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Geschrieben von Benedikte am 15.06.2019, 9:24 Uhr

Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Mich bewegt ja das Thema Wohnen, ich wohne ja ständig, hier und da und alles, was ich sicher über meine Zukunft weiß, ist: Auch da werde ich wohnen. Überirdisch bis ich meine zwei qm auf einem niederrheinischen Friedhof beziehe.

Da meine Planstelle in Berlin liegt und ich dort lange gewohnt ( und gearbeitet habe), interessiert mich da der Umgang mit Wohnen besonders, ich bin ja investiert. Ein größeres EFH am Stadtrand und eine Stadtwohnung. Beides vermietet.

Wenn man die Zeitungen, insbesondere die Berliner Zeitungen, liest, dann ist das Thema das Thema schlechthin. Nicht nur ich, alle müssen wohnen. Die Lage verschlimmert sich kontinuierlich, es ziehen immer mehr Leute nach Berlin, es gibt immer weniger Wohnungen, die viele Leute bezahlen wollen/können. ab zehn Euro pro qm gibt es allerdings keinen Mangel, derzeitiges Mittel sind 6,72 Euro. Da ich ja auch schon außerhalb Berlins gewohnt habe Spottpreis, aber das nur meine Meinung.

Ich glaube der Grundregel: Wenn die Nachfrage höher als das Angebot ist, steigen die Preise. Konsequenz: Man muss das Angebot erhöhen.

Antwort Berlins ist aber : man muss den Bestand regulieren, man muss die Schaffung des Angebots reglementieren und unattraktiv machen und überhaupt, der Eigentümer einer Wohnung ist, ist Kapitalist und muss eine übergebraten kriegen.

Deshalb nicht nur die ständigen und verschärften Mietpreisbremsen, deshalb die Einteignungsdebatten und jetzt der Mietendeckel, der Mittwoch beschlossen werden soll. Bedeutet- fünf Jahre darf die Miete nicht mehr erhöht werden, auch wenn die Miete laut erst im Mai veröffentlichten neuen Mietspiegel steigen darf.


Ich betrachte das aus der Ferne zunehmend fassungslos und ungläubig. Berlin hat vor ein paar Jahren seinen ganzen Sozialwohnungsbestand verscherbelt bzw größte Teile. Nicht an Genossenschaften oder soziale Unternehmen, sondern an Investoren. Heruntergekommen, muss man sagen. Jetzt sind die saniert- und jetzt soll enteignet werden? Mal abgesehen von den kleinen rechtlichen bedenken bei Enteignung und Mietendeckel- kann Berlin das überhaupt?

Angeblich soll in den Jahren des Mietendeckels der Fehlbedarf gebaut werden. Meine neugierige Frage- von wem denn? Alte marktwirtschaftliche Regel ist, dass sich schon Leute finden, wenn sich was lohnt. Aber aufgrund der vielen Regelungen ist Bauen teuer- wenns klimaschonend sein soll, ist es halt teurer als wenn man da schlankere Regeln hat. Ein Beispiel :Wenn man überall Stellplätze für Autos braucht, ists halt teurer als wenn man drauf verzichtet.

Mein Freund, der Architekt, sagte mir neulich, dass der einzige Unterschied zwischen einer Sozialwohnung und einer ETW die Ausstattung der Badkeramik sei. Etwas überspitzt, aber er sagte, dass die Anforderungen auch schon für Sozialwohnungen superhoch seien, eben nicht preiswert. Und Berlin selber bietet die neugebauten Sozialwohnungen teilweise auch ab 8 Euro an, also über dem Durchschnittspreis. Und das ist eben gerade aufgrund der Vorschriften zum teuerbauen nicht kostendeckend.


Was ich von Euch wissen will, ist, wie denn Eure Prognosen zum Thema Wohnen sind. Und die Gründe. Gerne Fokus Berlin, gerne allgemein oder Fokus woanders.

Helfen diese ganzen Regelungen, Regulierungen, Eingrenzungen? regt das die Investoren zum Investieren an? Kann man Wohnen, gerade für schwieriges Klientel,für sechs Euro den qm ermöglichen? Helfen diese Regelungen dem vielbesungenen "kleinen Mann (ich habe ja beschrieben, dass bei der Wohnungssuche meiner Tochter immer öfter die amtierenden Vermieter höhere Summen als sog. Abstand für ihren Sperrmüll verlangen und einen sonst nicht dem Vermieter vorschlagen)?

Analyse meiner eigenen Situation ergab, dass mir persönlich das eher nutzt. Mein EFH am Stadtrand ist gut vermietet und wird nicht von den Regelungen erfasst ( die gelten nur für Wohnungen, nicht für Häuser). Für die Wohnung bedeutet das, da ich eh am obere Rande des Mietspiegels bin, dass ich das erstmal nicht umsetzen kann (wobei ich nie im laufenden Mietverhältnis bislang Mieten erhöht habe, den Mietern schonmal gar nicht, die zahlen immer pünktlich und sind sehr pflegeleicht), dass ich sie teuer verkaufen kann. Wenn wir als kinderloses Paar nach Berlin zurückkehren, würden wir nicht mehr ins Haus ziehen, sondern in die Stadtwohnung- bis zur Pension. Wir können Eigenbedarf geltend machen.

