Partnerschaft - Forum

Partnerschaft - Forum

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Neniel am 18.08.2009, 9:29 Uhr

Muss auch mal fragen was hier nicht hingegehört

Also es geht um meinen Opa.
Ich mag ihn wirklich und er war uns in unserer Kindheit wirklich der beste Opa, aber seit etwa 3 Jahren komme ich mit ihm nicht mehr zurecht. Während meiner Schwangerschaft gab es übelst Streit in der Familie wo er einer der Hauptgründe war. Er hat sich mit meinen Eltern zerstritten und seitdem zetert er was das Zeug hält. Er hat sich die Wahrheit inzwischen so verdreht das nur noch andere Schuld sind. An keinem lässt er mehr ein gutes Haar und gönnt sogar Fremden das schwarze unterm Fingernagel nicht. Bei mir schimpft er über meine Schwester die nun wahrlich genug Sorgen hat warum sie nicht anruft, dann wenn sie irgendwo zum Geburtstag eingeladen sind das es eh alles Scheisse wär (seine Wortwahl), wenn sie in den Urlaub fahren und und und. Wenn ich ihm erkläre warum sie nicht anruft wird er richtig pampig und frech.
Bei ihr hingegen schimpft er über mich das ich ja nur noch krank wäre und mich könnt man ja eh vergessen weil ich vor Weihnachten wieder zwei üble Entzündungen der Bauchspeicheldrüse hatte und Anfang des Jahres einen Hörsturz (als ob ich mir das ausgesucht hätte). Wenn ich weiter ins Detail gehe dauert das zu lange.
Also Weihnachten schickte ich ihm eine Karte mit Bildern von unserem Sohn und einem schönen Gedicht. Es kam ein knappes Danke und direkt danach wurd sich drüber ausgelassen wie Scheisse Weihnachten ist. Na toll....
Morgen hat er Geburtstag und letzte Woche hab ich ihm ein Päckchen fertiggemacht mit selbstgekochter Marmelade (hab die Mirabellen auch selbst gepflückt), mein Sohn hat sich Mühe gemacht ihm ein Bild zu malen und die Karte haben wir auch selbst gebastelt. Ist wirklich schön geworden. Dann hab ich ihm noch ein bischen was zum essen eingepackt. Er hat ja sonst an nichts mehr Freude (macht sich ja auch immer alles mies). Nun rief ich letzte Woche an um zu fragen wie es ihm geht und ihm zu sagen das ein Päckchen unterwegs ist und er bitte nach Möglichkeit Vormittags zu hause bleiben soll, denn es wäre schwer und schade wenn er es bei der Post abholen müsste.
Dann fing das übliche Gezeter an. Aus heiterem Himmel und was dann folgte hat mich doch wirklich geschockt. Ich sage ihm seit 2,5 Jahren das ich von den frühreren Stretigkeiten zwischen ihm und meinen Eltern nichts mehr wissen möchte, wir hätten wochenelang nur darüber geredet und langsam wäre es gut. Wenn er Redebedarf hat soll er das endlich mit ihnen klären, aber BITTE nicht mehr mit mir. Das kann man ihm nicht mehr freundlich sagen, mann muss schon laut werden.
Letzte Woche also ging´s übel zu. Er hört gar nicht mehr hin. Ebensogut hätte ich auflegen können. Wann der´s wohl gemerkt hätte? Ich hab ihm mehrmals sehr deutlich gesagt das ich von dem Thema absolut nichts mehr hören will. Er schimpfte über mich, dass ihm ja niemand zuhört wenn doch er die Wahrheit erzählte und NUR er wüsste sie. Was nicht stimmt. Wie gesagt, das war wochenlang Thema und das seit 2,5 Jahren. Er liess mich auch gar nicht mehr zu Wort kommen.
Naja, das ging recht lange und später hab ich ihn angeschrien weil es nicht mehr anders ging das ich nur angerufen hätte um ihm zu sagen das wir ihm zum Geburtstag ein Päckchen schicken, er hörte gar nicht hin und ich musste nochmal laut werden ob er das verstanden hätte. Einfach nur furchtbar. Ich hab ihm auch gesagt das ich vom ganzen Zank und Streit so dermaßen die Nase voll habe das ich schon meinen Urlaub dieses Jahr (eine Woche bei meinen Eltern) abgesagt hätte und kurz davor stünde zu ihm den Kontakt abzubrechen. Das interessierte ihn kaum in seinem Gemotze.
Die Sache hat mich ziemlich aufgeregt. Es war nicht das erste Mal das Gespräche so verliefen und ich hab auch schonmal aufgelegt. Ich ruf auch kaum noch an weil ich das einfach nicht mehr ertrage.
In meinen Augen ist er ein Fall für´s Pflegeheim. Das wollte ich lange Zeit nicht wahrhaben. Dahin bekommt ihn keiner.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Ich möcht auch nicht einfach den Kontakt abbrechen und dann irgendwann hören das er tot ist. Ich würd mir dann nur Vorwürfe machen, aber mit der derzeitigen Situation komme ich nicht mehr zurecht. Was soll ich tun? Falls er sich telefonisch für das Päckchen bedanken möchte will ich eigentlich gar nicht drangehen, denn dann geht das wieder los und ich kann das einfach nicht mehr. Ich halt´s nicht mehr aus.
Danke für´s lesen. War ja nun doch einiges.
LG

