Für alleinerziehende Eltern

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von spiky73  am 18.12.2019, 12:13 Uhr

Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Guten Morgen,

Das hier ist zwar nicht wirklich ein Alleinerziehenden-Thema, aber hier ist halt meine erste Anlaufstelle. Und vielleicht sind noch ein paar "alte Hasen" hier, die etwas dazu sagen können...? Für Tipps bin ich jedenfalls dankbar.

Also, es geht um Kind1 (Kind1 ist übrigens kein "Kind" mehr, sondern volljährig und wird in sieben Wochen 20.)

Die "alten Hasen" hier erinnern sich vielleicht daran, dass sie schon immer psychische Auffälligkeiten hatte und mit 11 in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (wenn gleich nochmals die Rede davon sein sollte, kürze ich es einfach mit KJP ab, so als Info am Rande) war. Es waren depressive Phasen und eine Sozialphobie (keine Ahnung, wie ich das anders bezeichnen soll, sie ist anderen Gleichaltrigen gegenüber schon immer sehr distanziert gewesen), unter anderen Symptomen und Symptömchen.
Sie wurde damals mit einer kindlichen Depression diagnostiziert (die aber eigentlich immer nur am Rande erwähnt wurde) und dann relativ schnell auf die ADS-Schiene geschoben.
Es kam mir aber immer so vor, als habe man es sich da mit der Diagnose ziemlich leicht gemacht, weil ich die Probleme von K1 woanders sah als bei der Aufmerksamkeit und beim Lernen an sich.
Ich bin - bis auf wenige Phasen - eigentlich immer gut mit meinem Kind zurecht gekommen. Auf dem Zahnfleisch ging ich immer dann und die Stimmung zuhause war auf dem Tiefpunkt, wenn irgendwelche Therapeuten, (Sozial-)Pädagogen, Lehrer, sonstige Experten etc. versuchten, mir ein Konzept aufzustülpen, wie mit dem Kind "korrekt" zu verfahren sei. Vieles war für mich schon durch den Schichtdienst nicht umsetzbar (regelmäßige Rituale, Routinen etc.).
Und eigentlich war ich davon überzeugt, dass sich das einfach irgendwann auswächst, weil sie halt ihre Zeit, ihr persönliches "K1-Tempo" benötigt.
Und bis zu ihrem Unfall am letzten Neujahrstag behielt ich im Großen und Ganzen auch recht. Kind1 schien seinen Weg zu machen, etwas langsamer als andere halt, aber es ging weiter und sie schien persönlich auch gefestigt und glücklich zu sein - und irgendwo in ihrem Leben an einem Punkt angekommen, wo sie auch sein wollte.

So, jetzt war es so, dass bei ihrem Unfall das Frontalhirn verletzt wurde (blöderweise auch noch beidseitig), so dass man uns in der Klinik schon sagte, dass wir uns uU auf Wesensveränderungen bei K1 einstellen müssen. Zum Glück (!) sind diese eigentlich relativ geringer Natur, sofern wir überhaupt etwas bemerkt haben, bis auf das, was jetzt folgt...

K1 war ja bisher an einer Sozialpflegeschule. Keine Ahnung, ob es diese Schulform in anderen Bundesländern (noch) gibt, hier im Saarland soll sie in 2 Jahren auslaufen und durch ein anderes Modell ersetzt werden. Die Sozialpflegeschule ist jedenfalls 2jährig und schließt mit der mittleren Reife ab.
Das erste Jahr (das war noch vor dem Unfall) hat sie vergeigt und musste schon wiederholen. Sie kam dann aber in eine Klasse, wo sie sich wohl fühlte und zum ersten Mal auch Freundschaften schloss. Dann kam der Unfall, die anderen machten ihren Abschluss, während meine Große sich noch zuhause auskurierte, und nach den Sommerferien stieg sie in die gleiche Klassenstufe wieder ein (musste also noch einmal die 11. wiederholen und hätte, wenn alles gut verlaufen wäre, aus der 2jährigen Schule kurzerhand eine 4jährige gemacht *hüstel*).

Nach den Sommerferien in der neuen Klasse war es dann so, dass gleich wieder alle "doof" waren, Kind auf Distanz zu den Klassenkameraden ging und sehr viele Fehltage anhäufte. Teilweise lag es an diversen Therapien, die sie immer noch absolvieren musste und wo die Termine oft auch vormittags lagen, teilweise an Dauerkopfschmerzen (zeitweise mit Schwindel) und manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie auch keine große Lust hatte und froh war, mit der Kopfschmerz-Begründung dem Unterricht zu entkommen.
Kurz nach den Herbstferien war es dann so, dass sie plötzlich feststellte, dass sie so große Lücken hat, dass sie diese nicht mehr "einfach so" aufholen kann. Irgendwie fehlt ihr dazu auch die Strategie, da sie bisher auch immer nur eine Saison-Lernerin war. Dh. sie hat immer kurz vor den Arbeiten gelernt. Und auch immer nur punktuell ihre Aufgaben gemacht.

Jedenfalls haben wir schon nach ihrer Rückkehr aus der Reha im April bemerkt, dass sie plötzlich sehr fixiert auf die Familie (und vor allem auf meinen Mann, K2 und mich) ist, dass sie sich sehr abkapselt und zurück zieht, und dass sie eigentlich nur noch aus ihrem Zimmer kommt, um etwas gemeinsam mit uns zu unternehmen oder zur Schule zu gehen.
Nach den Herbstferien war es dann so, dass sie plötzlich richtig depressiv war, und jedes Gespräch von ihr entweder eingeleitet oder beendet wurde mit "ich will nicht mehr leben, das Leben ist scheixxe, ich kann mir nicht vorstellen, älter als 30 zu werden" etc. pp.
Das muss man dann natürlich auch erst mal aushalten, zumal sie auf diesen Sprüchen herum prügelte wie auf einem toten Gaul.
Zu der Zeit hatte sie jedoch schon die probatorischen (5) Sitzungen bei einer Therapeutin im Nachbarort begonnen, die aber schon sehr schnell sagte, dass sie meiner Tochter mit ihrem Therapieansatz nicht helfen kann (was K1 aber an uns nicht weiter gab). Wir haben aufgrund der ganzen Äußerungen dann selbst Kontakt zu der Dame aufgenommen und sie riet uns, K1 dringend einem Psychiater vorzustellen und sie in einer Tagesklinik behandeln zu lassen. Wir haben dann - auf Drängen meines Mannes (er kann das besonders gut *lob*) - innerhalb weniger Tage einen Termin bekommen und ich muss sagen, dass ich das Gefühl hatte, an eine kompetente und sehr engagierte Ärztin geraten zu sein.
Diese wiederum hat uns an die Adoleszentenstation einer psychiatrischen Klinik in Saarbrücken verwiesen und gleich einen Termin gemacht. Dieser war jetzt vergangene Woche - aber dort konnte man auch nicht helfen, weil dort nur Patienten mit bereits erfolgter Diagnosestellung aufgenommen werden, die bei meiner Tochter noch nicht erfolgt ist. Man wolle das aber im Team besprechen und sich wieder melden. Diese Rückmeldung ist gestern erfolgt.

So, lange Einleitung, kurzer Hauptteil: Ich hatte bereits bei der niedergelassenen Psychiaterin angesprochen, dass ich das Problem bei K1 woanders vermute, in Ursachen, die schon VOR dem Unfall da waren - und die ich kurzerhand "Asperger-Syndrom" nannte. Ich habe der Ärztin aber auch gleich gesagt, dass es einfach nur für mich selbst als Laie eine Krücke ist, etwas unbegreifliches mit einem Begriff zu belegen. Letztendlich könnte auch etwas komplett anderes dabei heraus kommen, etwas, von dem ich den Namen noch nicht einmal kenne. "Asperger" ist für mich also erst einmal eine Umschreibung für einen Zustand, den es gibt und der noch nicht untersucht und diagnostiziert wurde.
Wobei ich einschieben muss, dass viele Probleme und Eigenheiten meiner Tochter wirklich in diese Richtung zielen.
Die Psychologin aus der Klinik, die gestern nochmals zurück rief, riet auch dringend dazu, K1 auf Asperger untersuchen zu lassen, da vieles für sie - auch wenn sie das Kind nur kurz gesehen hat - auch in diese Richtung deuten könnte, und man müsse einfach alles ausschließen - oder aber bestätigen.

So, ich danke schon mal jedem, der bis hierher durchgehalten hat.
Ich habe gestern einen Termin in einer Klinik hier in der Nähe ausgemacht, die Autismusdiagnosen bei Erwachsenen durchführt. Der Termin ist am 24.6.2020. Seufz.

