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Geschrieben von IngeA am 09.05.2015, 8:53 Uhr

Das siehst Du falsch! SST

Ich selbst habe schon den Eindruck, dass die Grenzen, wie ein Kind sein "darf" immer enger gesteckt werden.
Aber auch die Erziehung hat sich halt geändert. Vor 30 Jahren wurden eigentlich alle Kinder recht autoritär erzogen, mit klaren Grenzen und Regeln. Da wurde nicht viel verhandelt.
Genau diese Klarheit ist das, was auch in der Erziehung von ADHS-Kindern gefordert wird. Das heißt nicht, dass die Kinder früher kein ADHS hatten, sie sind einfach von Anfang an entsprechend "geknebelt" worden.

Und auch damals haben die Kinder gelitten. Nur war das dann halt der unverbesserliche Lausebengel, aus dem nie was wird. Das hat man auch den Kindern so vermittelt und genau so haben sie sich gefühlt. Über Ursachen hat man sich keine Gedanken gemacht. Der war halt so, ist so geboren (und der Vater war auch schon so ein Taugenichts, ist ja kein Wunder wenn das Kind genau so ist).
Ein Bekannter von mir hat sogar schon mit 12 Jahren die Diagnose ADHS bekommen (der ist jetzt Anfang 40).
Er ist vorher von Grundschule auf Sonderschule, dann auf die Hauptschule, nach einem halben Jahr auf die Schule der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Da blieb er dann. Auch er wurde da dann schließlich mit MPH behandelt.
Die ganze Zeit vorher, egal ob Grund-, Haupt-, Sonderschule war die HÖLLE für ihn und er war mehr als ein Mal kurz davor sich umzubringen.

Übrigens ist das bei vielen anderen Erkrankungen ja auch so.
Auch Epilepsie wird häufiger diagnostiziert. Weil früher halt nur Menschen mit "großen Anfällen" beim Arzt gelandet sind. Die kleinen, Absencen, motorische Anfälle (z.B. Zucken von Gliedmaßen) etc. hat man gar nicht als Epilepsie erkannt (nur haben sie trotzdem fatale Auswirkungen, wenn du dummerweise gerade am Steuer sitzt, auf der Leiter stehst oder beim Schwimmen bist).
Es gab auch noch nicht viele Behandlungsmöglichkeiten. Klar, dass man bei jemanden, der nur selten Anfälle hatte nicht zu Medikamenten gegriffen hat. Die Betroffenen waren ja quasi "dauerbesoffen" wegen der starken Nebenwirkungen. Da waren seltene Anfälle das kleinere Übel. Mittlerweile gibt es viele Medikamente die kaum Nebenwirkungen haben, also wird auch früher behandelt, auch bei seltenen oder kleinen Anfällen.

Insgesamt: Die Diagnostik hat sich verbessert, die Behandlungsmöglichkeiten haben sich verbessert. Wenn ich etwas sowieso nicht behandeln kann ist es sinnlos viel Aufwand in die Diagnose zu stecken. Und wenn die Behandlung Nebenwirkungen hat, die das Leiden für den Betroffenen eher schlimmer als besser machen, ist das genau so (außer halt viell. für Forschungszwecke, s.o. der Bekannte war in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, die der Universität angeschlossen ist).

Sicher gäbe es auch andere Wege leichtere Formen von ADHS zu behandeln. Aber dafür müsste sich wahrscheinlich erst mal die Gesellschaft ändern. In dieser Gesellschaft ersparst du den Kindern einfach sehr viel Leid, wenn du eher früh mit Medikamenten therapiert. Gleichzeitig läuft ja "konventionelle" Therapie und die Medikamente müssen die meisten gar nicht ihr Leben lang nehmen. Aber die Medis sorgen oft auch dafür, dass die konventionelle Therapie überhaupt erst anschlägt.
Die Medizin hat sich weiter entwickelt. Natürlich ist es sinnvoll sich Gedanken zu machen wann und ob medikamentöse Therapie notwendig und sinnvoll ist. Aber warum jemandem der wirklich leidet die Therapie verweigern? Und dabei ist es ziemlich egal ob derjenige selbst unter seinem Verhalten leidet oder am Umfeld, das ihm wegen seines Verhaltens das Leben zur Hölle macht. Du kannst nicht das Umfeld behandeln. Du kannst viell. das Umfeld wechseln (und hoffen auf tolerantere Menschen zu stoßen), aber wenn das auch nicht klappt?
Du kannst hinter deinem Kind stehen, kannst ihm den Rücken stärken und ihm signalisieren, dass es gut ist, wo wie es ist....
Das Umfeld signalisiert deinem Kind etwas ganz anderes. Und je älter ein Kind wird um so mehr zählt das, was das Umfeld von ihm hält.

LG Inge

 
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