Und erstes Ergebnis des Regulierungswahns steht schon fest- die Kaufpreise steigen. In Berlin deutlich schneller als die Mieten je gestiegen sind, es ist schon Rede von der "Berliner Blase". Kaufpreisregulierungen gibt es nicht, wohnen muss jeder, immer, siehe Anfang, und die Tatsache der fehlenden Mietwohnungen und des Immobilienkredits für quasi null Prozent lässt Leute in Berlin absolute Mondpreise zahlen. Sohn einer Kollegin mit Frau neulich 650.000 Euro für eine DG Wohnung in Tempelhof. Kinderlose Berufsanfänger auf erster Stelle.Eigenkapital von der Kollegin geschenkt für NK.... sonst hätten sie nix gefunden, hieß es.

Entschuldigt den langen Riemen- aber ich habe das Wochenende eingeläutet mit ausführlichem Zeitungsstudium, das bringt mich doch immer sehr zum Denken.

 
27 Antworten:

Re: Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Antwort von DK-Ursel am 15.06.2019, 9:40 Uhr

Hej Benedikte!

ja, das Thema treibt nicht nur Dich um.
Und ist letztendlich auch nicht ein NUR-deutsches, wenngleich es dort dramatisch ist/zu werden beginnt.
Ich glaube, kurz gesagt, weil auf dem Spung, daß Frau Schwesig Recht hat:
Wenn der Staat zuviel senier (ureigensten) Augaben in die Hand von privaten Firmen gibt, dann geht es leider schief.
Es gibt Aufgaben, die der Staat und nicht der private Bürger/Privatfirmen in der Hand behalten muß:
Dazu gehören Kranken- und Altenpflege, Bildung, Polizei/Militär - aber eben auch der Bereich Wohnen.
Und wir können sehr gut sehen, daß eben der kapitalistische Markt (ich nenne es jetzt mal so) nicht regelt,wie es den Schwachen in der Gesellschaft geht. Logischerweise ist der eben auf Gewinn und zwar Höchstgewinn ausgerichtet.
Wirsehen, wo es endet, nichterst jetzt.
An die jammernde Diskussion über eine Verödung der Innenstädte, weil es dort keine Wohnungen mehr gab, sondern nur noch Büro- und Verkaufsräume, so daß abends alles öde und verlassen war, erinnere ich mich noch gut.
Erste Warnzeichen, daß private Städteplanung nicht gute Städteplanung ist und man nicht nur auf die Stimme des Geldes hören sollte.

Daß öffentliche Behörden und "Betriebe" nicht so effektiv arbeitenw ie eine Privatfirma, wird oft bejammert.
Aber m.E. ist das auchschwer,wennsie gleichzeitig ebendie soziale Pflicht hat. Und die hat derStaat mehr als jeder andere.
Wobei ich denke, auch privateigentümer, egal wie groß oder klein, habensie, steht immerhin nicht auch im Grundgesetz:
Eigentum verpflichtet?

Keine Lösung, aber die Privatisierung nicht nur dort ist ein großer Fehler der öffentlichen Hand,die genau dies tut, um die Ausgaben zu drosseln. Dies zurückzufahren, ist natürlich immer schwierig.
Hier ist es - wie meistens - ein Bumerang: Es geht auf Kosten der Bürger --- und wird hintenrum durch Unterstützung (Wohngeld doch wieder ausgegeben. DAS Geld und DEN Verwaltungsaufwand, könnte man sich sparen.)

Gruß Ursel, DK

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Re: Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Antwort von Kalleleo am 15.06.2019, 10:27 Uhr

" Kann man Wohnen, gerade für schwieriges Klientel,für sechs Euro den qm ermöglichen? Helfen diese Regelungen dem vielbesungenen "kleinen Mann (ich habe ja beschrieben, dass bei der Wohnungssuche meiner Tochter immer öfter die amtierenden Vermieter höhere Summen als sog. Abstand für ihren Sperrmüll verlangen und einen sonst nicht dem Vermieter vorschlagen)?"
Es muss möglich sein Menschen die auf öffentlich geförderten Wohnraum angewiesen sind,Wohnraum zu ermöglichen.
Wenn wir nicht wollen das die zahlen der Obdachlosen noch weiter in die Höhe schnellen.
Ich stimme dir zu dass es fatal war einstmals sozial gebundenen Wohnraum zu verscherbeln.
Die Frage ist nur wie man mit den Konsequenzen umgeht.
Ich sehe immer noch einen Unterschied zwischen Heuschrecken die ganze Straßenzüge aufkaufen und Menschen entmieten um deren Wohnungen kern sanieren und anschließend zu exorbitant hohen Preise auf dem Markt zu werfen und Besitzern von Immobilien die diese für ihre Altersversorgung anschafften.
Den Heuschrecken muss man das Handwerk legen.

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Re: Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Antwort von Car.78 am 15.06.2019, 11:07 Uhr

Sehe es wie Ihr. Wir bauen gerade ein EFH zur Vermietung. Es kostet jetzt bereits 20% mehr als vor 3 Jahren, als wir beim gleichen Bauherren unser eigenes Haus gebaut haben. Hauptsächlich durch neue klimabezogene Bauvorschriften. Wenn wir das Haus dann für 700 EUR kalt vermieten würden, könnten wir bis zu unserem 150. Geburtstag warten, bis sich das anfängt zu rentieren. Anstatt private Investoren zu motivieren, werden Enteignung, Mietdeckeln und immer höhere Bau- und Nebenkosten (Stichwort Grundsteuer) in Aussicht gestellt.