Bis dahin habe ich ein Kind zuhause, das ohne jegliche Perspektive herum dümpelt und nur noch weiß, dass es die Schule jetzt nicht mehr fertig machen möchte (es läuft schließlich auf ein 5tes Jahr hinaus...).
Vielleicht haben einige den Eindruck, mir selbst geht es nur um die Schule und dass das Kind sie fertig macht, egal wie. Nein.
Ich habe nur überhaupt keine Idee, wie ich dem Kind helfen soll, was ich raten soll, ob es sinnvoll ist, das Kind noch an der Schule zu belassen (wenn es um solch bürokratisch-rechtlichen Dinge geht wie Kindergeldanspruch und/oder Krankenkassenmitgliedschaft, sie ist ja familienversichert, dann macht es auf jeden Fall Sinn). Aber sie hat ja auch keine Idee, wie es weitergehen soll. Von sich aus sagt sie, dass sie eigentlich möchte, dass alles so bleibt, wie es ist. Und dass sie überhaupt keine Lust auf irgendwelche Veränderungen hat, weil sie mit denen nicht gut umgehen kann.
Andererseits sagt sie, dass sie gerne eine Ausbildung machen und Geld verdienen möchte. Was aber für sie nur eine sehr abstrakte Sache ist.
Ich entgegne dann: Du bist noch nicht ausbildungsreif, du kannst ja noch nicht einmal ein Telefon bedienen. Das Telefon ist dabei nur eine Metapher für viele Dinge, die sie nicht kann. Aber es stimmt, sie telefoniert grundsätzlich nicht gerne, mit ihren Freundinnen auch nur per WhatsApp-Nachrichten. Wenn ich sie auffordere, einen Anruf zu tätigen (zB mit ihrer Schule), dann guckt sie mich erst panisch an, sitzt dann 3 Stunden da und überlegt, was sie sagen soll - und entweder erreicht sie dann keinen mehr und ist aus dem Schneider, oder sie überwindet sich, telefoniert - und hat dann wieder die Hälfte vergessen. Und erwartet anschließend, dass ich sie für so etwas banales wie einen Anruf über den grünen Klee lobe. Aber das erstreckt sich auch auf andere Dinge: öffentliche Post (zB von Behörden oder Ämtern) öffnet sie gar nicht erst, drückt sie mir in die Hand. Zu Unterschriften, die sie als Volljährige leisten soll/kann/muss, muss ich sie erst auffordern und sie darauf hinweisen, dass ich für sie als Erwachsene diese Unterschriften einfach nicht mehr leisten kann... Das sind einfach alltägliche Dinge, die sie nicht gebacken bekommt - und wie bitte soll sie sich dann in einen Ausbildungsbetrieb setzen, Telefon bedienen, Schriftverkehr erledigen, etc.?

Wir laufen uns derzeit die Hacken ab: mein Mann und ich kümmern uns um ihre gesundheitlichen Belange. Wir fahren sie überall hin zu Terminen, egal ob zu Ärzten oder Behörden.
Wir haben beim Landesamt für Soziales einen GdB beantragt (hätte sie eine Asperger-Diagnose, käme das ja noch hinzu und würde das Verfahren eventuell beschleunigen).
Wir stehen mit der Schule in Verbindung. Wir stehen mit dem Arbeitsamt in Verbindung.
K1 möchte diese Termine auch nicht alleine wahrnehmen. Sie sagt: Die reden und reden und reden und ich verstehe überhaupt nichts. Sie ist froh, wenn ich ihr die Dinge abnehme oder sie zumindest begleite und unterstütze.
Ich bin weit davon entfernt, eine Helikopter-Mutter zu sein (K2 läuft zB auch nur irgendwie am Rande mit, bei ihr läuft es, muss es laufen..) und wenn wir erklären, dass es seine guten Gründe hat, dass ich dabei bin und unterstütze, dann stoßen wir auch immer auf Verständnis. K1 ist durchaus in der Lage, bei solchen Terminen, egal welcher Art, auch für sich selbst zu sprechen, sie nimmt auch vor mir kein Blatt vor den Mund.

Aber irgendwie merke ich, dass ich momentan einfach selbst an meine Grenzen komme, dass ich einfach ausgelaugt bin. Und dass wir gleichzeitig nicht mal einen Bruchteil von dem erledigt haben, was wir erledigen wollten (in Bezug auf das Kind), dass wir teilweise in der Luft hängen, dass wir nicht weiter kommen, etc. pp. Und dass es einfach keine Anlaufstelle gibt, die das alles ein bisschen koordiniert, mit uns über all das drüber schaut, uns darauf hinweist, was wir beachten müssen.
Eigentlich gingen wir davon aus, dass der soziale Dienst im Krankenhaus schon von Anfang an die Weichen stellt. Uns wurde gesagt, dass die inzwischen gesetzlich dazu verpflichtet sind, tätig zu werden - auf uns ist niemand zugekommen. Wir haben den Kontakt von uns aus gesucht und wurden abgewiesen. Inzwischen war K1 in der nächsten Klinik. Dort hat der soziale Dienst lediglich auf Informationsbroschüren vorm Büro verwiesen, wir sollten und bedienen...
Wie gesagt, wir haben überall angerufen oder vorgesprochen. Vom (ehrenamtlichen) Behindertenbeauftragten unserer Gemeinde (der wohl in erster Linie bei den GdB-Anträgen hilft) angefangen, bis hin zum VdK ("Und was wollen Sie von uns?"), bis hin zu allen möglichen anderen Stellen.
Ich kann so langsam nicht mehr, das geht alles so langsam voran. Wir treten auf der Stelle.

Es tut mir leid, dass das alles so lang geworden ist. Vermutlich habe ich eh die Hälfte vergessen (das werde ich dann weiter unten noch erläutern, falls notwendig).
Mir würde es nur helfen, wenn es hier andere Erfahrungsberichte gäbe.
Oder Tipps, wie man diverse Dinge beschleunigen kann.
Oder Tipps, was ich dem Kind JETZT und AKTUELL raten soll, denn noch 6 Monate zuhause im Bett liegen ist ja wenig zielführend...

Ich sage schon mal vielen Dank und schicke viele vorweihnachtliche Grüße,
Martina

 
33 Antworten:

Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Holzkohle am 18.12.2019, 13:39 Uhr

Ist K1 sich sicher, DIESE Ausbildung zu Ende zu machen oder macht sie sie nur noch, weil sie sie angefangen hat?
Oder käme die Idee infrage, die Ausbildung an den Nagel zu hängen, Diagnosen und Therapien abzuwarten und dann vielleicht mal zu schauen, was für sie in Frage käme - vielleicht hier sogar bei einem Träger wie .. ich komme jetzt nicht drauf, also Ausbildung von besonderen Menschen. (guck mal unter aubi-plus, läuft hier unter Ausbildung mit Autismus, da kommt auch Asperger u.a.)

Besteht die Möglichkeit den Test-Termin in einer anderen Stadt vorzuverlegen?
Ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen - Druck machen, anrufen, sich in Foren anmelden wo sich Betroffene austauschen...

Was das nicht-telefonieren angeht oder diese Unbeholfenheit - ja, das kann auch vorher schon so gewesen sein aber - so ein Exemplar habe ich hier auch zu Hause. Vielleicht würde ich da gar nicht so ein Trara drum machen. Sowas liegt manchen Menschen, manchen nicht. S. hat neulich wegen seines Vorstellungsgesprächs mit einer Dame telefoniert. Wir haben dieses Telefonat mehrfach durchgespielt - alles mega. Als die Dame dann (witzigerweise in meinem Beisein) anrief, hätte ich meinem Sohn am liebsten den Hörer vom Ohr gerissen und wäre damit im Erdboden verschwunden... man möchte gar nicht glauben, dass gleiches Kind ganz andere Sachen kann, aber das nicht :)

Aber vielleicht ist auch hier viel eigene Erwartungshaltung dabei... "Du bist doch schon 16 (18), das musst du doch nu so langsam mal können!"
Warum? Woher? Waren wir anders in dem Alter?

Drück dich feste, Martina. Weißt ja, wo du mich findest ;)

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Du hast eine pN - owT

Antwort von Berlin! am 18.12.2019, 13:48 Uhr

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Jessi757 am 18.12.2019, 14:51 Uhr

Es tut mir wahnsinnig leid und ich wünsche dir viel Kraft für euren weiteren Weg!

Helfen kann ich leider nicht, denn mein Sohn (durchlaufende Autismus Diagnostik : kein Autismus im Sinne der Definition, aber dennoch autistische Züge, , Tagesklinik, Diagnose Depression und gestörtes Sozialverhalten) ist erst 11. Seit drei Jahren haben wir mit Psychologen, Psychiatern und Kliniken und Zentren zu tun...

