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Geschrieben von KleinesGlück91 am 15.10.2020, 14:05 Uhr

Sehr ängstliche Tochter

Hallo, meine Tochter ist seit paar Tagen 1 Jahr alt.
Am Anfang konnte Sie von jeden Auf den Arm genommen werden und meine Mutter hat auf Sie aufgepasst, wenn ich z.B zum Arzt musste.
Seit Sie ca. 4 Monate alt ist klebt sie förmlich an mir. Ich kann sie nicht auf den Boden setzen (mit Spielzeug) und etwas stehend genau neben ihr erledigen. Dann will sie sofort auf den Arm. Sitze ich neben ihr, dann spielt Sie. Ganz selten krabbelt Sie von mir weg in einen anderen Raum (kommt nach paar Sekunden wieder). Wenn meine Mutter zu Besuch ist und ich die Zeit nutze um Wäsche aufzuhängen o.ä weint sie bitterlich.
Kurz zusammengefasst: Wenn ich etwas mache, müsste ich Sie immer auf dem Arm dabei haben. Spielen geht nur, wenn ich direkt auf Augenhöhe daneben sitze.
Aus den Hochstuhl möchte sie nach ca. 2 Minuten auf meinen Schoß. Da bin ich konsequent und sage "Nein". Das klappt meistens für ca. 10 Minuten.
Zur Zeit besuchen wir einen Baby Kurs mit Abstandregeln. Am Anfang ist Sie skeptisch und klebt an mir. Wenn ein Kind näher kommt, spielt sie mit ihn. Aber zu den "Attraktionen" in der Mitte muss ich immer mit und auch dort entfernt Sie sich keinen Meter von mir. Die anderen Kinder krabbeln durch den ganzen Raum und spielen alleine, während die Mütter auf ihren Matten sitzen bleiben. Ich möchte Sie nicht vergleichen, aber Sie ist schon sehr anhänglich und ängstlich.

Ich gebe ihr die Nähe und versuche alles im Haushalt Am Abend zu erledigen.

Hat jemand Erfahrungen?
Sie nörgelt nicht, sondern weint bitterlich wenn ich etwas ohne Sie mache im Haushalt.

Liebe Grüße

 
7 Antworten:

Re: Sehr ängstliche Tochter

Antwort von Windpferdchen am 15.10.2020, 18:56 Uhr

Manchmal (nicht immer!) liegt es an beiden Seiten, wenn ein kleines Kind sehr anhänglich ist. Vielleicht gibst auch Du sie nicht gern aus der Hand, bist eher ängstlich und vertraust sie nicht gern Deinem Partner oder einem Großelternteil etc. an? Ängstliche, besorgte Mütter haben oft klammerige Kinder. Es ist wichtig, so etwas eventuell bei sich selbst aufzuspüren, sonst kann man das Problem nicht lösen, die Angst beim Kind nicht auflösen, denn sie ist dann nur ein Spiegel der eigenen Angst.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Deine Tochter ist jetzt ein Kleinkind. Sie darf - im Gegensatz zu einem neugeborenen Säugling - die Erfahrung machen, dass die Wünsche von Kind und Mutter nicht immer übereinstimmen. Dass es da Konflikte und Widersprüche gibt. Und sie kann das jetzt von ihrem Alter her auch aushalten. Die frühere symbiotische Beziehung zwischen Mutter und Kind löst sich in diesem Alter (dem Selbständigkeitsalter) allmählich etwas. Manchmal fällt es uns Müttern schwer, diese allmähliche Ablösung zum einen selbst zu akzeptieren, und sie zum anderen unserem Kind auch zuzutrauen.

Deine Tochter darf jetzt ein paar Minuten protestieren, wenn Du ihre Wünsche nicht erfüllst. Das ist nicht schädlich, solange Du freundlich, anwesend, gelassen und ruhig bist. Sie hat das Recht, zu protestieren, das ist ganz natürlich, wenn man eine liebgewonnene Gewohnheit (die Dauerbeschäftigung und das Dauer-Getragenwerden von Mama) aufgeben soll. Wieso sollte Deine Tochter das auch freiwillig wollen?