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Re: Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Antwort von Maroulein am 15.06.2019, 14:29 Uhr

Ich wohne eher in einer mittelgroßen Stadt,hier wurden etliche Häuser die vorher den Wohnungsbaugesellschaften gehörten an irgendwelche dubiosen Miethaie verkauft,die Häuser werden sträflich vernachlässigt,da geht der Aufzug ein ganzes Jahr nicht,Senioren sind im 8 .Stockwerk quasi eingesperrt, geschweige denn dass sie ihre Einkäufe irgendwie in die Wohnung bekommen,bei einer anderen klappt die Schelle seit einem Jahr nicht,der Gesellschaft ist es zu Aufwändig es zu reparieren,sie solle doch ins Heim gehen,dann werde man das im Zuge der Sanierung mitmachen,selbige Frau hatte zwei Jahre lang ein Loch in der Küchendecke bis in die Wohnung darüber nach Wasserschaden......
Ändere Senioren meldeten einen Wasserschaden beim ersten Fleck-gewartet mit der Behebung wurde so lange dass den Herrschaften die halbe Einrichtung weggegammelt war(mit 90 schiebt man nicht Mal eben Schränke weg), irgendwann sind sie völlig resigniert doch umgezogen,waren auf Möbel von der Wohlfahrt angewiesen

Die Wohnungen werden dann saniert wenn die Leute raus sind und für ein mehrfaches weitervermietet.

Selbst das Schwesternwohnheim des Krankenhauses wurde beim Verkauf des Städtischen Krankenhauses an einen ausländischen Vermieter verkauft,die Schwestern können sich die Wohnung dort nicht mehr leisten,und trotzdem lassen sie die Häuser verkommen.

Ich arbeite in der häuslichen Pflege und bekomme so einiges mit , anstatt jetzt zu jammern hätten sie lieber Mal früher die Bremse ziehen sollen und zusehen sollen dass sie die Wohnungen in eigener Hand behalten,als ob man die jetzigen Besitzer wieder wegbekommen würde.

Hier bekommt man Sozialwohnungen oder günstige Wohnungen eigentlich nur noch im privaten Bereich,aber die würden mit einer Deckelung ja gleich mit abgestraft.ein privater Vermieter der nur eins zwei Wohnungen vermietet ist aber ja aufgrund steigender Kosten viel eher darauf angewiesen den Preis eventuell anzupassen.


Ich denke der Staat hat da ordentlich schuld daran,warum haben sie alles so bereitwillig an die Ausländischen Firmen verkauft?und jetzt wird gejammert weil diese Wohnungen nicht mehr für den sozialen Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen?hier hätte es definitiv genug gegeben.


Was ich ebenfalls bedenklich finde ist dass der Mittelstand in Ballungsräumen die Mieten nicht mehr zahlen kann,eine Stadt funktioniert aber nunmal nicht ohne Bäcker,Putzfrau, Krankenschwester , Polizisten und Müllmann-ziehen diese Leute in Gebiete wo sie sich die Miete leisten können ist der Fahrtweg zum Arbeitsplatz zu weit als dass es sich lohnen würde.

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Re: Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Antwort von daide am 15.06.2019, 16:07 Uhr

Ja, auch hier (Universitätsstadt im Südwesten, Einzugsgebiet mehrerer großer bis sehr großer Firmen, deren Mitarbeiter entsprechend verdienen, viele Akademiker) wird die Wohnungssuche zur Katastrophe. Nicht so sehr wie in Großstädten wie Berlin oder München und auch nicht zwingend, wenn man Single oder DINK-Paar ist - aber als Familie mit Bedarf an 4+ Zimmern, suchst Du Dir hier einen Wolf.

Wir vermieten in unserem MFH 3 Wohnungen zwischen 1 und 3 ZKB und liegen dabei ordentlich unter dem Mietspiegel von ca. 11 EUR, weil wir Mieter möchten, die sich langfristiges Wohnen leisten können. Im Rahmen einer Renovierung vor 3 Jahren haben wir die beiden 3 ZKB-Wohnungen zusammengelegt und mittels Wendeltreppe verbunden. Dadurch entstand also eine Wohnung mit 7 Zimmern und 2 Bädern, Wohnfläche ca. 160qm. Optimal für Familien, denen sonst eigentlich nur das Anmieten eines kompletten Hauses in einem der Neubaugebiete (ca. 130qm Wohnfläche, 1500€ kalt) bleibt. Das muss man als mehr oder weniger junge Familie erstmal verdienen. Das Problem ist bekannt, trotzdem werden munter weiter Häuser dieser Kategorie gebaut - und MFH, deren einzelne Wohnungen zwar barrierefrei und luxuriös ausgestattet sind, aber nie mehr als 3 Zimmer haben. Ich verstehe es nicht: Wie kann man so am Bedarf vorbeibauen???

Immerhin bemühen sich Städte und Gemeinden hier im Kreis sehr um Sozialwohnungen. Hier im Ort wurden gerade wieder 14 dieser Wohnungen fertiggestellt. Und man versucht sich an Konzepten, mit denen man eine soziale Durchmischung der Mieterstruktur in neuen Wohnblocks hinbekommt: x% Studenten, x% Senioren, x% Familien und x% Alleinerziehende. Man steht damit erst am Anfang, aber es scheint zu funktionieren.