Nach über einem halben Jahr Suche hat er gerade einen Therapieplatz bekommen. Er hatte fast 1 1\2 Jahre keinen richtigen Unterricht ( Förderzentrum) ist jetzt aber dennoch in der sechsten Klasse einer Gemeinschaftsschule und hat eine Schulbegleitung.
Er wird teilweise anders bewertet aufgrund seiner besonderen Situation und ich hoffe, dass die Therapie ihm hilft die Schule durchzuhalten. Er hat durch depressive Phasen leider oft keine Motivation und einen so großen inneren Druck, dass er dann dicht macht und nichts mehr auf die Reihe bekommt. Das belastet ihn dann wiederum weil er Leistung bringen möchte.

Es tut weh zu wissen, dass das Kind großes Potential hat, es aber nicht nutzen kann, weil es sich selber ständig im Weg ist.
Ich hoffe, dass die Therapie ihn weiter bringt. Antidepressiva nimmt er übrigens und ist seither nicht mehr so aggressiv wie früher.


Für deine Tochter hoffe ich auf das Allerbeste. Wenn erstmal eine Diagnose steht geht es hoffentlich vorwärts.
Ob die Schule noch Sinn macht, wage ich nicht zu beurteilen. Vielleicht wäre es gut Druck herauszunehmen und es zu lassen. Womöglich verschlimmert es sich aber auch, wenn sie nichts zu tun hat...
Schwierig...

Wie gesagt, ich wünsche euch alles Gute. Super, dass du deine Tochter so unterstützt!

LG
Jessi

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von spiky73 am 18.12.2019, 15:51 Uhr

Hmm, ich weiß nicht, ob ich das richtig erklärt habe - K1 macht ja keine berufliche Ausbildung, sondern Schule mit dem Ziel mittlere Reife.

Ich weiß nicht, wie das bei euch geregelt ist, sie war ja an der Schule hier im Ort, die sich "zu ihrer Zeit" (wie sich das anhört, ist ja erst 3 Jahre her) erweiterte Realschule nannte.
Dort ist das Ziel eigentlich der mittlere Bildungsabschluss, die Kinder, die ein bestimmtes Leistungsniveau nicht erreichen, wandern nach Klasse 6 in den Hauptschulzweig (Hauptschulen gibt es hier gar nicht mehr), mit der Option, dass das System durchlässig ist und man später bei entsprechend guter Leistung auch in den M-Zweig aufsteigen oder bei entsprechend schwacher Leistung von M in den H-Zweig abrutschen kann. In der Praxis habe ich aber nicht gesehen, dass das tatsächlich so praktiziert wird.
Inzwischen heißen diese Schulen anders, nämlich Gemeinschaftsschulen. K2 ist ebenfalls dort und wird auch den Hauptschulzweig machen (ist jetzt meine Einschätzung, sie ist in der 6ten).

K1 hat dort ihren "qualifizierten" Hauptschulabschluss gemacht, was bedeutet, dass sie die Möglichkeit hatte, an eine weiterführende Schule zu wechseln, wie eben die Sozialpflegeschule, an der sie jetzt ist. Das ist einfach nur eine weiterführende Schule, an der man die mittlere Reife macht, allerdings nicht in einem Jahr, wie es an der Gemeinschaftsschule der Fall gewesen wäre (da hätte ihr die 11te Klasse gefehlt), sondern in zwei Jahren.
Das Fächerangebot dort ist ein bisschen ein anderes, sie hat da halt auch Pflegekunde, Kochen und noch ein, zwei Fächer in dem Bereich, aber halt auch Mathe, Deutsch und eine Fremdsprache.
Ich fand schon, dass die Schule für K1 passend war und ihre Leistungen waren eigentlich auch so gut, dass sie den Abschluss locker gepackt hätte.

An dem Punkt, an dem sie jetzt ist, war sie kurz vor dem Hauptschulabschluss schon einmal. Sie wusste eigentlich gar nicht, wo es beruflich hingehen soll und hat wirklich nur noch bei mir gejammert und schwarz gemalt und hatte die Vorstellung, dass sie zu dem Zeitpunkt eine komplette Lebensplanung abliefern muss, die bis zu ihrem Lebensende fix ist und nicht mehr geändert werden kann. Ich habe mir damals den Mund fusslig geredet und bin nicht zu ihr vorgedrungen (was damals der Grund war, nochmals Familienhilfe zu beantragen).
Da sie vorher mal überlegt hatte, Erzieherin zu werden (wofür sie hier inzwischen Abitur oder zumindest Fachabitur benötigt, so genau weiß ich das jetzt nicht, es war ja schon im Gespräch, den Beruf zu einem Studium aufzuwerten), war diese Schule eigentlich die richtige Wahl, auch wenn sie den Berufswunsch bis dahin wieder verworfen hatte.

Irgendwann wollte sie Konditorin werden, wofür die Schule auch eine gute Basis gewesen wäre, das hat sie auch verworfen - und inzwischen könnte sie es wohl auch nicht mehr werden, da sie durch den Unfall den Geruchsnerv verletzt hat und nur noch ganz eingeschränkt riecht und schmeckt. Damit sind auch alle anderen Berufe vom Tisch, in denen man riechen und schmecken muss...

Dann stand zur Debatte, dass sie Medizin studieren will, mit dem Ziel Gerichtsmedizin. Egal, wie utopisch das war, es war ein Ziel. Nach der mittleren Reife hätte sie ans Oberstufengymnasium oder an die FOS im sozialen Bereich wechseln können (am gleichen Standort) und sich weiter hocharbeiten können.
Das Berufsziel hat sie nach dem Unfall aber gleich verworfen.

Schule war für mich die einzig logische Konsequenz in der Hoffnung, dass das Kind sich entwickelt und reift und irgendwann vielleicht eine Erscheinung hat, die ihm eingibt, was es beruflich so machen möchte.

Bisher weiß sie nur, was sie NICHT will: möglichst wenig mit Menschen zu tun haben ("ich mag Menschen nicht!"), alte Menschen möchte sie definitiv nicht betreuen (auf den Vorschlag Altenpflegerin, den man jeder Hauptschülerin unterbreitet, schließlich herrscht Pflegemangel und so), es soll nicht anstrengend sein und zu schmutzig auch nicht.

Nach dem Unfall ist auch nicht mal sicher, ob sie körperlich überhaupt in der Lage sein wird, Vollzeit zu arbeiten, wir arbeiten daran, dass das festgestellt wird. Das geht auch nicht von heute auf morgen... Festgestellt wird das wohl durch den medizinischen oder psychologischen Dienst des Arbeitsamts, aber die reißen sich auch kein Bein aus...

Mir ist es wurscht, was mein Kind macht, sie kann sich meiner Unterstützung sicher sein. Trotzdem geht es an die Substanz, das Kind so völlig perspektiv- und ideenlos zu sehen (wobei DAS Problem ja schon länger besteht), und es geht einfach nicht weiter...

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Cata am 18.12.2019, 15:54 Uhr

Mir käme da erstmal ein Praktikum in den Sinn. Was ist denn ihr Berufswunsch? Wo liegen ihre Interessen?
Büro oder so seh ich da jetzt auch nicht, aber wie sieht’s mit Tieren aus? Kann sie ehrenamtlich im Tierheim helfen oder ein Praktikum im Zoo machen?
Ich würde auch mal gucken, ob man nicht bei einem Online Institut oder so den Schulabschluss machen kann. Beim Abi geht sowas ja auch. Da müsste sie zumindest nicht in die Klasse.

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von sara31 am 18.12.2019, 19:04 Uhr

Gibt es bei Euch ein neurologisches Rehazentrum oder Berufsförderwerk? (Schau mal unter Bremen Friedehorst - so etwas in der Art), die können auch Diagnosen machen bzw vielleicht helfen, welche Schritte ihr gehen müsst.

Verdacht auf Erkrankung aus dem Asperger Spektrum und noch diese massive hirnorganische Verletzung ist schon heftig. Und Diagnosen und irgendwelche Anerkennungen brauchen natürlich Zeit.

Hat sie einen Behindertenstatus? Dann könnte evtl. auch die Lebenshilfe weiter beraten.

Vielleicht wäre es gut, jetzt erstmal Druck rauszunehmen (Kindergeld bekommt sie bei attestierter Krankheit auch noch weiter gezahlt, auch wenn sie nicht zur Schule geht).

Auch möglich Ergotherapie (gibt es auch für Erwachsene, Stärkung des Selbstbewusstseins, Konzentrationsförderung, Reinschnupern in Werkstätten) oder Soziotherapie (wo jemand regelmäßig sich niedrigschwellig mit ihr trifft und schaut, wobei braucht sie gerade Unterstützung). Verschreiben Psychiater (bei ERgotherapie auch Hausärzte, da müsst ihr hartnäckig sein.)

