Schwanger mit 35 plus

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Geschrieben von paulita, nix mehr . SSW am 23.10.2006, 17:25 Uhr

generell zu den diskussionen (Lang)

liebe leute
ich fände es außerordentlich schade, wenn einige hier sich derart angegriffen fühlen, dass sie nicht mehr schreiben wollen. bislang fand ich grad dieses rub-forum sehr angenehm, weil sachlich, kontrovers und 'zivilisiert'.

nach wie vor sehe ich nicht, dass irgendjemand andere von etwas überzeugen will und ich sehe auch überhaupt nicht, dass nur bestimmte erfahrungen/meinungen erwünscht wären. gar nicht. natürlich ist das thema pränataldiagnostik/behinderung sehr, sehr heikel und es ist für einige sehr emotional. das ist doch ok! grundsätlich sollte man sich schon auf kontroversen und diskussionen einlassen wollen, wenn man hier schreibt. dafür ist das forum doch da. also, seid nicht so schnell beleidigt. niemand ist bislang hier in falscher weise persönlich geworden oder hat jemanden angegriffen. denke ich jedenfalls. ihr solltet mal in andere foren reinschauen, z.b. die monatsforen zur geburt. dort liest man immer NUR: "hatte heute fwu und alles ist ok. ich bin so erleichtert" oder "hatte heute feinscreening, unser kind ist gesund"...und dann eine kaskade von glückwünschen darunter. das ist einseitig. ich frage mich immer, was ist mit denen, die ein verunsicherndes oder "schlimmes" ergebnis haben. wohin wenden die sich? hier, in diesem forum, gibt es immerhin menschen, die eine andere sicht auf behinderte kinder und deren familien haben. das ist ansonsten total mangelware.

und genau das finde ich ganz schlimm. durch die verbreitung der pränanataldiagnostik findet eine wertverschiebung statt, eine art sozialer kälte, nach dem motto: "niemand MUSS heute eine trisomie-kind haben, wieso haben sie denn eines?" da werden mütter verantwortlich gemacht für launen der natur - und es wird immer weniger geld in förderung und betreuung von menschen mit besonderen bedürfnissen investiert. denn, die muss es ja heute nicht mehr geben, gell? DAS finde ich pervers. meine konsequenz aus den debatten hier ist es u.a., mich bei aktion mensch oder ähnlichen organisationen zu informieren und eventuell zu engagieren. und auf solche tests bei schwangerschaften zu verzichten. aber das ist meine individuelle sache.

lg
paula

 
4 Antworten:

Re: generell zu den diskussionen (Lang)

Antwort von Khmf69, 14. SSW am 23.10.2006, 18:28 Uhr

Hallo Paula.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass auch ich eine werdende Mutter bin, die schwer am überlegen gewesen ist, ob ich dieses NS und und und machen lasse oder eben nicht.

Mir und meinem Mann hat dieses Forum und die Berichte der anderen Mütter sehr geholfen uns dagegen zu entscheiden. Was wir nämlich zu der Zeit nicht wusste, dass diese 1. Untersuchung kein ausschlaggebendes Ergebnis für so manche Krankheit ist und man vielleicht erst durch eine FU, aber auch nur vielleicht eine Sicherheit bekommt. Und da ich mich schon immer gegen eine FU gewehrt habe, da sie ja auch mit großen Schwierigkeiten, bis hin zu einem Abgang führen kann, viel diese Untersuchung für uns flach.

Egal wie es kommt, wir werden uns der Herausforderung stellen und es wird keines unserer anderen Kinder darunter leiden. Wir sind eine Familie.

Ich denke es kommt immer auf einen selber an wie man die Sache sieht, nur früher ist man erst gar nicht mit solchen Untersuchungen konfrontiert worden. Entweder es ging gut oder eben nicht.
Ich bin dafür das die FÄ viel mehr Aufklärung leisten müssten.