Der Weisheit letzter Schluss ist das natürlich nicht und ich befürchte, dass uns auch Mietpreisbremse, Enteignung, etc. nicht weiterbringen. Ja, es müsste mehr (von privat!) gebaut werden, sinnvoll geplant und zu vernünftigen Preisen vermietet. Aber auf Grund vielschichtiger Ursachen macht das kaum einer, was ich verstehen kann. Ich bin sehr gespannt, wie das Thema letztlich angegangen und - hoffentlich! - gelöst wird.

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Re: Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Antwort von kuestenkind68 am 15.06.2019, 18:44 Uhr

Was mich an der Diskussion am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass die Verursacher, der schwierigen Wohnungslage ja die Kommunen selbst sind, die damals die Sozialwohnungen verkauft haben (um so ihre Kassen zu füllen). Und die zeigen jetzt mit den Fingern auf die bösen Vermieter. Das finde ich ziemlich verlogen: wie immer können die Beamten im öffentlichen Dienst Mist bauen, müssen aber nie die Verantwortung dafür übernehmen.
Leidtragend werden jetzt die kleinen Vermieter sein, die die Wohnungen als Altersvorsorge erworben haben. Wie immer, werden die durch die angedachten Maßnahmen beeinträchtigt, die großen Konzerne und die Immobilien-Haie werden wieder davonkommen.
Gleichzeitig wird hier aber die gesellschaftliche Stimmung von gewissen Kreisen arg angeheizt, indem auf die bösen Kapitalisten geschimft wird, die enteignet werden müssen. Das trifft wieder den ohnehin schon hart arbeitenden und viele Steuern zahlenden Mittelstand. Die Großverdiener und Abzocker nicht...

Durch Enteignung und Mietpreisdeckel wird keine einzige neue Wohnung gebaut werden. Das wird das Problem nicht lösen.
Ich fände ein großes Wohnungsbauprogramm sehr sinnvoll. Die Kommunen könnten Bundesmittel bekommen um davon schnell und unkompliziert Sozialwohnungen bauen zu können. Gleichzeitig könnten auch Wohnungsbaugenossenschaften weiter gefördert werden, die ja auch viele günstige Wohnungen im Bestand haben.
Die Politik muss Anreize schaffen, neu zu bauen, nicht Sanktionen einführen, die das Bauen verhindern.
Aber ich glaube nicht, dass das so kommen wird und schon gar nicht, dass schnell etwas passiert. Dafür ist der Politik-Behörden-Verwaltungs-Beamten-Apparat viel zu aufgebläht und unflexibel und innovationsfeindlich....

Man könnte die Wohnungsnot in den Städten natürlich auch durch andere Maßnahmen entspannen: massiver Ausbau des ÖPNVs, dass man auch ohne PKW schnell in die Stadt zum ARbeitsplatz kommt und Ansiedlung von interessanten Arbeitgeber außerhalb der Ballungszentren, so dass die Arbeitsplätze zu den Wohnorten kommen und die Mitarbeiter nicht mehr in die Stadt ziehen müssen.
Aber da ist vor allem eines gefragt: Kreativität und Innovation. Und das sehe ich wie oben erwähnt bei den Verantwortlichen überhaupt nicht.

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Re: Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Antwort von tonib am 15.06.2019, 19:33 Uhr

Die Situation ist unbefriedigend, aber vieles ist auch hausgemacht.

Der Verkauf von staatlichen Wohnungen in den Jahren 2001-2006: damals war die demographische Prognose verheerend, die Wohnungen wurden immer weinger nachgefragt und schlecht instandgehalten. Damals war es eine weitverbreitete Meinung, dass man sich die Zinsen (die gab es damls noch) und die erheblichen Instandhaltungskosten sparen kann, wenn man sich die Wohnungen von der Bilanz schafft. Dass es dann später anders gekommen ist und Millionen von Menschen einwandern würden, war nicht absehbar.

Grunderwerbsteuern - hat Berlin die höchsten im Bundesgebiete, aber zahlen tun das nur doofe Einzelkäufer wie Du und ich. Jede Immobiliengesellschaft, die etwas auf sich hält, umgeht das mit einem Share Deal.

Zeit bis und Kosten der Baugenehmigung - es dauert endlos. Von Einreichen bis zum Eingangsstempel drei Monate. Viele gute Leute gehen lieber in die Industrie als in die Baubehörden. Aktuell bei mir: der Denkmalschutz, mit dem ich schlechte Erfahrungen mache gerade. Es dauert ewig, die Beschlüsse sind nicht nachzuvollziehen und der Bau wird unendlich teuer.

Baukosten - sind ohnehin schon darmatisch gestiegen, wenn man überhaupt noch Handwerker findet. Dazu die bekloppten umweltschädlichen lobbygesteuerten Dämmvorschriften.

Anforderungen an Sozialwohnungen: wie Benedikte schon schrieb, ist es auch in Hessen. Mindestens 40 qm mit Balkon oder Terrasse, mit hohen Anforderungen an Bad und Küche. Das sollte geändert werden, denn so ist günstiges Bauen nicht möglich. Und wer baut so, dass er Geld verliert? Richtig, niemand. Was sinnvoll ist: x Prozent freies Wohnen und y Prozent Sozilawohnungen, das lässt sich dann wieder rechnen.

Fehlbelegungen - angeblich sind 40% der Sozialwohnungen von Leuten belegt, die heute gar kein Recht darauf hätten, aber das wird kaum verfolgt, und wenn, dann mit einer kleinen Fehlbelegungsabgabe, statt die Wohnungen frei zu machen. das hat auch durchaus seinen Sinn, weil die Gegenden so gemischt bleiben und nicht nur sozial Schwache dort wohnen, aber woanders gibt es eben auch nichts.