Paß gut auf dich auf. Ein Schritt nach dem anderen, ihr habt schon so viel geschafft.

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von KKM am 18.12.2019, 19:14 Uhr

Puh....

Ich schicke Euch erst einmal eine ganz dicke Umarmung!

Hier in NRW kann man über das Arbeitsamt ein Berufsgrundschuljahr machen.
So hieß das früher mal, gibt es aber in der Art immer noch.

Über 1 Jahr hinweg macht man in verschiedenen Betrieben diverse Praktika.
Viele wissen danach, was sie beruflich machen möchten und einer der Praktikumsbetriebe bildet dann aus.

Passt bloß auf, dass sie nicht wegen "Nichtstun" den Kindergeldanspruch verliert und aus der Familienversicherung fällt.

Alles, alles Gute Euch allen!

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von memory am 18.12.2019, 20:18 Uhr

Mich kurz einschleiche....haben denn die Psychologen eine Depression oder depressive Verstimmungen ausgeschlossen? Die Testung auf Asperger schön und gut aber das dauert ja noch. Und selbst dann ....steht man vorm gleichen Problem. Warum versucht man das Mädl nicht jetzt erstmal medikamentös etwas zu stabilisieren? Muss ja nicht gleich das ganze Aufgebot an Psychopharmaka sein...gibt ja auch erstmal was Stimmungsaufhellendes. Mein Kind ( Asperger) hat mit 15 den 1. Suizidversuch geplant....er sieht keine Zukunft, alles stengt ihn an, alles ist in seinen Augen sinnlos, wenn er nicht sofort erkennt, dass er das Ziel auch zu 100% erreicht. Helfen kann niemand...die Psychologin verwies mich auf die hohe Suizidrate von Aspergern und meinte , man kann nichts machen, wenn er nicht mehr will Sehe ich nicht so....wir haben ihn damals aus der Klinik geholt..( der Arzt war mir sowas von suspekt ) und sind erstmal in den Urlaub .....Abstand .....Gespräche...Klärung......naja .....was soll man zu seinem Kind schon sagen ? Nun versuchen wir immer einen Plan B, C , D und am besten noch eine Liste mit Ablauf parat zu haben. Und ja , dass ist pädagogisch nicht wertvoll und ja das ist sauanstrengend , hat aber nix mit helikoptern zutun ( bei mir ist es reiner Selbstschutz , mein Kind nicht zuverlieren). Nach über 1 Jahr , merkt er laaaaangsam , dass die Welt nicht untergeht, wenn Plan A nicht gleich sofort funktioniert. DAS ist nämlich etwas , an was er sich dann fest beißt und denkt es wird sich niemals ändern * seufz* und der Ausweg kann ja nur der Suizid sein und soweit darf man es nicht kommen lassen...denn dann geht nix mehr. ...ich würde meinen i.d. S. erstmal krankschreiben lassen.......runter von der Schule.....das nimmt erstmal Druck raus...muss man mit der Psychologin abklären , wie lange man das ziehen kann und dann vielleicht nach Interessen Möglichkeiten abklopfen.....vielleicht Richtung schulische Ausbildung ? Soziales Jahr .., Praktika bei Bekannten oder Freunde ? Den Anfang schaffen die nicht allein....gibt es aber erstmal einen PLAN und jemand der den Anfang mit macht , geht es oft .......ich weiß nicht , ob sich das je ändert oder bei euch auch so geht.....* seufz* aber hier hilft es . Raus aus der Situation und Plan B mit Ablauf präsentieren und auf gute Phasen hoffen. Lg und viel Kraft wünsche ich euch allemal.

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Mala28 am 18.12.2019, 22:41 Uhr

Schwierig ohne die Diagnose. Ich bin Lehrerin an einer Förderschule und arbeite auch sehr viel mit Autisten zusamme u.a auch Asperger.
Es gibt bestimmte Förderschulen bzw. Berufsbildungswerke, wo deine Tochter wenn die Diagnose festgestellt wird, ihren Schulabschluss machen kann und dann eine Ausbildung absolvieren kann. Dazwischen macht man bei uns verschiedene Praktika, damit die Kinder überhaupt ein Gefühl entwickeln, was sie werden wollen.
Bei uns haben alle Schüler aber die Diagnose.
Ich weiß dass es vielen Familien so geht wie euch. Das die Kinder Zuhause abhängen weil keine Diagnose besteht, sie aber nicht in das reguläre System wollen. Kannst du erfragen, ob du den Test auch woanders machen könntest und ihr vielleicht einwenig länger hinfahrt.

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Kindergeld und Familienversicherung

Antwort von sara31 am 18.12.2019, 23:28 Uhr

Wenn das Kind aufgrund einer Erkrankung (gerade psychisch) gerade nicht in der Lage ist eine Ausbildung zu machen und es auch ein Arzt bescheinigt, kann es noch mehrere Jahre Kindergeld bekommen und Familienversichert sein. Nur das sagt die Kindergeld- Kasse nicht sofort. Die haben sogar dafür Vordrucke.

("Ein Anspruch auf Kindergeld besteht auch dann, wenn ein Kind seine Ausbildung wegen einer Erkrankung unterbrechen muss, weil es aus objektiven Gründen zeitweise nicht in der Lage ist, die Ausbildung fortzusetzen (vgl. BFH-Urteil vom 15.7.2003, VIII R 47/02")

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Bookworm am 19.12.2019, 7:17 Uhr

Ich glaube du brauchst SEHR viel Geduld.

Der Sohn meiner Freundin ist Asperger, allerdings dazu hochbegabt. Er hat es vom Können her locker bis zum Abi geschafft, (vom Sozialen reden wir nicht - Katastrophe) aber dann....
Es war ein Rumgeeiere mit zwischenzeitlichen Psychosen, Suizidversuchen usw.. er war x mal in der geschlossenen Psychiatrie.

Er ist jetzt 24 und hat seit 6 Jahren Abitur und scheint endlich "angekommen" zu sein. Hat "sein" Studienfach gefunden und akzeptiert, dass er eben hochbegabt ist (das hört sich vll. blöd an, aber für ihn war es ein echtes Problem)
Alltagsleben ist immer noch eine Herausforderung (er wohnt allein, WG ging gar nicht). Und meine Freundin ruft immer noch regelmäßig alle paar Tage an, um zu hören wie es ihm geht, denn das Abrutschen in Psychose und/oder Depression geht ganz schnell bei ihm.

Lass Deiner Tochter Zeit. EINEN Abschluss hat sie ja immerhin schon mal. Der Rest kommt vermutlich noch, wird aber dauern. Dieser Unfall kam natürlich noch "erschwerend" dazwischen.

Kann Deine Tochter denn vll. zu Hause Aufgaben übernehmen, oder was Ehrenamtliches machen, einige Tage/Stunden in der Woche? (z.B. Lesepate in der Grundschule oder sowas? Da sind auch kleinere Kinder, sie kann testen, ob Erzieherin wirklich der Beruf der Wahl wäre)

Dann gäbe es wenigstens eine kleine Routine, auch wenn sie nicht zur Schule geht (diesen Realschulabschluss halte ich grade für nicht sooo wichtig)

Dir wünsche ich Gelassenheit und tu auch was Gutes für Dich! Dein Kind braucht dich, auch wenn es schon 20 ist. Wenn Du krank wirst ist keinem geholfen.

Vernachlässige auch nicht die Aufmerksamkeit für Kind 2!
(Das war bei meiner Freundin so. Ihr Kind 2 war jahrelang "pflegeleicht", aber inzwischen geht es dem Kind leider psychisch gar nicht gut)

Fühl Dich mal unbekannterweise umarmt :-)

(Du kannst mir auch gerne eine PN schreiben, wenn Dir danach ist)

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von pflaumenbaum am 19.12.2019, 9:20 Uhr

Gibt es denn irgendetwas, was sie gut kann? Oder was sie gerne macht? Ich würde mal gedanklich weggehen von dem rein Beruflichen. Hat sie Träume oder Wünsche? Wie würde sie denn gerne leben, wenn es möglich wäre? Vielleicht ein Malkurs, Töpfern, irgendetwas Kreatives? Oder ein Kockhurs? Irgendetwas, was ihrem Leben Sinn gibt.

