Nochmal danke sagen

Erstmal vorweg, ich finde deine Tochter ist ein zuckersüßes Baby. Auch ich bin der Meinung, dass man es ihr so fast nicht ansieht. Gut, wenn man es weiß, kann man es erahnen aber wenn man es nicht weiß, sieht man es auf den ersten Blick nicht.

Deine Frage, ob man es sieht hatte mich jedoch etwas irritiert. Hättest du ein Problem damit, wenn man es sehen würde? Hättest du Scheu, deine Tochter anderen in deinem Umfeld zu zeigen oder mit ihr raus zu gehen, wenn man es sofort sehen würde?

Ich hatte mal eine Nachbarin, deren Tochter ist jetzt schon 24 Jahre alt. Sie hatte jedoch sehr große Probleme ihr Kind so zu akzeptieren wie es ist. Das Mädchen war körperlich und geistig sehr stark behindert, was teilweise auf ihre Frühgeburt zurückzuführen war. Die Eltern gingen immer erst nach Einbruch der Dunkelheit mit ihrer Tochter spazieren und das dann auch nur über die Felder, damit sie von niemandem gesehen wurden. Sie war der Auffassung, ihre Tochter lernt noch laufen und sprechen und alles was auch gesunde Kinder können, sie bräuchte nur etwas länger dafür. Sie ließ ihre Tochter in eine normale Grundschule einschulen, obwohl sie nicht sprechen konnte, geschweige denn einen Stift in der Hand halten. Das Kind hatte immer einen Zivildienstleistenden an ihrer Seite, da sie sich auch im Rollstuhl nicht alleine fortbewegen konnte und das nur, weil die Eltern es nicht wahr haben wollten, dass ihre Tochter anders ist als andere Kinder.

Meine Älteste (heute 18 J.) kam auch als Frühchen zur Welt. Ebenso 10 Wochen zu früh, wie das Nachbarsmädchen. Meine Nachbarin war dann froh, jemanden zu haben, dessen Kind auch so viel zu früh das Licht der Welt erblickte und wir haben viel und oft miteinander geredet. Als sie dann aber merkte, dass meine Tochter anfängt zu laufen und dann drei Tage nach ihrem ersten Geburtstag frei gelaufen ist, hat sie aprupt den Kontakt abgebrochen, da meine Tochter gesund war. Als ob ich etwas dafür hätte können, dass ihre Tochter es nicht konnte.

Ich muss dir sagen, hätte meine Tochter die selben Probleme gehabt, wie das Nachbarsmädchen, was man ja vorher nie weiß, ich hätte meine Tochter nicht versteckt oder sie auf Biegen und Brechen in eine für sie nicht geeignete Schule getan, nur weil ich mich für mein Kind geschämt hätte. Ich wäre trotzdem auf mein Kind stolz gewesen, denn es ist doch mein eigen Fleisch und Blut.

Gruß

Sylvia