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Geschrieben von Alhambra am 12.07.2019, 14:35 Uhr

Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Unser Herr Spahn ist ja auch dem Digitalisierungwahn aufgesessen und möchte so schnell wie möglich die elektronische Patientenakte an den Start bringen. Dafür möchte er jetzt mit Apps locken, die Miktions-App ist ja fast schon unterhaltsam, die mir aufzeigt, wie oft ich in die Hose mache. Satire Ende. App aber nicht!

Ärzte wollen das nicht, IT Wissenschaftler auch nicht, naja und ich als Patient will das erst Recht nicht. Ich meine, dass alles und jeder zu hacken ist. Und im Zweifel sind meine hochsensiblen Daten im Umlauf. Zudem stehe ich dem Digitalisierungswahn ohnehin auf Kriegsfuß, siehe kürzlichen Blackout Südamerika.

Steht ihr dem offen gegenüber oder seht ihr Vorteile, für die man alles andere gerne in Kauf nehmen kann? Ich meine, muss mein Apotheker wirklich den kompletten Einblick in meine gesamte Krankengeschichte haben? Das passt mir überhaupt nicht. Zumal ich nicht bestimmen kann, auf welche Daten zurückgegriffen werden darf.

Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dass diverse Wirkstoffe vermerkt werden, damit Wechselwirkungen ausgeschlossen werden, aber mehr muss es aus meiner Sicht nicht sein.

Das artet für mich schon arg in Big Brother (also 1984 von Orwell, nicht der RTL-Müll) aus.

https://blog.wdr.de/digitalistan/gesundheits-apps-auf-rezept-fuer-den-glaesernen-patienten/

 
37 Antworten:

Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von rotblau am 12.07.2019, 14:41 Uhr

ich bin mir noch nicht ganz sicher was ich davon halten soll...
einerseits würde ich es praktisch wenn jeder arzt den ich aufsuche gleich mal schauen meine vorgeschichte anschauen kann. (denn so kann man sicher viel schneller zusammenhänge erkennen)
andererseits, wenn die daten gehackt und verkauft werden...

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Einstein-Mama am 12.07.2019, 14:47 Uhr

Hmm, ich sprech mal von mir und meiner Situation im Job.
Wir bekommen oft Aufnahmen bei denen uns die Leute die Geschichte von der wilden Sau erzählen „ich hab Rücken und der Arzt hat mir Tilidin, Tramal, oder gar ein Fentanylpflaster verschrieben, das brauch ich hier auch“, oder Leute die in keiner Klinik mehr aufgenommen werden, weil sie gedealt, gewalttätig oder sonst wie unangenehm aufgefallen sind, dann kommen sie halt in die Provinz.

Es dauert immer viel Zeit Befunde anzufordern, daher bekommen halt alle was sie wollen und man kommt sich dann eben verarscht vor.
Könnte man bei einer Aufnahme sofort alle Krankengeschichten aufrufen, wäre ein Missbrauch von Ärzten und Kliniken nicht mehr möglich.
Mir persönlich ist es egal, ich finde es im Notfall sogar positiv, wenn alles auf einem Blick zu erkennen ist (Allergien, Blutgruppe etc).
Hat halt alles immer positive und negative Seiten.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Luna Sophie am 12.07.2019, 14:53 Uhr

Nein, ich bin dagegen.
Aus welchem Grund muss mein Zahnarzt meine komplette Krankengeschichte kennen?

Auch wird es dann nicht mehr möglich sein, eine Zweitmeinung einzuholen.
Sobald ein Arzt die Diagnose und Meinung eines anderen kennt, wird er beeinflusst.

Aus Erfahrung weiß ich, dass wenn Gutachten geschrieben werden müssen, sich Ärzte gerne an älteren Gutachten anlehnen. Teilweise ganze Textpassagen kopieren.
Bei meinem Sohn war es mehrfach erforderlich, Gutachten einzureichen.
Wir hatten es tatsächlich, ein Arzt wollte das Kind gar nicht sehen, ihm geht es schon schlecht genug. Er hat aus 2 älteren Gutachten und einem aktuellem Befund ein eigenes Gutachten erstellt.

Und was alles passieren kann, werden die Daten gehackt, möchte ich mir nicht ausmalen.