Die Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik - wenn jetzt 1,9 Mio. günstige Wohnungen fehlen, sieht es auf den ersten Blick so aus, als sei das ungefähr die Zahl, die hinzugekommen ist. Auf den zweiten Blick auch. Meine Meinung dazu ist bekannt. Reisdenzverpflichtungen könnten die Lage entspannen, es muss ja nicht jeder nach Berlin. Ich weiß auch nicht, ob insbesondere in Hamburg und Berlin die ganzen Obdachlosen Osteuropas Unterschlupf finden müssen. Teile des Tiergartens sind dadurch verranzt und verwahrlost, einzelnen müsste man helfen, andere zurückschicken.

Enteignungen - so wie es in Berlin angegangen wird, kann man das total vergessen, das ist evident verfassungswidrig und hat null Chancen. Aber was Palmer in Tübingen macht, das geht durchaus - also lange brachliegende Flächen zu enteignen, wenn sie nicht binnen einer großzügig bemessenen Frist bebaut werden. Ich fahrejeden Morgen an einer größeren Brache vorbei, die seit mindestens Jahren nicht beuat ist - keine 5 Minuten vom Bahnhof. Angeblich ist der Eigentümer im Ausland und nicht erreichbar. So etwas zu enteignen fände ich nachvollziehbar und wäre wohl auch verfassungsgemäß machbar.

Tempelhofer Feld - das ist eben auch selbstgewähltes Elend. Evtl. wäre es sinnvoll, ein neues sozialverträgliches Bebauungskonzept zur Abstimmung zu stellen. Insgesamt

Werks- und Betriebswohnungen: Arbeitgeber wie Krankenhäuser, die Polizei, die Bahn und andere könnten in dieser Hinsicht wieder größere Anstrengungen unternehmen, auch im eigenen Interesse.

Insgesamt sind die Preise in Berlin deutlich günstiger als in anderen europäischen Hauptstädten. Es herrscht nur immer noch der Geist der Vergangenheit, als man mit dem Untermietvertrag 4. Grades für EUR 3,5 pro qm das schicke WG-Zimmer im leicht verwahrlosten Gründerzeitbau in SO 36 mieten konnte. Diese Zeiten sind aber unwiederbringlich vorbei.

Also, einiges könnte schon getan werden, aber es gibt eben nicht den einen, alles klärenden Schritt, stattdessen 100 Einzelmaßnahmen.

Ich habe aber schon einige Wellen kommen und gehen sehen - es ist eben auch ein Schweinezyklus, nur ein recht schwerfälliger, weil die Investitionen so langsam gehen.

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meine gestrige Lieblingsanalyse

Antwort von Benedikte am 16.06.2019, 9:02 Uhr

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/wieso-alte-mietvertraege-unsozial-sind-16228587.html


Der Beitrag gefiel mir-zunächst provokant mit dem Titel, aber inhaltlich überzeugend, starke Analyse.

Und mein Lieblingsleserbrief hatte auch eine knackige Überschrift- Natürlich sind die Spekulanten schuld und im Fließtext dann die weitere Erläuterung- "sonst müsste ja die Politik ihre Fehler und Verantwortlichkeit einzugestehen".


Meiner Meinung nach wird das Drama weitergehen. Zum einen KANN man heute, bei bestehenden Vorschriften, nicht billig bauen. Bedeutet, jeder Neubau für Sozialwohnungen ist Zuschussgeschäft, weil man mit 6 Euro den qm keinen Neubau bauen kann. Bedeutet, dass außer der öffentlichen HAnd niemand Sozialwohnungen bauen wird.


Die Auflage, dass bei Bauvorhaben eine Anzahl x als sozialer Wohnungsbau zu bauen ist, führt vor allem dazu, dass die anderen Wohnungen teurer werden. Irgendwoher muss es ja kommen. Da muss man schauen, ob es sich insgesamt noch lohnt und ob man ausreichend Mieter für die ansonsten überteuerten Wohnungen kriegt. Vermutlich wird aber verstärkt dann Eigentum gebaut. Kann sich bei derzeitigem Zinsstand ja jeder mit geregeltem Job Geld ohne Ende leihen. Mal schauen, was dann nach Ende der Zinsbindungsfrist passiert, vor allem, wenn die Zinsen steigen.


nun denn, es bleibt spannend. Mir tun die jungen Leute so leid, die, die mobil sein müssen, sich ausbilden müssen, noch nicht über Rücklagen verfügen. Auch in meiner Studentenzeit war "Wohnen" in westdeutschen Universitätsstädten teuer, aber man fand halt doch was ohne sich existenzbedrohend verpflichten zu müssen.


Am allermeisten ärgert mich auch, dass die Politik überall ihre HAnd aufhält ohne den eigenen beitrag zur Kostensteigerung deutlich zu machen. Beispielsweise bei der GrundERWERBSsteuer. In Berlin derzeit wohl ein Spitzensatz von 6 %. bedeutet, wenn man sich ein Haus von 300.000 Euro kauft, sind erstmal 18.000 weg für "nüscht". Grundbuch, Notar, ggf. Makler will ich gar nicht von anfangen. Ein weites Feld.....

