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Geschrieben von +emfut+ am 05.06.2008, 15:30 Uhr

So,Thema Ritalin

Hier!

Fumi hat ADS ohne H - die Träumerchen-Variante.

Wie Désirée schon schrieb (ich bin irgendwie heute kurz hinter ihr in den Foren - nein, ich verfolge Dich nicht, es ist Zufall!) ist die Variante schwerer zu diagnostizieren. Aber genau das ist auch die Gefahr bei der Sache.

Bei der H-Variante tragen die Kinder ihre Not nach außen, indem sie schlagen, sich bewegen, brüllen, schreien, um sich schlagen. Das ist für die Umwelt extremst unangenehm, aber es fällt auf und führt dazu schneller zu einem Behandlungsdruck.
Die Kinder ohne H fressen das in sich rein - aber sie sind nicht weniger unglücklich als die Kinder mit H.

Und genau das liegt für mich der allerallerwichtigste Punkt: Wie geht es dem Kind. Wenn ein Kind leidet, lindere ich sein Leiden. Da ist es mir herzlich egal, ob das Leiden ein körperlicher oder ein seelischer Schmerz ist. Wenn mein Kind Kopfweh hat, versuche ich es natürlich erstmal mit Pfefferminzöl und einer Massage - aber irgendwann hole ich die Paracetamoltabletten. Es macht doch keinen Sinn, sich unnötig zu quälen, wer profitiert davon? Das Kind sicher nicht?

Ich habe Fumis Geschichte hier schon so oft geschrieben. Kürzlich erst hatte ich eine Diskussion mit Feelix deswegen. Deswegen hier die Kurzversion, für Details müßtest Du bitte die Suchfunktion bemühen. (Außerdem muß ich gleich mit Temi zum Fußballtraining.)
Fumi hat die 1. und 2. Klasse recht gut gemeistert. Nur beim Lesen hat es gehakt. Aussage der Lehrerin: Das wird noch. In der 3. Klasse wurde es immer noch nicht, also Legasthenietestung. Herau kam: Sie ist hochgradig legasthen und hat ADS ohne H. Der KiA - der sich damit auskennt, er ist auch Kinderpsychologe - hatte das früher schon mal vermutet, aber wir hatten damals keinen Leidensdruck, also haben wir es ignoriert, aber dann war halt der Leidensdruck da, vor allem bei Fumi. Sie blieb in der Schule immer weiter unter ihren Möglichkeiten. Hausaufgaben waren eine Qual. Sie hätte ihren Kopf vergessen, wenn der nicht angewachsen wäre. Sie saß jeden Tag zu Hause und hat geheult.
Der Wendepunkt - für mich - kam, als Fumi mit einem Bein über'm Balkongeländer hing und sich runterstürzen wollte.
Sie hat knapp eineinhalb Jahre Ritalin bekommen. Nach einer Hauptschulempfehlung im Übertrittszeugnis ist sie jetzt auf einer Realschule einer der Klassenbesten.
Letzten Herbst haben wir das Ritalin abgesetzt, es ging auch eine Weile gut. Im Zwischenbericht kamen jetzt aber wieder - in drei Fächern - Wortbeurteilungen, daß sie sich nicht konzentrieren kann. Also werden wir in zwei Wochen die Wiederaufnahme der Medikation mit dem KiA besprechen.

Sie ist jetzt fast 12, am Montag hat sie Geburtstag. Ich glaube, daß ihr "Nachteil" ist: Sie hat fast 10 Jahre ihres Lebens gelitten, weil sie sehr deutlich gemerkt hat, daß sie unter ihren Möglichkeiten bleibt. Ich habe nie geschimpft, wenn sie zum tausendsten Mal ihren Turnbeutel in der Schule vergessen hatte - aber natürlich war ich genervt, und sie war noch viel genervter als ich. Sie hat sich, auf Deutsch gesagt, den Hintern aufgerissen, um "wie die anderen" zu sein - und scheiterte immer wieder, jeden Tag. Diese 10 Jahre der minikleinen Scheitern jeden Tag haben sie geprägt, das ist einfach so.

Sie hat ihre Dosis immer sehr souverän und bewußt selber bestimmt. Sie ist sich ihres Körpers sehr bewußt und weiß, wie sie auf was reagiert. Sie hat sehr bewußt am WE und in den Ferien keine Medis genommen, weil sie das nicht wollte. Sie ist - sicher auch ein mütterliches Erbteil - sehr analytisch und kann gut einschätzen, welche Situationen sie ändern muß und kann, so daß sie ohne Medis weiterkommt, aber wo halt die Möglichkeit, das Umfeld anzuüassen, an ihre Grenzen stößt.

Wichtig war für Fumi, daß sie parallel zu den Medis eine Therapie bekommt, wo sie Selbstorganisation und solche Sachen lernt. Sie konnte die "Erkenntnisse" aus der Therapie mit den Medis besser annehmen und umsetzen, aber auch nach den Medis helfen ihr diese Strategien.

Sie hat unglaubliche Fortschritte gemacht in den letzten Jahren. Ich bereue keinen Tag, daß wir diesen Weg gegangen sind. Ganz ehrlich: Selbst, wenn die Medis ihr Leben um ein oder zwei Jahre verkürzen (was keiner weiß), hat sie doch dermaßen viel an Lebensqualität gewonnen, daß es das wert ist.

Ich bin nicht der Ansicht, daß Medis für alles und jeden richtig sind. Aber der absolut immer maßgebliche Faktor ist: Wie geht es dem Kind. Ein unglückliches Kind fordert Aktion.

Gruß,
Elisabeth.

 
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