Einen schönen Abend, Jacqueline

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Re: generell zu den diskussionen (Lang)

Antwort von Sabse70 am 23.10.2006, 20:08 Uhr

Hallo noch mal,

ich finde es einfach wichtig, dass solche Diskussionen auch mal unter Schwangeren geführt werden - und endlich mal mit dem Irrglauben aufgeräumt wird, dass eine unauffällige FU ein gesundes Kind garantiert. Wir haben ja alle diese verzweifelten Mütter bei uns im Forum - die haben alle die FU machen lassen und fragen sich jetzt wozu? Ihre Kinder haben Entwicklungsverzögerungen, Autismus, ein Junge ist schwerst mehrfach behindert (ohne Diagnose). Die schwere Behinderunge zeigte sich erst im Laufe des ersten Lebensjahres. Nach der FU gratulierte die Ärztin der Mutter zu einem gesunden Kind...
Ich bin mir sicher: Das Thema "behindertes Kind" interessiert hier ausnahmslos ALLE Schwangeren - immer wieder werden in den Monatsforen in den entsprechenden Schwangerschaftswochen die FU und die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik angesprochen. Verunsicherte Frauen bitten um Rat und Hilfe. Die meisten haben kaum eine Ahnung, welche Behinderungen mit Hilfe der FU erkannt werden können und welche nicht. Alle haben sie Angst ein behindertes Kind zu bekommen und ich kann diese Ängste auch total gut nachvollziehen.
Es geht mir darum dabei zu helfen, die Möglichkeiten der Pränatadiagnostik sinnvoll und realistisch einschätzen und beurteilen zu können. Auch der tollste Feinscreen garantiert kein gesundes Kind! Zumal die meisten Behinderungen kurz vor oder unter der Geburt passieren.
Ich will niemanden ängstigen, ich bin davon überzeugt, dass die allermeisten Frauen hier gesunde Babys im Arm halten werden - und das ist auch gut so!
Dieses Forum existiert allerdings schon ein paar Jahre und in den all den Jahren werden gar nicht mal so wenige werdende Mütter dabeigewesen sein, die sich mit dem Thema "Mein Kind ist behindert" auseinander setzen mussten - ob sie das nun wollten oder nicht. Das wird auch künftig immer mal wieder der Fall sein - wenn auch zum Glück nicht allzu oft!

Deshalb stehe ich für Rückfragen gerne zur Verfügung!

sabine@rehakids.de

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Irgendwoher muss der Irrglaube ja kommen

Antwort von uli_s am 23.10.2006, 21:43 Uhr

Hallo Sabine,
Du schreibst:
"- und endlich mal mit dem Irrglauben aufgeräumt wird, dass eine unauffällige FU ein gesundes Kind garantiert".
Ich denke, dass sich schwangere Frauen diesen Irrglauben nicht selber einreden. Dass es tatsächlich ein Irrglaube ist, darüber müssen wir ja wohl mit niemandem mehr ernsthaft diskutieren.
Es ist ja gar nicht einmal die FU, sondern bereits die "unauffällige" NT, die schwangeren Frauen suggerieren soll, dass mit dem Kind "alles in Ordnung" ist. Solche Aussagen hängen in vielen Frauenarztpraxen an den Wänden! Vor wenigen Jahren stand da noch zu lesen: "Gesundheits-Check für Ihr Baby!", wenn es um diese Messung ging. Heute heißt es "Gesundheits-Analyse". Viele Ärzte propagieren auch noch einen solchen -sorry- Unsinn. Wie sollen dann schwangere Frauen, die ja nur in den seltensten Fällen den wissenschaftlichen Hintergrund kennen, skeptisch werden und es eben nicht so annehmen, wie es ihnen schließlich von ihren betreuenden Ärzten gesagt wird. Mit anderen Worten, mit Deinem (unserem) Anliegen wendest Du Dich besser an die Ärzte selbst. Vielleicht lesen ja einige von ihnen in diesem Forum mit. Das würde mich freuen, schon allein wegen der Rückkopplung.
Viele Grüße
Uli

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Re: Irgendwoher muss der Irrglaube ja kommen

Antwort von 58er am 24.10.2006, 0:27 Uhr

uli, du hast recht. den aspekt anzusprechen lag mir auch auf der zunge. und mehr noch: als schwangere wird man leider nur allzuoft schubladendenken und fatalen (von interessenseiten gut geplanten und gewinnbringenden) automatismen ausgesetzt. dem sich zu entwinden und immer in sich selber die mitte und wahrheit zu suchen (sorry für die gedrechselten worte, aber so ist es ja), wird einem schwer gemacht. mir, die ich ja mit 40 seinerzeit perfekt in das raster der entsprechenden vorsorge-programme passte, hat der arzt am anfang der schwangerschaft auch einfach eine adresse eines pränataldiagnostikzentrums in meiner stadt in die hand gedrückt: Da gehen Sie mal hin. so wie wenn man mal eben nebenher sein gebiss checken läßt. die beratung in dem zentrum war grottenschlecht. obwohl es bestimmt ein renommiertes zentrum war und ist, wie ich vermute. mit 40 weiss man nun aber zum glück meist schon selber, was man will. insofern haben wir, mein mann und ich, uns immer bloß mit vielsagenden blicken während des von der jungen dame heruntergeleierten, sehr gefühllosen "beratungs"-gesprächs angeschaut. was wir wollten und was nicht, wussten wir vorher selber schon, bzw. ICH wusste es ganz genau (ich wollte ein baby, und ich würde es so annehmen, wie es auf mich zukommen würde). im grunde haben wir das gespräch geleitet, nicht die ratgebende. das fatale an den gesprächen an sich: es wird im prinzp wohl nichts direkt falsches gesagt, aber vieles verschwiegen. und dadurch ist eine echte aufklärung im grunde ja auch schon nicht mehr gegeben. ja, da müssen sich die fachleute und ärzte an die nase greifen: that´s your part, experts.