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Re: Das große Thema: Wohnen: Enteignung, Mietpreisbremse, Mietendeckel und co

Antwort von kunstflair am 16.06.2019, 11:25 Uhr

Was leute, die damit kämpfen, jeden monat die miete und alle anderen rechnungen bezahlen zu können ohne auch nur an wohneigentum zu denken, also die mehrheit der menschen und der foristinnen hier, nun genau der politik und den besitzern suggerieren sollen, erschliesst sich mir aus deinem beitrag nicht.

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@Benedikte:jeder mit geregeltem Job. Ja. Wenn man den hat. Was ist aber mit

Antwort von Marianna81 am 16.06.2019, 15:46 Uhr

den ganzen Menschen, die,trotz mehreren Jobs, am Ende des Monats gerade noch alle laufende Kosten begleichen können, denen aber es nicht möglich ist zu bauen. Wo sollen dann diese wohnen?

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Re: @Benedikte:jeder mit geregeltem Job. Ja. Wenn man den hat. Was ist aber mit

Antwort von Benedikte am 16.06.2019, 16:28 Uhr

Genau das ist eine meiner Fragen.

Wie der Staat- und auch wenn ich Freundin des schlanken Staats bin, hier sehe ich ihn in der Verantwortung- das gewährleisten will. Es gibt zwei Möglichkeiten- eine ist, selber zu bauen, da drückt sich die öffentliche Hand, hat ja sogar ganze Blöcke eigener Sozialwohnungen verkauft, die andere ist, ein Investitionsklima zu schaffen, das dazu anreizt, in Wohnungsbau zu investieren. Genau das versucht die öffentliche Hand gerade zu verhindern- durch Auflagen, Regulierungen, Mietpreisbremsen, Mietendeckel, Enteignungsdiskussionen.

Was mich interessiert: Du bist doch nicht-Muttersprachlerin, nicht? Wie hast Du nur so gut deutsch gelernt, vor allem schriftlich? Ich bin total beeindruckt.

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@Benedikte:das ist ja lieb!

Antwort von Marianna81 am 16.06.2019, 21:45 Uhr

Ich wollte ja ursprünglich zum studieren nach USA gehen. Kurz vor den Aufnahmeprüfungen hat mich die Nachricht erreicht, das der zukünftiger Prof. bei dem ich unbedingt studieren wollte, einen Schlaganfall erlitten hat. Und nie wieder unterrichten wird.
So bin ich, per Zufall, hier gelandet. Da ich keinen Sprachsemester bewilligt bekommen habe, musste ich eben alle Vorlesungen besuchen und belegen. War am Anfang nicht so einfach. Aber, dass muss ich zugeben, schon damals hat mich die deutsche Sprache fasziniert. Und es half auch beim lernen. Erst im Sprachkurs, weiter alleine. Und ich bin noch immer in diese Sprache verliebt.
Auch deshalb, weil ich die Liedtexte der „Einstürzende Neubauten“ besser verstehen konnte/kann. Die habe ich schon früher sehr gemocht. Die letzte Strophe eines Liedes:“Das Leben ist kein Irrtum. Kein Irrtum....und Musik“ist inzwischen zum Lebensmotto geworden. Früher habe ich meinen Beruf gehasst. Inzwischen ist es zur Berufung geworden.
LG

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Re: @Benedikte:das ist ja lieb!

Antwort von Car.78 am 16.06.2019, 22:35 Uhr

Auch von mir große Anerkennung! Du schreibst wirklich besser deutsch als sehr viele andere (Deutsche) hier. Echt toll!

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schon auf dem Dorf

Antwort von Ellert am 17.06.2019, 8:34 Uhr

huhu

wir sind ja Einzugsgebiet Dorf und Töchterchen sucht,
eben nicht in Berlin sondern hier,
Neben Mieten AB 10.- der qm ist es ja so dass man entweder winzige Einzimemrwohnungen bekommt oder dann ab 3 Zimmern, genossenschaftlich weit über den 10.- schon liegen
hier ist eher ab 12.- kalt normal.

Als alleinstehende Frau hast Du die Wahl mit Glück was Winziges zu bekommen
oder Pech - denn 3 Zimmer mit normalem Einkommen kann man nicht zahlen und
es ist in meinen Augen keine Lösung in WGs zu leben mit 30 nur weil der Partner fehlt !
Hier wird auch nicht gebaut und wenn etwas frei wird ist oft der Wohnberechtigungsschein gewünscht, als Normalo hast Du den aber nicht.
Ich halte es auch für unverantwortlich über 50% des Einkommens für Miete auszugebe und nebenher noch fürs Alter vorsorgen zu sollen. Essen und sich versichern muss man auch noch

Mietpreisbremsen sind ja schön auf dem Papier aber aus Eigentümersicht werden doch die Kosten gerade jetzt mit Neubauten immer und immer höher
wer sollte denn bauen und vermieten wenn er damit keinen Gewinn mehr macht - nur der Staat - Berlin kann aber nichtmal Flughäfen...

dagmar

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Re: schon auf dem Dorf

Antwort von tonib am 17.06.2019, 9:31 Uhr

Unsere große Tochter hat in Berlin in einer schönen Gegend sehr schnell eine 3 Zimmer AB Wohnung gefunden - sie verdient allerdings auch recht gut. Bei der Wohnung wäre das gar nicht erforderlich gewesen, sie liegt deutlich unter 10/Eur kalt. Aber das darf man natürlich auch nicht vergessen: die günstigen Wohnungen gehen nicht unbedingt an arme Familien, sondern gerne auch an wohlhabende Singles, jedenfalls, soweit nicht über WBS verteilt wird.

