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Geschrieben von Silbersternhauch am 30.05.2022, 17:43 Uhr

Kleinkind schlägt und tritt aus Spaß

Hallo,
wir sind gerade etwas ratlos. Unser Sohn, 22 Monate haut und tritt uns seit 2 Wochen fast täglich. Beim Wickeln tritt er häufig mehrfach in unser Gesicht. Beim zu Bett bringen haut er massiv und stark und lacht dabei. Teilweise 20 Mal oder häufiger. Auch so kommt er tagsüber ständig an, kneift mich, spuckt nach mir oder meinen Mann oder versucht seiner Schwester, 8 Wochen, auf den Kopf zu hauen.

Wir haben viel versucht. Ruhig nein gesagt und ernst geschaut, kurz erklärt, dass Hauen verboten ist und weh tut und dann abgelenkt. Er lacht nur und kommt bald wieder an. Zudem kann man beim zu Bett gehen schlecht ablenken. Er soll ja schlafen. Dafür liegen wir neben ihm auf einer Matratze, bis er eingeschlafen ist.
Dann bekamen wir den Tipp die Hand festzuhalten, damit er nicht mehr hauen kann und erst wieder loszulassen, wenn er verspricht nicht mehr zu hauen. Mal lacht er dann einfach weiter, mal nölt er kurz, wenn er nicht los kommt und haut dann gleich grinsend wieder, wenn man ihn loslässt.

Dabei bekommt er extrem viel Aufmerksamkeit. Wir sind beide in Elternzeit. Großeltern kommen oft und sind super bemüht. Ich als Mama spiele deutlich mehr mit ihm, als dass ich am Baby bin.

Am besten klappt eigentlich nach dem Nein Sagen die Aufmerksamkeit entziehen. Gehe ich weg und sage, ich spiele nicht gerne mit ihm, wenn er mich anspuckt oder kneift, kommt er gleich hinterher und hilft mir z B. Beim Wäsche machen.
Das geht aber nicht beim Wickeln oder ins Bett bringen.

Habt ihr da Erfahrungen und Tipps?

 
4 Antworten:

Re: Kleinkind schlägt und tritt aus Spaß

Antwort von mellomania am 30.05.2022, 17:58 Uhr

da würde er bei mir aber alleine ins bett gehen. wenn er beim zubettgehen haut, würde ich weggehen und ihm erklären, dass er jetzt alleine einschlafen muss weil er haut. 20 mal würde er das bei mir auch nciht machen. die konsequenzen scheinen zu gering für ihn. wenn er beim spielen haut oder sonstwas, wird das spiel von mir abgebrochen werden. wickeln? dann eben nicht, dann rennt er mit der vollen windel rum. vom wickeltisch runter, fertig. wenn er eine neue hose möchte, kann er kommen, ohne hauen und treten. und zwar spätestens beim zweiten mal. beim ersten mal hinweis, dass es wehtut und das beendet wird, was gerade stattfindet wenn er es nochmal macht. und wenn er es mach, beenden. egal ob wickeln, spielen oder ins bett bringen. wenn ihr immmer wieder kommt macht er weiter.

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Re: Kleinkind schlägt und tritt aus Spaß

Antwort von MamavonMia123 am 30.05.2022, 18:25 Uhr

Ich glaube da braucht ihr einfach viel Geduld. Der arme ist vor 8 Wochen großer Bruder geworden und sicherlich sehr aufgewühlt und verwirrt, fühlt sich verlassen und muss seinen neuen Platz in der Familie finden.
Ich finde ihr macht das schon ganz gut. Wenn ihr akut getreten oder was auch immer werdet, distanziert euch ganz kurz und sagt, dass ihr das nicht mögt. Ihr solltet aber auf keinen Fall nachtragend sein, sondern ihm schnell im Anschluss ein alternatives Spiele oder Kuschel-Angebot machen. Natürlich nur solange er nicht wieder tritt, usw, usw.
Zeigt ihn, dass Eure Liebe bedingungslos ist, aber dass ihr nicht gerne spielt, vorlest etc, wenn ihr geärgert werdet.
Es wird sich sicher wieder einspielen, wenn er sich Eurer bedingungslosen Liebe wirklich sicher sein kann.

