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Geschrieben von Mamselin am 04.01.2008, 0:13 Uhr

Fragen zum stillen

Hallo zusammen

ich bin nun in der 20. woche schwanger und hab mich vor kurzem entschieden, das ich versuchen will zu stillen.

Nun tauchen mir ganz viele fragen auf, wahrscheinlich werdet ihr euch sowas von kringelig lachen . aber ich meine die fragen schon ernst :-)

Also : *tief luft hol*

1. woher weiß ich wieviel mein baby trinkt und ob es genug / zuviel trinkt ?

2. woher weiß ich das die brust "leer" ist? (ich habe hier mehrfach gelesen, das die mamas hier beide brüste anlegen muss ja nen grund haben?! )

Hmm eigentlich hatte ich noch fragen aber irgendwie wollen die mir gerade nicht einfallen *grübel* is ja auch schon spät.

Lg

 
1 Antwort:

Re: Fragen zum stillen

Antwort von susa41 am 04.01.2008, 8:55 Uhr

Hallo!

Schön dass du dich jetzt schon mit dem Stillen beschäftigst.
Ich werde dir deine Fragen gerne beantworte, aber dich auch bitten schon in der Schwangerschaft eine Stillgruppe zu besuchen damit du mit anderen stillenden Müttern "live" sprechen kannst, eine Stillberaterin kennen lernst um so eine kompetente Ansprechperson gleich zur Hand zu haben sollte es nach der Geburt zu FRagen/Problemen kommen.
Ausserdem sind in vielen Stillgruppen sehr gute Bücher zum Thema Stillen, Tragen von Babys, Schlafen von Babys ausgelegt - auch zum Ausborgen; du lernst ein Tragetuch kennen etc.
Unter www.lalecheliga.de
www.afs-stillen.de
www.bdl-stillen.de

findest du eine Stillberaterin/Stillgruppe in Deiner Nähe:


woher weiß ich wieviel mein baby trinkt und ob es genug / zuviel trinkt ?

ob dein Baby genug Muttermilch bekommt erkennst du an den Ausscheidungen Stuhl und Harn. Aber auch an der Hautfarbe deines Babys (rosig) pralle Haut, es wächst aus seiner Bekleidung heraus.

Es dauert einige Zeit bis Mama und Baby "Zusammengewachsen" sind und die Mama die Signale des Baby richtig deuten kann. Weinen und Unruhe sind nicht immer ein Zeichen von Hunger.

Wenn ein Baby "zuviel" tinkt, das kann in der ersten Zeit manchmal vorkommen dann wird es das "zuviel" an Nahrung wieder ausspucken. Ein gestilltes Baby kann nicht überfüttert werden. Daher keine Angst. Dein Baby weiss in der Regel genau wieviel Nahrung es braucht. Nur in seltenen Fällen (bei einem kranken, frühgeborenen, oder sehr schläfrigen Baby) muss die Mama reguierend eingreifen und das Baby zum Trinken auffordern.


woher weiß ich das die brust "leer" ist? (ich habe hier mehrfach gelesen, das die mamas hier beide brüste anlegen muss ja nen grund haben?! )

Die Brust einer stillenden Mutter ist niemals "leer" genauso wie es nicht möglich ist den Mund "leer" zu spucken.

Ob dein Baby an einer Seite stillt oder beide Seiten ist bei einem gut gedeihendem Baby völlig egal. Es wird nur in der ersten Zeit nach der Geburt, damit sich die Milchbildung gut einspielen kann empfohlen an beiden Seiten zu stillen. Danach wenn das Stillen gut funktioniert und die Milchbildung sich dem Bedarf deines Baby angepasst hat dann kannst du deinem Baby überlassen ob es "nur" eine Seite trinkt oder beide Seiten. Daher gibt es keine Regel, die vorschreibt, dass unter allen Umständen immer an Seiten gestillt werden muss.
Vorteilhaft ist das Stillen an beiden Seiten wenn zuwenig Muttermilch vorhanden ist (also zur Steigerung der Milchmenge - das heisst dann Wechselstillen)

Wie die Milchbildung funktioniert ist im anschliessenden Artikel ´, erschienen in der Fachzeitschrift Laktation und Stillen, beschrieben.