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Maca am 19.12.2019, 10:48 Uhr

Hallo,

“Wenn ich sie auffordere, einen Anruf zu tätigen (zB mit ihrer Schule), dann guckt sie mich erst panisch an, sitzt dann 3 Stunden da und überlegt, was sie sagen soll - und entweder erreicht sie dann keinen mehr und ist aus dem Schneider, oder sie überwindet sich, telefoniert - und hat dann wieder die Hälfte vergessen. Und erwartet anschließend, dass ich sie für so etwas banales wie einen Anruf über den grünen Klee lobe.“

Wenn sie ins autistische Spektrum fallen sollte, würde es ihr tatsächlich sehr guttun, wenn du sie für so etwas “banales wie einen Anruf“ loben oder ihre Überwindung wenigstens wertschätzend zur Kenntnis nehmen würdest.
Autisten leben in einem anderen “Wahrnehmungskosmos“ und vieles, was dir banal, selbsterklärend, unkompliziert...... erscheint, stellt Autisten vor große Herausforderungen.
Die soziale Kommunikation z.b., erlernen wir nebenbei, intuitiv und vor allem sehr kontext - bzw. situationsbezogen.
Autisten fehlt dieser intuitive Zugang, für sie ist verbale Interaktion etwas, das sie mühselig, mittels ihres Verstandes entschlüsseln müssen. Das dauert zu lange, um sich dem geschmeidig, gelassenen Plaudern der Altersgenossen anpassen zu können und fällt als komisch, gestelzt oder unauthentisch auf.
Bei einem Anruf sieht man sein Gegenüber nicht, das erschwert die Kommunikation zusätzlich.
Stell dir vor du müsstest in einer Tanztruppe an einer unbekannten Choreografie teilnehmen. Alle anderen bekommen das mühelos hin, tanzen im perfekten Gleichschritt nur du eierst hilflos und völlig überfordert herum.
So fühlen sich Autisten in der Welt der neurotypischen Menschen.
Daher stellt eine Diagnose, mit anschließend fundierter Aufklärung über das Störungsbild mit all seinen Wahrnehmungsbesonderheiten, für die Betroffenen in der Regel eine enorme Erleichterung und nachfolgende Entlastung dar.
Wichtig ist außerdem der Kontakt zu anderen Autisten, weil jeder Mensch sich unter seinesgleichen am wohlsten fühlt.

Sollte deine Tochter ins Spektrum fallen, musste sie zwei Jahrzehnte Anpassungsarbeit leisten, ohne Hilfestellung, Ermutigung und Entlastung.........
das kostet unglaublich viel Energie und kann irgendwann zum klassischen Burnout führen.

LG

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Maca am 19.12.2019, 10:55 Uhr

Verstehe das bitte nicht als Vorwurf an dich.
Du warst immer für dein Kind da und hast sie nach bestem Wissen und Gewissen unterstützt.
Leider erkennt man ASS ( Autismus-Spektrum-Störung) bei Mädchen sehr viel schlechter und später als bei Jungen, weil sie sich besser verbiegen und anpassen können/müssen und das soziale Interagieren der Geschlechtsgenossinnen imitieren.

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von spiky73 am 19.12.2019, 13:01 Uhr

Hallo Maca,

ich habe das nicht als Vorwurf aufgefasst, im Gegenteil.

Aber, man darf natürlich nicht vergessen, dass eine solche Geschichte (bisher ist es ja "nur" ein Verdacht, keine abschließende Diagnose) neben dem Betroffenen selbst für alle im engsten Umfeld einen großen Leidensdruck bedeutet.

Für den Betroffenen bedeutet es wahrscheinlich, dass er ständig missverstanden wird, dass man ständig die nicht erfüllbare Erwartung an ihn hat, dass er etwas tun, etwas können "muss", was er aber ad hoc einfach nicht kann. Bisher habe ich mich mit dem Thema nicht wirklich auseinander gesetzt, weil es für uns keines war. Die Frage ist für mich erst kürzlich aufgetaucht, weil ich das Gefühl hatte, dass hinter der Depression von K1 einfach noch "mehr" stecken muss....
Für die Geschwister bedeutet es, dass sie ständig Rücksicht nehmen sollen und in den Hintergrund rücken.
Und für die Eltern (hier gab es ja nur mich, war lange genug alleinerziehend) bedeutet es die mehr oder weniger subtile Unterstellung, dass sie etwas falsch machen, dass sie es besser machen müssten, das Kind mehr fordern müssten - und im Endeffekt nicht genug für das Kind tun/genug getan haben, in der Erziehung versagt haben. Es war ja auch ein leichtes, mir das vorzuwerfen, schließlich war ich ja "nur eine Alleinerziehende".

Meine Große ist ja nicht doof, sondern ein überaus intelligentes Kind.
Sie hat jetzt einiges zu dem Thema gelesen (Symptomatik) und sagt selbst, dass sie sich in vielem wiedererkennt.
Sie sagt auch, dass sie eine Diagnose in Richtung Autismus - Asperger als Erleichterung empfinden würde. Aber so geht es mir als Mutter auch. Es würde viele Dinge, die in der Vergangenheit schief gelaufen sind, gerade rücken, vieles für uns erklären. Und ich bekäme hoffentlich auch eine gescheite "Bedienungsanleitung" für mein Kind an die Hand... :-)

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von fsw am 19.12.2019, 13:43 Uhr

Hallo Martina! Das klingt ja leider nicht so gut. Mir fällt noch ganz spontan ein,ob sie sich vielleicht ein Freiwilliges Soziales/Kulturelles/Ökologisches ... Jahr vorstellen könnte. Hier findet sie vielleicht etwas,was ihr JETZT Spaß macht,wo sie sich wohlfühlt,sich ernst genommen fühlt. Gibt es nochmal kurzfristig die Möglichkeit,eine Psychosomatische Reha zu bekommen? Ich schicke euch ganz viel Kraft. Liebe Grüße!

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Schreckschraube am 19.12.2019, 15:07 Uhr

Lehrerinnen - Sicht: Die Schule ist nichts für K1. Macht ihr keinen Spaß, sie kommt buchstäblich nicht vom Fleck, kein Erfolgserlebnis in Sicht. Sie hat den qualifizierenden Hauptschulabschluss... lasst es dabei. Das ist ja schließlich schon ein Erfolg!

Ich würde in Richtung geförderte Ausbildung gehen. Das Arbeitsamt hat doch unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten parat. Gründlich überlegen und ausprobieren, welche Richtung in Frage kommen könnte. Dann Praktikum machen. Bis zum Sommer ist ja noch Zeit.

Mama-Sicht: Liebe und Unterstützung für welchen Weg auch immer. Aber das siehst du ja schon so.

LG Dany

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Re: Dankeschön!

Antwort von spiky73 am 19.12.2019, 15:10 Uhr

Ihr Lieben,

vielen Dank für eure Meinungen, Anregungen und Denkanstöße.
Ich versuche mal, auf alles einzugehen und vergesse hoffentlich nichts.

1. Zum Thema Schule.
Natürlich "muss" das Kind wegen mir den Abschluss nicht machen.
Nur: wenn sie sich JETZT vorschnell abmeldet, kommt sie uU da einfach nicht mehr rein. Aber dazu unten gleich mehr.
Die Schule an sich war in den letzten Jahren auch nicht das Problem. Vielleicht habe ich das falsch oder missverständlich erklärt.
Sie hat sich in der Grundschule extrem schwer getan überhaupt in den Schulalltag hinein zu finden. Mit der Zeit hat sich das aber gelegt, die Noten haben sich stabilisiert, sie war von den Leistungen her befriedigend bis gut.
Dass sie die 10te Klasse an der Sozialpflegeschule dann wiederholen musste, schiebe ich persönlich einfach darauf, dass sie mit dem Wechsel von der einen auf die andere Schule zu kämpfen hatte. Sie hat in dem Schuljahr aber auch überhaupt nicht viel gemacht (das sagte sie selbst). Beim zweiten Anlauf war sie wieder auf dem Niveau von vorher (befriedigend bis gut) und hat sich in der 11ten Klasse vor dem Unfall noch gesteigert.
Als sie nach den Sommerferien wieder eingestiegen ist, waren die ersten Arbeiten noch besser als im Jahr zuvor (das kann aber auch der Wiederholungsbonus gewesen sein).
Insofern hat sich für uns eigentlich die Frage, ob sie auf eine Förderschule gehört, nie gestellt. Mit 11 wurde sie übrigens schon dahingehend getestet und der Bedarf wurde für sie ausgeschlossen...

2. Zum Thema Mitschüler.
Das ist halt ein völlig anderes Kapitel.
Sie fühlt sich immer von den anderen (früher Kindern, heute jungen Erwachsenen) missverstanden und ausgegrenzt. Nicht unbedingt gemobbt, aber eine falsche Bemerkung in ihre Richtung (so wie sie es dann auffasst), und sie hadert ewig lang herum und "mag" diesen Schüler dann einfach nicht.
Sie sagt aber auch selbst, dass sie keine Menschen mag. Außer ihrem Umfeld natürlich. Ich werde nach wie vor mit Liebesbekundungen überhäuft, und neulich (das war so eine süße Geschichte) hat sie mir beim Einkaufen mal gesagt, dass es sie beschäftigt, dass sie mich umarmen und mir sagen kann, dass sie mich liebt, meinen Mann jedoch nicht, weil sie sich nicht traut. Ich habe es ihm dann gesagt - und dann durfte sie ihn mitten im Laden drücken... :-)
Der Rest der Familie ist ihr auch sehr wichtig - wobei sie meine Eltern als "anstrengend" empfindet, aber das liegt wohl in der Familienhistorie begründet...
Und wenn man dann die Einschätzung von Lehrern, Sozialpädagogen, Therapeuten o.ä. hört, die bisher mit K1 zu tun hatten und sie in Gruppen Gleichaltriger erlebten, sagen die unisono, dass K1 von sich aus eine Distanz aufbaut, extrem schüchtern ist und sich in sich zurück zieht...

