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Geschrieben von Dots am 01.10.2022, 19:43 Uhr

Lanz vom letzten Donnerstag...

"Intellektuelle" ist vielleicht wirklich unglücklich gewählt. Ich habe auch noch mal nachgedacht, warum ich das geschrieben habe, eigentlich beziehe ich mich dabei eher auf Precht als auf Welzer, weil sich Precht für meinen Geschmack den Anstrich eines modernen Universalgelehrten gibt. Welzer ist in der Hinsicht viel unauffälliger und auch längst nicht so dauerpräsent in den Medien. Aber "Intellektueller" ist meiner Auffassung nach auch nicht unbedingt, dass man ein Bildungssystem durchlaufen und darin promoviert hat, das ist schon auch ein Habitus, oder? Also dass man kenntnisreich, geschliffen, fundiert und inhaltlich logisch argumentieren kann. Genau das habe ich in der Sendung irgendwie vermisst.

Wie gesagt, ich wollte die Sendung sehen, weil ich das Thema grundsätzlich interessant finde, ich kann es nämlich aus meiner eigenen Sicht nicht nachvollziehen, was aber unter Umständen daran liegt, dass ich mich mit meinen eigenen Sichtweisen weitgehend in diesem "Meinungskorridor" befinde, den Precht und Welzer ausgemacht haben wollten. Ich nehme es auch eher so wahr, dass die Presse- und Medienlandschaft insgesamt unter einem gewaltige Druck steht, gerade durch die sozialen Medien, populistische Politik und veränderte Nutzergewohnheiten und dass finanzieller Erfolg eher nicht mit investigativem Nischenjournalismus, sondern mit plakativer Meinungsmache zu erzielen ist. Nach meiner Wahrnehmung führt das eher zu einer sehr starken und konträren politischen Positionierung in der Presse, teilweise auch unter Stärkung der Rändern, vor allem im rechten politischen Spektrum, während sich im Fernsehen die Balance noch eher hält, was ich den öffentlich-rechtlichen Medien anrechne.

Mein Verdacht während dieser Sendung war aber - weil Precht und Welzer auch nicht wirklich argumentiert haben, sondern vor allem Dinge behauptet und die Aussage des Buches wiederholt haben, statt sie inhaltlich auszuführen oder zu erklären, wie sie zu dieser Aussage kamen -, dass sich der Grundtenor des Buchs vor allem darauf beruht, dass die zwei zu den Kritikern von Waffenlieferungen an die Ukraine gehören und sie dadurch mit ihrer persönlichen Sicht aus dem vermeintlichen Meinungskorridor herausgefallen sind.
Über den Inhalt des Buches habe ich in der Sendung übrigens gar nichts erfahren, vielleicht kam das aber auch später.

Dass die Medien und/oder die Presse der Politik ein Narrativ vorgeben würden oder umgekehrt das Narrativ der Politik widerspruchslos übernehmen würden, finde ich als Aussage ohne Belege reichlich dürftig. Dass hier ein paar Leute das genauso sehen und dazu Beifall klatschen, ist auch klar, aber ich glaube nicht, dass es die Intention von Precht und Welzer gewesen ist, stumpfen "die Mainstream-Medien sind doch politisch gleichgeschaltet"-Parolen das Wort zu reden. Wenn doch, würde mich das sehr irritieren, denn da würde ich von einem Germanisten und einem Sozialpsychologen schon mehr Selbst- und Fremdreflexion erwarten.

 
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