Der ein oder andere Arbeitgeber wäre sicher daran interessiert, vor Einstellung oder Verlängerung eines Arbeitsvertrages, die Krankenakte zu kennen.
Da war mal der Verdacht einer Depression. Oder die Diagnose wurde gestellt.
Da wurde mal Hautkrebs entfernt.

Ob man da dann einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommt?

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Nynaeve2019 am 12.07.2019, 15:14 Uhr

"Auch wird es dann nicht mehr möglich sein, eine Zweitmeinung einzuholen.
Sobald ein Arzt die Diagnose und Meinung eines anderen kennt, wird er beeinflusst." --> ein Argument gegen der digitalen Akte, das Hacken ist ebenfalls ein Argument. Wenn ich aber eine gesicherte Diagnose oder bestimmte Medikamente habe, die ich gerne unters Volk bringen möchte oder muss (z.B. Diabetes, blutverdünnende Mittel) dann macht es wieder Sinn. Medikamentenwechselwirkungen können so auch besser erkannt werden.
Also dann, wenn ich selbst entscheide, was drauf steht, ist es okay. Sonst nicht.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Alhambra am 12.07.2019, 15:38 Uhr

Exakt diese Gefahr sehe ich auch. 'Oh, Frau XY hat schon zwei Fehlgeburten, dann probiert die das doch sich noch ein paar Mal' Und Tschüss.

Oder Herr YX ist erst 23, hat aber Herzrhytmusstörungen, nee, dann besser mal nicht. Berufschancen auf Lebzeiten im Eimer?

Und die Versicherungen würden sich auch die Finger danach lecken.

Wie gesagt, Wechselwirkungen halte ich für außerordentlich sinnvoll, aber alles andere halte ich für zu gefährlich in falschen Händen.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Einstein-Mama am 12.07.2019, 15:51 Uhr

Naja, ein 23 jähriger mit schweren rhythmusstörungen wird wohl einen GdB haben, womit er nicht chancenlos auf dem Arbeitsmarkt ist. Ob man mit einer Herzerkrankungen echt JEDEN Job machen sollte, bezweifle ich.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Alhambra am 12.07.2019, 16:05 Uhr

Nimm einen einfachen Bürojob: fünf Bewerber, einer krank. Wen nimmst du? Als Personaler, der im Sinne der Firma handelt?

Keine Firma möchte sich jemand ins Boot holen, der u.U. wegen Krankheit ausfällt, oder?

Im übrigen solltest du nicht alles 1:1 wortwörtlich umsetzen, es sind doch nur überzogene Beispiele, die sich mit sicherheit schon in vielen kleinen Schattierungen anwenden lassen.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Nynaeve2019 am 12.07.2019, 16:06 Uhr

Ja, aber bekommt der 23 jährige dann noch die Versicherungen, den Kredit etc. zu den gleichen Bedingungen, wie der gesunde 23 jährige?

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von bea+Michelle am 12.07.2019, 16:10 Uhr

Anstatt für sowas Geld rauszuwerfen, sollte die lieber mal z. B bei Vorsorgeuntersuchungen sämtliche Sachen zahlen, (Ich bin ja letztens erschrocken, als ich für Brustultraschall 45,00 latzen mußte, letztes Jahr waren es noch 35), oder , mein Vater brauchte jetzt einen Rollator, die Krankenkasse gab großzügig 79,00 dazu.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Einstein-Mama am 12.07.2019, 16:16 Uhr

Ich bin Gleichstellungsbeauftragte und manchmal bei Vorstellungsgesprächen anwesend, damit eine chronische Erkrankung bei gleicher Eignung eben nicht zum Ausschluss aus dem Berufsleben führt.
Übrigens ist das auch etwas, was in Deutschland gut läuft.

Was Versicherungen betrifft ist es natürlich ein Desaster und das ist ein Argument.
Allerdings muss man bei Abschluss jeglicher Versicherungen doch ohnehin alles offenlegen, bzw unterschreiben dass keine Vorerkrankungen bekannt sind.
Im Schadensfall zerlegen die eh sämtliche Befunde im Detail.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Nynaeve2019 am 12.07.2019, 16:24 Uhr

Was ist aber, wenn auf deiner digitalen Krankenakte ganz andere Dinge stehen als die, die Du weißt?
Und diese falschen Dinge weiter gegeben werden? Und Du wunderst Dich dann in Verbindung hiermit https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/94640/Weiter-Kritik-in-Bayern-am-Psychiatriegesetz

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Einstein-Mama am 12.07.2019, 16:28 Uhr