Lg
susa
Wie die Muttermilch gebildet wird

Linda J. Smith, Dayton, Ohio, USA,
aus: LEAVEN Juni/Juli 2001
übersetzt von Angelika Quell und Denise Both


"Ich habe nicht genug Milch", so lautet die häufigste Begründung für Zufüttern oder Abstillen. Manchmal stimmt ist das auch so, manchmal, glaubt die Mutter jedoch nur, dass es so sei. Der Fortschritt im Wissen um das Verständnis des Milchbildungsprozesses ist zum Teil der Molkereiwirtschaft zu verdanken (diese hat ein finanzielles Interesse daran, genau zu wissen, wie man eine Kuh dazu bringt möglichst viel Milch zu produzieren) und teils denjenigen, die stillende Mütter beraten.

Vor den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts glaubte man im allgemeinen, dass die meiste Milch während des Milchspendereflexes gebildet würde, da die Milch während des Let-down Reflexes schneller fließt. (Dies glaubten sowohl Molkereiwissenschaftler als auch Befürworter des Stillens.)

Peterson zeigte 1944, dass die Milchsekretion gleichmäßig abläuft und der Let-down Reflex ein anderer und eigenständiger Prozess ist. Der Let-down Reflex presst die Milch heraus, die bereits gebildet und in den Alveolarlumen (kleine Gänge, in welche die Milch aus den Alveolen sezerniert wird) gelagert ist. Während des Milchspendereflexes wird die Milch nicht schneller gebildet, sie fließt nur schneller.

Durch die von Peter Hartmann in Australien seit den 90ger Jahren durchgeführten und immer noch laufenden Untersuchungen an stillenden Frauen, wurde festgestellt, dass die Milchbildungsrate – wie schnell die sekretorischen Zellen Milch bilden – in Abhängigkeit dazu steht, wie leer (oder voll) die Brust ist. Dies wird als autokrine (oder lokale) Steuerung bezeichnet. Beim Füllen der Alveolarlumen signalisieren bestimmte Inhaltstoffe der verbliebenen Milch (Feedback Inhibitor of Lactation-Faktor (FIL), Peptide, Fettsäuren und möglicherweise auch andere Stoffe) den sekretorischen Zellen die Milchbildung zu verlangsamen.

Je leerer die Brust ist, desto schneller versucht sie sich wieder zu füllen - ähnlich wie ein automatischer Eisbereiter. Hartmann sagt, dass die Rate der Milchsynthese bei Frauen zwischen 11 und 58 ml/Stunde/Brust variiert. Leere Brüste bilden Milch schneller als volle. Wenn die Brust regelmäßig und gänzlich entleert wird, ist die Milchsynthese uneingeschränkt.

Hartmanns Untersuchungen dokumentieren das, was wir bei La Leche Liga schon seit langer Zeit wissen - das Angebot an Milch wird durch die Nachfrage des Babys reguliert. Es kommt selten vor, dass ein Baby die gesamte Milch aus der Brust seiner Mutter trinkt. 1993 fand Hartmann heraus, das Babys durchschnittlich 76% der ihm in der Brust ihrer Mütter zur Verfügung stehenden Milch innerhalb einer 24-Stunden Periode trinken. Dadurch hat das Baby eine kurzfristige Kontrolle über die Milchproduktion seiner Mutter.

Im folgenden werde ich diese Praxis, die ich als "80 : 20 Konzept" bezeichne, erklären.

Die üblicherweise vom Kind täglich getrunkene Milchmenge beträgt 80 % (der Gesamtmenge, die gebildet wird). Die in der Brust der Mutter verbleibende Menge beträgt 20 %.

