Forum Aktuell

Aktuelles und Neuigkeiten

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Hase67 am 11.04.2022, 14:02 Uhr

Pressekonferenz Bundesfamilienministerin

Einen, wie ich finde, lesenswerten Kommentar hat Christoph Sieber vor ein paar Minuten veröffentlicht:

"Menschen und Politiker
Ja, es geht hier um Bundesfamilienministerin Anne Spiegel. Und, nein, es geht dabei nicht um Bundesfamilienministerin Anne Spiegel.
Es geht in diesem Text auch nicht darum, ob sie ihrem Amt oder irgendeinem Amt gewachsen ist und es geht auch nicht darum, ob sie im letzten Jahr richtig gehandelt hat.
Es geht auch nicht darum, ob sie zurücktreten sollte oder dies längst überfällig ist.
Es geht mir darum wie wir miteinander umgehen und welche PolitikerInnen wir wollen.
Und ich bin mir bewusst: bei Facebook über den respektvollen Umgang miteinander zu reden ist wie der Versuch im Löwengehege ein veganes Buffett zu etablieren.
Wenn ich die Mehrheit der Kommentare zusammenfasse, dann lautet das Fazit so: eine Frau mit vier Kindern und einem kranken Mann hat in der Politik nichts verloren. PolitikerInnen, die ihre Schwäche, ihre Fehler, ihre Überforderung zugeben verdienen Mitgefühl, aber keine politische Verantwortung.
Und ich bin der Meinung, dass diese Haltung eine große Berechtigung hat, denn in erster Linie sollte bei Menschen in wichtigen Ämtern immer an erster Stelle ihre Kompetenz und erst in zweiter Hinsicht die Sympathie oder gar die politische Parteizugehörigkeit stehen.
Trotzdem sei die Anmerkung erlaubt:
Seit Jahren fragen wir uns warum wir von emotionslosen Politmaschinen mit Penisanhang regiert werden, aber jede Frau, die die jetzige Diskussion verfolgt (und so mancher Mann, der über kein meterdickes Fell verfügt), wird sich sagen: das tue ich mir nicht an.
Ich finde das sehr schade. Gerade eine Figur wie Robert Habeck hat in letzter Zeit doch gezeigt, dass es auch eine andere Art von Politiker geben kann: Menschen.
Menschen, die am eigenen Tun zweifeln, die Widersprüche aussprechen und die politische Entscheidungen nicht nur daran bemessen, ob sie bei der eigenen Wählerklientel auf Wohlgefallen stoßen und diese dem eigenen Emporkommen förderlich sind.
Es ist eine Binsenweisheit, aber PolitikerInnen sind Menschen. Sie tragen natürlich eine größere Verantwortung und müssen an sich höchste moralische Maßstäbe anlegen, aber sie sind keine perfekten Regierungsmaschinen. Ich bin der Meinung, dass wir ihnen auch Fehler und Fehleinschätzungen zugestehen müssen.
Jede politische Handlung beinhaltet auch das Scheitern dieser. Wir haben in den letzten Jahrzehnten erlebt, dass sich Politik nur darum drehte, Fehler zu vermeiden. In den allermeisten Fällen hat das zum fast vollständigen Verschwinden politischer Handlungsfähigkeit geführt. Ich möchte wieder dahin kommen, dass wir über politische Entscheidungen streiten und nicht nur über das Nichtvorhandensein von Entscheidungen lamentieren.
Und -ja- PolitikerInnen haben ein Privatleben. Und auch da sollten PolitikerInnen präsent sein dürfen. Ob das im konkreten Fall von Frau Spiegel wirklich angebracht und angemessen war, hat sie selbst beantwortet. (Die Antwortet lautet: Nein!)
Vielleicht war es von Frau Spiegel falsch, die privaten Details öffentlich zu machen und als Berechtigung zur vorläufigen Fortsetzung ihrer Karriere zu benutzen, aber es zeigt uns auch, dass der Preis für eine politische Karriere ein hoher ist.
Allein der Blick auf die finanzielle Vergütung und andere Privilegien ist ein unvollständiger.
Wie oft haben wir schon gesagt, dass wir PolitikerInnen wollen, die mitten im Leben stehen. Dann müssen wir ihnen aber auch zugestehen, wenn sie die Entscheidung treffen, dass die Familie vor geht. Ansonsten werden wir regiert von einsamen, machtbessenen Karrieristen, die ihre eigene Familie nur für Werbefotos in Wahlkampfzeiten nutzbar machen.
Mir kommt dabei sofort das Schicksal von Hannelore Kohl in den Sinn, die im Schatten eines Überkanzlers dahinsiechte.
Es sind - auch in der Politik- vor allem Frauen, die sich aufreiben zwischen den Anforderungen eines Amtes und dem Anspruch, einer Familie und vor allem ihren Kindern gerecht zu werden.
Wenn sich in der Kultur im Umgang mit diesen Frauen (und den wenigen Männern!) nichts ändert, dann werden wir auch weiterhin von fehlervermeidenden Männern regiert.
Es wäre sehr schade.
Oder?" (Quelle Facebook, Christoph Sieber)

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.