3. Freizeitgestaltung.
Ihr habt keine Vorstellung davon, wie oft wir uns schon den Mund fusslig geredet haben, sie solle in einen Verein gehen, etwas ehrenamtliches tun, unter Leute gehen, Kurse besuchen etc. pp. Unabhängig von dem Unfall und unabhängig davon, dass ihr das gerade JETZT sehr gut tun würde. Aber das lehnt sie entschieden ab, sie mag nicht. Weil: sie mag keine Leute (siehe 2., seufz). Eine Zeit lang hat sie bei meiner Mutter geputzt und sich so noch ein bisschen Taschengeld nebenher verdient - und ein bisschen Oma-Enkelin-Zeit verbracht, aber seit ein paar Wochen kann sie sich auch dazu nicht mehr so richtig aufraffen. (Da meiner Mutter aber im Januar nochmals eine OP bevorsteht, werde ich sie ermutigen, der Oma wieder zur Hand zu gehen, weil diese sie jetzt braucht. Das ist etwas, was sie dann wieder auf den Plan ruft, ich kenne ja mein Kind...)
Was sie gut kann, wo ihre Stärken liegen? Hmmm, sie interessiert sich für recht spezielle Dinge, mit denen ich wiederum nicht viel anfangen kann: Ich glaube, es gibt wenige Filme, die sie nicht schon gesehen hat - und sie sieht schon sehr, sehr lange (auch bevor sie das Alter erreicht hatte) und mit Freude Horrorfilme. Sie spielt gerne PS4. Liest Fantasy-Romane - und seit geraumer Zeit auch homoerotische Mangas (das ist mir völlig fremd, aber dafür scheint es einen riesigen Markt zu geben).
Was sie auch mag: Tiere. Was die Natur angeht, ist sie schon immer ein wandelndes Lexikon gewesen. Bei uns zuhause ist sie inzwischen zuständig für das Wohlergehen unserer Katzen, die meist in ihrem Zimmer abhängen. Und sie überlegt, sich Ratten anzuschaffen (ich spreche von Mehrzahl, da es Gruppentiere sind). Eine Tätigkeit im Tierheim scheidet allerdings aus. Wir hatten das mal ausprobiert, aber den Eindruck, dass die lieber unter sich bleiben und eigentlich keine neuen Helfer mehr möchten. Und Katzenklos saubermachen gehört nicht unbedingt zu ihren Lieblingsbeschäftigungen (das macht Mama), daher hat sie auch Abstand davon genommen, Tierpfleger o.ä. in ihre Berufswunschliste aufzunehmen.

4. Suizidgedanken - Antidepressiva.
So blöd es vielleicht klingt, ich mache mir nicht so viele Sorgen darum, dass sie sich etwas antun könnte. Sie redet sehr offen darüber, wie es in ihr ausschaut - und sie sagt ganz deutlich, dass sie eigentlich nicht den Wunsch verspürt, ihr Leben zu beenden. Ich verbuche das eigentlich schon immer unter "Hilfeschrei", wobei ich ihr dabei nicht wirklich helfen kann.
Die Psychiaterin, bei der wir jetzt in Behandlung sind, sieht es gsd ähnlich. Sie sieht keine akute Eigengefährdung (und somit auch keine Grundlage für eine Zwangseinweisung) - und seitdem wir K1 gesagt haben, dass es völlig ok ist, wenn sie jetzt nicht zur Schule geht, weil es ihr nicht guttut, oder wenn sie komplett abbrechen wird, hat sie sich merklich entspannt. Sie sagt zwar, dass ihre Welt immer noch grau ist und sie oft keinen Sinn im Leben erkennen kann, aber zumindest ich habe den Eindruck, dass sie zumindest aktuell damit zurecht kommt. Ergibt das irgendwie Sinn?
Die Psychiaterin hat bei unserem Gespräch auf die Verordnung von Antidepressiva o.ä. bewusst verzichtet, weil zu dem Zeitpunkt davon ausgegangen wurde, dass sie innerhalb weniger Tage in der psychiatrischen Klinik vorstellig wird. Dass dort keine Diagnosestellung und ohne feststehende Diagnose keine Aufnahme erfolgt, konnte niemand ahnen.
Trotzdem denke ich (küchenpsychologisch), dass eine Behandlung mit Psychopharmaka ins Blaue hinein oder abschließende Diagnose zum jetzigen Zeitpunkt nicht angezeigt ist... Wenn man K1 gewähren lässt, geht es ihr ja auch verhältnismäßig "gut", bzw. sie kann mit ihrem Zustand umgehen. Meine Bedenken sind, dass Medikamente die Diagnostik verfälschen.
Und: nach ihrer Hirnverletzung sollte vielleicht abgeklärt werden, welche Medikamente sinnvoll und noch verordenbar sind und welche nicht...

5. Diagnosestellung - Anlaufstellen.
Die Klinik in Saarbrücken hat mir zwei Anlaufstellen genannt: Das Autismuszentrum Saar (Website) zur Information - und zur Diagnosestellung ein Autismuszentrum in Köln (auch die Website zur Kontaktaufnahme). Auf deren Website steht aber dick und fett, dass man sich nach erfolgter Diagnose gerne an sie wenden kann, dort aber selbst keine Diagnostik stattfindet. Auf der Saar-Website das gleiche - aber dort habe ich angerufen und man hat mir eine Klinik hier in der Nähe genannt (eben die, wo wir im Juni den Termin haben).
Die Uni in Tübingen hat auf ihrer Website stehen, dass sie Patienten aus einem Umkreis von ca. 50 km annehmen - und leider habe ich dort niemanden telefonisch erreicht, scheinbar sind die bereits im Weihnachtsurlaub. Aber die haben auch saublöde Telefonzeiten.
Weiter bin ich bisher nicht gekommen, es scheint aber nicht viele Einrichtungen für Erwachsene (dh. die Erwachsene testen) zu geben - wobei wir natürlich auch weiter weg fahren würden. Mannheim, Heidelberg, Kaiserslautern, auch Frankfurt, Mainz etc. sind kein Problem. Bei weiteren Entfernungen müsste man sehen, aber auch das würden wir gerne auf uns nehmen.

6. Behindertenstatus.
Wie gesagt, der Antrag ist gestellt. Zieht sich aber schon Monate hin, weil noch eine Bescheinigung der Uniklinik fehlte.

7. Sonstige Therapien.
Die Rehaklinik hat im Entlassungsbrief die Empfehlung gegeben, dass K1 im Anschluss noch Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie und Neuropsychologische Therapie machen sollte. Logo, Ergo und Physio waren schnell abgehakt, die wussten nicht, was sie mit dem Kind machen sollten, da sie sie als "austherapiert" empfanden. Physio hat ihr insofern geholfen, als dass der Therapeut sie massiert hat (Kopf- und Nackenmassage) und sie meinte, dass es zumindest zeitweise die Kopfschmerzen lindert. Ergo hat sie selbst nicht mehr weiter verfolgt, weil sie meinte, es bringt ihr nichts (er hat einfach Konzentrationsübungen gemacht als Überbrückung bis zum Ferienende).
Und es gibt nur einen Neuropsychologen im Saarland, der nur schwer zu erreichen ist - und der Wartezeiten von über einem Jahr hat. Das hat sie für sich ausgeschlossen. Der Neurologe meinte, ein "normaler" niedergelassener Psychotherapeut ist ausreichend, aber wie gesagt, unsere Therapeutin hat die Aufnahme in eine Tagesklinik empfohlen und fand ihren Ansatz zur Problematik meiner Tochter nicht passend.