Gut, auch ein Argument. Dazu müsste man dann zusätzlich regelmässig und unaufgefordert Einsicht in die Krankenakte bekommen.
Hat man ja eh, aber es müsste unaufgefordert passieren.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Nynaeve2019 am 12.07.2019, 16:39 Uhr

Wie soll das passieren? ich gehe mit meiner Karte zur Krankenkasse in einen Extraraum und schaue mir da alles auf dem Computer an? Was ist mit denen, die die "Medizinersprache" nicht verstehen? Wie komme ich als Person aus dem Pflegeheim dort hin? Okay, der Betreuer kann das ja machen. Vielleicht habe ich den Betreuer aber genau deshalb bekommen, weil etwas falsches in der Karte steht.

Okay, ich konstruiere da jetzt was.

Vor einigen Jahren hatte die Rentenversicherung mir einen Bescheid zugesendet. Nehmen wir mal an, ich heiße mit Nachnamen Meier. Die Rentenversicherung hat aus mir Meyer, geborene Meier gemacht. ICH musste beweisen, das ich nicht verheiratet war zu dem Zeitpunkt. Sie hatten Bockmist von Amtswegen gemacht und ich musste zum Standesamt und die Beweise erbringen, NICHT verheiratet zu sein (ich war damals arme Studentin, das heimische Standesamt hat mir die Gebühren erlassen, es hätte mir eine Woche Essen gekostet...)
Zum Glück waren diese Daten noch nicht weiter abgeglichen worden. Nun stell Dir vor, ich hätte es nicht mitbekommen, wäre Jahre später zum Standesamt marschiert, um das Aufgebot zu bestellen und der Standesbeamte sagt: Ähm geht nicht, Sie müssten sich erst von Herrn Meyer scheiden lassen. Ja welcher Herr Meyer? Ja, das müssen Sie doch wissen...
Von daher, ich bin skeptisch. Ich habe kein Problem, das alle Welt weiß, das ich L-Thyroxin nehme, aber mehr, ja nun, muss nicht sein.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Einstein-Mama am 12.07.2019, 16:54 Uhr

Ja, das ist dann natürlich Mist und wer die Kassen kennt, weiß dass genau das eben eintreffen kann.

Trotzdem finde ich es als Nichtpatient, sondern als die Person, die erstmal alles glauben muss, schwierig.
Das aber jetzt halt in meiner Branche, da hier eben meiste Missbrauch stattfindet.
Also, wenn es einen Vorteil gibt, dann ist er ausschließlich medizinisch.

Alleine das Gerenne zwischen Rheumatologen, Augen und Hautärzten fand ich im damaligen Zustand schlimm. Jedesmal musste ich die gleiche Arie erzählen.
Oder das Theater mit dem banalen Tonsillenproblem meines Sohnes.

Vorteilhaft wäre auch, dass sich das Ärztehopping etwas eindämmen würde.
Ich hab Kollegen die zwei Hausärzte haben und regelmäßig wegen der AUs hin und herwechseln.
Eine zweite Meinung wäre mir aber bei einer ernsthaften Erkrankung trotzdem wichtig.
Schwieriges Thema....

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von drosera am 12.07.2019, 17:15 Uhr

Hi,
Ich will das auch nicht. Neben dem Hacking-Risiko finde ich es schlimm, dass der Staat sich auch herausnimmt, die Daten (anonymisiert) zu verkaufen.
Allerdings habe ich aber auch einmal die Anamnese für die Narkoseaufklärung beim Patienten neben mir erlebt: Senior, deutlich über 70, sehr tattrig, keine Begleitung aber dafür zwei Einkaufsbeutel: 1x alle Medikamente, die er so nahm mit unklarer Aufteilung über den Tag und 1x wirrer Aktenordner mit Befunden. Die Ärztin tat mir ehrlich leid....

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ja, genau das meinte ich

Antwort von Einstein-Mama am 12.07.2019, 17:44 Uhr

In einer Klinik oder in der Arztpraxis ist das eine gute Sache.
Vor allem wenn’s mal schnell gehen muss.
Ansonsten habt ihr natürlich recht, diese Daten sind zu empfindlich und es kann ja niemand garantieren, dass sie eben auch nur in Praxen und Kliniken Verwendung finden.
Schade eigentlich.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Felica am 12.07.2019, 18:06 Uhr

Da bin ich bei dir.