Trotzdem darfst Du den Konflikt aushalten und Dich schrittweise durchsetzen, indem Du die Abstände zwischen Protest und Hochheben langsam vergrößerst. Denn auf gar keinen Fall musst Du sie den ganzen Tag herumtragen oder auf Deinem Schoß sitzen lassen und die Hausarbeit abends machen. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat eine Mutter ihre wichtige Arbeit nicht gemacht, um ihr Kind zu tragen. Sondern bei allen Naturvölkern (die fast immer eine gesunde und innige Beziehung zu ihren Kindern haben), läuft das Kind nebenher mit. Zwar nahe bei oder an der Mutter (solange sie es auf dem Rücken tragen kann), aber nicht im Fokus der Mutter.

Wenn Du Dich total von Deinem Kind okkupieren lässt, hat es keine Chance, die jetzt natürliche und nötige, kleinschrittige Ablösung und den Weg ins Kleinkindalter (sog. Autonomiealter) zu schaffen. Auch deshalb ist es wichtig, dass Du zwar die Bedürfnisse Deiner Maus erkennst, spiegelst und weitmöglichst erfüllst, zugleich aber auch Deine Arbeit machst und auf Deine eigenen Bedürfnisse achtest. Und hier darfst Du auch etwas straight sein. Totale Nähe, totale Symbiose, ständiges Zur-Verfügung-Stehen fürs Kind ist jetzt nicht mehr altersgemäß.

LG

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Re: Sehr ängstliche Tochter

Antwort von KleinesGlück91 am 15.10.2020, 20:05 Uhr

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ich würde nicht sagen, dass ich zu sehr klammer. Im Gegenteil bin ich selber kaputt und gebe Sie "gerne" mal ab.
Ich versuche es ihr immer verständlich zu machen, dass es gerade nicht geht bzw. Sie kurz warten muss. Ich versuche Sie dann auch abzulenken und Ihr nicht immer Ihren Willen zu geben. Ich trage Sie auch nicht viel herum, aber nehme Sie oft auf den Arm wenn Sie weint. Da sollte ich vermutlich abwägen, ob es wirklich notwendig ist.
Sie kann auch spielen, allerdings muss ich genau daneben sitzen. Sie spielt sehr gerne und viel am Tag. Wenn ich Besuch bekomme, spielt sie auch mit den vertrauten Personen. Ich "darf" nur nicht den Raum verlassen bzw. Weiter weg setzen. Sie weint und lässt sich nicht ablenken.
Ich werde mir deine Tipps zu Herzen nehmen und versuchen umzusetzen.
Vielleicht kann ich ihr so die Angst nehmen und Sie bekommt mehr Vertrauen.

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Re: Sehr ängstliche Tochter

Antwort von Baerchie90 am 15.10.2020, 20:33 Uhr

Meiner Erfahrung nach ist das auch einfach eine Typ-Sache.
Ich habe zwei Kinder, das erste ist "immer mitten Mang", kaum zu stoppen, immer auf Entdeckungstour.. und so ist er auch heute mit 7 noch. Wenn er "anhänglich" wird, dann brütet er irgendwas aus.. "einfach so" kuscheln oder Nähe suchen gibt's bei ihm nicht wirklich
Tja und dann kam Nummer zwei (bei der ich wesentlich entspannter war, da ich ja bereits Erfahrung sammeln durfte), fremdelte stark, sehr schüchtern und zurück haltend, brauchte immer 30 Minuten "zum Auftauen", danach konnte sie auch etwas abseits mit anderen Kindern spielen oder sich von anderen bespaßen lassen, aber wehe jemand neues kam dazu (der könnte ja beißen ) oder - Gott bewahre - ich machte Anstalten mich zu bewegen.
Mit zunehmendem Alter ließ das langsam nach und sie brauchte immer weniger Zeit zum "Auftauen", fing direkt an zu spielen, wenn wir bekannte Freunde / Verwandte trafen (das müsste so mit 3 - 4 Jahren gewesen sein).. aber sie ist vom Wesen her immer noch eher ruhig und versichert sich immer, das wir in der Nähe sind. Von Trennungen (zb morgens im Kiga) ist sie (inzwischen 5 Jahre) noch immer nicht begeistert, auch wenn sie sich so langsam doch damit abfindet.
Vor kurzem hatten wir wieder einen kleinen "Durchbruch", seit dem traut sie sich ganz alleine zu fremden Hundebesitzern zu gehen und diese zu fragen, ob sie deren Hunde streicheln darf - zuvor musste ich das immer machen, während sie sich hinter mir verkroch..