8. Last but not least: beruflicher Ausblick.
Ich hatte ja bereits geschrieben, dass wir schon das Arbeitsamt (nenne ich jetzt mal so, schreibt sich kürzer) mit ins Boot genommen haben. Und heute morgen hatten wir einen Termin bei einer Berufsberaterin, die wohl Leute mit psychologischen Defiziten betreut.
K1 war vor einigen Wochen zu einem psychologischen Test (den gleichen hatte sie bereits 2015 absolviert), wo die Leistungsfähigkeit, Intelligenz, Wissenstand o.ä. ermittelt werden.
Der Test dauerte den halben Tag.
Herausgekommen ist, dass sie eigentlich bei dieser Sachbearbeiterin an der falschen Adresse ist. Sie ist im Vergleich zu ihren Mitschülern (Realschüler) überdurchschnittlich, im Vergleich mit Abiturienten durchschnittlich (was aber über ihrem derzeitigen Bildungsstand liegt, darüber hatten mein Mann und ich vorhin eine heftige Diskussion).
Man geht davon aus, dass sie eine gute Mittlere Reife machen kann und auch das Abitur locker schaffen wird (mit voraussichtlich durchschnittlichem Ergebnis).
Bzgl. ihrer Persönlichkeitsstruktur wirke sie schüchtern und zurückhaltend und nicht ihrem Alter entsprechend, sondern viel jünger (unreifer).
Wir sind jetzt so verblieben, dass die Berufsberaterin noch ein arbeitsärztliches Gutachten veranlassen wird (weil wie gesagt nur der psychische Bereich getestet wurde, nicht aber die körperliche Leistungsfähigkeit/mögliche gesundheitlichen Einschränkungen).
Ansonsten werden wir die Diagnosestellung abwarten und sie bis auf weiteres an der Schule belassen (wir werden allerdings versuchen, im Januar einen Termin mit dem Klassenlehrer zu machen, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen).
Wenn es endlich ein Ergebnis gibt und K1 auf keinen Fall die Schule zu Ende machen möchte, soll sie eine berufsvorbereitende Maßnahme machen (BVB).
Und wenn der Verdacht (Autismus) sich bestätigen sollte, hat sie aber gleich noch ein ganz anderes Spektrum an Maßnahmen zur Verfügung.
Unabhängig davon hat die Sachbearbeiterin sich mit einem Mitarbeiter des Autismuszentrums Saar in Verbindung gesetzt und einen Termin für Mitte Januar für uns vereinbart. Für eine erste Einschätzung und Beratung (NICHT Testung!). Und dieser Mensch soll evtl. auch schauen, ob er wegen Dringlichkeit unseren Termin vorverlegen lassen kann. Aber da werden wir halt bis Januar Geduld haben müssen. Ist ja auch nicht mehr sooo lang bis dahin.

Jedenfalls sind wir schon wesentlich entspannter.
Mein Bauchgrummeln ist weg, K1 wartet auf ihren Termin - und ansonsten schauen wir, was die nächsten Wochen so mit sich bringen werden...

Liebe Grüße und danke nochmals fürs zulesen,
Martina.

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Mich kurz einschleiche

Antwort von Finale am 19.12.2019, 17:47 Uhr

Zum Thema kann ich keinen Rat geben, aber aus eigener (wirklich leidiger) Erfahrung kann ich nur den dringenden Rat geben, K2 nicht komplett zu vernachlässigen. Bitte verlass dich nicht darauf, dass sie schon funktioniert, weil sie es ja immer getan hat. Natürlich hat das große Kind bei dir Vorrang, so wie ich das sehe, ist es aber schon immer so. Es kann natürlich mit K2 alles problemlos weiterlaufen, aber behalte es bitte im Hinterkopf.

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Re: Finale...

Antwort von spiky73 am 19.12.2019, 18:18 Uhr

Das tue ich auch...

Wobei sie mich gerade teenagermäßig stresst... *augenroll*

Wie immer, Kind2 braucht dringend für morgen ein Wichtelgeschenk. Weiß sie wohl seit Wochen, hat sie mir aber erst gestern Abend erzählt...
Und ich sitze jetzt mit ihrem halb gepackten Päckchen da und warte auf ihre Hilfe, während sie schon seit Stunden mit ihrer Freundin über WhatsApp quasselt, kein Ende findet und genervt ist, wenn man sie ruft. Knurr.

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Re: Finale...

Antwort von Finale am 19.12.2019, 18:46 Uhr

Meine Tochter ist genauso im Moment, ich fühle mit.

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Re: Dankeschön!

Antwort von zwergchen84 am 19.12.2019, 19:25 Uhr

Thema Tiere und Ehrenamt: habt ihr die Möglichkeit, sie dort als "Gassi Helferin" unterzubringen? Unser Tierheim ist froh über Helfer, die mit den Hunden regelmäßig und ausgiebig Gassi gehen. Das ist etwas, was das Tierheim oft nicht ausreichend erfüllen kann. In einigen Tierheimen gibt es auch Ehrenamtliche, welche Katzen vorlesen oder mit ihnen spielen. Denke gerade, dass besonders Katzen ihr gut liegen könnten. Frag mich nicht wieso, jedenfalls nicht, weil ihr selber welche habt. Eher, weil dein K1 sehr ruhig und schüchtern ist. Perfekt für die oftmals selbst eingeschüchterten Katzen.

Ansonsten haben die anderen schon viel geschrieben :)

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von ohno am 19.12.2019, 21:19 Uhr

Oh je, Ihr seit ja gebeutelt.

Was mir sofort aufgefallen ist beim Lesen: Ihr habt zuviel Meinungen, zuviele Tests, Termine...

Wenn möglich, sucht Euch eine psychiatrischen Praxis. Zur Diagnostik von A-Z. Der Arzt dort kann ALLES durchtesten, es gibt dafür den Ausdruck Testbatterie. In der Hoffnung auf einen zeitnahen Termin.

Lasst die großen Kliniken, Zentren, aus. Das sind Durchgangsstellen.

Keine zusätzlichen Tests durch was weiß ich Schule, AA, Psychologen.

Lasst das Mädel zur Ruhe kommen. Einem Hobby nachgehen, irgendwas mit Tieren vielleicht, wenn sie Probleme mit Menschen hat. Telefonieren würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Ich hasse das bis heute. Und ich wette, genug Jugendliche auch.

Stellt die Schule hinten an. Alles zu seiner Zeit. So vom Lesen habe ich den Eindruck, dass Deine Tochter überfordert ist. Und Du ja dann auch.

Und bitte nehmt nicht alles "ernst", wer was sagt. Alles nichts oder bleibt trotzdem. Bis die Diagnose steht. Und dann, erst dann, wird es weitergehen.

Mir hat eine Fachärztin gleich gesagt, dass Autismus KEIN ERZIEHUNGSFEHLER ist. Ok? Und es ist wohl auch nicht ungewöhnlich, dass es bei ADS/ADHS als Begleiterscheinung auch ASS oder andersrum geben kann.

Ich habe mit meiner Tochter seit September auch psychos. Reha und eine ganze Testbatterie hinter mir, ich weiß, wie es ist, wenn Hinz und Kunz etwas zum Besten geben, was einen zusätzlich stresst. Ich bin froh, dass wir eine Ärztin haben, der ich vertraue, und nur ihr.

Eine psychosomatische Reha empfehle ich für Deine Tochter ausdrücklich NICHT (ich kann nur für Reha sprechen, wie eine psych. Kur abläuft, weiß ich nicht.)

Viele Grüße, fahrt runter, nehmt Druck raus, es bringt nichts! Alles Gute für Euch! So wie es sich liest, bist Du eine gute Mutter .

ohno

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von pauline-maus am 19.12.2019, 21:28 Uhr

Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Schuld, Angst und die Unfähigkeit zu fühlen sind die dominierenden Emotionen. Dazu gesellen sich häufig negative Einstellungen zur eigenen Person, der Zukunft, ein ausgeprägter Grübelzwang, die Unfähigkeit sich zu entscheiden und sich zu konzentriere, das sind alles Begleiterscheinung einer psychischen Erkrankung.
Man merkt, daß man anders ist ,wie der Rest um einen herum,zieht sich zurück , die anderen merken das natuerlich auch ,wissen damit nicht umzugehen und vermeiden Kontakt aus Unsicherheit.
Dadurch beginnt der Kreislauf , das man nur noch mit sich und der Krankheit ist , aus dem es schwierig ist, wieder auszubrechen.
Meist unterstützt einen die Familie und das auch oft durchaus auf falsche Art und Weise.
Sicher geschieht es aus Liebe und Sorge zu dem Angehörigen, das die Symptome noch angefeuert werden
Zum Beispiel depressive Menschen, die sich nur daheim wohlfuehlen und auch das nach außen sugerierren ,werden oft finanziell und im alltag unterstützt , weil man meint, dadurch fühlt er sich eben wohler
Wichtiger wäre ,hier brutal auf Änderung des Ganzen zu drängen ,ihn an die Hand zu nehmen und gemeinsam neue,unbekannte Wege zu wagen , auch wenn der Betroffene sich sträubt, schreit,heult, sich verweigert..
Sicher tut das weh,ganz besonders einer Mutter aber es ist der bessere Weg.
Ich war selber ein betroffenes Kind und meine Eltern machten aus Liebe diese Fehler, woher sollten sie auch wissen , was das beste war in meinem Fall
Ich selber erkenne es aber mit Abstand von vielen Jahren

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von pauline-maus am 19.12.2019, 22:03 Uhr

Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, das sie irgendwie in deinem Beruf mit fussfassen kann? Zumindest vorerst und mit dir als Sicherheit?