Auch weil Ärzte dann evtl gleich auf Röntgenaufnamen, MRT, blutbilder usw zurück greifen könnten. Ebenso sehen sie welche Medikamente, Allergien, Unverträglichkeiten.

Ja kann man alles angeben. Geht aber viel zu oft unter. Auch ist oft Leuten nicht klar das diese Info für den Arzt wichtig sein könnte.

Ich würde das aber am liebsten alles im Chip auf der Gesundheitskarte haben wollen. Wäre mir lieber wie ein zentrales internetnetzwerk dem alle Ärzte angehören oder irgendwelche Apps.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Felica am 12.07.2019, 18:07 Uhr

Eben genau deshalb auch.

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fände ich gut, aber nicht in dem Ausmaß

Antwort von sojamama am 12.07.2019, 18:10 Uhr

Ich finde es grundsätzlich gut, wenn auf meiner Versichertenkarte z.B. meine Dauermedikamente abgespeichert sind.
Damit jeder andere Arzt gleich weiß, was ich gerade so nehme.
Ebenso sollte da auch Blutgruppe und wichtige Vorerkrankungen drauf abgespeichert sein.

Es ist tatsächlich mühsam, die Leute zu fragen, "was nehmen sie denn, haben sie einen MediPlan dabei?" - "ja, die Pillen sind klein und weiß, die anderen länglich und orange, die dritten kann ich teilen.... aber wie die alle heißen weiß ich nicht"
Ja vielen Dank auch, damit kann ich nun viel anfangen.

Die Umsetzung einer solchen Karte ist schwieriger als gedacht fürchte ich. Denn immer sofort muss ja alles Neue direkt drauf abgespeichert werden.
Es braucht bundeseinheitliche Geräte dafür, die jede Praxis haben MUSS.

Das wird noch viel Arbeit werden.

Was ICH als Patient definitiv nicht will, sind aktuelle "Kleinigkeiten" die ich gerade habe, die müssen da nicht drauf sein.
Nicht alle Ärzte müssen jeden Pups von mir wissen, aber die wichtigen Sache ja doch.

melli

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Felica am 12.07.2019, 18:11 Uhr

Du weisst also als Laie wann dein Zahnarzt über andere Erkrankungen Bescheid wissen muss? Es gibt Krankheiten da kommt man nicht so leicht drauf das es auch für den Zahnarzt wichtig wäre zu wissen.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Felica am 12.07.2019, 18:14 Uhr

Das wäre doch eine super Idee. Einmal jährlich bekommt jeder automatisch zugestellt von der KK was ab Daten gespeichert ist.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Felica am 12.07.2019, 18:22 Uhr

Da sagst du was. Mein Nann bekommt gerade spritzen in die Bandscheibe. Ct-gesteuerte beim Radiologen. Heisst, wir müssen erst zum Hausarzt dort Überweisung zum schmerztherapeuten holen. Dort dann Überweisung zum Orthopäden, samt Verordnung. Nervt sage ich nur. Wäre super sich sowas sparen zu können.

Mal davon ab das der Orthopäde der das erst machen wollte versäumt hat darauf hinzuweisen das das mal eben locker 500-600 € Selbstbeteiligung sind wenn er es macht. Jetzt läuft es über den schmerztherapeuten und kostet nichts. Möchte nicht wissen wie viele das nicht wissen und zahlen. Ein Blick in die Akte, ach sie sind schmerzpatient, warum macht der das nicht.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Felica am 12.07.2019, 18:23 Uhr

Woher sollte Versicherung und Arbeitgeber den die Daten haben? Unterstellst du die greifen auf gehackte Daten zurück?

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Einstein-Mama am 12.07.2019, 18:37 Uhr

Ich werde die Kassen und deren Zahlungswilligkeit nie verstehen.
Zum Rollstuhl gibt es paar 70 Euro, damit ist gerade mal ein Rad bezahlt, bei wirklich schweren Erkrankungen kommt der MDK und nervt rum, wichtige Vorsogeuntersuchungen fallen unter Igel-Leistungen, für die nicht jeder das Geld aufbringen kann.
Und wenn ich dann immerzu erlebe dass Junkies sich teilweise monatelang bei uns durchfüttern ohne dass sie auch nur den Hauch von Abstinenzwunsch zeigen und das anstandslos bezahlt wird, bekomme ich regelmäßig einen Hals.