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Nicht aus Spaß

Antwort von Banu28 am 31.05.2022, 8:51 Uhr

Hallo,

naja, es gibt keinen Erziehungstipp, der das mal eben abstellen kann. Hier spielen einfach zwei Faktoren eine Rolle.

Zum einen ist er natürlich eifersüchtig aufs Baby. Das kannst Du nicht vermeiden, egal wie gut er betüddelt wird oder wie viel Aufmerksamkeit er bekommt. Geschwistereifersucht ist etwas Natürliches. Sie äußert sich manchmal direkt – als Wut gegenüber dem Baby, häufiger aber indirekt – durch „anstrengendes“ Verhalten des älteren Kindes. Ich kenne das auch von meinen Kindern nur zu gut.

Zum anderen ist Dein Sohn in einem Alter, wo manche Kinder noch sehr stark motorisch agieren (also nicht mit Worten) und wo ihre Impulskontrolle noch schwach ausgeprägt ist. Das heißt: Ihr Verhalten passiert ihnen einfach, sie können es selbst nicht steuern. Ermahnungen, Erklärungen, Konsequenzen und Neins sind deshalb wenig erfolgreich.

Zu seinem Lachen: Das Kind scheint einen dabei nicht ernst zu nehmen. In Wirklichkeit ist dieses Lachen eine sogenannte Übersprunghandlung: Das Kind ist emotional gerade angespannt durch das zu erwartende Schimpfen oder auch durch seine Eifersuchtsgefühle, und diese Spannung entlädt sich in Lachen. Das wird ja von vielen Eltern falsch verstanden. In Wirklichkeit findet das Kind seine Situation gar nicht lustig, sondern es agiert auf diese Weise seine Gefühle aus. Dieses Phänomen ist bei Entwicklungspsychologen gut bekannt, fast jedes Kind hat so eine Phase.

Ich weiß, das alles ist irre anstrengend, das ging mir in diesem Alter der Kinder auch so. Es ist kaum möglich, da immer geduldig zu bleiben. Aber mir half es, als unsere Kinderärztin mir das mit der Übersprunghandlung und dem Lachen erklärt hat. Es zeigt einen Konflikt: Das Kind möchte Aufmerksamkeit, und es leidet unter dem sehr gemeinen Gefühl der Eifersucht, denn die tut richtig weh, wie ja auch Erwachsene wissen. Das Gemisch entlädt sich dann in Treten, Hauen und Lachen.

Was Du tun kannst: Genau das, was Du bereits tust. Möglichst nicht darauf einsteigen. Möglichst gelassen bleiben und das Kind verstehen, auch wenn das sehr schwer fallen kann. Deutliche „Neins“ sagen, das Kind dabei auch mal kurz nachdrücklich festhalten, wenn es tritt.

Was langfristig hilft: Dem Kind Wörter schenken für seine Gefühle. Dein Sohn wird bald gut sprechen. Schon jetzt kannst Du daher beginnen, seine Gefühle zu benennen: „Ich sehe, du bist wütend.“ „Oh, du bist fröhlich, das geht mir auch so!“ „Ich glaube, du bist gerade traurig, weil …“ So in der Art. Das hat bei meiner Tochter damals sehr gut geholfen. Mit etwa dreieinhalb Jahren konnte sie ihre Gefühle so gut in Wörtern ausdrücken, dass sie sie nicht mehr körperlich ausagieren musste.

Mach‘ das mit dem Benennen von Gefühlen zu einer festen Gewohnheit und mehrmals täglich. Ruhig bis ins Schulalter hinein. Es ist sooo wertvoll, man bekommt ein Kind, das sich und seine Gefühle gut kennt, sie aussprechen und sich auch gut verbal gegen andere behaupten kann. Wer Wörter hat, braucht nicht hauen, um seinen Frust oder seine Anspannung auszudrücken.

LG

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Re: Nicht aus Spaß

Antwort von Silbersternhauch am 31.05.2022, 12:22 Uhr

Danke für die ausführliche Antwort.
Das mit der Übersprungshandlung hatte ich auch schonmal gelesen. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, ist sein Grinsen dann auch nicht mehr so frustrierend für einen selbst.
Ich hoffe, es geht ihm bald besser. Er ist seit Ankunft seiner Schwester komplett aus der Spur geraten und leidet so sehr, ohne dass man ihm viel helfen kann...

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