Möchte mich nur mal vorstellen

Hallo Sandra!

Ich kann dich gut verstehen.

Gesellschaftlich wird von uns Frauen erwartet, dass wir am besten täglich "Freudensprünge" machen, wenn wir schwanger sind und ein Kind erwarten. Tun wir dies nicht, oder äußern uns auch mal kritisch, kommen gleich "tolle" Sprüche hinterher: "wie kannst du nur, Rabenmutter etc.!" Dabei weiß ich inzwischen, weil ich mit vielen schwangeren Frauen gesprochen habe, dass mehr Frauen - als man denkt - gemischte Gefühle haben. Und das ist auch in Ordnung so! Genauso wie es in Ordnung ist, dass es auch andere Frauen gibt, nämlich jene, die das Muttersein als ihre Berufung sehen (was ich auch schön finde!). Jedem das seine, würde ich sagen. Schön wäre nur, wenn die Gesellschaft mal etwas moderner denken würde und uns Frauen das Gefühl wiederspiegelt, dass es OK ist, nicht perfekt zu sein. Nicht die "perfekte Frau" zu sein. Männer sind doch auch nicht perfekt. Oder wo sind die Kavaliere der alten Schule? (Wäre ja der Gegenpart zur perfekten Frau!).

Deine Gefühle, bezüglich der Einsamkeit während der Mutterzeit, kann ich gut verstehen. Ist ja auch ein Stück weit so. Die Erwachsenengespräche fehlen einfach, wenn man sie zuvor im Berufsleben hatte. (Privat bleiben sie ja, wenn sich nicht nur alles ums Kind dreht).

Ich gehe übrigens auch auf die 40 zu, werde 38. Mich beschäftigen viele Gedanken und nicht nur die, sondern auch Sorgen, Sorgen um die Zukunft. Gerade für das Kleine. Als ältere Gebärende neigt man wohl dazu, sich viel zu viele Gedanken zu machen. Als jüngere Frau geht man wohl lockerer daran, was ich gar nicht mal schlecht finde. Das reife Überlegen führt in diesem Zusammenhang nicht unbedingt immer zu einem besseren Gefühl... aber: Da müssen wir durch! Ein neues Leben schenken zu dürfen ist immer kostbar und ein Stück weit bedeutet das Projekt "Baby" auch einfach nur Menschsein - Fortpflanzung. Es ist unsere Aufgabe, also der Menschen, dies zu tun. Nur hat sich in den vergangenen Jahrhunderten so viel gewandelt... nicht nur zum Guten!

Ich stehe zum Beispiel unter dem Druck arbeiten gehen zu müssen, um finanziell weiterhin abgesichert sein. Ich arbeite gerne, bin eine autonom-selbstbewußte Frau. Dennoch kann sich auch solch ein Frauenherz einen Mann der alten Garde wünschen, nämlich jenen, der Verantwortung für Familie übernimmt im klassischen Sinne. Meistens wird dieser Art Frau unterstellt, dass sie keinen Mann braucht, vielleicht braucht sie ihn nicht äußerlich, aber innerlich denken wir Frauen doch auch noch oft in die "altmodische" Richtung... wir stecken gesellschaftlich doch in einem Dilemma und die Freiheit/Globalisierung hat dazu geführt, dass sich viele Werte verschoben oder aufgelöst haben. Die Orientierung fehlt oft, weil scheinbar alles möglich ist. Wen wundert es da also, dass die Gedanken sich auch ihren Weg bahnen... es gibt ja viel zu denken und bedenken in unserer Zeit.

Wichtig ist, individuell das Beste draus zu machen. So freue ich mich z. B. auf die Herausforderung Mutter zu werden und einem Menschen bestmögliche Startmöglichkeiten für sein Leben zu geben und ich weiß, ich werde für dieses Kind alles tun.

Ich wünsche dir ein gutes Gefühl und gute Gedanken, sowie einen guten Verlauf deiner Schwangerschaft.

Herzlichst
Rose33