Du bekommst als Suchtkranker problemlos EU Rente, wenn du Krebs hast mit schlechter Prognose, kannst du von Glück reden wenn du dann eine einzige Zahlung erlebst.

Ich hab das mit meinem Vater durch. Der lag sterbend in der Klinik und sämtliche Ämter haben Druck gemacht, wann er denn wieder arbeitsfähig sei.

Das passt jetzt aber nur ansatzweise zum Thema. Mir geht da aber der Gaul durch!

Hab vor zwei Jahren mal bei der aok nachgefragt, ob ich nicht einen Zuschuss fürs Schwimmbad bekomme, weil meine Arztbesuche, Medikamentenverbrauch, Krankheitstage etc. sich gegen null bewegen, seit ich schwimme.
Nein, da könnte ja jeder kommen...

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Nynaeve2019 am 12.07.2019, 19:04 Uhr

Wo habe ich geschrieben, das der Arbeitgeber darauf zurück greifen kann? Und ja, ich kann mir gutvorstellen, das Versicherungen dann gern vorm Abschluss noch einmal die Krankenkassenkarte vorgelegt bekommen wollen, das macht die Sache dann ganz einfach. Vom Hacken mal ab, denn das kommt noch dazu.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Felica am 12.07.2019, 19:16 Uhr

Ok, AG kam nicht von dir. Aber weiter oben wurde auch das angesprochen.

Wollen können Banken und Versicherungen viel, heißt aber nicht das sie auch das recht dazu haben. Das dürfte schon wegen Datenschutz schwierig sein. Den ich als Patient kann zwar über meine Daten verfügen, nicht aber über die Daten der Ärzte ohne deren Zustimmung. Und ob die das ok geben wegen Versicherung oder Bank? Wäre also schon rechtlich fragwürdig ob Banken oder Versicherungen das überhaupt abfragen dürften.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Nynaeve2019 am 12.07.2019, 19:23 Uhr

Wenn alles halbwegs "normal" bleibt, wird es so sein. Aber es hat schon genug Aufweichungen in unserem Grundgesetz gegeben. Datenschutz, ja, im Normalfall schon, bleibt es aber dabei?
Ich möchte wissen, welche Daten hinterlegt sind, ich möchte bestimmen können, was hinterlegt wird. Der unkomplizierte Armbruch ist nichts, was ich verheimlichen muss, ob ich abgetrieben habe geht aber tatsächlich meinen Zahnarzt nichts an und auch meine Hautärztin muss nicht wissen, das ich jedes Quartal beim Psychiater auf der Matte stehe.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Felica am 12.07.2019, 19:25 Uhr

Ja, leider. Werde das auch nie verstehen.

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sehr dafür und gute Erfahrungen gemacht

Antwort von Benedikte am 12.07.2019, 19:52 Uhr

also, ich bin sehr dafür.

in Holland gibt es so etwas- einen Hausarzt, der zu alle Fachärzten vermittelt, die elektronische Akte anlegt für einen, die dann in einem geschützten Ärztenetz an die jeweils behandelnden Ärzte verschickt wird. Es gab überhaupt keine Doppeluntersuchungen mehr. alle Röntgenbilder standen immer jedem zur Verfügung, bei sportelnden Söhnen gute Sache, alle Medikamente vermerkt, gefragt wurde man nur, ob man die auch nimmt. Facharzttermine immer innerhalb der nächsten Tage- Arzt schickt einen weiter, die Akte voran, Facharzt schaut, Du gehst.

Sprich, es gibt keine Patienten, die sich hier was verschreiben lassen, da was verschreiben lassen, oft Dinge, die gegeneinander arbeiten und das dann für sich behalten. Gar nicht mal bösartig. Meine Mutter ist multimorbide und dement, Privatpatientin und kriegte bis zur heimunterbringung Medikamente und Untersuchen in unbezahlbarer Höhe. Vierstellige Summen in Apotheken. Vor allem- gesundheitlich ist sie so aufgeblüht seitdem die Ärzte nicht mehr wirr durcherinander verordnen, sie nur noch kontrolliert versorgt wird und es ist immer noch teuer genug, aber x mal billiger.

So jedenfalls meine Erfahrungen.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von IngeA am 12.07.2019, 22:30 Uhr

Was irgendein Arzt über mich im Falle eines Notfalls wissen muss, trage ich im Geldbeutel als Kurzinfo dabei.