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Mala28 am 19.12.2019, 22:04 Uhr

So zum Thema Hobbie:

Vielleicht mag sie ja nähen? Meine Schüler zumindest einige von Ihnen nähen sehr gerne. Sie haben ihr Ruhe, müssen nicht kommunizieren in dem Sinn. Sie verkaufen ihre Sachen online z.B Maminreisel und mache ehrenamtlich kleine Mützen für Babystationen.

Was die Lehrer etc. angeht: Nimm dir das nicht so zu Herzen. Ganz oft ist es so, dass sie einfach keine Ahnung haben. Sie diese Besonderheiten, die das Kind mitbringt gar nicht auffangen und damit arbeiten. Vor allem an Regelschulen ist es halt so.
Ich arbeite mit Autisten und Mutisten und egal wieviel Schüler ich habe. Es gibt nicht dieses eine Konzept. Mit jedem fängt man von 0 an und schaut wie er so ist, was er braucht, was er selber will und was ich dafür tun kann. Man muss jeden einzelnen betrachten und auf ihn eingehen.

LG

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von spiky73 am 20.12.2019, 5:49 Uhr

Ich weiß nicht, ob ich über den Vorschlag lachen oder weinen soll.

Ich bin gelernte Bankkauffrau und das ist der letzte Beruf, zu dem ich jemandem raten würde. Ich habe auch nicht in dem Job gearbeitet.
Ich arbeite schon lange als Übersetzerin - ungelernt, aufgrund meiner Liebe und Neigung zu Sprachen - und es passt zu deiner etwas rosigen Vorstellung überhaupt nicht.

Irgendwie war auch dein Haupttext an unserer aktuellen Situation komplett vorbei, auch wenn ich sonst oft (nicht immer) bei deinen Beiträgen zustimmen muss.
Und das liegt sicher nicht daran, dass ich nicht auch erkenne, dass du teilweise recht hast. Es bringt nur nichts, "sie ins kalte Wasser zu werfen" und ihr irgendwas aufzuzwingen, während wir selbst ja überhaupt nicht wissen, was mit dem Mädchen genau los ist.
Sie momentan einfach möglichst in Ruhe zu lassen ist in deinen Augen vielleicht kontraproduktiv, für uns derzeit aber die einzige Möglichkeit, das Vakuum, in dem wir uns alle befinden, irgendwie zu überbrücken...
Wir bemühen uns, die Zeit zu verkürzen, um dann schnellstmöglich die Hilfen einzufordern, die sie braucht. 6 Monate sind da einfach vertane Zeit.

Und letztendlich besteht mein Universum - auch wenn es sich für mich selbst jetzt blöd anhört - nicht nur aus K1. Es gibt auch noch andere Leute, denen ich gerecht werden muss. Und leider kann ich mich nicht teilen... Ich muss schon zusehen, dass ich selbst das alles auf die Reihe bekomme und nicht komplett vor die Hunde gehe.

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Re: Dankeschön!

Antwort von memory am 20.12.2019, 7:25 Uhr

Na das klingt doch alles schon viel sortierter ;) Ihr habt ja nun so einige Sachen , wo man nun erstmal sehen wird , was raus kommt. Genießt erst mal die Weihnachtszeit. Danach immer Stück für Stück... meiner ist auch immer mal 1-2 Tage im Monat / Woche extra zu Hause ...weil er da niemand erträgt...mir egal...ich mach da keinen Druck( mehr) ....seitdem werden die " ichliegenurimBett" Tage weniger .Ich weiß auch nicht was mal später werden wird , vielleicht schreibst du mal in 2 Jahren und machst anderen Mut;) . Schule abbrechen wollte meiner auch schon ...mit Durchschnitt 1,5 ( Gymnasium) * seufz*. Deswegen hier auch ...Verständnis, Liebe und sachtes Lenken.....in eine Richtug , wo man hofft , es ist die richtige. Aber einfach ist es nicht.... ich muss dann immer an den Kinderspruch " es ist nur eine Phase" denken.....naja hier leben wir eher nach" es wird nicht besser nur anders:) " ....viel Kraft und Erfolg . Und ja mit der Diagnose verfälschen stimmt schon, zumal Asperger sowieso oft anders auf best. Medis reagieren . Hier helfen auch wenn es blöd klingt , Spaziergänger und Sonne.....bin gerade über jeden schönen Tag froh. ( die Idee mit dem Hundeausführen finde ich da gar nicht so schlecht) Lg

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Mala28 am 20.12.2019, 9:27 Uhr

Ich würde sie in nichts reinstecken oder drängen. Das bringt nicht. Warum soll sie sich in einen Beruf reindrängen, den sie nicht machen will und machen muss.
Manchmal ist es gut, einfach auf das Kind zuhören und ihr einen Freiraum zugeben, mal abzuschalten, mal Ruhe finden.
Gerade wenn sie eine Art Sozialphobie hat, dann sie unter Leute zubringen oder in eine Bank oder sonst wo ins Unternehmen bringt nichts. Weil sie im Unternehmen egal welches untergeht und dann frustriert ist. Wem bringtvdas was? Ihr definitiv nichts.
Und wenn man sie erstmal krankgeschrieben lässt und sie erstmal Ruhe hat, dann ist das vollkommen okay. Klar ist das keine Dauerlösung aber es sind ja bis zum möglichen Termin ca. 6 Monate. Das ist doch nicht viel. Wenn man sie erstmal das machen lässt was sie mag und sie damit stressfreier ist, dann ist das gut. Nach dem Termin, wenn es ein Ergebnis gibt, dann kann man sich was überlegen und es gibt verschiedene Option.
Das ist auch nicht "man gibt sein Kind auf". Nein ganz und gar nicht. Dad zeigt doch einfach nur dass man sein Kind und seine Bedürfnisse wahrnimmt und diese auch zulässt.

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Spiky...

Antwort von Leena am 20.12.2019, 13:40 Uhr

Wesentlich entspannter, Bauchgrummeln ist weg und Ihr könnt gemeinsam abwarten, was die nächsten Wochen so bringen - das klingt doch schon sehr, sehr viel besser und wieder viel mehr nach Dir selbst!

Ich kann leider nichts Sinnvolles oder Konstruktives beitragen, wollte Euch aber trotzdem alles, alles Gute wünschen und ein wunderschönes gemeinsames Weihnachtsfest und ein völlig undramatisches Silvester!

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Re: Spiky...

Antwort von spiky73 am 20.12.2019, 13:59 Uhr

Dankeschön

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von pauline-maus am 21.12.2019, 15:13 Uhr

um nichts in der welt wollte ich meine lösung zur lösung aller roblem mit teenager in ähnlicher situatinwie meiner damals machen, weiß gott nicht.
ich habe anhand meines beispiels erklrt, was sein könnte ,denn sicher gibt es noch aber tausend andere erfahrungen , die man einfließen lassen könnte.
ich weiß nur , wie schwer so etwas für alle beteiligten ist , ich habe damals meinen papa das erste mal weinen sehen und das war wiederum sehr schlimm für mich..
ich wünsche euch alles gute und das ihr weiterhin nicht den mut verliert

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Re: Gerade ein bisschen überfordert... (Vorsicht, das wird mal wieder lang!)

Antwort von Mutti69 am 22.12.2019, 9:56 Uhr

...ich habe mich gerade hierher verirrt.

Ich hab die Antworten nicht gelesen, aber ich persönlich würde beim Sozialpsychiatrischen Dienst anfragen, wer eine psychologische Testung, auch auf Ausbildungsreife, bei euch in der Gegend machen kann.
Das dauert so um die 3 Stunden und es kommen verschiedene Testverfahren zur Anwendung. Hier bei uns gibt es mehrere Psychologen, die für Privat aber auch für Ämter und Institutionen testen.

Dabei wird neben den kognitiven Fähigkeiten (Arbeitsgeschwindigkeit, Merkfähigkeit, Flexibilität...) eben auch auf die Entwicklung geschaut und du würdest Empfehlungen erhalten, wie dein K1 den weiteren Ausbildungsweg beschreiten kann...und dabei glücklich und erfolgreich sein kann.

Vielleicht würde dir das zumindest Klarheit verschaffen, ob die Schule in dieser Form weitergehen kann oder soll.
Eine Diagnose braucht es zur Testung nicht.

Alles Gute!

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