 
3 Antworten:

Re: Seelisch nicht mehr so tief einsteigen... (Achtung, lang geworden)

Antwort von Mijou am 18.08.2009, 11:17 Uhr

Hallo,

ich finde nicht, dass Du Dich um Deinen Opa weiterhin so bemühen solltest. Denn Du hast ja schon viel mehr getan als andere es in derselben Situation machen würden. Manche Menschen schaffen es leider auch im Alter nicht, erwachsen zu werden und Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen. Sie manövrieren sich selbst so hartnäckig in eine Opferrolle, dass sie nicht mehr erreichbar sind. Schuld ist nur noch die Welt, die Umstände, die anderen, die bösen Verwandten - das ist ja auch sehr bequem. Es ist natürlich schade, dass Dein Opa so gescheitert ist in seiner Entwicklung und auch keinen Reifeprozess mehr durchzumachen scheint. Ich glaube aber, dass man nicht immer irgendetwas tun kann und muss, wenn ein Mensch sich selbst so sabotiert und einschließt.

Ich finde, Du musst den Kontakt weder weiterhin bemüht pflegen, noch ihn abbrechen. Ich würde einfach warten, ob von IHM etwas kommt. Wenn er Interesse an weiterem Kontakt hat, muss ER jetzt etwas dafür tun. Wenn nicht, ist das schade, aber auch das musst Du akzeptieren. Warten, dass er von sich aus auf Dich zukommt, ist nicht dasselbe, wie den Kontakt abzubrechen. Denn Du bleibst offen für ihn, ohne Dich weiter allein für den Kontakt zuständig zu fühlen.

Wenn er dann mal anrufen sollte (z. B. wegen des Päckchens), ist das prima. Dann solltest Du aber unbedingt die Ebene wechseln: Lass ihn nicht mehr über familiäre Probleme losreden, sondern mache seichten Smalltalk (Wetter, seine Freizeit, Gesundheit, Fernsehprogramm etc.). Wenn er doch loslegt, geh nicht darauf ein und wechsele sofort mitten in seinem Redeschwall wieder das Thema in Richtung Oberflächlichkeit ("Jaja... Weißt Du, ich habe gelesen, dass..." Hast Du schon gehört, dass unsere Nachbarn..." etc., all so etwas). Lass Dich nicht auf sein Weltbild ein, das ist nicht Deine Aufgabe. Verteidige nicht Deine Eltern, belehre ihn nicht, korrigiere ihn nicht, mache ihm keine Vorwürfe - all das ist ganz fruchtlos.