Ausführlicheres ist zu Hause in einem Ordner, meine Angehörigen wissen wo.

Ich würde meine Patientenakte mit Sicherheit nicht auf der KK-Karte abspeichern lassen.

Für weniger organisierte Leute sicher eine gute Option, aber bei ärztlichen Befunden wird doch z. T. auch von Vorbefunden auch abgeschrieben, z. T. sogar wenn der Arzt bei seinen Untersuchungen den Vorbefund eigentlich widerlegt hat. Welcher Arzt welche Vorbefunde bekommt, entscheide deshalb ich.

LG Inge

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von kirshinka am 12.07.2019, 22:37 Uhr

Das ist Dich Gehirnakrobatik.

Wenn der kranke 23-jährige seine Vorgeschichte bei Versicherungen verschweigt, ist das Betrug! Natürlich kriegt der keine BUV.

Und den Kredit kriegst du ja dann schon zu schlechteren Bedingungen, wenn du selbstständig bist.

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von kirshinka am 12.07.2019, 22:39 Uhr

Ein guter Freund ist Hausarzt aufm Lande.
Der macht Methadonprogramme, weil er nur mit den normalen Patienten die Praxis schließen müsste.

Ich finde das auch unmöglich!

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Ja, ich finde es praktisch

Antwort von Korya am 12.07.2019, 22:42 Uhr

Gerade bei komplexeren Krankheiten, aber auch Umzügen oder Arztwechseln. Man muss nicht immer wieder von vorne anfangen mit der Historie.
Fänd ich super.

Ich habe im Rahmen einer Krebserkrankung mal eine Kartierung des gesamten Körpers machen lassen. Dazu steht man nackig im Raum und es wird Stück für Stück jeder Zentimeter Haut fotografiert und dann zusammen gesetzt. Unangenehm und zeitraubend. Ich musste später wegen eines Umzugs Krankenhaus wechseln, und die Körperkarte blieb in der Akte. Ich hätte beim nächsten also nochmal von vorne anfangen müssen und beim übernächsten auch nochmal. Das hab ich dann gelassen.

Oder Thalassämie: bei jeder Schwangerschaft musste mein Mann (mit seiner extremen Spritzenphobie) wieder zum Blutabnehmen antanzen. Drama! Und der Mittlere hat es geerbt: und bei jedem Arzt fangen wir wieder von vorne an, weil es in Deutschland viele Ärzte nicht kennen. Eine elektronische Patientenakte wäre da Gold wert.

Noch etwas: ich könnte mir vorstellen, dasd Medikamentenmissbrauch etc. so eventuell einfacher entdeckt und unterbunden werden kann. Nix Orwell.

Und Angst, dass sich die Personalabteilung meines Arbeitgebers jetzt heimlich in Krankenakten hackt oder sich diese auf dem Schwarzmarkt besorgt, habe ich nicht.

LG

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von kirshinka am 12.07.2019, 22:51 Uhr

Ich halte es für eine gute Sache!
Ich würde erwarten dass ich dann nicht monatelang auf einen facharzttermin warten muss, wenn nicht mehr mit ein und derselben Geschichte grundlos zu 5 verschiedenen Ärzten gegangen wird, die alle nix voneinander wissen.

Und jeder der/die denkt Kraft eigener Wassersuppe beurteilen zu können, welche Diagnosen und Befunde nun wichtig sind und welche nicht damit sich der Arzt ein Bild machen kann...
Aber was soll’s - lernt man ja alles im Internet.

Und sich gleichzeitig drüber aufregen, dass die Ärzte nur die einzelnen Körperteile sehen und nicht den ganzen Menschen mit allen Befunden und Symptomen...

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Dann würden vielleicht viele unnötige Arzbesuche und Untersuchungen wegfallen

Antwort von Loretta1 am 13.07.2019, 12:12 Uhr

Hallo,

dann würden aber vielleicht viele unnötige Artbesuche wegfallen und auch doppelte Untersuchungen.
Wie viele Leute gehen tatsächlich zu mehreren Ärzten, weil ihnen die erste Diagnose/Behandlung/Untersuchung nicht gefällt, nicht ausreicht ?
Wie oft werden doppelte Untersuchungen angeordnet, wie oft doppelt Medikamente verordnet.
Es hat schon seinen Grund, dass die Wartezimmer überfüllt sind, dass man bei Fachärzten monatelang auf einen Termin warten muss.