und zur pränataldiagnostik (inklusive der uns zukünftig noch alle sehr überraschenden genforschung) prinzipiell, womit ich auch auf dein posting, Paula, zurückkomme: sie ist janusköpfig wie praktisch alle errungenschaften in den wissenschaften. sie kann zum wohle und zum unwohle genutzt werden. ich halte es leider u.a. nicht für ausgeschlossen, dass schwangere frauen irgendwann einmal ab irgendeinem alter oder in jedem alter oder mit irgendwelchen potentiellen gendefekten o.ä. gezwungen werden, solche voruntersuchungen machen zu lassen, weil sie dann beispielsweise den versicherungsschutz verlieren können, oder dass z.b. die krankenkassa verlangen kann, dass sich die frau höher versichert, wenn bei der FU oder sonstigen Untersuchungen spätere krankheiten des kindes nicht ausgeschlossen werden können. oder die krankenkassa hat das recht, die frau aus der versicherung zu entlassen, wenn sie sich für das kranke kind entscheidet. Der fantasie zwecks einsparungen und gewinnmaximierung sind da keine grenzen gesetzt. Damit krankenkassen und angegliederte interessengruppen so etwas ohne größere gegenwehr in der öffentlichen gesellschaftlichen debatte machen können, muss sachte und unmerklich vorgearbeitet werden. die ersten anzeichen sind längst da. also u.a. den frauen alleine die schuld zuzuschieben: wenn du schon wissentlich ein krankes kind bekommst, dann schau, wo du bleibst; warum soll die allgemeinheit das zahlen? das wird man zudem einer gesellschaft, in der ein immer größerer anteil gar keine kinder mehr und entsprechend weniger bezug dazu hat, schnell verklickert haben. beispiel alte menschen, wo dieses vorarbeiten ja schon im gange ist: warum soll die allgemeinheit noch ein hüftgelenk für alte ab 80 oder 90 zahlen? das „LOHNT“ sich doch gar nicht mehr. genau so wie sich ja auch behinderte kinder scheinbar nicht LOHNEN… Das sind alles diese typischen debatten mit blick auf die auflösung der mitmenschlichen, solidarischen gemeinschaft. Das macht mir angst. utopisches horrorszenario, was ich mir da einbilde? Ich übertreibe? wer die aktuellen schritte weg von der solidargesellschaft im kleinen wie im großen genau beobachtet und analysiert, wer politische entwicklungen u.a. an gewissen extremen rändern beobachtet, kann eigentlich nichts anderes voraussagen. ziel ist u.a. der genormte, willfährige, versicherungsgerechte mensch, der den meisten gewinn bringt. kranke, alte, schwache, sperrig andersartige, etc. sind da nicht mehr vorgesehen. der druck, um zum thema zurückzukommen, auf die schwangere frau wächst dementsprechend. ich denke, auch in diesen zusammenhängen muss man das thema FU sehen. es ist freilich so vielschichtig, dass ein menschenleben nicht ausreicht, vielleicht nicht einmal hundert menschenleben, um genug darüber zu wissen, nachzudenken oder zu schreiben. schon gar nicht spontan hier im forum in zehn zeilen. aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. es ist jedenfalls immer gut, ALLES zu hinterfragen, auch und gerade das, was da unter dem deckmäntelchen hilfreicher vorsorge daherkommt. Ich will aber gewiss nicht sämtliche vorsorgeuntersuchungen in bausch und bogen verdammen. Auch ich habe sie, in maßen, genossen und bestimmt nicht zuletzt deshalb in sehr großer ruhe und freude die schwangerschaft erlebt. Aber man sollte niemals die eigenverantwortung für sich und das kind aus den händen geben oder sich gar nehmen lassen, auch von keinem noch so schlauen experten (eine utopie, ich weiss….).

viele grüße von old mama

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