Wenn mehr als 80% der Milch getrunken werden, steigt das Angebot damit das Verhältnis 80 : 20 aufrechterhalten wird. Werden jedoch weniger als 80% getrunken, vermindert sich das Angebot, um das 80 : 20 Verhältnis aufrechtzuerhalten. Obwohl dies eine sehr starke Vereinfachung eines sehr komplexen Prozesses ist, hat sich das Kernprinzip doch durch neue wissenschaftliche Untersuchungen erhärtet.

Untersuchungen zeigen, dass die Ernährung der Mutter, ihre Flüssigkeitsaufnahme oder andere Faktoren nur einen geringen Einfluss auf die Milchproduktion haben. Wenn das "Milch-Entfernungs"-Teilchen an der richtigen Stelle im Puzzle liegt, produzieren Mütter sehr viel gute Milch, unabhängig davon, wie sie sich ernähren. Wenn das "Milch-Entfernungs"-teilchen jedoch nicht da ist, kann nichts dieses Manko ausgleichen.

Signifikante Risikofaktoren , die sich hemmend auf ein ausreichendes Milchangebot auswirken, scheinen Brustoperationen, in der Gebärmutter verbliebene Plazentareste, das Sheehan-Syndrom (nach der Geburt bei Müttern auftretende Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz) oder ein Hypophysenschock, hormonelle Empfängnisverhütung und nicht genügend Brustdrüsengewebe zu sein. Wenn keiner dieser Faktoren zutrifft, ist es äußerst selten, dass eine Mutter nicht genügend Milch produzieren kann, was aber dennoch vorkommen kann.

In meiner Praxis gibt es gewöhnlich zwei Gründe für "nicht genug Milch": (1) das Baby wird pro Tag nicht ausreichend lange angelegt, die Stillmahlzeiten werden beendet, bevor das Baby von sich aus aufhört an der Brust zu trinken oder die Intervalle zwischen den einzelnen Mahlzeiten werden zu sehr ausgedehnt oder das Baby bekommt etwas anderes um "es hinzuhalten" oder (2) es findet kein effektiver Milchtransfer zum Baby statt: entweder aufgrund falschem Anlegens oder wegen einem Saugproblem.

Untersuchungen zeigen, dass es extrem wichtig ist, einer Brustdrüsenschwellung vorzubeugen bzw. sie sofort zu behandeln. Wenn immer es möglich ist, sollte das Baby uneingeschränkt nach Bedarf und ausschließlich an der Brust ernährt werden. Die Mütter sollten ihre Babys solange an der ersten Brust zu trinken lassen, bis sie von sich aus loslassen und ihnen dann die zweite Brust anbieten. Säuglinge müssen 8 - 12 mal innerhalb von 24 Stunden angelegt werden, bis sich die Milchbildung eingespielt hat. Die meisten Säuglinge werden insgesamt mindestens 140 Minuten pro Tag trinken, durchschnittlich 10 - 30 Minuten pro Stillmahlzeit. Die Mütter sollten ermutigt werden, dass Stillen als Nahrung für Körper und Seele zu betrachten.


Meine Bitte an alle: Schaut Euch das Baby sorgfältig an. Ich zögere nicht, eine Pumpe als Hilfsmittel zu empfehlen, da ich so viele kleine Babys erlebe, welche zeitweise schlecht saugen. Durch das schlechte Saugen bleibt Milch in der Brust zurück, dadurch wird die Milchbildung beeinträchtigt und das Ergebnis des Ganzen ist ein hungriger unruhiger Säugling und keine Milch. Mit einem guten Pumpmanagement, wird die Mutter genügend ihrer eigenen Milch abpumpen können, um das Baby damit zu füttern, während wir versuchen herauszufinden, wie wir dem Baby helfen können, besser an der Brust zu trinken. Die (zu geringe) Milchmenge ist meist das am einfachsten zu lösende Problem. Denkt daran: es ist nach wie vor das Prinzip von Angebot und Nachfrage, das über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.

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Riordan, J. and Auerbach K. Breastfeeding and Human Lactation, 2nd edition. Boston: Jones and Bartlett Publishers, 1999.
(Quelle: Laktation und Stillen)

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