Wenn irgendwo vermerkt wird, dass diese Blutuntersuchung schon vor einem Jahr gemacht wurde (oder noch später), dann muss sie ja nicht noch einmal gemacht werden, andere Untersuchungen ebenso.
Dann wäre vielleicht mehr "Geld" für Patienten da, die dann wirklich nicht noch ein Quartal länger auf ihre Untersuchung oder ihren Termin warten müssen.

Wenn dann alle nur noch erst einmal zum Hausarzt gehen würden und zum Hauszahnart, dann bräuchte auch keiner Sorge haben, dass jemand "falsches" die ganzen Diagnosen etc. lesen kann, denn dieser Arzt weiß das sowieso aus seinen Akten.


Das nur aus dieser Sicht: Unnötige Doppeltermine, Doppeluntersuchungen, doppelte Medikamentenverordnung zu vermeiden.

Lg, Lore

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Doppeluntersuchungen sind aber nicht ohne Grund manchmal sehr sinnvoll

Antwort von dhana am 13.07.2019, 18:41 Uhr

Hallo,

naja - die Doppeluntersuchungen haben meinem Vater das Leben gerettet.

Er war beim Zahnarzt und hatte kurz danach augenscheinlich eine Entzündung im Mundbereich - die Lympfknoten sind massiv angeschwollen.
Der Zahnarzt hat dann die Entzündung mit Antibiotika behandelt und meinte damit ist alles gut, als das nicht half anderes Antibiotika... ging dann über Monate - Schwellung der Lympfknoten wurde nicht besser - eher immer mehr.

Irgendwann ist mein Vater dann zu einem anderem Zahnarzt - der hat sich das alles angehört, gerönt und konnte im Zahn/Mundbereich keine Entzündung lokalisieren und meine blind mit Antibiotika reingehen bringt nichts - er würde eine Untersuchun der Lympfknoten direkt machen - ähm ja - kam dann ein Lympfdrüsenkrebs raus.

Damit ist er dann zum hier ansässigen Onkologen - wurde einiges an Diagnostik gemacht, Behandlung angesetzt... nur mein Vater hat sich dort nicht wohlgefühlt, kam sich vor wie eine Nummer abgearbeitet und hat sich dann auch dort entschlossen eine 2. Meinung einzuholen.
Und der andere Onkologe war dann überrascht, was alles nicht gemacht wurde - wie z.B. eine Biopsie der Lympfknoten mit einer speziellen Schnitttechnik und das der Krebs nie genau classifiziert wurde - sondern nur mit einer eher allgemeinen Chemo hätte therapiert werden sollen.
Er hat aber einen ganz speziellen Krebs - die Chemo vom 1. Arzt hätte nicht geholfen.
Also wurde eine komplett andere Therapie angesetzt - wirklich heilen kann man den Krebs nicht, aber zurückdrängen und Wachstum hemmen - er wird also seien Krebs mit ins Grab nehmen, aber nicht daran sterben.

2x wo erst einen Zweitmeinung weitergeholfen hat - wäre er beim 1. Arzt geblieben, wäre er heute vermutlich nicht mehr am Leben.
Und nein - es wurde keine Doppeluntersuchung gemacht - man kann doch echt die Befunde von MRT oder CT ect. einfach mitnehmen und von einem anderen Arzt befunden lassen.

Gruß Dhana

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Re: Der gläserne Patient - elektronische Patientenakte

Antwort von Brummelmama am 15.07.2019, 8:57 Uhr

Ehrlich gesagt, halte ich davon gar nichts. In der Familie eines Freundes gibt es einen Burn out Fall. Nachdem dieser die gesamte Behandlung abgeschlossen hatte und wieder im normalen Berufsalltag angekommen war, hatte er starke Nackenschmerzen. Er ging zum Hausarzt. Die Symptome wurden sofort psychisch eingeordnet. Es dauer bei ihm 1/2 Jahr bis er zu einem weiteren Arzt ging - da die Überweisung nicht mehr nötig ist - Gott sei Dank.. Diesem erzählte er nichts von seinem Burn out. Er kam ins MRT und siehe da Bandscheibenvorfall und er bekam endlich schmerzstillende Spitzen. Ich denke, genau dieses wird vielen Patienten passieren. Sie werden eingestuft und es wird nicht mehr richtig nach den Ursachen geschaut. Zeit- und kostensparend.
Wer möchte das ? Diagnose am Bildschirm....

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