in der nächsten Stunde dann auch nichts mehr zum Essen gibt. Je nachdem hat sie sich dann umentschieden oder nicht. Man muss dazu sagen, dass meine Tochter, egal wie groß die Mahlzeiten waren, spätestens 1 Stunde nach dem Essen meist wieder Hunger hatte.

Bei uns ein ganz typisches Problem war das Thema anziehen in der Früh zu KiGa-Zeiten. Eine ganze Weile wollte sie sich nicht anziehen und schon gar nicht das, was wir ausgesucht hatten. Das wurde echt zum Zeitproblem und irgendwann griff ich zu einem Mittel, das uns der KiGa empfohlen hatte. Ich sagte ihr klar, dass wenn sie sich jetzt nicht anziehen will, dann müsste sie im Schlafanzug in den KiGa, was gar kein Problem sei, da der KiGa das schon öfter erlebt hat. Sie hat mich nicht ernst genommen, bis ich ihr die Winterstiefel gebracht habe und die Winterjacke hingehalten habe. Das Geschrei war riesig, aber es hat funktioniert und plötzlich ging es ganz schnell.

Beim Einkaufen, nachdem sie immer alles mögliche aus den Regalen gezogen hatte, habe ich ihr ihren eigenen Einkaufszettel gemalt: Z.B. 4 Äpfel, 5 Bananen etc. also wirklich einzelne Äpfel gemalt, so dass sie selbst abzählen konnte. Das funktionierte super und sie war stolz auf sich selbst. Wenn sie auf diese Weise mitgeholfen hat, dann bekam sie ein Überraschungsei und das Thema Süßigkeiten war beim Einkaufen vom Tisch. Hat sie nicht mitgeholfen, gab es auch kein Überraschungsei.

Für mich war immer wichtig, dass sie meine Handlungsweisen versteht und nachvollziehen kann, immer altersgerecht, denn ich habe immer wieder festgestellt und stelle es heute auch in der Nachbarschaft immer wieder fest, dass die meisten Streitigkeiten in den Familien auf nicht vorhandene Kommunikation zurückzuführen sind. Die Eltern wollen etwas nicht, die Kinder verstehen nicht warum und fangen dann an zu bocken und die Eltern auch. Oder die Eltern handeln selbst wie ihre Kinder und monieren aber dann das Verhalten der Kinder, d.h. ein "schlechtes" Vorbild aber ohne Einsicht. Wie soll ein Kind dann ein Nein verstehen?

Hoffe, das kam jetzt richtig rüber. Kann auch sein, dass mein Erziehungsstil mittlerweile total veraltet ist, denn die Gesellschaft hat sich ja zwischenzeitlich einem deutlichen Wandel unterzogen. Aber ich bin gut damit gefahren. Und letztendlich muss jeder seinen eigenen Weg finden, je nach Kind und Familienkonstellation.

Vg Charty

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von Nina677 am 27.12.2021, 14:16 Uhr

Vielen lieben Dank für all eure weiteren Antworten und Sichtweisen! Ich antworte mit dem Handy, kann sein, dass es nicht ganz in die Baumstruktur passt…

Ich möchte eben gerade nicht, dass meine wenn-dann-Sätze als Drohung verstanden werden, denn ich möchte meine Tochter weder bedrohen noch „Macht ausüben“. Ich erkläre ihr natürlich auch, warum xy gemacht werden muss.

Aber um bei dem Beispiel mit dem Zähneputzen zu bleiben (und in neun von zehn Mal putzt sie ja auch die Zähne, das ist ja bei uns zum Glück kein Dauerthema ): für mich ist es schon eine logische Konsequenz, denn wenn morgens keine Zähne geputzt werden, kann man halt auch leider nicht in den Kindergarten gehen (und da geht sie halt sehr gerne hin) weil man mit ungeputzten Zähnen nicht aus dem Haus geht… wenn die Situation Abends so ist, erkläre ich ihr natürlich auch, dass die Zähne kaputt gehen und das dann ganz schlimm weh tut… diese Erklärung zieht aber morgens nicht so gut wie Abends

Positiv bestärken versuche ich z.B. beim Thema Haarewaschen, da sage ich ihr dann z.B. dass sie beim letzten Mal so toll mitgeholfen hat, etc und dann klappt es meistens.

Mir ging es in den WA-Gruppen vor allen Dingen darum, dass gefühlt gleich über einen hergefallen wird, wenn halt in die „Wenn-Dann-Richtung“ geantwortet wurde (ungefähr so, wie all die Mama‘s böse Blicke ernten, die ihren Kindern Butterbrezel statt Dinkelkekse zu essen geben )

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Re: Eigentlich ein Silopo.. .aber war früher wirklich alles so schlimm?(sorry, lang)

Antwort von kea2 am 28.12.2021, 19:02 Uhr

Hallo,

solche Mütter haben häufig sehr kleine Kinder, die ihren eigenen Willen noch nicht wirklich entdeckt haben.
Eine andere Möglichkeit ist, dass sie extrem kooperative Kinder haben. Die sind aber ziemlich selten, und wenn sie zu kooperativ sind, sollte man sich Gedanken machen. Ein Kind ohne eigenen Willen wird es im Leben sehr schwer haben.
Die dritte Möglichkeit ist, dass diese Mütter so viel nachgeben, dass es zwar zu Hause super läuft, die Kinder aber große Probleme haben, sich im Kindergarten oder in der Schule einzufügen, weil sie es gewohnt sind, dass es immer nach ihrem Willen geht.
Das sind dann die Kindergarten- und Schulhofrüpel oder die arroganten Prinzen und Prinzessinnen, mit denen keiner spielen will.

Man muss sowieso immer gucken, was für das eigene Kind und die eigene Familie passt.
Da gibt es kein Standard-Vorgehen, was immer funktioniert.

Unsere Kinder sind z.B. sehr willensstark. Auf sie konnte man im Kindergartenalter stundenlang mit Engelzungen einreden und Spielchen anbieten, wenn sie etwas wollten oder nicht wollten, ohne dass das etwas brachte.
Wir waren ziemlich konsequent, weil die Kinder das einforderten.
Da gab es auch Kritik von anderen Eltern und von Oma, aber da muss man drüber stehen.

Wir wissen mittlerweile, warum unsere Kinder so sind, und dass wir streng sind/waren, ist richtig.

Bei den Konsequenzen muss man natürlich darauf achten, dass man sie wirklich durchziehen möchte und möglichst logisch auf das "Vergehen" folgen.
Diese Beispiele, die Du zuletzt schreibst, gehen gar nicht. Da stimme ich Dir voll zu.

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