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Geschrieben von Strudelteigteilchen am 09.05.2015, 16:53 Uhr

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das NUR gut ist

Es gibt inzwischen halt auch andere Medikamente, die nicht der BTM-Verordnung unterliegen.

Nur: Diese Medikamente sind mMn nicht besser. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, daß BTM-Medikamente stärker sind und/oder stärkere Nebenwirkungen haben. Dem ist aber nicht so. Ein BTM -Medikament hat einfach eine Wirkung, die (auch) mißbraucht werden kann. Die Stärke bzw. die Nebenwirkungen haben damit nicht viel zu tun.

Viele Antidepressiva, die NICHT der BTM-Ordnung unterliegen, haben deutlich mehr Nebenwirkungen und sind auch fragwürdiger, zumal bei der Behandlung von ADHS. Außerdem muß man einen Level aufbauen - deswegen können sie nicht so genau dosiert werden. Sie wirken unweigerlich auch nachts oder am Wochenende, obwohl man sich da u.U. gar nicht konzentrieren will/muß, man braucht also auch mehr Wirkstoff. Die neueren Medikamente sind häufig AD-Derivate mit genau diesen Nachteilen. Darüber hinaus sind sie noch nicht so weit ausgetestet, es gibt noch nicht so viele Studien und Erfahrungen. Aber man verschreckt die Eltern natürlich nicht so, wenn man ihnen ein normales rosa Rezept in die Hände drücken kann statt eines BTM-Rezeptes.

Ich möchte aber mal Folgendes klarstellen: Ich bin keinesfalls der Ansicht, daß wildes Diagnostizieren von ADHS gut ist. Ich glaube auch, daß man eine ganze Weile übers Ziel hinausgeschossen ist. Ich begrüße, daß ADHS inzwischen nur noch von Experten diagnostiziert und behandelt werden darf. Und mir ist klar, daß genau dieses "wilde Diagnostizieren" zum derzeitigen Bild von ADHS in der Öffentlichkeit geführt hat - leider.

Aber das Pendel geht doch inzwischen wieder in die andere Richtung. Diese Klischees vom falsch erzogenen Wildfang stammen aus der Zeit der wilden Diagnosen, genauso wie die Vorstellung von der bösen, funktionierende-Kinder-wollenden Gesellschaft und dem armen, übertherapierten Kind.

(Exkurs: Auch noch so ein "wie hättet Ihr es denn jetzt bittedanke gerne?"-Dingens. Ich begrüße die Tatsache, daß bei der Therapie von ADHS zunehmend nicht mehr nur auf Medikamente gebaut wird, sondern immer öfter eine begleitende Ergo- oder Psychotherapie verschrieben wird. Das treibt die Anzahl der therapierten Kinder in die Höhe - was dann wieder als Anzeichen einer unguten Entwicklung gesehen wird - anstatt froh zu sein, daß man Alternativen zu den Medikamenten findet. *seufz)

Auch Ärzte lernen dazu - man soll es nicht glauben. Das ist eine natürliche Entwicklung und ist bei sehr vielen Krankheiten zu beobachten. Leider sind aber die Klischees und populären Vorstellungen noch die gleichen wie vor 10 Jahren - die haben da irgendwie eine Automatik entwickelt und kreisen im Grunde nur noch um die immergleichen Schwarz-Weiß-Bilder, stark vereinfachten Pseudo-Zusammenhänge und Schantalle-Kevin-Vorurteile. Schade!

Ansonsten bleibe ich bei der bunten Suppe, was das Ausgangsposting betrifft. Da steckt Gesellschaftskritik, Statistik, Kinderbetreuung, ADHS, Erziehungsdefizite, Bildungskritik und noch einiges andere drin. Gar nicht mal alles falsch, nur zu verquirlt, um irgendwas Konstruktives rauszuziehen. Etwas sortierter hätte das eine erquickliche Diskussionsgrundlage werden können - aber so ist es mir zu bunt gemischt und kleingehäckselt. Ich habe mir halt das ADHS rausgepickt, weil es in der Überschrift stand und weil ich grad mal wieder im RL den Kampf gegen Vorurteils-Windmühlen führe. (Eben jene Mathelehrerin, zum Beispiel, die der Ansicht ist, daß ADHS vor allem ein Problem von ZU VIEL Langeweile ist - also genau konträr zu Dir.)

 
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