Langer Rede kurzer Sinn: Man kann als erwachsene Enkelin auch ein freundlich-distanziertes Verhältnis zu seinem Opa haben (hatte ich auch), es muss nicht mehr alles in die Tiefe gehen. Du brauchst auch keine Schuldgefühle zu haben, falls er stirbt. Du bist ja offen, für das was mit ihm eventuell noch möglich ist: Gelegentlicher, oberflächlicher Kontakt, für den aber ER etwas tun muss, nicht nur Du. Statt Päckchen würde ich zu Feier- und Geburtstagen lediglich eine Grußkarte schicken! Du bist eine erwachsene Frau, die nicht immer nur lieb sein, sich um die "Großen" bemühen und geben muss. Du kannst auch von Deinem Opa Entgegenkommen und Bemühungen erwarten.

Grüßle,

Mimi

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Seelisch nicht mehr so tief einsteigen... (Achtung, lang geworden)

Antwort von +emfut+ am 18.08.2009, 14:17 Uhr

Nein, ab einem gewissen Alter kann man fast nichts mehr erwarten.

So, wie der Opa sich "aufführt", gehe ich fast davon aus, daß er eine inzwischen nicht mehr zu übersehende Demenz hat. Demenz macht Menschen rechthaberisch, unzugänglich, ungeduldig, anstrengend, hinterhältig, gemein....

Mein Opa war auch so, bevor er starb. Meine Oma, die ihn über Jahre aufopferungsvoll gepflegt hat, fand das fürchterlich. Aber kurz vor ihrem Tod wurde sie auch so :-(.

Sehr alte Menschen muß man in manchen Punkten behandeln wie Kinder. Mir hat es - bei beiden Großeltern - geholfen, wenn ich mir klargemacht habe, daß es da nicht um Fakten oder Meinungen geht, sondern um "unreflektiertes Geplapper". Also: Ohren auf Durchzug, nicht argumentieren, nur nicken und zustimmen - und sich klarmachen, daß das nicht die "echte" Persönlichkeit dieses Menschen ist. Der Mensch war früher mal liebevoll und großzügig und tolerant - wenn er das jetzt nicht mehr ist, dann ist es die Krankheit, die aus ihm spricht, nicht er selber.

Gruß,
Elisabeth.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Seelisch nicht mehr so tief einsteigen... (Achtung, lang geworden)

Antwort von Neniel am 18.08.2009, 14:50 Uhr

Ja. Das ist das Problem. Meine Oma hat auch Demenz, nur ist sie hingegen niedlich/tüddelig. Damit komme ich gut zurecht. Nur mit Opa´s Form nicht. Er ist deswegen auch nicht in Behandlung.
Heute rief er schon an wegen des Päckchens und scheinbar weiss er von Freitag nicht mehr viel. Er fragte auch nach dem Kleinen meiner Schwester. Hatte das ja im Erziehungsforum gepostet und ich sagte ihm sie hätte mit der Ärztin im Krankenhaus telefoniert, müsse aber noch auf einen Termin warten. Da meinte er auch glatt wieder "Das hat er sich bestimmt in Spanien geholt!" und als ich das abgestritten habe mit dem Satz "Nein. Man holt sich keine Ohnmachtsanfälle in Spanien" meinte er nur wir wüssten ja eh immer alles besser. "Ja, genauso ist es" war meine Antwort und dann war das Thema abgehakt für mich.
Deine Beschreibung von Menschen mit Demenz passt 1:1 auf ihn und das erschreckt mich so. Ich werd wohl selbst noch eine ganze Weile dafür brauchen um zu verinnerlichen das der liebevolle Opa den ich kannte nicht mehr da ist. Das fällt mir sehr schwer.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge in Partnerschaft - Forum
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.