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Re: Sehr ängstliche Tochter

Antwort von KleinesGlück91 am 16.10.2020, 11:42 Uhr

Vielen Dank für deine Antwort. Ich bin auch ein ruhiger und schüchterner Typ. Wahrscheinlich hat Sie es ihrer DNA . Trotzdem werde ich versuchen Sie selbstständiger und selbstsicher zu erziehen. Soweit es möglich ist, wenn es ihr Charakter ist.

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Re: Sehr ängstliche Tochter

Antwort von Alteisenfrau am 21.10.2020, 7:07 Uhr

Wir haben das auch gehabt, aber das war nur eine Phase. Sie braucht Dich noch in ihrer Nähe und wird, wenn sie jetzt krabbelt und bald zu Laufen beginnt, ganz von selbst loslassen.

Was ich bei uns ganz wichtig fand, war sie machen zu lassen und nicht überall reinzugrätschen, auch wenn's manchmal Blödsinn ist.
Sie war nie ängstlich, aber anhänglich- und das sind 2 verschiedene Paar Schuhe.

Integriere sie beim Wäsche aufhängen und bei der Hausarbeit. Sie will bestimmt schon helfen. Auch in der Küche kann sie die Kartoffelschalen schon ganz klein machen und in den Eimer tun oder helfen, die Spülmaschine auszuräumen. Meine hat sie immer gern sauber gemacht und mit einem Lappen abgewischt.
Das dauert noch lange, bis sie mal allein was im Nebenzimmer macht. Bei uns kam das mit 1,5 Jahren.
Manchmal ist das sehr stressig und vieles bleibt auch liegen.
Sie will dabei sein und mitmachen. Sich gebraucht fühlen. Das ist schon alles.

Ein Kehrblech mit Besen hilft da schon viel.

Und noch eins. Wenn du rausgehst sag ihr Tschüss und wann du wiederkommst. Und dass Oma solange für sie da ist. Gibt erstmal Tränen, hilft dann später aber auch in der Kita.

Viel Erfolg und gute Nerven!

LG Christiane

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Re: Sehr ängstliche Tochter

Antwort von KleinesGlück91 am 21.10.2020, 7:13 Uhr

Hallo. Sie krabbelt schon sehr lange und läuft kurze Strecken. Eigentlich wurde es "schlimmer" seit sie krabbelt.
Ich lass Sie auch ihr Ding machen und sie hilft mir schon lange im Haushalt, aber ich muss dabei neben ihr sitzen. Ich kann nicht stehen und die Wäsche abnehmen und ihr unten auf den Boden geben (als Beispiel). Wenn ich das Bad putze, dann "putzt" Sie mit einen Lappen die Badewanne von außen. Bewege ich mich sber weiter weg (zum Waschbecken, das 2 m neben ihr ist) fängt Sie schon an zu weinen und will sofort zu mir.
Ich mache dann schnell fertig und rede ruhig auf Sie ein.
Ich hoffe, dass die Phase bald vorbei ist
Aber vielen Dank für deine Tipps.

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Re: Sehr ängstliche Tochter

Antwort von Alteisenfrau am 21.10.2020, 11:50 Uhr

So extrem war's bei uns nicht.
Fürs Tragetuch ist die ja nun auch schon zu schwer. Da bin ich mit meinem Latein auch am Ende und hoffe, dass diese Phase bald vorbei ist.
Warum hat sie derartige Verlustängste? Der Frage sollte man vielleicht einmal nachgehen und dort auch ansetzen bei der Bewältigung.

Meine Kleine hat keine Verlustangst mehr seit sie versteht, dass ich wiederkomme, wenn sie mal kurz bei der Oma ist.

Alles Gute

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