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Re: schon auf dem Dorf

Antwort von Daffy am 17.06.2019, 12:24 Uhr

> die günstigen Wohnungen gehen nicht unbedingt an arme Familien,

Genau das schrieb ein Kolumnist (und Vermieter) in der 'Welt' - ein zukünftiger Mieter sucht i.d.R. nicht ein gerade ausreichendes Mietobjekt, sondern das, was er sich leisten kann. Mit Mietpreisbremse träten also mehr Singles in den Wettbewerb um die 4+-Zimmer-Wohnung. Dann wären die nächsten Zwangsmaßnahmen fällig.
Es ist doch reine Besitzstandswahrung für diejenigen Mieter, die jahrzehntelang berliner Billigmieten gewohnt waren und aggressiv ihr alternatives Lebensmodell verteidigen.

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Berlin macht wenig Sinn wenn man weit aussen arbeitet und kein ÖNPV geht

Antwort von Ellert am 17.06.2019, 13:49 Uhr

und zugegeben gibt es auch in Potsdam bezahlbare Plattenbauwohnungen in Gegenden in die kaum einer ziehen möchte - will man das halt ?
Das Thema ist schwierig ,
persönlich finde ich es wichtig mit WBS Wohnungen zu bekommen, wie sollen die Leute sonst unterkommen,
und Vermieter die diese Kundschaft nicht wollen gehen halt mit dem Preis so hoch dass man sich das leisten können muss.
Mir ist bisher nie aufgefallen dass es so wenige 2-Zimmerwohnungen gibt,
die 3-Zimmer hier sind viel häufiger, aktuell zahlt TochterKind mit Partner 1000.- für 3 Zimmer, zu zweit machbar aber alleine ?
Angeschaut 1Zimmerwohnung 450.- kalt und mit fast nur Daschräge würde ich nicht einziehen wollen, dazu sehr viele Bewerber --- verrückte Welt.
Ich habe eine Bekannte die sucht seit Jahren etwas (AE mit Kind) da die Arge die 3 Zimmer nicht mehr übernimmt seit der Trennung vom Ehemann, nichts zu finden
in Genossenschaftswohnungen müsste man erstmal Kapital einzahlen ( hat sie nicht da nach Scheidung PI)

dagmar

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Re: Berlin macht wenig Sinn wenn man weit aussen arbeitet und kein ÖNPV geht

Antwort von Strudelteigteilchen am 17.06.2019, 14:15 Uhr

Zitat:
"und zugegeben gibt es auch in Potsdam bezahlbare Plattenbauwohnungen in Gegenden in die kaum einer ziehen möchte - will man das halt ?"

Beggars can't be choosers

Es ist doch müßig, zu jammern, daß es nicht genügend bezahlbare Wohnungen gibt - aber dann die bezahlbaren abzulehnen, weil sie zu klein oder in der falschen Gegend sind. Natürlich hätte ich gerne eine 300-qm-Altbauwohnung im Szeneviertel - aber das kann ich mir genausowenig leisten wie Deine Tochter, also muß ich Kompromisse machen.

Was anderes ist es, wenn es wirklich GAR NIX in der Preisklasse gibt. Aber solange vorhandene Wohnungen nur an den Befindlichkeiten scheitern, kann ich das Problem nicht nachvollziehen.

Als ich nach meiner abgeschlossenen Ausbildung in Berlin von daheim auszog im Jahre 1987 reichte es auch nur für eine Einzimmerwohnung mit Kochnische im Plattenbau, direkt an der Hauptstraße. Und ich habe mir auch vorher bestimmt 15 Wohnungen angeschaut (und teils verworfen, teils wurde ich nicht genommen). Vielleicht sind, zumindest bei manchen, die Ansprüche gestiegen und nicht die Mieten?

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P.S. - noch weiter zurück

Antwort von Strudelteigteilchen am 17.06.2019, 14:36 Uhr

Meine Eltern sind 1971 mit drei Kindern in einen Plattenbau in einem Hamburger Vorort gezogen. Dreieinhalb Zimmer, 90 qm, mehr war finanziell nicht drin. Meine Schwester (damals 4) und ich (damals 6) teilten uns ein Zimmer, das Baby (2 Monate alt) hatte das halbe Zimmer mit kaum 8 qm. Meine Mutter war glücklich, weil es zwei Toiletten gab und im Bad Platz für eine Waschmaschine war, so daß sie nicht immer runter in die Waschküche im Keller mußte, das war mit drei so kleinen Kindern schwierig. Meine Tante - reich geheiratet und in einem kleinen Allgäuer Kuhkaff auf 250 qm mit Riesengarten wohnend - prophezeite uns allen eine kriminelle Karriere, in solchen Wohnung wachsen keine braven BürgerInnen heran. Nun ja....

Heute haben meine Eltern den Plattenbau weit hinter sich gelassen. Aber damals war es eben so, und damit lebte man, und das nicht mal unzufrieden oder gar unglücklich.

Ich glaube immer noch, daß das Ganze in weiten Teilen ein Problem hoher Ansprüche ist.

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Re: P.S. - noch weiter zurück

Antwort von daide am 17.06.2019, 15:02 Uhr

Da bin ich dabei: Die Ansprüche bzw. das Anspruchsdenken der Leute ist enorm gestiegen. Einer der ersten Sätze der (überwiegend) Studenten, die unsere 1 ZKB besichtigen, ist: „Wunderbar - aber, ach, ein Balkon wäre schon nett...“ Jepp, wäre es. Kann ich aber leider nicht ranzaubern.

Die Familien, die sich die große Wohnung anschauen, fragen zuerst nach Gartenmitbenutzung. Äh, nö, ist unserer. Aber es gibt ja zwei riesige Balkone, zusammen 30 qm?! Da dürfen Schaukeln aufgehängt und Sandkästen aufgestellt werden! „Ja schoooon, aber...“

Ganz ehrlich: dann müssen sie sich halt ein Haus mit Garten oder eine EG-Wohnung mit selbigem suchen. Dafür müsste man aber eventuell ein paar km ins Hinterland ziehen, damit es bezahlbar bleibt. Das wiederum geht - trotz durchschnittlich 2 Autos pro Familie - GAR NICHT.

Warten wir also auf die eierlegende Wollmilchsau. Und warten. Und...

Unsere Kinder wissen, dass sie vermutlich irgendwann mal mit einem WG-Zimmer oder einer ziemlich kleinen 1ZKB-Wohnung in die Selbstständigkeit starten dürfen. Und dafür (mit-)arbeiten müssen. Den Zahn „Wohnen zuhause für lau, denn der Raum ist ja da“ haben wir ihnen (hoffentlich) früh genug gezogen.

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Re: Berlin macht wenig Sinn wenn man weit aussen arbeitet und kein ÖNPV geht

Antwort von lilly1211 am 17.06.2019, 15:23 Uhr

Ja aber wenn sie doch eine tolle Wohnung mit Partner hat warum sucht sie dann etwas alleine?

Und sie hat doch einen Hund oder? Kann es nicht sein das der die Auswahl auch einschränkt?

Ansonsten stimme ich STT zu: es sind dann ihre Ansprüche, nicht der Wohnungsmarkt.

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Hier umgekehrt - vielleicht zu günstig?

Antwort von Christine70 am 17.06.2019, 16:40 Uhr

Hier ist wohnen noch sehr günstig, egal ob Neubau oder Mietwohnung.

Ich war gerade auf unserer Stadt-Homepage. Dort werden Baugründstücke vollerschlossen angeboten zwischen 600 und 800 qm für einen qm-Preis von 39,90 Euro/qm.
Das wären dann für ein 800 qm Grundstück gerade einmal knapp 32 000 Euro.
Die Stadt hat eine Reihenhaussiedlung errichtet mit 8 Reihenhäusern (diese typischen 120 qm-Häuser) für gerade mal 169 000 Euro pro Haus. Drei sind bisher nur verkauft worden.


Meine Tochter hat eine Erstbezugswohnung gemietet mit 50 qm und 2,5 Zimmern, sie zahlt warm nur 390 Euro.

Dennoch stehen viele Wohnungen leer.

Wir verstehen das einfach nicht. Hier gibt es alles, was man braucht. Und wer arbeiten will, findet auch was passendes, genauso Ausbildungsplätze. Mein Sohn hat sich nur einmal beworben und hat seinen Ausbildungsplatz.

Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen. Trotzdem nicht attraktiv genug
DAS ist das andere Extrem.

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Re: Hier umgekehrt - vielleicht zu günstig?

Antwort von Maxikid am 17.06.2019, 17:41 Uhr

Gucke dir das Wendland an, riesige Häuser mit sehr großen Grundstücken. Geschenkt. Wenn , werden die als Ferienhäuser weggekauft. Für den Preis, bekomme ich in HH keine Garage.

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tonib, zusätzliche Ironie

Antwort von Benedikte am 17.06.2019, 18:56 Uhr

tonib
das ist ja die zusätzliche Ironie. Je günstiger Wohnraum, umso mehr Interessenten. Und da schaust Du als Vermieter natürlich, wer am ehesten in der Lage und willens scheint, die Miete pünktlich und voll zu zahlen.


Und das ist eben nicht die Großfamilie mit einem Gehalt, oder die Familie mit einem Gehalt plus Kindergeld, das ist der gutverdienende Single oder die Dinks. Zumal die vermutlich das neue pArkett auch nur abends mit Filzpantoffeln beschlurfen so dass das am Ende der Mietzeit wie beu ist, nicht die Familie, die richtitig lebt in der Wohnung und das Parkett verkratzt.


Und die Personengruppe, die Härtefalle im Fall einer Eigenbedarfskündigung geltend machen können, lässt man als privater Vermieter eh besser aus und empfiehlt denen eine WBS oder genossenschaftliche Wohnung.

aber wie ich sage- es bleibt spannend

Benedikte

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Re: @Benedikte:das ist ja lieb!

Antwort von Benedikte am 17.06.2019, 18:59 Uhr

Ja, Liedertexte machen es einfach.

Mein derzeitiger Favorit ist:

,


ansonsten ist diese Sprache ein ewiger Kampf, ich kann mir viele Vokabeln nicht merken, sterbe am Deklinieren und und und


Von daher- reiner, tiefer, unglaublicher Neid

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Re: @Benedikte:das ist ja lieb!

Antwort von Benedikte am 17.06.2019, 19:01 Uhr

,


komisch, der Beitrag rutscht immer weg wenn ich ihn russisch reinkopiere

ja idu schagaju pa moskwie wenn ich es lateinisiere

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Re: @Benedikte:das ist ja lieb!

Antwort von tonib am 17.06.2019, 20:50 Uhr

das liebe ich auch! Ach, ich würde auch gerne mal wieder hin...

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